Die Edda

Jetzt muß ich dir widersprechen, denn du hängst dich zu sehr an den Begriffen, an Namen auf.

Es ist unwichtig mit welchen Namen man die Gottheit benennt, wichtig ist das "Muster" das sich dahinter verbirgt.
Bei Apuleius im "goldenen Esel" gibts eine Passage die genau auf dieses Muster abzielt:"Alt bin ich und habe viele Namen: In Ägypten bin ich Isis, in bin Astarte von Tyros, Kybele nennen die Phrygier mich....."

Wenn ich zum Beispiel :"Karre" oder "Schleuder" sage, dann meine ich ein Auto. Obwohl ich 3 verschiedene Namen benutze meine ich ein und denselben Gegenstand!

Diesen Aspekt sollte man nicht vergessen.
 
askan schrieb:
Jetzt muß ich dir widersprechen, denn du hängst dich zu sehr an den Begriffen, an Namen auf.

Es ist unwichtig mit welchen Namen man die Gottheit benennt, wichtig ist das "Muster" das sich dahinter verbirgt.

Lieber Askan,
wie kommst Du auf die Idee, daß ich mich hier bei den Namen aufhalte? Hier geht es um verschiedene Götter. Tacitus identifiziert "Alkis" (=Name) mit Castor und Pollux (=Inhalt), nicht aber mit Isis. Ich nehme aber an, daß Tacitus wußte, wovon er schrieb und nicht wie Du notorisch Dosenaufschrift und Inhalt durcheinandergebracht hat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Meine Konservenmetapher scheint gut geankert zu sein! :p

Vielleicht liegst daran das ich den Namen Alkis als Gottheit nie gehört habe.
 
askan schrieb:
Meine Konservenmetapher scheint gut geankert zu sein! :p
Ja, die war damals klasse, denn da ging's wirklich ausschließlich um den Namen.



askan schrieb:
Vielleicht liegst daran das ich den Namen Alkis als Gottheit nie gehört habe.
Macht nichts, wer hat schon den ganzen Tacitus parat? Ich auch nicht, aber hier steht's:
"als Gottheit aber bezeichnen sie - ins Römische übertragen - den Castor und Pollux. Dies ist das Wesen der Gottheit, der Name Alkis."
(http://www.gottwein.de/Lat/tac/Germ38.htm)
 
hyokkose schrieb:
Mein Einwand lautete:Sollte Deine These greifen, daß man bei den Germanen Opferung und Verehrung voneinander getrennt sehen muß, müßtest Du nun den Nachweis führen, welchen germanischen Göttern man zu Tacitus' Zeiten keine Opfer darbrachte, sondern Verehrung ausschließlich in anderer Form entgegenbrachte. Offensichtlich gelingt es Dir nicht, diesen Nachweis zu führen. Deine These hängt völlig in der Luft.?
Hallo Hyokkose,

dein Einwand geht von einer unzutreffenden Annahme aus. Opferung und Verehrung sind nicht dasselbe. Bei der Opferung handelt es sich um Brauchtum und bei der Verehrung um den Glauben. Andernfalls wäre Opferung gleich Verehrung und Verehrung gleich Opferung. Es gibt aber eine Verehrung, die keine Opferung ist, und dies ist auch schon zur Zeit des Tacitus so gewesen. Wenn Tacitus von Opferung spricht, so meint er das Brauchtum, und nicht den Glauben. Die Nerthus wird als Mutter Erde und als Göttin verehrt, aber es ist bei den Langobarden Brauch in entlegenen Seen Sklaven zu ertränken, weil nach den Glaubensvorstellungen der Langobarden das göttliche Wesen nur Todgeweihte schauen dürfen. Mit dem Ertränken von Sklaven verehrt man aber noch keinen Gott, sondern man gibt nur etwas auf. Die Opferung für sich genommen ist also völlig sinnlos. Dies gilt aber nicht für die Verehrung.
hyokkose schrieb:
Ist denn Tacitus so schwer zu verstehen? Tacitus beschreibt verschiedene religiöse Bräuche bei verschiedenen germanischen Stämmen:

- Ein Teil der Sueben opfert der Isis.
- Langobarden u. a. Stämme verehren die Nerthus.
- Die Naharnavaler verehren eine Gottheit namens Alkis.

