Aber ich kenne die Waffenfetischisten aus der ach so sehr liberalen Schweiz, die ihre Bienenstöcke und Almen mit der Knarre in der Hand vor sich selbst verteidigen, noch Fragen...
Zuvorderst die, was das mit dem Thema zu tun hat.
Deutschland ist kein "Waffenland" mehr, Wenn hier jeder Idiot mit einer Schusswaffe unterwegs wäre, wie in der Schweiz, dann wäre hier Mord und Totschlag an der Tagesordnung.
Da wäre jetzt die Frage, wenn man das auf historischer Ebene diskutieren wollte diejenige, ob Deutschland jemals ein "Waffenland" in dem Sinne war, dass sich überproportional viele Waffen in den Händen der Zivilbevölkerung befanden, vielleicht einmal abgesehen von der Zeit der Weimarer Republik und vor allem deren Anfangsjahren, in denen nach dem chaotischen Ende des Krieges und der nicht inder chaotischen Demobilisierung des Heeres Massen an Waffen in die Hände der Bevölkerung fielen, teilweise weil eine kontrollierte Demobilmachung unter den Umständen von Zusammenbruch und Revolution nicht möglich war, teilweise auch explizit mit der Billigung und Förerung der Weimarer Regierungen und der Reichswehr, die nach dem Versailler Vertag, der das deutsche Heer auf 100.000 Mann und ein paar Zerquetschte (Marine) reduzierte, wegen der revolutionären Auseinandersetzungen und der zunächst ungeklärten Territorialfragen, vor allem mit Polen zunächst eine Politik verfolgten, die darauf hinauslief militärisches Potential durch paramilitärisches zu ersetzen und in diesem Zusammenhang überzählige Waffenbestände der Reichswehr, die wegen des Versailler Vertrags verschwinden mussten, in die Hände diverser "Selbstchutzverbände" und "Einwohnerwehren" zu legen.
Diese knapp 15 Jahre dürften in der deutschen Geschichte, was Tendenzen zum Besitz von Waffen durch die Zivilbevölkerung angeht, allerdings die Ausnahme sein.
Asonsten wäre mir von einer historisch besonderen Affinität der Deutschen (als Privatleute) zu Waffen an und für sich relativ wenig bekannt.
Vor den so genannten "Einigungskriegen" und im Besonderen dem Krieg von 1870-1871 standen die Deutschen im Ausland auch durchaus nicht in dem Ruf ein besonders kriegerisches Volk zu sein.
Die Nazis haben uns den Waffenbesitz abgewöhnt.
Eigentlich dürften das eher die zunehmend absolutistisch regierenden Fürsten ab dem 30-Jährigen Krieg gewesen sein, die die Einwohner ihrer Länder sukzessive entwaffneten um tatsächlich so etwas wie ein staatliches Gewaltmonopol durchzusetzen und tatsächlich vor allem auch um den Widerstand der Stände gegen die absolutistische Herrschaft zu brechen und Aufständen jeglicher Art vorzubauen.
Und hier dürfte der wesentliche historische Unterschied zur Schweiz liegen, die hatte keine absolutistischen Fürsten, die an der Errichtung eines Obrigkeitsstaates und der Zentralisierung der bewaffneten Macht auf sich selbst interessiert waren.
Im Allgemeinen scheinen Gesellschaften, in denen es keine starke Zentralisierung gab/gibt (gab es im HRR und im Deutschen Bund als ganze nicht, sehr wohl aber auf der Ebene der auf die Fürsten zugeschnittenen Einzelstaaten) und die stark föderal organisiert sind, wie die Schweiz eine gewisse Tendenz zu Volksbewaffnung und Milizsystem, zu haben um in der Regel relativ kleine reguläre Streitkräfte zu ergänzen oder ganz zu ersetzen.
Das findet sich historisch in ähnlicher Weise z.B. in Großbritannien und in den USA (bis zu den Weltkriegen).
Die Landesverteidigung in Ermangelung zentraler Institutionen und einer machtvollen Zentralregierung (oder auch aus Skepsis vor einer solcher und ihren möglichen Absichten) im Rahmen einer Miliz in die Hände der Bevölkerung statt einer regulären Armee (oder ergänzend dazu) zu legen, ist erstmal nicht mehr und nicht weniger, als eine andere Art von Organisation, die nicht unbedingt per se schlecht sein muss, weil die Bewaffnung und Waffentüchtigkeit von Teilen der Bevölkerung (wenn diese damit vernünftig umgeht) durchaus ein wirkungsvolles Abwehrmittel gegen tyrannische Ambitionen der Regierung darstellen kann und genau unter diesem Aspekt sind solche Systeme auch stets betrachtet worden.
Wenn du an einem Beispiel für historische Auseinandersetzungen darum interessiert bist, schau dir mal die Debatte an, die es im vormärzlichen Preußen um die "Landwehr", als aus den napoleonischen Kriegen hervorgegangenne Institution, die das reguläre Heer ergänzte gab und wie damit umgegangen wurde.
Die Positionen waren mehr oder weniger die, dass diese Einrichtung von den Liberalen hochgehalten wurde, weil sie das als Bastion gegen das Willkürregime des preußischen Königs empfanden, während die Ambitionen des Königs dahin gingen, diese Einrichtung abschaffen oder mindestens den reguären Streitkräften streng unterstellen zu wollen, um keinen mit der regulären Armee (unter seinem Oberkommando) rivalisierenden Waffenträger im Land zu haben, der sich seiner Kontrolle entzog.
Im Übrigen, was die Nazis angeht.........................
Die waren, mindestens was Röhm und die SA angeht, von der Idee eines Milizheeres (und damit notwendigerweise einer weitgehendenn Volksbewaffnung) wenigstens in der Weimarer Zeit und der Anfangszeit des Regimes zu Teil recht angetan.
Möglicherweise hätte sich so etwas durchaus durchgesetzt, wenn sich Hitler nicht so lange Hindenburg lebte genötigt gesehen hätte mit der Reichswehr, die absolut dagegen war zu paktieren und die SA und ihre Anführer als Machtfaktor auszuschalten.
Ansonsten wäre es vielleicht angemessen den Tonfall etwas zu mäßigen und auf die gegenwartsbezogenen und politischen Statements (mit Blick auf die Forenregeln) zu verzichten ?