Die Mär vom blonden Germanen?

Die Körpergröße der mesolithischen Jäger sank drastisch mit der Landwirtschaft und Pflanzenkost, in einigen Regionen (Kleinasien) ist selbst heute noch nicht der "Urzustand" wieder erreicht.
 
Mache ich ganz bestimmt, großes Indianer-Ehrenwort!:winke:

Und trotzdem willst Du es genau wissen... ;)

Aber woher sind die Angaben?

Wie geschrieben sind die von mir zuvor genannten 1,75 bzw. 1,70 Zirkawerte, die ich als Reenacter bzw. Living History Darsteller als runde Merkzahlen im Kopf habe, wenn ich von Besuchern bei Veranstaltungen darauf angesprochen werde.

Aber nun genauer:
Online verfügbar ist die - allerdings nicht nur auf den Adel bezogene, sondern schichtenübergreifende - Studie zur Untersuchung der Staatsuniversität Ohio: wissenschaft.de - Wahre Größe im Mittelalter
Danach ist der Rückgang der durchschnittlichen Körpergröße - eben aufgrund der Nahrungsumstellung - in etwa wie folgt:
12. Jh. -> 1,73
13. Jh. -> 1,72
14. Jh. -> 1,70 (hier liegt wohl der Einschnitt infolge der Agrarkrise)
15. Jh. -> 1,69
16. Jh. -> 1,68
17. Jh. -> 1,67
18. Jh. -> 1,67 (Funde in Frankreich aus dem 17./18. Jh. liegen noch unterhalb dieses Wertes bei ca. 1,60)
Anm.: "Ausreißer" nach oben wie nach unten gab und gibt es logischerweise immer...

Andere Untersuchungen - hier kann ich jedoch nur aus dem Gedächtnis auf Untersuchungen von Gräbern Adliger in verschiedenen Teilen Europas, friesische Gräberfelder aus dem 12. Jh., der Massengräber von Towton aus dem 15. Jh., von Gräberfeldern in Schleswig aus dem 11. bis 13. Jh. sowie Untersuchungen von GAPA - Gesellschaft fr Archozoologie und Prhistorische Anthropologie verweisen - bestätigen dies grundsätzlich und zeigen zudem, daß Adlige aufgrund der qualitativ doch relativ besseren Ernährungslage im Durchschnitt (sic!) 1...2 cm größer waren.
Danach läßt sich der Rückgang der durchschnittlichen Körpergröße bei Angehörigen des Adels in etwa wie folgt ableiten:
12. Jh. -> 1,75
13. Jh. -> 1,74
14. Jh. -> 1,72 (hier liegt wiederum der Einschnitt infolge der Agrarkrise)
15. Jh. -> 1,71
16. Jh. -> 1,70
17. Jh. -> 1,70
18. Jh. -> 1,70
Anm.: Auch hier wieder der Hinweis auf "Ausreißer" nach oben wie nach unten...

PS: Ich gebe ja gern zu, daß mein "Merkwert" von 1,70 dem Spätmittelalter gegenüber nicht ganz fair ist, aber wie ich schon mehrfach schrieb: Zirkawert zur Verdeutlichung des Rückgangs der durchschnittlichen Körpergröße und v.a. auch dazu, daß die Leute nicht sämtlich "Zwerge" von 1,50 waren...
:pfeif:



Aber eigentlich war das Thema des Threads ja ein anderes... :fs:
 
Schärf' das dem Timotheus ein! Diese seitliche Arabesken kosten einfach zu viel Zeit.

Der Punkt geht an Dich :cool:
Dieser Anwurf ging auch eigentlich gegen mich selbst; wiewohl ich anhand der "seitlichen Arabesken" den Zusammenhang mit der Ernährungslage verdeutlichen wollte :rotwerd:
Aber sei's drum: zurück zu Römern und Germanen... ;)
 
Schon richtig, aber ob das eine Erklärung ist? Denn dann dürften sich die Gene der Nordafrikaner und Spanier nur auf die Haarfarbe, aber ansonsten auf keinerlei physiognomische Merkmale ausgewirkt haben...
Wenn man aber bedenkt, dass z.B. Sarazenen bzw. Mauren, welche in Italien bis an die Alpen vorgedrungen sind und dort gesiedelt haben, in diesen Gegenden auch andere Merkmale an ihre Nachkommen (Teint der Haut, breitere Nasen) weitervererbt haben, dann erscheint deine Theorie ein wenig unwahrscheinlich.
Die Sarazenen sollen in der Alpenregion gesiedelt haben?! Erkläre das bitte mal einem Norditaliener - das möchte ich sehen. :D
 
Das ist aber ne Küstenregion und keine Alpenregion. Wenn man das als Alpental bezeichnet, liegen Cannes und Nizza auch in den Alpen ;)
 
Meine Oma hat auch immer behauptet, wenn eine Frau ihre Tage hat, darf sie keine Lebensmittel anfassen.
Ich habe mich nie getraut nachzufragen.