Wozu macht er Tacitus sich denn die mühe, solche Informationen zu einzelnen Stämmen zu liefern, wenn Deine - durch nichts gestützte - Behauptung, die Germanen hätten alle die gleichen Götter verehrt, zutreffen würde?
Tacitus schildert lediglich besondere religiöse Bräuche bei verschiedenen germanischen Stämmen. Er macht sich diese Mühe, weil er diese Bräuche nach eigenem Bekunden für bemerkenswert hält. Demzufolge erzählt er uns auch nichts, was er für überflüssig hält. Tacitus schildert Merkur, Herkules und Mars allgemein als die obersten Gottheiten der Germanen. Er hält es nicht für notwendig, dies bei jedem Stamm erneut zu wiederholen. Bei einem Teil der Sueben wird der Isis geopfert; bei dem Teil der Langobarden, die nach Tacitus zu den Sueben gehören, wird Nerthus durch das Ertränken von Sklaven verehrt; und bei dem Teil der Naharnavaler, die nach Tacitus ebenfalls zu den Sueben gehören, werden die Alken in einer besonderen uralten Kultstätte verehrt. Die Alken könnte man, so Tacitus, nach römischer Auffassung Kastor und Pollux nennen. Ihnen entsprechen sie in ihrem Wesen. Gleichwohl verehrt man sie als Brüder, als Jünglinge. Was ist dann mit dem Vater der Jünglinge? Wird der nicht verehrt? Es kann sich offenbar bei dem Brauchtum der Sueben nicht um eine ausschließliche Verehrung handeln. Das heidnische Weltenbild schließt eine solche ausschließliche Verehrung sogar aus. Tacitus sagt andererseits nicht, daß es sich bei Isis, Nerthus oder den Alken um die obersten Gottheiten der besagten Stämme handelt, schon gar nicht um die einzigen. Tacitus schildert vereinzeltes Brauchtum und nicht die Glaubensvorstellungen der Germanen. Dies ist schon an den fehlenden Schilderungen der Gottheiten Merkur (Wodan), Herkules (Donar) und Mars (Ziu) zu erkennen.
 
Obwohl ich mich frage, warum hier immer so auf den verschiedenen Namen der einzelnen Götter rumgeritten wird und damit zugleich ihre Gültigkeit für die betreffende Region infrage gestellt wird, streue ich hier noch etwas mehr Sand ins Namen-Getriebe.

Einige Götter der Edda besaßen nicht nur in verschiedenen Gegenden unterschiedliche Namen, sondern trugen in ein und derselben Region sogar diverse Beinamen. So wird Freyja synonym auch Mardöll, Hörn, Gefn, Sýr und Vanadís (lt. Skaldendichtung). Analog Freyr, der die Namen Yngvi oder Yngvi-Freyr, was zusätzlich dem Namen Ingunarfreyr entspricht. Die Liste könnte mit anderen Göttern beliebig erweitert werden.

Obwohl ich deine Beiträge, Horst, sehr schätze, muss ich dir in einem doch widersprechen. Du erklärst, dass die südgermanische Holle, Holda, Perchta usw. die Göttin Frigg darstellen. Zwar existieren gewisse Überschneidungen zwischen der Frigg und der Freyja, aber mir scheint, man kann dennoch eine deutliche Trennung vornehmen. Freyja ist unzweifelhaft die bedeutendere Göttin der beiden. Sie ist es, die mit Odin sich in die Toten teilt und nicht die Göttinnenmutter Frigg. Freyja bekommt deswegen die Hälfte der Gefallenen, weil sie durch Odin die Last auferlegt bekommt, einen ewigen Krieg zwischen zwei Königen anzuzetteln. Mit ihrem Geisterheer gelingt ihr das auch. Der Grund für diese Aufgabe ist in dem wenig schicklichen Erwerb ihres Goldhalsbandes Brísinghamen zu suchen.

Ansonsten finde ich deine Beiträge sehr umfassend und aussagekräftig. Ich verfolge die Diskussion sehr interessiert.
 
