Die britische Fernblockade 1914-1918

Das klingt für mich so, als ob beim Gewicht die Fässer mit gerechnet wurden, was für die Beförderung per Schiff oder Eisenbahn ja auch wichtig ist. Die Volumenangabe der Flüssigkeit hingegen ist steuerlich wichtig und wird deshalb separat ausgewiesen.

Genau. Dass Bier nicht die Dichte von 1,6 kg/liter hat, was etwa Kalzium oder Magnesium vergleichbar wäre, liegt eigentlich auf der Hand bzw. kann man beim Trinken ausprobieren. Zum Vergleich: Blut wiegt etwa 1,1 g/liter, Bier wäre demnach erheblich dicker als Blut und könnte in Scheiben gegessen werden. Prost.


Zu den Statistiken:
Gesamte Zoll- und Steuereinnahmen 1912: 228,112 Mio. M
entspricht bei 3,31 Mark/hl: 68.522 T-hl

Verprobung:
privater Konsum: 67.490 T-hl
Exporte: 684 T-hl
(Importe vernachlässigbar)
Summe: 68.174 T-hl.

Rest ist geschenkt, weil völlig unmaßgeblich für die Rückrechnung auf den Getreideeinsatz im Verhältnis zu den Getreideimporten und zr Bewertung der Importabhängigkeiten. Es bleibt bei den angeblich "ominösen" 7 Mio. Tonnen auf runde 70 Mio. hl, und es bleibt bei der spezifischen Dichte von Bier ähnlich Wasser, selbst wenn ein Fiskus dies per Steuergesetz seinerzeit umdefiniert oder anders gesehen hätte. Im übrigen wird für das Faß-Eigengewicht dann logischerweise keine Gerste als Rohstoff verwendet.

Dass diese oben dargestellten, nun wiederholten Verdrehungen auf 7 Mio. Tonnen Gerste (statt der Gewichtsangabe Bier - plus Vorwurf eines Falschzitates von Hoffmann), um das dann mit einer absurden Hochrechnung auf die Weltproduktion lächerlich zu machen, nun weiter durchgekaspert werden müssen, ist schon ein starkes Stück.

Auf die Kernpunkte des erheblichen Umfanges der Getreide- und Kartoffeleinsätze angesichts der möglichen Alkoholreduzierungen (wie auch faktisch eingetreten!) wird überhaupt nicht eingegangen.

Daran überhaupt rumzudiskutieren, zeigt schon die Zielrichtung (ähnlich wie beim Getreideeinsatz Branntwein, bei der die Art der Einsparung uninteressant ist).

Zum Rest der "ausführlichsten" Darstellung später.
 
ch stoße gerade bei der Lektüre von Hubatsch seinem Werk "Der Admiralstab" auf die hochinteressante information, das der Chef des Admiralstabes Admiral von Fischel nicht von einer Nahblockade der Royal Navy ausging. Er vermutete eher das Gegenteil, aber seine operativen Empfehlungen wurden weder vond der Flotte noch vom Reichsmarineamt als verbindlich angesehen. Die Herren badeten lieber weiter in der Vorstellung, das die Briten ihn den Gefallen täten und in die Deutsche Bucht zur Schlacht vorbei kamen. Das ist ja unfassbar.

Kennt einer unser Marineexperten hier nähere Hintergründe? __________________
 
ch stoße gerade bei der Lektüre von Hubatsch seinem Werk "Der Admiralstab" auf die hochinteressante information, das der Chef des Admiralstabes Admiral von Fischel nicht von einer Nahblockade der Royal Navy ausging. Er vermutete eher das Gegenteil, aber seine operativen Empfehlungen wurden weder vond der Flotte noch vom Reichsmarineamt als verbindlich angesehen. Die Herren badeten lieber weiter in der Vorstellung, das die Briten ihn den Gefallen täten und in die Deutsche Bucht zur Schlacht vorbei kamen. Das ist ja unfassbar.

Mit dem Blickwinkel von damals, ist es wohl schwer, daß gesamte Konzept, auf dem die deutsche Flottenrüstung aufbaute, so kurzfristig um zubauen.
Da waren im geistigen Weg, 1.) das Ziel der Entscheidungsschlacht und 2.) die geographische Lage dieser Schlacht, die wohl auch Kritiker an einer engen Blockade verstummen lassen konnten. Denn mit dem Sieg so eine Seeschlacht, ging auch, so der Gedanke, die Seeherrschaft einher. Damit wäre eine britische Blockade, ob fern oder nah, irrelevant geworden.
 
ch stoße gerade bei der Lektüre von Hubatsch seinem Werk "Der Admiralstab" auf die hochinteressante information, das der Chef des Admiralstabes Admiral von Fischel nicht von einer Nahblockade der Royal Navy ausging. Er vermutete eher das Gegenteil, aber seine operativen Empfehlungen wurden weder vond der Flotte noch vom Reichsmarineamt als verbindlich angesehen. Die Herren badeten lieber weiter in der Vorstellung, das die Briten ihn den Gefallen täten und in die Deutsche Bucht zur Schlacht vorbei kamen. Das ist ja unfassbar.

Kennt einer unser Marineexperten hier nähere Hintergründe?

Fischel gehörte wie Tirpitz zur "Torpedo-Gang" und war massiver Verfechter einer Offensivstrategie. Darüber geriet man (Fischel und Tirpit waren sich prinzipiell einig, und vertraten beide die Option eines schnellen überraschenden Schlages) in den Stäben und Ressorts in Streit.

