Die karolingischen Panzerreiter und al-Andalus

Herakleios

Aktives Mitglied
:fs:
Im Zuge der islamischen Expansion wurde auch das Westgotenreich von den arabischen Heeren überrannt. Sie begannen nach der (beinahe) vollständigen Eroberung der iberischen Halbinsel auch im Frankenreich einzufallen. Der Rest ist allseits bekannte Geschichte. Karl Martell und die Schlacht von Tours und Poitiers dürften hier allen ein Begriff sein.

Was jedoch nicht so bekannt ist (zumindest mir nicht) ist die Tatsache, dass die Franken als Reaktion auf die arabischen Reiterheere, die karolingischen Panzerreiter (die Vorläufer der westeuropäischen Ritter) entwickelten. Die Bedeutung der Infanterie im Frankenreich als entscheidende Schlachtwaffe verschob sich immerm mehr hin zur Reiterei.

Da ich mich in diesen Bereich der Geschichte (hoffentlich noch:D) nicht so gut auskenne, habe ich eine Frage:

> Kann man die Entwicklung der Panzerreiter im Frankenreich im Zuge der arabischen Einfälle, und damit letztendlich die islamische Expansion selbst, als Ursache des Rückgangs professioneller Infanterie im mittelalterlichen Westeuropa betrachten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann man die Entwicklung der Panzerreiter im Frankenreich im Zuge der arabischen Einfälle, und damit letztendlich die islamische Expansion selbst, als Ursache des Rückgangs professioneller Infanterie im mittelalterlichen Westeuropa betrachten?

Ich würde jetzt nicht nur die arabischen Einfälle als Grund für diese Entwicklung sehen. Auch die Überfälle der Wikinger und Ungarn machten eine schnelle Eingreiftruppe notwendig. Für den austrasischen/ostfränkischen Raum spielten die Sarazenen ja eher keine Rolle.
 
Ich würde jetzt nicht nur die arabischen Einfälle als Grund für diese Entwicklung sehen. Auch die Überfälle der Wikinger und Ungarn machten eine schnelle Eingreiftruppe notwendig. Für den austrasischen/ostfränkischen Raum spielten die Sarazenen ja eher keine Rolle.

Auch wieder wahr, vielleicht könnte man in diesen Zusammenhang die Sachsenkriege noch erwähnen. Aber grundsätzlich kommt es mir so vor als wäre durch diese Panzerreiter die Infanterie mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt worden.
 
Aus dem Strategikon (XI, 3) des Pseudo-Maurikios (Entstehungszeit zwischen 592 und 610):

Πῶς δεῖ άϱμóζεσϑαι τoῖς ξανϑoῖς ϑνεσιν, oἶov Φϱάγγoις, Λαγγoβάϱδoις, ϰαἰ λoιπoῖς óμoδαίτoις ατῶv - "Wie man sich den blonden Völkern anpassen muss, wie den Franken, Langobarden und anderen Völkern derselben Lebensart"

"... Im Handgemenge kämpfen sie heftig zu Pferd und zu Fuß; wenn sie womöglich im Kampf zu Pferd bedrängt werden, steigen sie auf eine Vereinbarung von den Pferden ab und stellen sich zu Fuß auf, wenige gegen eine Mehrzahl von Reitern, und geben den Kampf nicht auf. Bewaffnet sind sie mit Schilden, Lanzen und kurzen Schwertern, die auf der Schulter getragen werden. Sie freuen sich am Kampf zu Fuß und schwungvollen Angriffen. Sie stellen sich im Kampf zu Fuß oder zu Pferd in keinem bestimmten Maß und keiner bestimmten Ordnung auf, in Regimentern oder in Divisionen, sondern nach Stämmen, der Verwandtschaft und der Zuneigung, wodurch sie oft in den Umständen des Kampfes wenn Freunde auf dem Schlachtfeld bleiben, die Gefahr teilen, um sie zu rächen. Sie machen eine gleichmäßige und dichte Front ihrer Schlachtaufstellung im Kampf
. Das Treffen aber, zu Pferd oder zu Fuß, führen sie heftig und unkontrolliert, als ob sie als einziges von allen Völkern keine Angst kennten. Sie sind ihren Anführern ungehorsam und sorglos; ohne an Verstellung und Sicherheit sowie Nutzen zu denken, verachten sie die Taktik. Sie sind leicht zu bestechen, weil gierig nach Gewinn.
Ihnen macht Krankheit und Erschöpfung zu schaffen; denn so sehr sie kühne und wagemutige Seelen haben, so sehr sind ihre Körper anfällig und weichlich und können Mühen nur schwer ertragen..."

Man beachte auch den Thread http://www.geschichtsforum.de/f37/die-fu-truppen-karls-des-gro-en-15712/
 
Vorsicht bei der Verwendung des Strategikon des (Pseudo-)Maurikios, wenn es um die spätmerowingischen/frühkarolingischen Franken geht:

Das Werk ist von spätestens frühes 7. Jahrhundert und der Autor gibt auch unumwunden zu, vieles von seinen Vorgängern abgeschrieben zu haben.
Speziell seine Beschreibung der fränkischen Kampfweise erinnert auch tatsächlich sehr stark an die römischen Beschreibungen der Germanen.
Viele Details passen nicht zu den sptäteren Franken, wie zum Beispiel eben jene weiter oben erwähnten "Schwerter, die auf der Schulter getragen werden". Die spätmerowingisch/karolingischen Funde sprechen eine eindeutige und eben gegensätzliche Sprache.

Wer auch immer nun für die Beschreibung Pate gestanden haben mag, keinesfalls können es jene Franken gewesen sein, die Herakleios in seinem Eingangspost meint. Dafür ist das Strategikon schlicht zu alt.

Auf die Theorie der Verdrängung der Infanterie durch die Kavallerie gehe ich i.A. nicht ein, denn das haben wir, soweit ich mich erinnere, in anderen Threads schon mehr oder weniger ausführlich gemacht.
Wenn Herakleios, wie angekündigt, diese Threads mal durchgesehen hat und mit den dortigen Informationen noch nicht zufrieden ist, können wir das gerne weiter vertiefen.
 
Auf die Theorie der Verdrängung der Infanterie durch die Kavallerie gehe ich i.A. nicht ein, denn das haben wir, soweit ich mich erinnere, in anderen Threads schon mehr oder weniger ausführlich gemacht.
Wenn Herakleios, wie angekündigt, diese Threads mal durchgesehen hat und mit den dortigen Informationen noch nicht zufrieden ist, können wir das gerne weiter vertiefen.

Nein habe eigentlich keine Fragen mehr. Falls du jedoch etwas noch erwähnen willst, kannst du das ruhig tun!
 
Zurück
Oben