Liminith schrieb:
Obwohl ich mich frage, warum hier immer so auf den verschiedenen Namen der einzelnen Götter rumgeritten wird
Ich wüßte nicht, daß jemand auf den Namen herumreitet. Oder hat jemand behauptet, daß die Germanen ihre Götter tatsächlich "Herkules" oder "Merkur" genannt hätten?
 
Horst schrieb:
dein Einwand geht von einer unzutreffenden Annahme aus. Opferung und Verehrung sind nicht dasselbe.
Das weiß ich doch, lieber Horst. Wo soll ich denn die unzutreffende Annahme geäußert haben?


Horst schrieb:
Die Nerthus wird als Mutter Erde und als Göttin verehrt, aber es ist bei den Langobarden Brauch in entlegenen Seen Sklaven zu ertränken, weil nach den Glaubensvorstellungen der Langobarden das göttliche Wesen nur Todgeweihte schauen dürfen. Mit dem Ertränken von Sklaven verehrt man aber noch keinen Gott, sondern man gibt nur etwas auf. Die Opferung für sich genommen ist also völlig sinnlos.

Völlig klar, aber worauf willst Du hinaus?
Wenn zu Ehren einer Gottheit Rituale abgehalten werden, in deren Verlauf Gegenstände oder Lebewesen vernichtet werden, dann nennt man das "Opfer".
Wenn zu Ehren einer Gottheit Rituale abgehalten werden, in deren Verlauf Menschen zu Tode gebracht werden, dann nennt man das "Menschenopfer".
Ob Du oder ich das sinnlos finden - für den religiösen Menschen macht das Sinn, denn er opfert zu Ehren der Gottheit. Oder mit Deinen Worten: Er "gibt etwas auf", einer zu verehrenden Gottheit zuliebe.




Horst schrieb:
Tacitus schildert lediglich besondere religiöse Bräuche bei verschiedenen germanischen Stämmen. Er macht sich diese Mühe, weil er diese Bräuche nach eigenem Bekunden für bemerkenswert hält. Demzufolge erzählt er uns auch nichts, was er für überflüssig hält. Tacitus schildert Merkur, Herkules und Mars allgemein als die obersten Gottheiten der Germanen. Er hält es nicht für notwendig, dies bei jedem Stamm erneut zu wiederholen. Bei einem Teil der Sueben wird der Isis geopfert; bei dem Teil der Langobarden, die nach Tacitus zu den Sueben gehören, wird Nerthus durch das Ertränken von Sklaven verehrt; und bei dem Teil der Naharnavaler, die nach Tacitus ebenfalls zu den Sueben gehören, werden die Alken in einer besonderen uralten Kultstätte verehrt. Die Alken könnte man, so Tacitus, nach römischer Auffassung Kastor und Pollux nennen. Ihnen entsprechen sie in ihrem Wesen. Gleichwohl verehrt man sie als Brüder, als Jünglinge. Was ist dann mit dem Vater der Jünglinge? Wird der nicht verehrt? Es kann sich offenbar bei dem Brauchtum der Sueben nicht um eine ausschließliche Verehrung handeln. Das heidnische Weltenbild schließt eine solche ausschließliche Verehrung sogar aus. Tacitus sagt andererseits nicht, daß es sich bei Isis, Nerthus oder den Alken um die obersten Gottheiten der besagten Stämme handelt, schon gar nicht um die einzigen. Tacitus schildert vereinzeltes Brauchtum und nicht die Glaubensvorstellungen der Germanen. Dies ist schon an den fehlenden Schilderungen der Gottheiten Merkur (Wodan), Herkules (Donar) und Mars (Ziu) zu erkennen.

Ich habe keine Ahnung, was Du mir zu erklären versuchst. Kein Mensch hat behauptet, daß laut Tacitus die Sueben ausschließlich die Alken verehren.

Tacitus erzählt, wodurch sich die einzelnen Stämme voneinander unterschieden, und erwähnt dabei die besonderen religiösen Bräuche und Götter.

Deine Bemühungen, das Gegenteil herauszulesen, sind fruchtlos.
 
