Die britische Fernblockade 1914-1918

Zu den Eskalationsstufen des Blockadekriegs gemäß Seekriegsrecht:

a) GB änderte zunächst die Abstufung der Kriegskonterbande ab (zB Order vom 21.9.1914). Es gab die Abstufungen absoluter (Art. 22), relativer Konterbande (Art. 24) sowie nicht als Konterbande zu behandelnder Gegenstände (sog. Freiliste, Art. 28 der - nicht ratifizierten - Londoner Seerechtserklärung von 1909). Gegenstände der Freiliste (Eisen, Kupfer, Blei, Gummi etc) wurden zu relativer Konterbande, als relative Konterbande genannte Gegenstände zu absoluter Konterbande (Order vom 23.12.1914, zB zahlreiche Erze) erklärt.

b) die Order vom 20.8.1914 setzte zudem bereits weitere "Vermutungen" für die feindliche Bestimmung der Güter, sowie Aufbringungen wegen relativer Konterbande. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen wurden also verwischt. Die Anwendung der Londoner Grundsätze von 1909 wird zugesichert, "so far as may be practicable".

c) Beschlagnahmen wurden am 20.8.1914 ausgedehnt, soweit Konterbande während der gesamten Schiffsreise befördert worden war, also auf früheres Verhalten abgestellt wurde.

d) das Durchsuchungsrecht wurde auf die Einbringung der neutralen Schiffe in britische Häfen ausgedehnt, wohin sie beordert werden konnten. Diese Praxis war neu.

e) neutrale Häfen wurden mit (feindlichen) deutschen Häfen bzgl. des Konterbanderechts gleichgestellt, falls die Vermutung bestehen würde, dass über diese Häfen unmittelbar deutsche Streitkräfte beliefert werden würden (Order vom 29.10.1914).

Soweit handelt es sich um umstrittene Aspekte des Seekriegsrechts, insbesondere bei der Frage, ob die Londoner Erklärung von 1909 im Grundsatz, oder buchstäblich zur letzten Einzelregelung anwendbar war.

Es folgte die Seesperre (Blockaderecht),

f) zunächst, indem die Nordsee zum Kriegsgebiet durch Bekanntmachung vom 2.11.1914 erklärt worden ist (military area). Der Schifffahrt wurden nun zur Vermeidung von Angriffen und Gefahren feste Routen zur Nordsee durch britisch beherrschte Seegebiete vorgegeben, wodurch sich die neutrale Schifffahrt umfassend kontrollieren ließ. Damit war bereits eine Vorstufe des Navicert-Systems von 1916 gegeben.

Ausweislich der Bekanntmachung wurde diese Form der ausgeübten Blockade nicht auf Seekriegsrecht gestützt (was auch nicht möglich war, da seit der Pariser Erklärung von 1856 nur die "effektive" Blockade zulässig war), sondern sie wurde als Repressalie für den deutschen Minenkrieg begründet: "During the last week the Germans have scattered mines indiscriminately in the open sea on the main trade route from America to Liverpool"). Die Zulässigkeit der Repressalie war umstritten. Deutscherseits wurde mit den niederländischen Statistiken für angeschwemmte Minen argumentiert, die überwiegend britisch waren. Darauf stellte allerdings die britische Repressalie überhaupt nicht ab, während die Minenlegung im beanstandeten Bereich nicht bestritten worden ist. Bereits am 26.9.1914 hatte die britische Regierung gegen die Minenlegung protestiert und auf das anerkannte Verbot mit dem Zitat des deutschen Delegierten auf der Haager Konferenz 1907 hingewiesen: "Wir beabsichtigen nicht, wenn ich mich eines Ausdrucks des britischen Delegierten bedienen darf, Minen in alle Meere zu streuen. ...Wir sind nicht der Meinung, dass alles erlaubt sei, was nicht ausdrücklich verboten ist." (das Zitat ließe sich im übrigen auch auf den UBoot-Krieg einerseits, und auf die Bewaffnung von Handelsschiffen andererseits anwenden. ;) )

g) es folgten weitere Verschärfungen des Konterbanderechts als Reaktion auf die Erklärung des deutschen UBootkrieges, dann mit Order vom 11.3.1915 (Baumwolle von Freiliste zur absoluten Konterbande) sowie 14.10.1915 (sämtliche Nahrungsmittel). Ebenfalls am 11.3.1915 wurde als Repressalie auf den deutschen UBootkrieg eine Sperre aller deutschen und benachbarten neutralen Häfen verfügt. Bezgl. der neutralen Häfen wurde auf verfrachtete Waren abgestellt, die sich bereits in deutschem Eigentum befanden oder deutsches Bestimmungziel hatten.

