Die goldenen 20er

S

*susi*

Gast
Huhu :winke:

Ich bin neu bei euch und hoffe, dass ich aber auch gleich richtig bin ;)
Hab versucht mein Thema unter das Oberthema "Weimarer Republik" zu eröffnen, jedoch fehlen mir dafür gewisse Rechte, so dass ich nicht genau wusste wohin mit meinem Beitrag. Also hab ich ihn hier herein gestellt und hoffe, dass das ok ist.

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich muss eine Präsentation über die goldenen 20er Jahre halten. Dabei soll ich diese Epoche "kritisch würdigen" nun habe ich mir schon eine Menge Bücher ausgeliehen und mich im Internet ein wenig schlau gemacht. Trotzdem fällt es mir schwer, den Inhalt dieser Epoche auf eine knappe Viertelstunde zu komprimieren.... Deshalb wäre ich euch dankbar, wenn ihr malfür euch die wichtigsten Stichpunkte für diese Epoche nennen würdet. Ich dachte an:
Frauen
Kunst (Architektur + Bilder)
Erfindungen (Auto Radio usw.)


Außerdem fehlen mir noch ein paar kritische Punkte. Häufig wird alles als sehr positiv beschrieben, so dass es schwierig ist das Kritische herauszufiltern. Vielleicht hat ja jemand noch einen Buchtipp, Internetlink oder selber Ideen und Vorschläge. Wäre super. Z.B. würde ich mich gern mal genauer darüber informieren, wer letztendlich von den goldenen 20ern profitierte und wem es trotzdem schlecht ging. :grübel:

So das wars erstmal von meiner Seite. Hoffe ihrkönnt mich ein wenig unterstützen. Danke schonmal
Liebe Grüße Susanne
 
Tja, ich frage mich ehrlich gesagt immer, warum diese Jahre "Golden" genannt werden..

Gut, die Kunst und Kultur erlebte, gerade in Deutschland, einen gewaltigen Sprung. Auch wenn die Kunst im Kaiserreich zwar weitestgehend frei war, so wurden doch nicht alle Richtungen gleich gefördert und besonders moderne Stilrichtungen von allerhöchster Stelle gezielt mies gemacht.
In den Zwanzigern blühten dann ehemals verhähmte Stile in Musik, Kunst und Architektur (Jazz, Expressionismus, Kubismus, Bauhaus-Architektur etc) auf.
Ähnliches galt für die Frauen, offensichtlich in der Mode. Aber auch im gesellschaftlichen Leben wurde vieles möglich, was vorher absolut "unmöglich" war. Die Menschen erlebten eine enorme sexuelle Befreiung. Kurz vorher strenge Sittlichkeit, jetzt wurden die exotischsten sexuellen Orientierungen öffentlich.

So weit die schönen Zeiten - aber was ist mit den vielen negativen Seiten? Politische Unsicherheiten, wirtschaftlichen Zusammenbrüche allerorten, Inflation, plötzliche Umwerfungen der gesellschaftlichen Klassen und des ganzen Wertessystems, Straßenkämpfe zwischen den Extremisten und Kleinkrieg in den Ostgebieten gegen polnische Banden.

Es ist sicher unüblich, hier einen Spielfilm zu empfehlen, aber für mich bildet der Film (das Musical) "Cabaret" diese Zeit wunderbar ab.
 
Also ich glaube die "Goldenen Zwanziger" beziehen sich hier in Deutschland vor allem auf die Jahre 1924-1929. Im Juni 1929 war die Arbeitslosigkeit auf ca. 1,25 Millionen, im Vergleich zu den vorigen Jahren niedrig. Also hatte sich die Wirtschaft in diesen 5 Jahren durchaus stabilisiert. Politisch verloren die Extremisten auch an Stimmen. Es zeigten sich erste Ansätze der heutigen Konsumgesellschaft.
Die Zeiten von 1920-1923 kann man schwerlich als golden Bezeichnen.
In den USA, da setzte ja schon nach dem Ersten Weltkireg ein Boom ein, von daher wird dort wohl das ganze Jahrzehnt als die "Roaring twenties" bezeichnet.
Beides endete 1929 mit der "Great Depression", der Weltwirtschaftskrise.
 