Hi Liminith,

Liminith schrieb:
Zwar existieren gewisse Überschneidungen zwischen der Frigg und der Freyja, aber mir scheint, man kann dennoch eine deutliche Trennung vornehmen. Freyja ist unzweifelhaft die bedeutendere Göttin der beiden. Sie ist es, die mit Odin sich in die Toten teilt und nicht die Göttinnenmutter Frigg. Freyja bekommt deswegen die Hälfte der Gefallenen, weil sie durch Odin die Last auferlegt bekommt, einen ewigen Krieg zwischen zwei Königen anzuzetteln. Mit ihrem Geisterheer gelingt ihr das auch. Der Grund für diese Aufgabe ist in dem wenig schicklichen Erwerb ihres Goldhalsbandes Brísinghamen zu suchen.
Hi Liminith,


ich hab da noch eine andere Variante anzubieten. Ich denke es hat auch was mit der Zeit zu tun, wann eine Göttin/Gott bedeutender war.

Freyja war Vanadis, die herrschende Stammmutter der Vanen oder älteren Götter, die vor der Ankunft Odins und der Asen (Asiaten) aus den Osten, herrschten. Mythen erzählen, Odin habe all sein Wissen über Magie und göttliche Macht von Freyja erlernt.

Wie alle Verkörperungen der großen Göttin repräsentierte Freya die sexuelle Liebe. Aus diesen Grund entwickelte sich ihr zweiter Name Frigg zu einer umgangssprachlichen Bezeichnung für Geschlechtsverkehr.

Das sich mit der Zeit daraus zwei Göttinnen ergeben haben, hat auch was mit teilen/vermindern von Macht zu tun.

Quelle: Das geheime Wissen der Frauen, Barbara Walker

Es gibt noch eine Theorie, die behauptet, Blutopfer/Menschenopfer sollen darauf zurückzuführen sein, das noch nicht bekannt war, das Samen zur Befruchtung benötigt wurden: Odin; aus od(1) in später Ableitung und Umkehrung der Geschlechterdominanz; Odin gewann nach der Legende die Geheimnisse der weiblichen Macht (Runenmagie, Wortmagie) und befruchtete Erda/Urth durch sein Blut (deutlicher Hinweis auf seine Vergangenheit als Heros und die Zeit, da der Zusammenhang zwischen Sperma und Befruchtung noch nicht bekannt war und ein solcher zum Blut hergestellt wurde)

http://www.onomantie.de/o/od.htm

Gruß
Cassandra
 
Hallo Cassandra,
deine Beiträge sind immer wieder interessant. So gänzlich abwegig ist deine Theorie in der Tat nicht. Einige sehen in der Freyja und der Frigg ein und dieselbe Göttin. Sie weisen auch wirklich Parallelen auf (das Falkenkleid, ihre Beziehung zu Odin, ihr Bezug zur Fruchtbarkeit, zeitweise wurde Freyja sogar als Asin bezeichnet). Diese Diskussion hatten wir in diesem Thread auch schon mal. Eindeutige Belege, sowohl in die eine wie auch die andere Richtung gibt es aber offenbar keine. Im Grunde ist es mir auch egal. ;) In diesem Punkt will ich nicht streiten. Trotz alldem muss die Hälfte der Gefallenen dem Geisterheer der Freyja und nicht dem Aspekt der Frigg zugeordnet werden. Mein vorheriges Posting an Horst bleibt also von deiner These unberührt. Leider ist Horst inzwischen ganz aus dem Forum ausgestiegen. Er hielt zumindest hier die Diskussion mit interessanten Beiträgen am laufen.

Ich teile unbedingt deine Ansicht, dass Odin allein von Freyja seine zukunftsdeutenden Fähigkeiten erlernte. Sie lehrte ihn die Magie. Auch aus diesem Grund ist sie die bedeutendste aller Göttinnen.