Das Ganze steht erst einmal vor diesem jahrelangen Streit über die Strategie als Hintergrund. Du hast keine Datierung genannt, aber ich vermute Folgendes:

Der Streit um die Stationierung der Nassaus eskalierte, und damit kam die prinzipielle Orientierung der Flotte (reine Defensive oder Offensivaktionen) wieder auf den Tisch. Fischel war Vertreter der Offensivfraktion, somit Stationierung Nordsee statt Ostsee. Tirpitz war insoweit einig, lediglich bei der Offensivausrichtung gab es die Diskrepanz: wie hat man sich die Blockade vorzustellen, wogegen und an welcher Stelle geht man aggressiv vor?).

Die Fischel-These wurde dann im Kriegsspiel 1911 getestet bzw. durchgespielt. Aufgrund der Grundannahme, weite Blockade, war natürlich mehr Raum für Offensivaktionen. Die Sache ging aber im Kriegspiel, geleitet von Holtzendorff, schief. Folglich testete man die Nassaus im Kriegsspiel im Folgejahr im "baltischen Szenario" am grünen Tisch. Der Streit ging weiter.

Man sollte hier nicht unbedingt einen Dissens zwischen Tirpitz und Fischel sehen. Fischels Ansätze waren vielmehr für Tirpitz nützlich Argumente im darüber geführten Streit: offensiv oder defensiv? Nordsee (wie?) oder Baltikum? Der Unterschied war also graduell. Mit einer Überprüfung des generellen Rüstungsansatzes hatte das nichts zu tun, und mit dem Flottenwachstum klärte sich der Einsatzort, aber nicht die Einsatzweise.
 
Mit einer Überprüfung des generellen Rüstungsansatzes hatte das nichts zu tun, und mit dem Flottenwachstum klärte sich der Einsatzort, aber nicht die Einsatzweise.

Die Rüstung, also die Konstruktionsplanungen der Linienschiffe im einzelnen, war doch auf die Einsatzart oder auch dem Einsatzort stark beeinflußt. Z.B. schon mit der Brandenburg-Klasse ging immer die Prüfung der Dockmöglichkeiten bzw. der Nutzungen der Einfahrten in Wilhelmshaven und später der Nutzung des Kaiser-Wilhlem-Kanals. Davon waren in der Planung auch die Nassau-Klasse betroffen, als erstes dt. Großlinienschiff. Erst mit der Vergrößerung des Kanals machte das Verlegen der großen Einheiten unabhängiger von seiner Konstruktionsgröße, sowie der radikale Ausbau des Nordseeflottenstützpunktes Wilhelmshaven, z.B. mit der III. Einfahrt 1909.

Warum sollte das von der Rüstung getrennt werden?
 
Ich habe das auch nicht getrennt gesehen.

Mir war der Hintergrund dieser Diskussion wichtig, als es darum ging, wo die (beiden ersten, dann zwei weitere) Nassaus bei Kriegsgefahr plaziert werden sollten: Ostsee oder Nordsee. Man kann das als Strategiestreit ansehen, weil ausgehend von der Kriegsstationierung sich dann unterschiedliche Szenarien ergaben. Im Fall Ostsee sah man Einsatzvarianten, wenn eine britische Flotte durch den Belt käme. Das wurde halt diskutiert.

Fischel ging von weiter Blockade aus, und sah - klingt paradox - dann und gerade deswegen Offensivmöglichkeiten für eigene Vorstöße. Dieses "Paralyse"-Szenario, wie es im WK 1 dann tatsächlich eintrat, sah man wohl nicht.
 
Fischel ging von weiter Blockade aus, und sah - klingt paradox - dann und gerade deswegen Offensivmöglichkeiten für eigene Vorstöße. Dieses "Paralyse"-Szenario, wie es im WK 1 dann tatsächlich eintrat, sah man wohl nicht.

Diese Offensivmöglichkeit konnte nur von Erfolg gekrönt sein, wenn die Defensive vorab gesichert ist. Die Problematik der Gezeiten und dem Jadebusen mit WH als Stützpunkt, wurde wohl nicht einkalkuliert, wie sich am 28.08.1914 aufzeigte

Kennst Du eigentlich genaue strategische Ausrichtungen der Manöverflotte, Übungsflotte und später der Aktiven Schlachtflotte? War es nur eine Ausbildung der Gefechtsformation Kiellinie, Dwarslinie, Gefechtskehrwendung und Durchbruch der Torpedoboote?
 
Ich habe darüber immer nur vereinzelt gelesen, mir ist da leider keine Gesamtdarstellung von den Manövern im Kontext der Rüstungspolitik, der Denkschriften etc. bekannt.

Umgekehrt taucht das immer am Rande der Rüstungsdarstellungen, der Strategien (Eva Besteck etc.) oder in Biographien wie von Tirpitz auf.
 
Ich habe darüber immer nur vereinzelt gelesen, mir ist da leider keine Gesamtdarstellung von den Manövern im Kontext der Rüstungspolitik, der Denkschriften etc. bekannt.

Im Nottelmann -Die Brandenburg-Klasse- gibt es einen Abschnitt - Gefechtsanleitungen - indem ein Katalog an 12 Fragen (1887/88) dargestellt wird, die als Basis wie auch weiterführend in der Marine als Gefechtsreglement dienen.
Interessant ist auch das Gefechtsbild III., daß ein laufendes Gefecht der Weißenburg mit der französischen Jaureguiberry beschreibt bzw. simuliert (Zeitpunkt, Anfang der 1890iger).
 
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