Die Fürstentümer Reuß ä.L. und Reuß j.L.

Im Grunde kann man das behaupten, aber dabei darf man nicht vergessen, dass Schwarzburg-Sondershausen trotz allem ein selbstständiger Staat war und blieb.

Die kleinen Zaunkönige hatten gegenüber großen benachbarten Ländern wie Preußen, Sachsen oder Bayern natürlich einen schweren Stand. So musste der Fürst von Waldeck 1862 eine Militärkonvention mit Preußen eingehen, womit er seinen Fortbestand 1866 sicherte, und 1868 sogar die Landesverwaltung des Fürstentums und Bundesstats Waldeck Preußen überlassen. Das hat ihn sehr verbittert und ihm den Aufenthalt in seiner kleinen Residenz Arolsen verleidet.

Schwarzburg-Sonderhausen schloss 1819 einen Zollvertrag mit Preußen, der einer der Ausgangspunkte des späteren Deutschen Zollvereins wurde, konnte aber im übrigen seine nominelle Unabhängigkeit behaupten und war von so entwürdigenden Beschränkungen seiner Souveränität, wie sie das Fürstentum Waldeck erdulden musste (s.o.), frei.

Dennoch ist klar, dass all diese kleinen Fürsten nichts ohne gegen die benachbarten großen Hegemonialmächte tun können, sodass die Souveränität oft nur auf dem Papier stand.
 
Die kleinen Zaunkönige hatten gegenüber großen benachbarten Ländern wie Preußen, Sachsen oder Bayern natürlich einen schweren Stand. So musste der Fürst von Waldeck 1862 eine Militärkonvention mit Preußen eingehen, womit er seinen Fortbestand 1866 sicherte, und 1868 sogar die Landesverwaltung des Fürstentums und Bundesstats Waldeck Preußen überlassen. Das hat ihn sehr verbittert und ihm den Aufenthalt in seiner kleinen Residenz Arolsen verleidet.

Schwarzburg-Sonderhausen schloss 1819 einen Zollvertrag mit Preußen, der einer der Ausgangspunkte des späteren Deutschen Zollvereins wurde, konnte aber im übrigen seine nominelle Unabhängigkeit behaupten und war von so entwürdigenden Beschränkungen seiner Souveränität, wie sie das Fürstentum Waldeck erdulden musste (s.o.), frei.

Dennoch ist klar, dass all diese kleinen Fürsten nichts ohne gegen die benachbarten großen Hegemonialmächte tun können, sodass die Souveränität oft nur auf dem Papier stand.


Kann man nur unterstreichen.
Als Hohenzollern-Sig + -Hch 1848 daran gingen ihre Souveränität meistbietend zu versteigern, hat unser Stgter Wilhelm hoch gepokert, wer sollte auch da sonst zuschlagen? Wobei er übersah, dass FW IV in Berlin sein "Stammschloß" nicht in "fremde Hände" geben wollte.
Gab es dann ein geflügeltes Wort "Bis der Schwabe Wurst sagt, hat sie der Preusse schon gefressen".

Die Sigmaringer waren soweit "gesund" aber Hechingen war schon mindestens 100 Jahre "pleite", das Ländchen konnte sich die aufwändige Hofhaltung schlicht nicht leisten. Steuben hat dort einige Jahre den Haushofmeister gespielt, aber auch den abgedankten Major konnte sich der Hechinger nicht leisten.
Wurden die Untertanen getritzt, geplagt und ausgesaugt, dass es eine Art war.
Die Frau des letzten Fürsten Konstantin war eine Leuchtenberg, war die Hofhaltung recht pompös, was den Bürgern aber auch nichts nützte.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Dieter

Für die Zeit nach 1803 würde ich Dir zustimmen. Zuvor aber vermochten die kleineren Staaten durchaus mit ihren Stimmen im Reich und ihrem, wenn auch begrenzten militärischen Potential zu wuchern. Bewusst wurde mir das bei meiner Beschäftigung mit der Kurpfalz und dessen oberflächlich besehen wankelmütiger Politik. Im Prinzip ähnelten diese kleineren Mächte oft durchaus Kurbrandenburg, wie es im 17.Jh. versucht hatte international eine Rolle zu spielen und sich als bedeutende Macht zu etablieren. Genauso wie in Kurbrandenburg unter dem Großen Kurfürst reichten die Mittel zu einer beispielsweise ansehnlichen Kriegsmacht nicht aus. Erst das geschickte Lavieren und die Subsidienpolitik ermöglichten den Aufbau eines ernstzunehmenden Heeres und eines außenpolitischen Spielraumes.

Die Reußen würde ich da mit den Anhaltinern vergleichen, die ja auch teilw. zu Preußen und teilweise zu Österreich im 18.Jh. hielten.
 
Die Sigmaringer waren soweit "gesund" aber Hechingen war schon mindestens 100 Jahre "pleite", das Ländchen konnte sich die aufwändige Hofhaltung schlicht nicht leisten. Steuben hat dort einige Jahre den Haushofmeister gespielt, aber auch den abgedankten Major konnte sich der Hechinger nicht leisten.
Wurden die Untertanen getritzt, geplagt und ausgesaugt, dass es eine Art war.
Können wir dazu mal einen Thread aufmachen?
Ich habe dazu derzeit nicht genug Zeit und muss gleich los.