h) das Seebeuterecht wurde mit Order vom 20.10.1915 ausgeweitet, so dass Beschlagnahme des - neutralen Schiffes - möglich wurde, wenn ein nur geringer Teil der Fracht deutsche Bestimmung hatte; ein Schiff wurde als feindlich angesehen, wenn es unter neutraler Flagge fuhr, aber Kommandant und Besatzung feindliche Staatsangehörige waren.

i) am 13.4.1916 wurde schließlich eine einzige Konterbandeliste veröffentlicht, womit der Unterschied zwischen relativer und absoluter Kb. aufgehoben wurde.

Soweit die Abstufungen in der durchgeführten "Seeblockade". Die Abstufungen der Konterbande waren insbesondere bedeutsam für die Behandlung des untersuchten Schiffes und seiner Ladung sowie der Besatzung.

Die Daten sollen verdeutlichen, dass hier durchaus eine Eskalation im Seekrieg bzw. in der realisierten Blockade zu sehen ist, wenn allgemein von "britischer Seeblockade" gesprochen wird. Diese Eskalation geht einher mit der deutschen Seekriegsführung, und wurde beiderseits jeweils mit Verweis begründet, um gegenüber den neutralen Staaten argumentieren zu können.

Dokumente nach Völkerrecht im Weltkrieg, Dritte Reihe, Vierter Band, Der Unterseebootkrieg, S. 107 - 359.
 
Zwei Zitate zur Blockade und zur deutschen Strategie:

In der Denkschrift 1910 über Nord- und Ostsee als Kriegsschauplatz nahm v. Fischel, Chef des Admiralstabes, an, dass lediglich leichte britische Streitkräfte die enge Blockade herbeiführen, während das Gros der britischen Flotte in schottischen Häfen versammelt bleibt.
Hubatsch: Der Admiralstab und die obersten Marinebehörden in Deutschland 1848-1945, S. 145.

Ganz geheime Denkschrift des Admiralstabes vom Frühjahr 1913:
Wir wissen, dass der Gegner seine Linienschiffsverbände zunächst weit zurückhalten will, möglichenfalls in englischen Gewässern. ... erst wenn der Gegner sein Gros in die Nähe der Deutschen Bucht gebracht hat, würde die Schlacht der Flotten gesucht werden.

Ein Kriegsspiel des Admiralstabes im Februar 1914 gab die Bestätigung, dass sich die englische Flotte voraussichtlich außerhalb der Reichweite der deutschen Torpedoboots- und Unterseebootsstreitkräfte halten würde.

Güth, Von Revolution zu Revolution - Entwicklungen und Führungssprobleme der Deutschen Marine 1848-1918, S. 129: "Ein Seekrieg, in dem alles anders kam", S. 129.
 
In der Denkschrift 1910 über Nord- und Ostsee als Kriegsschauplatz nahm v. Fischel, Chef des Admiralstabes, an, dass lediglich leichte britische Streitkräfte die enge Blockade herbeiführen, während das Gros der britischen Flotte in schottischen Häfen versammelt bleibt.

Meinst du den Chef des Admiralstabes Admiral Wilhelm von Büschel?
 
Nein, sondern

Bundesarchiv: N 253 / 232 "Ostssee oder Nordsee als Kriegsschauplatz", Denkschrift von Max von Fischel als Chef des Admiralstabs der Marine mit Randbemerkungen von Tirpitz


Interessant sind die Überlegungen deshalb, weil sie vor der tatsächlichen britischen Reaktion liegen und diese aber richtig antizipieren.
 