In diesem Zusammenhang wäre es einmal interessant zu erfahren, seit wann es eigentlich den Begriff "Goldene Zwanziger" gibt.

Im Nachhinein ist es ja verständlich diese Periode als "golden" zu bezeichnen.
Vorher wütete ein Weltkrieg und nachdem dieser zu Ende war die "Spanische Grippe", die in Europa mindestens genau so viele Opfer forderte wie der 1. Weltkrieg.
In den 30er Jahren übernahmen die Nazis die Macht und man bewegte sich auf einen neuerlichen Weltkrieg zu.

Sollte der Begriff "Goldene 20er" erst nach dem 2. Weltkrieg geprägt worden sein, ist die Bezeichnung trotz aller wirtschaftlichen und sozialen Schwächen nachzuvollziehen.
 
Hallo Susi,

die anderen haben dir ja schon reichlich Tipps gegeben, so dass ich dies nur noch ein wenig ergänzen möchte.

Ich habe eine recht schöne und anschauliche Internetseite gefunden, die einige deiner Fragen ein wenig aufgreift und behandelt:
http://www.zwanziger-jahre.de/.

Was speziell politische Fragen und Ereignisse betrifft, kannst du sehr schön im Heft zur politischen Bildung "Weimarer Republik" (Nr. 261) nachlesen:
http://www.bpb.de/publikationen/P8C5HC,0,0,Weimarer_Republik.html.
Dieses Hefte (und zahlreiche andere auch) kannst du kostenlos bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellen. Lediglich das Porto wird dir berechnet.

Ich denke, wie es die anderen hier auch schon gesagt haben, dass die Bezeichnung "Goldene Zwanziger" retroperspektiv auf die Epoche angewendet wird und sicherlich nicht schon während jener Zeit schon so genannt wurde.

So viel von mir... :winke:
 
Kritisch zu sehen ist, dass der ganz wirtschaftliche Aufschwung auch "auf Pump" - mit Krediten hauptsächlich amerikanischer Banken - finanziert war. Der Lebensstandard von vor dem Krieg wurde auch in diesen "goldenen" Jahren nicht erreicht - so dass die ungeliebte Republik hier auch nicht punkten konnte.

Und selbst in dieser Zeit lässt sich feststellen, dass die Radikalen, die das Ende der Republik wollten, immer noch viele Menschen mobilisieren konnten (Volksbegehren gegen den Young-Plan, das zwar scheitert, aber doch zeigt, wie einflussreich die Radikalen auch in der Zeit der wirtschaftlichen Verbesserung waren - was kann dann erst geschehen, wenn die Lage wieder schlechter wird ... vgl. Weltwirtschaftskrise).
 
Supe ich danke euch für die schnellen Antworten. Sie haben mich teilweise sehr gut weitergebracht.

@Arne: Ich werde mal schauen, ob ich vielleicht die Möglichkeit habe, mir den Film, das Musical irgendwie zu besorgen. Ist bestimmt interessant und kann vielleicht auch für meinen medialen Einsatz hilfreich sein.

@Muck 134: Das Heft ist bestellt :) super lieben Dank.

@Festus621: Vielleicht lässt sich ja herausfinden, seit wann man die goldenen zwanziger so nennt.... Ist ein sehr interessanter Gedanke. Werd mal ein bisschen stöbern und schauen was sich da machen lässt.:fs:
Ihr wart mir eine große Hilfe:yes:

Aber ihr werdet auch bestimmt nochmal von mir hören :)

Liebe Grüße Susanne
 
Ein gutes und autentisches Bild der 20er Jahre vermittelt auch Erich Kästners Roman "Fabian", der auch verfilmt wurde (Deutschland, 1980, gibts inzwischen auch auf DVD).