Oder hatten wir dazu schon einen? :grübel:Mir geht es vornehmlich um die Aufgaben von olle Steuben als Haushofmeister.
 
Vor 1803 waren die Reussen beim Reichstag im wetterauischen Grafenkollegium vertreten und hatten Sitz und Stimme im Obersächsischen Kreis.
Eine Frage hätte ich:
Hier Wetterauisches Reichsgrafenkollegium ? Wikipedia sind sie nicht aufgeführt.

Auch heißt es dort:
Die meisten Mitglieder gehörten zum Oberrheinischen, einige allerdings auch zum Westfälischen Kreis.

Welche Quelle, tut mir leid, falls ich sie übersehen habe, ordnete die Reußen dem Wetterauischen Grafenkollegium zu?:grübel:
 
Dennoch ist klar, dass all diese kleinen Fürsten nichts ohne gegen die benachbarten großen Hegemonialmächte tun können, sodass die Souveränität oft nur auf dem Papier stand.

Sehe ich auch so und ich meinte mit "Selbstständigkeit" den Bestand Schwarzburg-Sondershausens auf der Karte. Dass die Souveränität im Grunde nicht mehr gegeben war, wollte ich nicht anzweifeln. :)

Arg erging es da, als weiteres Bsp., auch den Nassau-Weilburgern.
direkt aus wiki:

Seit 1816 haben die Herzöge von Nassau-Weilburg das Herzogtum Nassau alleine regiert. Nach der Inbesitznahme des Herzogtums Nassau durch Preußen 1866 wurden die Herzöge mit 8,5 Millionen Talern und den Schlössern Weilburg und Bieberich abgefunden.
 
Sehe ich auch so und ich meinte mit "Selbstständigkeit" den Bestand Schwarzburg-Sondershausens auf der Karte. Dass die Souveränität im Grunde nicht mehr gegeben war, wollte ich nicht anzweifeln. :)

Arg erging es da, als weiteres Bsp., auch den Nassau-Weilburgern.
direkt aus wiki:

so arg unglücklich war der Nassauer deshalb aber doch gar nicht. Oder bring ich da jetzt was durcheinander?
Er wurde dann ja auch noch Großherzog von Luxemburg, die Familie "herrscht" dort bis heute.

Wie Bernhard Vogel, zuerst Landesfürst in Rheinland-Pfalz dann in Thüringen! (Hurra, wir sind wieder TT)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bewusst wurde mir das bei meiner Beschäftigung mit der Kurpfalz und dessen oberflächlich besehen wankelmütiger Politik. Im Prinzip ähnelten diese kleineren Mächte oft durchaus Kurbrandenburg, wie es im 17.Jh. versucht hatte international eine Rolle zu spielen und sich als bedeutende Macht zu etablieren.

Briso, Kurpfalz oder Kurbrandenburg sind als Kurfürstentümer doch von ganz anderem Kaliber als die Minifürstentümer Schwarzburg, Waldeck, Anhalt, Lippe-Detmold oder Reuß. Die mussten während ihrer gesamten politischen Existenz die Begehrlichkeiten der benachbarten Hegemonialmächte abwehren, die oft noch eine Oberlehnsherrschaft hatten (wie Sachsen bei Schwarzburg), die in langjährigen komplizierten Gerichtsverfahren erst abgelöst werden musste.

Einfach einkassieren konnten die großen Mächte die kleinen Zaunkönige im Heiligen Römischen Reich zwar nicht, aber eine eigenständige Politik war solchen Ministaaten wie Schaumburg-Lippe oder Waldeck auch nicht möglich.

Nicht umsonst verdingten sich deren Herrscher oft als Feldherren bei den Großem und hefteten zuweilen beachtlichen Ruhm auf ihre Fahnen.
 
Briso, Kurpfalz oder Kurbrandenburg sind als Kurfürstentümer doch von ganz anderem Kaliber als die Minifürstentümer Schwarzburg, Waldeck, Anhalt, Lippe-Detmold oder Reuß. Die mussten während ihrer gesamten politischen Existenz die Begehrlichkeiten der benachbarten Hegemonialmächte abwehren, die oft noch eine Oberlehnsherrschaft hatten (wie Sachsen bei Schwarzburg), die in langjährigen komplizierten Gerichtsverfahren erst abgelöst werden musste.

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Ein sehr wichtiger Punkt, der Aufbau des alten Reiches war von dem her ja überaus vielschichtig.
Als Beispiel fällt mir immer die Abtei St. Blasien ein, Vorderösterreichisch, in der Herrschaft Bonndorf aber reichsunmittelbar.
Aber auch Hohenzollern-Sigmaringen, die Residenz Sigmaringen war Vorderösterreichisch (Briso wird es gern hören;)) haben sie deshalb im 18. Jahrhundert die Residenz ein paar Jahrzehnte nach Haigerloch verlegt (ein richtiges Kleinststädtchen) wo sie reichsunmittelbar waren.
 