Die Überlegungen mussten mit dem Anwachsen der deutschen Flottenstärke zwangsläufig kommen. Das war keine Überraschung, sondern lag in der Natur der Sache. Unsicher war der Zeitpunkt der Strategieänderung. Bei den tatsächlichen Überlegungen der Engländer spielten die deutschen Minen, also die Minenfelder in der deutschen Bucht eine wichtige Rolle (es ging also nicht nur um Schiffe, vgl. auch Normann Youngblood, Development of Mine Warefare).

Was allerdings nicht so ganz passt, sind die Ausführngen von Scheer in seinem Buch "Hochseeflotte im Weltkrieg". Er schreibt nämlich, dass alles auf einen Angriff der Engländer in die Deutsche Bucht ausgerichtet war.
 
Was allerdings nicht so ganz passt, sind die Ausführngen von Scheer in seinem Buch "Hochseeflotte im Weltkrieg". Er schreibt nämlich, dass alles auf einen Angriff der Engländer in die Deutsche Bucht ausgerichtet war.

Damit hat ja auch recht.

Es reicht eben nicht, nur ein paar Schiffe zu präsentieren. Die Hochsee-Amateure haben den Flottenbau ohne Weitsicht betrieben; die Risikoflotte - mal ganz abgesehen von der Illusion einer perspektivischen Anziehungskraft auf Großbritannien in ein Bündnis - hat in dem Moment ihre Wirkung verloren, als die vorherrschende Seemacht die Strategie einfach wechselte, weil sie materiell dazu in der Lage war und geographisch beliebig verfahren konnte. Es blieb für das Deutsche Reich das harte Faktum einer Badewanne Nordsee, aus der die Hochseeflotte schon technisch bedingt und mangels geeigneter Stützpunkte nicht herauskommen konnte - bis zum U-Boot-Krieg.


Ein OT-Hinweis zum "ausgerichtet": darauf könnte man sogar das Primat der Panzerung und Widerstandskraft des deutschen Schlachtschiffbaus zurückführen: Nordsee-Schlachtschiffe, nicht kaputt zu kriegen, erreichen von Helgoland selbst mit schwersten Schäden die Werft. Die konstruktive Tradition reicht dann bis zur BISMARCK.
 
silesia, ich ziehe mal die Brille eines Hochsee-Amateurs auf:

Etwa 1906 zog die Navy derart viele Schiffe in den Heimatgewässern zusammen, dass man von einer Art 'overkill' (der deutschen Marine, dem einzig verbliebenen Gegner) sprechen kann. Der Preis: Die Weltmacht England brauchte im Mittelmeer und Fernost Stellvertreter (Frankreich, Japan). Allerdings konnte England Deutschland mit einer engen Blockade bedrohen. Um 1912 ging das nicht mehr. Die Risikoflotte zeigte Wirkung.

Die weite Blockade war ein Produkt der Not. Sie war deutlich weniger effetiv (historische Erfahrungen waren nicht ermutigend, die Blockade gegen Napoleon dauerte zwanzig Jahre, die der Nordstaaten fünf, entscheidend waren beide nicht), die Ostsee (für die wichtigen Erzlieferungen) fällt ganz aus dem Anwendungsbereich heraus und politisch sehr heikel. Ein (von Importen abhängiger) Industriestaat war freilich eine andere Sache. Dennoch war man für eine gewisse Zeitspanne beruhigt, da man hoffte Importe über Neutrale beziehen zu können. Zurecht: in den ersten fünf Kriegsmonaten hat die Navy von 773 amerikanischen Handelsschiffen (Bestimmungshäfen in Niederlande, Dänemark, Norwegen, Schweden, Italien) 45 vor ein Prisengericht gebracht und davon bei 8 die Ware konfisziert. Grey war sehr deutlich: "Der sicherste Weg den Krieg zu verlieren, ist Amerika zu verärgern." Das sind deutliche Worte, allein glaubt man offensichtlich nicht Deutschland schlagen zu können.

Wirkung auf Neutrale erzielt England durch den einzigartigen Nimbus der (unbesiegbaren) Navy. Fällt der weg, kann man (aufgrund der hohen zahlenmäßigen Überlegenheit) immer noch blockieren, aber eben nicht mehr auf die Neutralen wirken (Norwegen, habe ich gelesen, erzielte erhebliche Vermögenszuwächse durch den Handel mit Deutschland im Krieg). Das ist der entscheidende Punkt: Deutschland durfte nicht passiv bleiben.

