Die polnisch-französischen Beziehungen unter Louis XV

1. Aber ich hätte nicht gedacht, daß dies auch offiziell durch Anwesenheit von Gesandten beim Wahlakt dokumentiert wurde.
Ab wann wurde das üblich?
2. Und welche andere Staaten neben Frankreich waren da normalerweise präsent?
1. Mir ging es auch weniger um die Anwesenheit beim Wahlakt selbst, sondern dass es üblich war, dass Gesandte z.B. bei den Reichstagen anwesend waren. Ich denke da an den Reichstag von Regensburg von 1630, wo Wallenstein entlassen wurde, und wo wohl auch die Franzosen personell vertreten waren.
Ich denke mal 1519 bei der Kandidatur von Francois I und da Louis XIV auch einmal die Kaiserkrone anstrebte, wenn ich mich recht entsinne, dürften zu Zeiten der Wahl französische Gesandte anwesend gewesen sein.
2. Puh, keine Ahnung, im Moment, aber ich schau mich um.

Ein bisschen befürchte ich, dass es OT geht. Die Kaiserwahl fand ich interessant, da ja sozusagen der polnische König auch als Kurfürst des HRR 1705, 1711, 1742 und 1745 im Wahlgkolleg saß. Der Aspekt der französischen Einflussnahme an sich, war in dem Kontext sicherlich interessant.
 
1. Mir ging es auch weniger um die Anwesenheit beim Wahlakt selbst ...
Ups, dann war das ein Mißverständnis.
Die allgemeine Anwesenheit ausländischer Fürsten oder Gesandter am Kaiserhof oder bei Reichtstagen ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit von Anfang an, da brauchen wir wohl keine getrennte Diskusison.

Ich hatte es so verstanden, als ob Blondel bei der eigentlichen Wahl im Raum präsent gewesen wäre - das wäre etwas anderes gewesen.
 
Ich hatte es so verstanden, als ob Blondel bei der eigentlichen Wahl im Raum präsent gewesen wäre - das wäre etwas anderes gewesen.
Wer war denn da anwesend? Wohl die Vertreter der Kurfürsten, wenn diese was besseres zu tun hatten (z.B. Damenkarussell anschauen oder so ;)=) ).
... wie gesagt, das wäre eigentlich einen weiteren Thread wert.
 
In Polen brach im Sejm jedoch in den späten 1760ern ein Zwist aus, es bildete sich die Konföderation von Bar, welche die russischen Einmischungen brüsk ablehnte, da diese auch die adeligen Privilegien zu bedrängen schienen. Zwar gelang es den Russen mit Waffengewalt den Hajdamakenaufstand und Empörungen des Adels niederzuschlagen, aber dennoch war die Lage unter König Stanislaus II. kritisch.
Kennt jemand zur französischen Haltung in dieser kritischen Zeit Details?

Der Duc de Choiseul, der zu jener Zeit wieder dem Außenministerium vorstand, unterstützte wohl die antirussische Bewegung in Polen und trieb auch ein gleichzeitiges Vorgehen der Türken gegen die Russen voran, was den Polen etwas Luft verschafft hätte, wären die Osmanen zu diesem Zeitpunkt nicht schon sehr geschwächt gewesen. Die Politik Choiseuls einer Unterstützung der polnischen Bewegung für eine polnische Souveränität, hatte natürlich eine schwere Krise auch bezüglich der österreichisch-französischen Beziehungen zur Folge. Denn Louis XV hatte mehrfach betont, dass er unbedingt an seinem Bündnis mit Österreich festhalten wolle, obwohl selbst ein Teil der franz. Außenpolitiker diesem Bündnis skeptisch gegenüberstanden. Obendrein schien sich nun Kaiser Joseph II., der Schwager des Dauphin Louis Auguste, mit Preußen in den späten 1760ern über eine gemeinsame Haltung gegenüber Polen zu verständigen, welche gänzlich entgegen der Politik Choiseuls eingerichtet war. Die polnische Teilung bahnte sich an, während Choiseul noch immer hoffte, mit allen Mitteln Polens Rolle in Osteuropa eher zu stabilisieren.

Wie sahen genau Choiseuls Versuche aus? Waren diese zumindest zeitweilig erfolgreich?
 
Die Einmischung Frankreichsin die polnischen Angelegenheiten um 1770 ging scheinbar über Verhandlungen mit der Konföderation von Bar hinaus. Diese hatte nicht nur an allen denklichen europäischen Höfen für eine antirussische Liga geworben, sondern auch erreicht, dass Frankreich den späteren Revolutionsgeneral Charles-Francois Dumouriez (1739-1823) als Kommandeur für die Miliz der Konföderierten nach Polen schickte. Dies passte ganz in das schon vorhergehende Betätigungsfeld von Dumouriez, der schon in der korsischen Affaire gewirkt hatte und im Secret du roi arbeitete. Nach dem Sturz von Choiseul wurde dieses Projekt (kurz vor der polnischen Teilung) zu den Akten gelegt und Dumouriez wanderte in die Bastille, wo er noch eine ganze Weile blieb.
 