Was mich nur immer wieder stört, ist die leidige Diskussion über die verschiedenen regionalen Götternamen. So lange das Wesen der überlieferten Götter ein annähernd identisches ist, spricht doch nichts gegen eine großflächige Verbreitung der einzelnen Erscheinungen. Selbst auf engstem Raum (von Bundesland zu Bundesland) gibt es im Volksmund dieselbe dämonische Erscheinung unter unterschiedlichen Namen (Beispiel: Wilde Jagd). Außerdem müssen wir nun mal auf mündliche Überlieferungen bauen, denn im Zuge der Christianisierung sind so gut wie alle Aufzeichnungen, die vor der Edda existierten, vernichtet worden.
Frigg zum Beispiel verehrt man schon im 3. und 4. Jhd.
(Simek, Rudolf. Lexikon der germanischen Mythologie)

Gruß
Liminith
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Liminith,

Liminith schrieb:
Was mich nur immer wieder stört, ist die leidige Diskussion über die verschiedenen regionalen Götternamen. So lange das Wesen der überlieferten Götter ein annähernd identisches ist, spricht doch nichts gegen eine großflächige Verbreitung der einzelnen Erscheinungen. Selbst auf engstem Raum (von Bundesland zu Bundesland) gibt es im Volksmund dieselbe dämonische Erscheinung unter unterschiedlichen Namen (Beispiel: Wilde Jagd). Außerdem müssen wir nun mal auf mündliche Überlieferungen bauen, denn im Zuge der Christianisierung sind so gut wie alle Aufzeichnungen, die vor der Edda existierten, vernichtet worden.
Frigg zum Beispiel verehrt man schon im 3. und 4. Jhd.
(Simek, Rudolf. Lexikon der germanischen Mythologie)

Gruß
Liminith

ich denke auch, das dass Wissen der überlieferten Götter eine großflächige Verbreitung (schon fast globale Verbreitung) gefunden hat. Die Trinität der großen Göttin findet man auf der ganzen Welt, genauso wie die Jungfrauen-Geburt. Ob nun bei den Germanen, Griechen, Römern selbst bei den Brahmanen:

Obgleich Brahmanen eine männlichen Trinität entwickelten, in der Brahma, Vischnu und Shiva diese Rollen spielten, weisen tantrische Schriften darauf hin, dass auch diese drei Götter ursprünglich von der dreifachen Göttin erschaffen wurden: die ewige Kalika - Jungfrau, Mutter und Alte/Tod.



Was mich dabei interessiert, ist die Motivation, warum Änderungen bei den Göttern vorgenommen wurden und in welchen Zeitraum dies geschehen ist. Mit der Vergabe eines neuen Namens (dialektische Unterschiede ausgenommen), wurden auch neue Eigenschaften zugeschrieben, oder weggenommen. Waren dies politische Instrumente? Was für juristische Folgen hatte dies? Welche Hierarchien sollten gestürzt werden, oder welche Berechtigungen wurden neu vergeben? Wie haben die Völker dies aufgenommen?

Wenn man bedenkt wie z.B. Zeus vergewaltigendest durch die Göttinnengalerie zog, dann sieht das nach einen gewalttätigen Umbruch aus. Und die Griechinnen wurden noch nicht mal als Mütter geehrt, und das ist selbst für patriarchalische Kulturen ungewöhnlich.



Schöne Grüße

Cassandra
 
tamas schrieb:
Ich will nichts aussagen, ich frage nur; hat Veda mit Edda etwas zu tun ? (liest man überall so...)
(Deutsche nennen ihren Grossmutter " Oma ". Oma heisst auf Uygurisch "Gebet" . Na und ?) :rofl:

Edda ist ja nicht in erster Linie Mythologie sondern ein Lehrbuch für die Dichtkunst!

Vielleicht kann ich was zum Namen "Edda" beitragen: Aus "Johannesson, Isländisches etymologisches Wörterbuch" (nicht alle diakritischen Zeichen kann ich hier darstellen) S. 44:

ei: eiðr, norw. ed, Schw. ed, got eiþs, angels. áþ, (engl oath), ahd. eid (nhd. Eid) ... grich oitos "Schicksal"; t-Bildung zur Wurzel ei- "gehen". lat eo, it . ...
Hierzu scheint zu gehören eiða poet "Mutter"; edda "Großmutter" (hypokoristisch). ...