Daher die Forderung der Operationsabteilung und von Tirpitz nach der Seeschlacht. Zu Beginn des Krieges standen 20 Großlinienschiffe und 4 Schlachtkreuzern (England) 15 Großlinienschiffe und 3 Schlachtkreuzern (Deutschland) gegenüber (Zahlen nach Köbis17). Das war immer noch eine beachtliche Überlegenheit (etwas Statistik, die wohl auch Tirpitz vorschwebte: die an Schiffen unterlegene Partei siegte in Trafalgar 1805, Lissa 1866, Tsusima 1905, in Navarino 1829 war die Siegpartei auch an Schiffen überlegen, in Abukir 1789 waren die Verhältnisse ausgeglichen). Es gab durchaus Faktoren, die für die Deutschen sprachen: Schießleistung, Befehlsübermittlung, Brandsicherung (oder war das erst nach der Doggerbankschlacht?), Panzerung, Minen, U-Boote (zur Aufklärung). Als eine Art "Wunderwaffe" bezeichnet Tirpitz immer gern die deutschen Panzergranaten, bei entsprechendem Wetter die Luftschiffe.

Die Schlacht wäre nur um Helgoland geschlagen worden, wenn England angegriffen hätte (und am 09. September 1914 gab es solch einen Versuch der Navy, was oft vergessen wird). Und da wären die Minenfelder ein ausgleichender Faktor gewesen, das sahen auch die Engländer so (daher Abbruch der Operation vom 28. September 1914).
Die Flotte war geschaffen, um „zwischen Helgoland und der Themse die größtmögliche Wirkung zu erzielen“. Ihr Revier war also die südliche Nordsee, nicht die Deutsche Bucht. Ein Nachteil einer Schlacht bei Helgoland wäre, dass die Engländer die Initiative hätten. Der Nachteil entfiele, wenn man selbst aktiv wird. Da die Grundmuster der deutschen Operationen gleich sind, will ich hier die Strategie der geplanten Kanalschlacht 1918 zugrunde legen: Kreuzerangriffe auf die Themsemündung und Flandern, um die Navy nach Süden zu locken, Auslegen neuer Minenfelder auf diesem Weg, Bereitstellung der Hochseeflotte bei Hoofden.
Das deutsche Problem war ein verfassungsrechtliches: Oberbefehlshaber der Hochseeflotte war mit Wilhelm II. ein interessierter Laie. Die über ein Jahrzehnt zur Schlacht herangebildete Flotte sollte (nach der gründlich misslungenen Helgolandschlacht) Kleinkrieg führen. Auch dieser Herausforderung wurde die – sehr fähige - Operationsabteilung gerecht, wie die Planungen zu Scarborough zeigten. Allerdings konnte dieser Angriff nur geführt werden, wenn kaiserliche Weisungen missachtet wurden, wozu die Fachleute offensichtlich bereit waren. Allerdings nur bis zu gewissen Grenzen. Und so drehte Ingenohl am 16.12.1914 mit der Hochseeflotte ab, kurz bevor er – genau nach Plan – deutlich schwächeren englischen Kräften gegenüber stand (vier Schlachtkreuzer von Beatty, sechs Dreadnoughts von Warrander und vier leichten Kreuzern von Goodenough). Angeblich tobte Wilhelm II, weil Ingenohl seinen Befehl beachtet hat.
Das flottenmäßig unterlegene Deutschland nutzte 1914 effektiv weitere Möglichkeiten: Der Dreadnought HMS Audacious (Baujahr 1912) lief am 27.10.1914 auf eine deutsche Mine und sank vor der nordirischen Küste (von der Navy bis nach dem Krieg verheimlicht, allerdings war es in amerikanischen Zeitungen zu lesen). Das Schlachtschiff HMS Bulwark (Baujahr 1899) explodierte am 26.11.1914 in Sheerness – vermutlich ein Anschlag eines deutschen Sabotagekommandos.
 