Wieso nicht ? Bist schämig ?;)

Meine Oma hat es mir erklärt.
Wenn Lebensmittel konserviert werden sollen - also durch Einkochen ,
dann halten die Gummis nicht - irgendeine Hormon--Wolke vielleicht ?
 
Die Sarazenen sollen in der Alpenregion gesiedelt haben?! Erkläre das bitte mal einem Norditaliener - das möchte ich sehen. :D

Es gibt Familiennamen in den Schweizer Alpen, die von den Sarazenen hergeleitet werden: Saratz, Sarracino etc. Zudem einige Toponyme, z.B. Pontresina in der östlichen Schweiz werden auf die Sarazenen zurückgeführt.
Das ist aber keineswegs gesichert.
 
Es gibt Familiennamen in den Schweizer Alpen, die von den Sarazenen hergeleitet werden: Saratz, Sarracino etc. Zudem einige Toponyme, z.B. Pontresina in der östlichen Schweiz werden auf die Sarazenen zurückgeführt.
Das ist aber keineswegs gesichert.

Heute geht man davon aus das gewiesse Ortsnamen im Wallis auf die Sarzazenen zurück gehen.
Als Beispiel das Allainhorn, hier gehen die Historiker in der Schweiz davon aus, dass es auf das arbaischen Wort Al-Ain (die Quelle) zurückgeht. Am Fuss des Allainhorn liegt das Dorf Saas Almagell und hier wird angenommen, dass es vom arabischen Wort Al-Mahall (der Ort oder Aufenthalt) abstammt. Dieses Dorf ist das höchst gelegene Dorf im Saastal und war wahrscheindlich das Zentrum der Sarazenen in der Schweiz. Man kann es auch als Riegel zwischen Italien und der Schweiz betrachten.

Literatur:

Sandoz, Jean-Pierre
Die Sarazenen durchqueren die Alpen : unerwartete Funde beim Durchforsten der Geschichte der Muselmanen


Zu Pontresina:

Die erste Erwähnung von Pontresina findet man in der Gamertinger Urkunde vom 22. Januar 1139. Die Kinder Gamertingen schenkten dem Bischof zu Chur alles, was ihnen zu "pontem Sarasinam" eigen war, für ihrer Eltern Seelenheil. Nach einer Urkunde im bischöflichen Archiv in Chur verlor 1244 Tobias de Pont Zarazino durch eigene Schuld das bisher von seiner Familie innegehabte bischöfliche Talkanzleramt. Die Herren von Sarrazeno oder Zarazino amtierten fortan als deputati juridici. Das Oberengadin nimmt 1367 als eine Gemeinde an der Gründung des Gotteshausbundes in Zernez teil. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts löste sich die Oberengadiner Talgemeinde in zwei Gemeinden auf. Die Loslösung vom Bistum Chur erfolgte auf friedliche Weise durch Loskauf und wurde 1526 beendigt.


Quelle: Gemeinde Pontresina - Geschichte
 
Zuletzt bearbeitet:
Plinius der Ältere erwähnt, dass sich die Gallier mit Sapo die Haare aufhellen. Das gleiche Verfahren schreibt der römische Dichter Martial den Chatten und Mattiacern zu, nämlich dass sie ihre Haare künstlich aufhellen oder graue Haare rot färben. Daraus folgt ja, dass nicht alle Germanen blond waren und nicht alle blonden Germanen natürliche Blondinen waren.
Interessant ist vielleicht noch diese Karte von Wikipedia, die den Anteil naturblonder Bevölkerung in den Regionen Europas beschreibt. Demnach ist der Anteil natürlicher Blondinen an der Bevölkerung im finnisch-baltischen Raum am höchsten.:grübel:
 
@Maglor, das hatten wir schon in einem anderen Thread. Es spricht genetisch einiges dafür, dass die blonde Haarfarbe urspünglich eine Einzelmutation im knapp nacheiszeitlichen Ostseeraum war. Der Rest war sexuelle Selektion.
 
Zuletzt bearbeitet:
Beim (misslungenen) Versuch meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen habe ich auch festgestellt, dass es auch blonde Mammuts gab:
DNA-Analyse zeigt: Manche Mammuts waren wohl blond
Auch Eisbären sind übrigens nichts weiter als "mutierte" Braunbären *hüstel*

Und nochmals ein Link aus der Genetik zu dem Thema:
Der Evolutionsbiologe (Sir Walter Bodmer) hat Jahre lang Gene untersucht, die in Zusammenhang mit der Entwicklung heller Haut stehen. Je weiter nördlich unsere Vorfahren zogen, desto heller wurde ihre Haut. Diese absorbiert mehr Sonnenlicht und der Körper kann das lebenswichtige Vitamin D produzieren. Weiter im Süden, wo es keine Mangel an Sonnenlicht gibt, schützt dunklere Haut gegen Hautkrebs. Helle Augen sind genauso wie helle Haut anfälliger für den sog. schwarzen Hautkrebs, malignes Melanom.
 
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