die "erfindung" von most/apfelwein/viez

ning

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Liebe Geschichtsforscher!

Ich bitte Euch auf diesem Wege um konkretes Wissen oder Hinweise (Links) bezüglich der Erfindung bzw. Entwicklung dieses speziellen alkoholischen Getränks. Der im süddeutsch-österreichischen Raum als Most (aus Äpfeln und/oder Birnen), in mitteldeutschen Gebieten als Äppelwoi/Apfelwein bezeichnete Gärsaft wird im Saarländischen als Viez bezeichnet, was von lat. Vice herkommt und beweisen soll, dass schon die Römer dem (wahren) Wein, den Apfelwein als Vize, als Zweiten (Nachrangigen) beigesellten.

Was ich bisher weiß, ist, dass die Gärung von Äpfeln/Birnen vorrangig aus der Gegend der -an Europas Westrand gedrängten- keltischen Völkern stammen soll, deshalb die Cidre/Poiré-Kultur der Normandie/Bretagne, der Sidra in nordspanien, Cider in Irland und den jew. englischen Inselgegenden..

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Germanen zur selben Zeit nur Honigwaben aus den Baumstämmen raubten, um Met zu destillieren.. wenn nicht...damals tatsächlich kaum Obstbaumkultur betrieben wurde..

Meine Frage: Gibt es andere, weitere geschichtliche Daten zum ersten Auftreten des Apfelweins/Mosts/Viez bzw. der Intensivierung diesbezüglicher Obstbaumkultur?

Frage Zwei:
Der "Siegeszug" des Mosts begann laut Aufzeichnungen im 16. Jhdt., vornehmlich in minder privilegierten Schichten, also dem Bauernstand.
Warum (wohl)?

Ich würde mich über erhellende Beiträge sehr sehr freuen!
liebe Grüße, Henning :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich als gebuertige Hessin kann natuerlich bloss fuer "unser' Stoeffsche sprechen.. und hab folgendes gefunden:

"Obstweine haben eine lange Geschichte. Schon die Griechen haben vor über 3000 Jahren sich daran berauscht. Später folgten Römer und Germanen.

Aus der Zeit Karl des Großen (um 800 n.C.) stammt das wichtigste Dokument in der Geschichte des Apfelweines. In der Anweisung zur Bewirtschaftung seiner Landgüter wird das Produkt Apfelwein ausdrücklich erwähnt.

Der Apfelwein findet sich heute noch in den früher von den Kelten besetzten Gebieten: von Südengland über Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich bis nach Jugoslawien.

Den "Ebbelwoi", wie die Frankfurter ihr Nationalgetränk nennen, ist in der Mainmtropole urkundlich seit dem 16. Jh. bekannt.

Per Ratsverordnung aus dem Jahr 1638 wurde die Grundlage für die strengen Reinhaltungsbestimmungen gelegt, denen auch die heutige Produktion noch unterliegt.

Die erste Schankerlaubnis wurde 1754 erteilt. Mit der Zunahme des öffentlichen Ausschanks entdeckte die Stadt eine neue Einnahmequelle. Das Verzapfen des Apfelweins war von nun an steuerpflichtig.

Wer eine Schankerlaubnis hatte, mußte dies durch Aushängen eines Fichtenkranzes
mit einem Apfel in der Mitte an einem Kranzeisen vor seinem Haus kenntlich machen.

Dieses Erkennungszeichen hat sich bis heute erhalten und markiert die Apfelweinwirtschaften , die das "Stöffche" vom Faß ausschenken.

Rund 70% der Deutschen Apfelweinproduktion werden alleine in Hessen verköstigt. Dabei ist die Mainmetropole unbestritten die "Ebbelwoi"-Hauptstadt. Alleine 40 Millionen Liter werden hier gekeltert."


Quelle:http://frankfurt-interaktiv.de/frankfurt/apfelwein/apfelwein.html

..

Was weiterfuehrende Literatur angeht:

http://www.zadi.de/CF/weinbaugeschichte/index.cfm?aktion=suche&stichworte_id=39


Prost!

:prost:
 
da schick ich mal ein danke..über den großen teich.. und zurück nach hessen :))

Und das ist also das Interessante (meine zwote Frage), daß der Most SOGAR, nein, AUCH in Hessen ab den 1500er-Jahren in den Aufzeichnungen erscheint.
Hat der Adel da mit allem Hochwertigen, Edlen auch den Wein für sich alleine beansprucht, haben die bauern aus dieser Not eine Tugend gemacht und/oder ihr Selbstbewusstsein präsentiert und die Mostpresse verfeinert?

Anmerkung: es gibt dazu eine obderennsische (oberösterreichische) "Gerichtsschrift" aus der Mitte d. 16. Jhdts., welche die Anklage eines oder mehrerer Wirte (die Wein ausschenkten) beinhaltet, wonach (bittschön) dem Treiben der Bauern, die eigene Mostschänken betrieben, Einhalt zu gebieten sei! Ausgang unbekannt.
*g*: bis heute schwelt der Streit dazulande
 
ning schrieb:
Und das ist also das Interessante (meine zwote Frage), daß der Most SOGAR, nein, AUCH in Hessen ab den 1500er-Jahren in den Aufzeichnungen erscheint.
Hat der Adel da mit allem Hochwertigen, Edlen auch den Wein für sich alleine beansprucht, haben die bauern aus dieser Not eine Tugend gemacht und/oder ihr Selbstbewusstsein präsentiert und die Mostpresse verfeinert?
Einfache Erklärung: Die Klimaveränderung "nach unten" ließ die Trauben nicht mehr reifen.
Die nächste Apfelweinwelle rollte nach 1800 wieder an, da etwa am Untermain die Weinreben nichts mehr trugen.

Hier noch zwei Links zum Thema:
http://www.geschichtsverein-windecken.de/orte_im_wandel/reportagen/2001-01-18-1.html

http://www.stoeffche.de/diegeskelt.html
 
sowas habe ich erwartet,

merci!

ps: bei vielen heilloseren fragen in der mittelalterabteilung sollte man auch mehr vom wetter schreiben. danke für den richtigen ansatzpunkt :)
 
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