@Admiral,

die Zahlen sind nicht ganz richtig, siehe oben #46-54, ich sehe derzeit als Ergebnis folgende Verhältnisse:

August: 20+4 zu 13+3, also 24/16
September: 22+4 zu 14+3, also 26/17
Oktober: 23+6 zu 14+3, also 29/17 (minus Audacious)
November: 23+6 zu 14+4, also 29/18

Beim zufälligen Aufeinandertreffen mit schwächeren Teilen der britischen Schlachtflotte, wäre das Ziehen auf die Hochseeflotte gelungen, ist der einfache Rückzug zu beachten. Ansonsten sind die Zeitfenster zu beachten, in denen jeweils ein Geschwader zu Schießübungen in der Ostsee abhanden kam. Dafür liegen mir aber derzeit keine Daten für August-Oktober 1914 vor. Läßt sich aber sicher recherchieren.


Die Überlegenheit der deutschen Schlachtschiffe im Vergleich halte ich für eine Legende; Skagerrak taugt nur für den Nachweis der Verletzlichkeit der Schlachtkreuzer-Konstruktionen. Insofern würde ich dem hier nicht zustimmen:
Es gab durchaus Faktoren, die für die Deutschen sprachen: Schießleistung, Befehlsübermittlung, Brandsicherung (oder war das erst nach der Doggerbankschlacht?), Panzerung, Minen, U-Boote (zur Aufklärung). Als eine Art "Wunderwaffe" bezeichnet Tirpitz immer gern die deutschen Panzergranaten, bei entsprechendem Wetter die Luftschiffe.
U-Boote und Minen werden auch für die Hochseeflotte zur Gefahr, sofern offensive Aktionen wie etwa gegen die Truppentransporte erfolgen sollten. Durch die Vorwarnzeit (siehe die deutsche Vorkriegs-Studie dazu) wären die Briten zudem in der Lage, die Transporte angemessen zurückzuziehen. Sobald das Helgoland-Szenario fällt (wie der kluge Admiralstab prognostizierte), sind die Karten neu gemischt. Hinzu kommt, dass die immer kalkulierte Unterstützung der Hochseeflotte durch Torpedoträger bei weit vorgeschobenen Vorstößen fraglich ist. Das kann man mal gesondert untersuchen.

Zu den technischen Aspekten: Schießleistungen, Panzerstahl und Konstruktion, Qualität der Granaten, Brandsicherung, wäre sicher ein Extra-Thema angebracht. Ich würde dann gerne die These vertreten, dass hier eine Ausgeglichenheit bestand, auch wenn das in der deutschen Literatur anders dargestellt wird.
 
Und bei allen darf man nicht vergessen, dass die Alliierten über das Signalbuch der Deutschen verfügten. Zwei Ausgaben davon sind ja bekanntermaßen den Russen nach der Strandung des Kreuzers "Magdeburg" in die Hände gefallen. Die Russen haben dann den Engländern die Ausgabe Nr. 151 überlassen. Deshalb waren die Alliierten in dem Vorteil, deutsche Funksprüche mitlesen zu können.

Ein Nachteil, der sich dann im II. Weltkrieg für die deutsche Marine durch den Verlust der dreiwalzigen Enigma erneut wiederholen sollte.
 
@Admiral,

die Zahlen sind nicht ganz richtig, siehe oben #46-54, ich sehe derzeit als Ergebnis folgende Verhältnisse:

August: 20+4 zu 13+3, also 24/16
September: 22+4 zu 14+3, also 26/17
Oktober: 23+6 zu 14+3, also 29/17 (minus Audacious)
November: 23+6 zu 14+4, also 29/18

Du zweifelst meine Zahlen an?

Welche Schiffe standen August 1914 im Dienst?
Nassau-Klasse, macht 4
Helgoland-Klasse, macht 4
Kaiser-Klasse, macht 5
und vorzeitig 2 der König-Klasse: SMS König am 10. Aug Indienststellung
und SMS Großer Kurfürst am 30. Juli.

Macht insgesamt 15 Schiffe, oder?

Man könnte sich jetzt darüber Streiten, ob die Schiffe schon voll Einsatzfähig waren und nach ihrer Indienstnahme alle Probefahrten sowie das Einfahren der Mannschaft abgeschlossen war. Aber ich denke, daß hier das Indienstellungsdatum auch einen Kriegseinsatz ermöglicht.
 
Du zweifelst meine Zahlen an?