Die Handlung spielt zwar um 1930, zeigt aber noch recht gut das Denken und Handeln der späten 20er. Vor allem die Veränderung des politischen Lebens mit einer zunehmenden Radikalisierung wird gut gezeigt.

Die Zeitschrift "cinema" beschreibt den Film als "... ein ebenso stimmiges wie düsteres Porträt der untergehenden Weimarer Republik."


Grüße,

Jacobum
 
Jacobum schrieb:
Die Handlung spielt zwar um 1930, zeigt aber noch recht gut das Denken und Handeln der späten 20er. Vor allem die Veränderung des politischen Lebens mit einer zunehmenden Radikalisierung wird gut gezeigt.
die politische Radikalisierung spielt mMn nur eine untergeodrnete Rolle. Deutlicher zeigt der Roman wirtschaftliche Nöte (ein Werbespruchtexter mit Doktortitel in Literatur) und die sexuele Freizügigkeit (gegen den roman wurde sogar von rechter Seite der Vorwurf "Pornographie" laut).
Aufgrund der großen Realitätsnähe wird er der Richtung "neue Sachlichkeit" zugeordnet. Die Schilderung der Zeit überwiegt also gegenüber der Tiefe der Handlung. Der Roman ist auf jeden Fall lesenswert.
 
Ein Film, der sich sehr kritisch mit der damaligen Zeit befasst, ist der 1932 entstandene "Kuhle Wampe - oder: Wem gehört die Welt?"

Am Drehbuch hat kein Geringerer als Bert Brecht mitgewirkt. Die KPD hat das Projekt stark gefördert und die Dreharbeiten gegen Angriffe und Störungen der SA geschützt.

Der Film spielt in Berlin der 20er, zur Zeit der Massenarbeitslosigkeit. Die Hauptpersonen sind Arbeitslose, Proletarier und Gescheiterte.

Ein trotz aller parteipolitischer Akzente eindringliches und einzigartiges Filmdokument über die negativen Seiten der Weimarer Zeit.

Wer mehr darüber wissen will, hier ein Link auf ein Filmlexikon:
http://www.djfl.de/entertainment/djfl/1100/110172.html

Den Film gibt es übrigens auch auf DVD.

Grüße,

Jacobum
 
Huhu ich bins mal wieder. Habe mich ja nun weiter mit dem Thema beschäftigt und komme leider immernoch nicht so recht damit klar:(

Wollte mal bei euch nachfragen, ob jemand gutes Bildmaterial kennt zu den goldenen zwanzigern? Es gibt seltsamer Weise kaum Bücher mit guten Bildern. Auch im Internet finde ich nur kaum etwas passendes..... Vielleicht hat ja jemand von euch einen guten Tipp..

So nun möchte ich noch etwas wissen. Ich wüsste gern ob man sich so weit hinaus lehnen kann und behaupten kann, dass die goldenen zwanziger, auch wenn sie einen Aufschwung im kulturellen und wirtschaftlichen Bereich hatten eigentlich nur unter Betrachtung der jeweiligen Umstände als golden galten?

Ich mein vorher war Krieg, Inflation, Armut usw... danach kam der Natia#onalsozialismus. Die Ansprüche an die Regierung konnten ja nun nicht so hoch sein, so das sschon der kleinste Aufschwung oder vielleicht auch nur die Tatsache, dass ein paar Jahre lang mal nichts schlimmes passierte schon als golden galt...

Wie ich darauf komme? Hmmmm find es schwierig wirkliche Anhaltspunkte zu finden, warum diese Jahre als golden galten. Es ist in dieser Zeit nichts wirklich aufregendes passiert, viele Erfindungen, die in der Zeit populär worden wurden schon vorher erfunden oder waren einfach nicht so spektakulär.
Ich mein Veränderungen in der Kunst, der Architektur oder sonstigem gab es ja schon immer ohne das es als golden gepriesen wurde.
Bin irgendwie etwas überfordert mir fehlen die Fakten, Zahlen die den Wirtschaftlichen Aufschwung bestätigen und vorallem was förderte den Aufschwung? Kino, Film, Kunst???