S. 1o2:
uat

oðr Adj. wütend ...norw dialekt oda seg unbändig werden, ags. wédan rasend werden, althd wuoten (neuhd wüten ). Hierzu ferner Óðin , altsächs + angelsächs Woden , ahd. Wuotan .[es wird für Odin auch eine andere Herleitung referiert] ...
Verwandt ist óðr Subst. mask. "Poesie", ags. wóþ "Gesang". Die Gruppe gehört zu indgerm. uat- "geistig angeregt sein": Lat. vates, -is der Weissager, Seher, air. faith "Dichter". Hierzu wahrscheinlich Edda ...
[Es wird auf die Parallel-Bildung stoð "ein Haufen Pferde mit Stuten" zu stedda "Stute" und andere parallele Wortbildungen hingewiesen. Aber das schreibe ich jetzt nicht alles ab]
Krogmann, "Die Edda" in Arkiv for Norges Filologi (Ark) 50, 243 deutet Edda als "Handwerkszeug des Dichter, die Poetik". Abweichend H. Andersen Ark 52, 67 und Finnur Jónsson (Ark 1907, 377), die "Großmutter" bevorzugen oder eddr "geehrt" (von eira "ehren")."

Ich denke mal, wir werden das Problem hier nicht lösen.
Aber das mit der Großmutter war gar nicht so schlecht! :yes:

Fingalo
 
Ich komme etwas spät in diese Diskussion und habe lange gezögert, die 4 schon geschriebenen Seiten durchzulesen.

Ich glaube, dass hier die Romantik des 19. Jh. immer noch virulent ist, wenn man sich bemüht, die nordische Mythologie als sehr alt und einheitlich-germanisch (was immer das bei einem Völkergemisch von den Lofoten bis zu den Alpen sein mag) darzustellen.
Ich zitiere mal aus der Oervar-Odds-Saga (in den Ereignissen unhistorisch, gibt aber die Auffassung des Verfassers vom Glauben der beschriebenen Leute wieder):
Auf einem Heerzuge nach Frankreich kommt Oervar-Oddr mit seinen Genossen Guðmundr und Sigurðr einmal an ein großes steinernes Haus, dessen Bauart ihnen ganz sonderbar vorkomt; sie sprechen darüber, was es wohl für ein Gebäude sein werde, und warten dann ab, bis dessen Bewohner kommen würden. Endlich kommen Leute in großer Zahl und mit allerlei wunderlichen Gebärden; voller Erstaunen warten die Nordleute, bis diese wieder herauskommen, und erfahren jetzt auf ihre Frage, dass das Land Aquitanien heiße, das Gebäude eine Kirche oder Münster genannt werde und dass man darin soeben Gottesdienst gehalten habe. Auf die Gegenfrage, ob sie heiden seien, antwortet Oddr: "Wir wissen gar nichts von einem anderen Glauben, wir glauben aber an unsere Macht und Stärke. Und nicht glauben wir an Þór oder Oðin; aber was für einen Glauben habt ihr?" Der Einheimische sagte: "Wir glauben an den, der Himmel und Erde geschaffen hat, die See, die Sonne und den Mond." Addr sprach: "Der muß groß sein, der das alles gezimmert hat, das glaube ich einzusehen."... "

[zit. nach Konrad Maurer, Die Bekehrung des norwegischen Stammes zum Christenthume, S. 89 Fn. 1]

Der Verfasser ging also selbstverständlich davon aus, dass zwar die Götternamen allgemein bekannt waren, dass aber nicht jeder dran glaubte.

Die Edda wird aber von der Wissenschaft als nicht sehr alt eingeschätzt. 8. Jh. gilt schon als sehr alt, wenn es um bestimmte Lieder geht. Man muß bedenken, es handelt sich in weiten Strecken um Kunstdichtung. Sie fand erst spät Anerkennung. Snorri behauptet zwar, bereits Harald Hårfagr habe Skalden an seinem Hofe gehabt, aber das ist wohl eher eine Glorifizierung des Königs-Stammvaters. Bei Hofe sind sie erst im 13. Jh nachzuweisen.
Da das, was wir als Edda bezeichnen, eine Liedersammlung ist, muss man außerdem die Frage bei jedem Lied neu stellen.
Ich nehme mal Skirnismál als Beispiel: Entstehungszeit wird auf das 13. Jh. geschätzt.
Wenn man davon ausgeht, dass die stabende Dichtung mit all ihren Kennings sich nicht lange vor 1000 entwickelt hat, dann ist auch die mündliche Überlieferungstreue über Jahrhunderte in Frage zu stellen. Die früheste Metrik auf Runensteinen liegt nicht vor 500 n. Chr.
Vieles in Völuspá muss christliche Wurzeln haben.