Hallo Köbis,

würde ich nie tun :nono:

Wir haben das oben erarbeitet, nun nochmal als Hinweis nach Marinearchiv, Nordsee-Band 1:

Zur Flotte kamen hinzu - und die Indienststellung ist keine Gefechtsbereitsschaft:

Großer Kurfürst September 1914 (In Dienst 30.7.1914)
König Februar 1915 (in Dienst 9.8.1914)
Derfflinger November 1914 (In Dienst 1.9.1914)
Markgraf Februar 1915 (In Dienst 1.10.1914)
Kronprinz Februar 1915 (In Dienst 8.11.1914)

Warum es die Verzögerungen bei der KÖNIG gab, ist mir nicht bekannt. Bei den letzten beiden fällt jedenfalls eine gewisse Hast und Eile auf.
 
Gut, überzeugt. Wie schon gesagt, wann ein Schiff wirklich Gefechtsbereit ist, ist Ansichtssache.

Letztlich ist bei einem "Was wäre wenn" Szenario die einzige Möglichkeit gegeben gewesen, die britische Flotte in einer Seeschlacht zu schwächen oder gar zu vernichten in den ersten Kriegsmonaten am wahrscheinlichten gewesen.

Bei einem Raid an die britsiche Ostküste der deutschen Schlachtkreuzer, als die Hochseeflotte als Deckung bereit stand und unverständlicher Weise reis aus nahm, war der Zeitpunkt einen Ausgleich zu schaffen nie wieder günstiger. Aber diese Chance wurde nicht genutzt. Das lag dann an der magelhaften Admiralität.
 
#75 Meinst Du mit "mangelhafter Admiralität" (i) die fachliche Qualität der Berufssoldaten, (ii) die organisatorischen Probleme des dreigliedrigen Aufbaus oder (iii) der Umstand, dass der Oberbefehlshaber kein militärischer Fachmann war (oder etwas nicht erwähntes)?
 
Ich meinte damit die Fähigkeit bzw. Unfähigkeitder deutschen Admiralität zu diesen Zeitpunkt, die deutsche Flotte optimal einzusetzen.
 
Ich meinte damit die Fähigkeit bzw. Unfähigkeitder deutschen Admiralität zu diesen Zeitpunkt, die deutsche Flotte optimal einzusetzen.

Wieso sollte sich Beatty mit der 2nd Battle Squadron (3 KGVs und 3 Orions) anläßlich Scarborough auf die Hochseeflotte ziehen lassen? Er wäre einfach abgedreht.
 
Wieso sollte sich Beatty mit der 2nd Battle Squadron (3 KGVs und 3 Orions) anläßlich Scarborough auf die Hochseeflotte ziehen lassen? Er wäre einfach abgedreht.

Na das ist alles sehr Spekulativ, aber die Vorausetzungen waren zu diesen Zeitpunkt für die deutsche Flotte nicht schlecht.

Vermutung wäre, daß man bei den britischen Schlachtkreuzergeschwader nicht wusste, das die gesamte Hochseeflotte in See steht. Den Kampf gegen die deutschen Schlachtkreuzer hätten sich die Briten gewiss nicht entgehen lassen. Dies zeigten die Aktionen zu beginn des Doggerbank Gefechtes wie auch bei der Skagerrak Schlacht.
 
Die Briten wußten nichts von dem Gros der Hochseeflotte, während Ingenohl davon ausging, dass ihm die gesamte Royal Navy entgegendampft.

Raid on Scarborough, Hartlepool and Whitby - Wikipedia, the free encyclopedia

Warrender und Beatty hätten umgedreht, wenn die Aufklärungsstreitkräfte die Schlachtlinie der Hochseeflotte gesichtet hätten. Wie auch immer, sie hatten bereits ohnehin auf Hipper abgedreht.

Inidiz: als gegen 13.50 Uhr britischerseits ein Signal von FRIEDRICH DER GROSSE (die war auf der Rückfahrt, während die Briten einen Vorstoß vermuteten) verarbeitet wurde, sind Warrender und Beatty Minuten später gewarnt worden, nicht zu weit vorzustoßen und sich vorsichtig zu verhalten.
Massie, Castles of Steel, S. 339 ff.
 
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