OK :still: sorry :rotwerd:

ihr seit erstmal dran, bin in einer Depriphase, hätte mir das doch einfacher vorgestellt ;)

Danke schonmal Liebe Grüße Susanne
 
Was Bildmaterial betrifft, da kann ich dir ein Buch empfehlen.

Julius H. Schoeps "Berlin. Geschichte einer Stadt." bebra.verlag (berlin.brandenburg), 2001.

Das Bildmaterial bezieht sich zwar nur auf Berlin, allerdings finden sich hier viele schöne Fotos, die das Lebensgefühl, die Kunst und das Alltgasleben abbilden. Ich weiß nur nicht, ob du dieses Werk in der (jeder) Bibliothek bekommst :grübel: .

Solche Fotos findest du sicher auch in anderen Büchern, die sich mit der Geschichte einer Stadt beschäftigen. Vielleicht wirst du in dieser Richtung fündig.
 
Besonders interessant wäre das Triptychon "Großstadt" von Otto Dix (von 1927).
Er setzt sich also als zeitgenössicher Künstler, der auch selbst im 1. Weltkrieg gekämpft hatte mit dem Phänomen, des wirtschaftlich-kulturellen Aufschwung und dessen Schattenseiten und vor allem dessen ungerechte Verteilung auseinander.
Mit guter Analyse für dein Referat sicherlich sehr brauchbares Bildmaterial.

http://reisserbilder.at/images/imagesgross/dixg3478g.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Dix
 
Vielen lieben Dank für die schnellen Antworten :yes:

Also bei wikipedia werd ich mal alles genauer durchforsten und wegen dem Buch.... Hmmm ich informier mich mal vielleicht hab ich ja Glück und finde es in der Bibliothek wäre super ;)

Das Bild von Otto Dix hatte ich mir auch schon rausgesucht, wollte es mit dem Zitat von Bertold Brecht unterlegen (Power Point)
"Und die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht"
Und wegen der Analyse.... Naja viel mehr zu sagen, als dass man herausgreift, dass genau das die Konflikte sind die die goldenen zwanziger ausmachen (auf der einen Seite Glück Reichtum usw, was aber umzingelt, umklammert oder vielleicht auch beengt ist durch die Armut, Arbeitslosigkeit usw) so hatte ich es mir zumindest gedacht :grübel:


Also danke nochmal. Bin für weitere Anregungen und Gedanken sehr dankbar ;)

Liebe Grüße Susanne
 
So ihr lieben die Präsentation steht. Nächsten Dienstag darf ich sie dann vortragen :cry:Wie konnte ich nur^^:gruml:

Wollte jetzt nochmal nen schönen zusammenfassenden Schluss hab einen und würd gern eure meinung dazu ;)

Zusammenfassen kann man also sagen, dass die goldenen Zwanziger eine Zeit kulturellen Auflebens waren, in der jedoch nur eine Illusion von Prunk Glück und Reichtum geschaffen wurde, die nicht den wirtschaftlichen Tatsachen entsprach.

Kann ich das so sagen wie findet ihr das als Abschluss?

Liebe Grüße Suanne
 
schattenseiten der goldenen zwanziger?!

hallo zusammen...
mich würde mal interessieren was genau die schattenseiten der goldenen zwanziger waren, diesbezüglich interessieren mich auch die krankheiten, die in der zeit von 1924-1929 verhäuft auftraten...


lieben dank
 
in deutschland!

mich interessieren besonders die krankheiten


Ich habe in meinen Büchern nur diese kleine Statistik gefunden. Vielleicht ist sie interessant für dich.

Aus "Das Deutsche Reich 1918 bis heute [1930]" von Cuno Horkenbach
 
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