Ich bin schon die ganze Zeit am ueberlegen, warum Napoleon mit den thueringischen Staaten nicht æhnlich aufgeræumt hat wie im Rest von D.

Eine Erklærung kønnte sein:

1. Wem sollen diese Staaten zugeschlagen werden?
- Sachsen sollte sicher nicht noch grøsser werden, zumal der sæchs. Kønig spæter auch noch Hz. von Warschau wurde.
- fuer Bayern galt sicher gleiches; auch war Bayern als Bollwerk gegen Østerreich gedacht, weshalb man es lieber mit Lændereien aus demselben "beschenkte", um einen Ausgleich Bay/Øster. unmøglich zu machen.
- Westphalen genauso, hier passt es wohl auch geografisch/wirtschaftlich nicht so.
2. die thueringischen Staaten wurden wohl als lebensfæhig genug angesehen, um vor allem vernuenftige Rheinbundkontingente abstellen zu kønnen (so æhnlich hat es Brissotin ja schon formuliert)
Dafuer war auch eine Vereinigung zu einem thueringischen Staat nicht nøtig. Mehrere kleinere Fuersten sind sicher auch leichter zu kontrollieren als ein mæchtigerer. Und "winzig" waren sie ja nun auch nicht, im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten, die dem Reichsdeputationshauptschluss zum opfer vielen.
3. die thueringischen Staaten haben rechtzeitig genug zum franzøsischen Lager geschwenkt, bevor sie sich den Groll Napoleons zugezogen haben.
(Ich bin mir sicher, dass er, was Thron- und Gebietsverteilungen anbelangt, oft genug emotional gehandelt hat)
4. møglicherweise waren sie auch als Verhandlungsmasse / Geschenke gedacht, bei Buendnis-/Friedensverhandlungen mit Øster. und Preussen

Was mir unbekannt ist:
Gab es eigentlich persønliche Beziehungen zw. den thueringischen Fuersten und N? Warum fand z.B. der Kongress in Erfurt ausgerechnet dort statt?

Gruss, muheijo
 
Ich bin schon die ganze Zeit am ueberlegen, warum Napoleon mit den thueringischen Staaten nicht æhnlich aufgeræumt hat wie im Rest von D.

Teile und herrsche...
Zaunkönige wie Karl August in Weimar waren wirklich keine Gefahr für die Großen und konnten froh sein, wenn sie 1806 bzw. 1815 ihren Thron behalten durften.
Die zahlreichen Fürstentümer wurden, wie es Freiherr von Stein einmal drastisch nannte, vom europäischen Hochadel als "Gestüt" für den Heiratsmarkt betrachtet.
 
Teile und herrsche...
Zaunkönige wie Karl August in Weimar waren wirklich keine Gefahr für die Großen und konnten froh sein, wenn sie 1806 bzw. 1815 ihren Thron behalten durften.
Die zahlreichen Fürstentümer wurden, wie es Freiherr von Stein einmal drastisch nannte, vom europäischen Hochadel als "Gestüt" für den Heiratsmarkt betrachtet.


Die ehemals "reichsunmittelbaren", alle, auch die 1800-1805 mediatisierten, gelten aber bis heute in "regierenden Häusern" als ebenbürtig. Verliert Keine/Keiner irgendwelche Rechte so der Partner daraus entstammt.

von Stein stammt der Ausspruch? dachte der würde irgend einem Zaren zugeschrieben.
Aber seis drum, den Tatsachen entspricht er auf jeden Fall.
 
Ja, natuerlich. Was uns aber nicht der Frage næher bringt, warum das im Rest von D eigentlich anders ausgesehen hat.
Daher meine Erklærungsversuche Thueringen betreffend.

Gruss, muheijo


Ich denke auch, dass die endgültige Antwort auf die Frage hier noch nicht gefunden wurde.
Die württ. badischen, bayerr. Abgesandten sind in Paris von Tür zu Tür, die Taschen voller Schmiergeld, insbesonders Talleyrand soll Unsummen kassiert haben, in dem Länderschacher.
Dem Dahlberg werden in der Beziehung jede Menge "Schandtaten" nachgesagt.
Von Bernadotte ist bekannt, dass er bei dem Korsen ständig am "drücken" war, insbesondere seit Murat "Großherzog von Berg" wurde. Wird es doch bei den anderen Militärs und Hofschranzen keinen Deut anders gewesen sein, vollends als Bernadotte dann Kronprinz wurde.

Ich möchte mal die These aufstellen, dass der Korse sich diese "Ecke" Europas noch für irgendwelche Pläne aufgespart hatte.
Er hat ja auch immer wieder völlig skrupellos "umdisponiert," siehe Königreich Westfalen.

Wie gesagt, meine These.
 
Kennt einer den "lieben Augustin"?

Schöner Roman vor dem Hintergrund dieses Schachers zwischen Österreich/Bayern/Württemberg um die Freie Reichsstadt und Bodenseeinsel Lindau.

Vergnüglich zu lesen.
 
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