Fingalo
 
Hallo Fingalo,

leider bist du für die Diskussion wirklich etwas spät dran und deine Ausführungen decken sich mit meinem geringen Wissenstand über die Edda. Insofern würde eine Diskussion zwischen uns wohl nur in Zustimmung ausarten, jedenfalls von meiner Seite. ;)
Auf die grundlegende Problematik der Romantisierung kamen wir beim Thema Germanen auch öfters zusprechen, leider ist die Diskussion so ziemlich vorbei.
Aber es findet sich sicherlich noch ein Thema, ich finde es jedenfalls sehr schön, jemanden hier zu haben, der die nordische Geschichte belebt. Bis jetzt hatte ich wenig Zeit mich da zu betätigen, aber das Früh- und Hochmittelalter Skandinaviens gehört zu meinen, leider etwas vernachlässigten, Interessensgebieten.

Gruß

Marbod
 
fingalo schrieb:
Ich zitiere mal aus der Oervar-Odds-Saga (in den Ereignissen unhistorisch, gibt aber die Auffassung des Verfassers vom Glauben der beschriebenen Leute wieder).
Die Oervar-Odds-Saga erwähnt den Glauben der christlichen Übergangszeit. "Und nicht glauben wir an Thor oder Odin", besagt das ein Teil der heidnischen Germanen nach der Auffassung des Verfassers nicht mehr an Thor und Odin glaubte, aber noch keinen anderen Glauben als den an sich selbst gefunden hatte.
fingalo schrieb:
Ich nehme mal Skirnismál als Beispiel: Entstehungszeit wird auf das 13. Jh. geschätzt.
Wenn man davon ausgeht, dass die stabende Dichtung mit all ihren Kennings sich nicht lange vor 1000 entwickelt hat, dann ist auch die mündliche Überlieferungstreue über Jahrhunderte in Frage zu stellen. Die früheste Metrik auf Runensteinen liegt nicht vor 500 n. Chr.
Der Ursprung der Kenning liegt ebenso im dunkeln wie die Wurzel der Skaldendichtung. Die durchgängige Verwendung in den Sagen könnte auf eine ursprünglich fromme Aufgabe hindeuten. Die Skirnismál ist im 13. Jahrhundert aufgezeichnet worden, aber die Entstehungszeit liegt wesentlich früher. Das Lied erzählt den Sagenstoff von der heftigen Liebe des Gottes Freyr zu der schönen Riesentochter Gerda. Man kann unterscheiden zwischen der äußeren Gestalt der Gedichte der Edda, die noch der Wikingerzeit entstammt, und ihrem Inhalt, den Sagen, die in ihrem Kern weitaus älter sind.
fingalo schrieb:
Vieles in der Völuspá muss christliche Wurzeln haben.
Der christliche Einfluß auf die Völuspá der sogenannten Sämundar-Edda ist in vielem unverkennbar. Die Wurzeln des Gedichts, das die Vorstellung des nordgermanischen Heidentums von der Weltschöpfung bis zum Weltuntergang in den Ragnarök behandelt, sind heidnischer Herkunft, wie sie sich auch aus der Snorri-Edda, in der eine Reihe von Sagen nacherzählt werden, ergeben. Die Schöpfung der Erde und der Gestirne durch die Geborenen des Bur, die Ankunft der Nornen, das Schmiedewerk der Zwerge, die Riesenkämpfe, Balders Tod, die Ankunft der Walküren, die Rückkehr der Gestirne und der Götter nach dem Untergang sind keine christlichen Bilder, denn die Götter gehen wissentlich an sich selbst zugrunde.
 
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