Die Opposition in Frankreich

E

Elefantentier

Gast
Hallo nochmal,

ich habe noch mal eine Frage. Kann es sein, dass es während des Zeitraums des Absolutismus in Frankreich drei große Gruppen der Opposition gab:

  1. Die "Aufklärer", die hauptsächlich in Form von Literatur, Gedanken usw. gegen die Legitimität der absoluten Herrschaft anschrieben.
  2. Das Parlement, das häufig mit Adligen gespickt war, die durch den Absolutismus entmachtet waren und schon deshalb teils im Widerspruch zum König standen.
  3. Die Huggenotten, die wegen ihrer religiösen Abweichung und ihrer kirchenpolitischen Vorstellungen natürlich abwichen.

Meine Frage an die verehrten Experten lautet nun:
Haben sich diese drei Gruppen untereinander befruchtet oder zumindest ausgetauscht?
Zumindest in der Person Montesquieu scheinen die Aufklärung und das Parlament sich vereint zu haben, denn er war Richter am Parlement, schrieb aber auch für die Encyclopédie und andere Werke, die wir heute als Aufklärerisch wahrnehmen. Außerdem war seine Frau Protestantin.


Gibt es da Links und/oder Bücher zum Thema?
 
Das meiste habe ich schlichtweg aus Biographien.

1. Die Aufklärer sind im Grunde keine homogene Gruppe.
Rousseau z.B. stand mit seinen Ansichten völlig entgegen der Theorien von Voltaire. Beide waren Intimfeinde, wenn man so will.
2. In den Parlements saßen auch Aufklärer. Zahlreiche hohe Adlige förderten persönlich die Aufklärung. Voltaire z.B. hatte zahlreiche adlige Gönner. Die Marquise du Châtelet z.B. war selber eine Adlige mit nem schnuckeligen Schlösschen, wo sie sich mit Voltaire eine Weile aufhielt.
3. Die Hugenotten würde ich nicht als Opposition begreifen. Im Grunde waren sie Unterdrückte und hatten garkeine Möglichkeiten offen in Opposition aufzutreten.

4. Im Prinzip ebenso wie die Parlements keine klare Gruppe, aber ich würde die Dévots mit aufnehmen. Der Dauphin, Louis Ferdinand, war sozusagen das Sprechrohr dieser Partei. Sie verachtete die Leichtlebigkeit des Königs und seine Mätressen v.a. Madame de Pompadour mit ihrem Einfluss auf den König, waren ein Feindbild. (siehe auch: Dévots - Wikipedia )

Es gab auch temporäre Parteien, welche die Monarchie untergruben.
Ich denke da z.B. an die Pontalec-Verschwörung, welche einen Spanier auf den französischen Thron setzen wollte.
Oder aber den Kreis um den Prince de Conti. Eine Weile wurden seine Bemühungen um die polnische Krone vom König Louis XV gefördert. Aber als es Gerüchte gab, dass Conti gegen Louis XV intrigierte, wurde ihm die Gunst des Königs entzogen.
 
Wenn man mal ins Nachbarland Spanien schaut: Spaniens wohl wichtigster Aufklärer war der in Dtld. weitgehend unbekannte Pablo de Olavide, nach dem auch die andalusische Fernuniversität Sevilla benannt ist (dabei hat Olavide durchaus auch etwas mit der deutschen Geschichte zu tun, wenn auch nur sehr am Rande). Pablo de Olavide war ein enger Vertrauter von Carlos III. und konnte einige seiner Ideen politisch umsetzen; dabei waren die spanischen Bourbonen nicht weniger absolutistisch als ihre französischen Vettern.
 
Pablo de Olavide war ein enger Vertrauter von Carlos III. und konnte einige seiner Ideen politisch umsetzen; dabei waren die spanischen Bourbonen nicht weniger absolutistisch als ihre französischen Vettern.
Voltaire war ja auch Hofhistoriograph des Königs von Frankreich und obwohl ihn Louis XV nicht mochte bzw. von seinem Geltungsbedürfnis abgestoßen war, spielte er und einige andere Philosophen am Versailler Hof eine bedeutende Rolle. Wenn der König nun Voltaires Ansichten völlig abgelehnt und ihn geächtet hätte, wären wohl nicht seine Libretti und anderen Werke am Hof aufgeführt worden.

In zahlreichen Projekten von Louis XV liest man eine aufklärerische Tendenz wie das Projekt mit dem Kataster, welches absolutistische Ziele und die Forderung der Aufklärer nach gerechter Besteuerung eigentlich miteinander verband.
Kann man den Ökonomen Turgot eventuell auch zu den Aufklärern rechnen?

De Pombal wäre in Portugal auch ein Beispiel eines von der Aufklärung beeinflussten Staatsmannes.

Absolutismus und Aufklärung stehen m.E. nicht unbedingt sosehr in einem Widerspruch wie man denken mag.
 
1. Die Aufklärer sind im Grunde keine homogene Gruppe.
Rousseau z.B. stand mit seinen Ansichten völlig entgegen der Theorien von Voltaire. Beide waren Intimfeinde, wenn man so will.

Sie hatten unterschiedliche Theorien darüber, wie die Welt aussah (Deisten, materialistische Atheisten, Anhänger eines eigentümlichen Christentums; der Mensch als sozial und gut oder nur gut, aber nicht sozial und in Gesellschaft schlecht usw.) und wohin sie wollten (Anhänger einer konstitutionellen Monarchie, Republikaner, Leute mit uns völlig fremdartigen Vorstellungen) - sie ähnelten sich aber in der Methode. Nämlich Publizistik und Kritik.
(Wenn wir schon Habermaß feiern...)

Sie konnte nicht an Macht überlegen sein, dafür aber an Geist.

[QUOTE="Brissotin]2. In den Parlements saßen auch Aufklärer. Zahlreiche hohe Adlige förderten persönlich die Aufklärung. Voltaire z.B. hatte zahlreiche adlige Gönner. Die Marquise du Châtelet z.B. war selber eine Adlige mit nem schnuckeligen Schlösschen, wo sie sich mit Voltaire eine Weile aufhielt.[/QUOTE]

Ah, okay.
Klingt für mich plausibel. Allerdings hatte das Parlement ja viel mehr Einflussmöglichkeiten durch Gerichtsurteile oder sonstiges.

[QUOTE="Brissotin]3. Die Hugenotten würde ich nicht als Opposition begreifen. Im Grunde waren sie Unterdrückte und hatten garkeine Möglichkeiten offen in Opposition aufzutreten.

4. Im Prinzip ebenso wie die Parlements keine klare Gruppe, aber ich würde die Dévots mit aufnehmen. Der Dauphin, Louis Ferdinand, war sozusagen das Sprechrohr dieser Partei. Sie verachtete die Leichtlebigkeit des Königs und seine Mätressen v.a. Madame de Pompadour mit ihrem Einfluss auf den König, waren ein Feindbild. (siehe auch: Dévots - Wikipedia )[/QUOTE]

Danke!
 
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