Warum waren Frankreich und später Westeuropa antirussisch eingestellt?
Ich meine Frankreich konnte schon ab 1762 nicht mehr Russland so sehr leiden und ich denke auch die Habsburger, weil ich jetzt davon ausgehe, dass der "Hass" davon rührt, dass Peter III., entgegen dem Bündnis was Zarin Elisabeth mit Österreich und Frankreich zu Beginn des 7-jährigen Krieges geschlossen hat, einen Frieden mit Friedrich II. begründete.
Aber wenige Monate später hatte Katharina II. die Herrschaft über das Zarenreich in der Hand.
Jetzt hab ich ne Bildungslücke. :D
War die Zarin für die Preußen oder die Österreicher?
Also Anhalt-Zerbst-Dornburg "unterstand" zu dem Zeitpunkt dem preußischen Königtum. Heißt das automatisch, dass sie auf Friedrichs Seite stand?
Eigentlich ja, weil sonst hätten die Franzosen ja nicht so nen Wind gemacht.
Aber wieso war dann später Europa antirussich? Mindestens die Preußen hätten keinen Grund dazu gehabt, oder etwa doch?
 
Ja Octoberrevolution alles Verändert und niemand hatte gewusst wie mit neuem regime handeln. Danach ist das Angst gekomenn, Angst aus unbekanten Sachen.
 
@ geschichtsfan07
Ich denke kaum, dass es etwas mit dem Frontwechsel Russlands zu tun hatte. Grundsätzlich gelang es aber Frankreich nicht einen dauerhaften Einfluss in Russland zu etablieren. Da war Polen grundlegend einfacher für Frankreich zu steuern. Da sich Russland nicht dauerhaft in eine französische Koalition integrieren ließ, musste man es bekämpfen. Denkbar ungünstig für diese Haltung, welche obendrein scheinbar in Frankreich extrem verbreitet war, war dass der König Louis XV absolut von seiner Allianz mit dem schwierigen Österreich überzeugt war, welches diese Allianz gern vergaß, wenn es um eigene Interessen ging. Zum anderen wird die traditionelle Allianz mit Schweden eine Rolle gespielt haben, was trotz des kurzen Intermezzos im Siebenjährigen Krieg, wobei sich die schwedische Armee in Pommern nicht gerade mit Ruhm gegen die Preußen bekleckert hatte, weiterhin in Finnland und im gesamten Ostseeraum Konfliktherde mit Russland hatte.
Zum anderen hatte Russland unter verschiedenen Herrschern schon den Franzosen ihr außenpolitische Konzept torpediert, mindestens zweimal einen französischen Kandidaten um die polnische Krone verhindert. Überdies war Russland lange die große Unbekannte im Spiel der Mächte. Bis zum 7-jährigen Krieg hatte sich Russland nicht so weit nach Westen vorgewagt, nun war Schweden eigentlich als Konkurrenz ausgeschaltet und das nächste Projekt von Katharina II. Polen de facto zu kontrollieren, verschob das Mächtegleichgewicht in Europa, zumal damit Russland sozusagen näher rückte. Die Gefährlichkeit der russischen Armee z.B. hatte sich schon im 7-jährigen Krieg bei Großjägerdorf, Kay, Zorndorf, Kunersdorf ... gezeigt und das mit Generälen, die scheinbar nicht willens waren den Preußenkönig endgültig nieder zu ringen.
Bemerkenswerterweise planten Choiseul und der preußische Prinz Heinrich ungefähr mit Polen das Gleiche. Man wollte Polen stabilisieren und zu einer halbwegs respektablen Macht (wieder) aufsteigen lassen, um dann damit das mächtige Russland abzuschirmen. Wenn man bei den beiden Herren Polen als Pufferstaat wollte, dann musste folgerichtig aber auch Polen entschieden reformiert werden, da sich im Nordischen Krieg das polnische Militär als unfähig erwiesen hatte, ernsthaft Widerstand zu leisten.
 
Bemerkenswerterweise planten Choiseul und der preußische Prinz Heinrich ungefähr mit Polen das Gleiche.

Hö? Frankreich und Preußen verhandelten miteinander?
Ich dachte bisweilen, dass Frankreich vordergründig Einfluss auf den polnischen Staat nehmen wollte, um die preußische Macht einzudämmen. Gewissermaßen wie es sich einige Jahrzehnte zuvor mit der Umklammerung Frankreichs durch die Habsburger verhalten hat.
Ist dieses "Ziel" in den Hintergrund getretten, zu Gunsten des "Pufferstaates gegen das Zarenreich"?

Kann man behaupten, dass die Bündnisse damals kaum große Bestandskraft besaßen?
 
1. Hö? Frankreich und Preußen verhandelten miteinander?
Ich dachte bisweilen, dass Frankreich vordergründig Einfluss auf den polnischen Staat nehmen wollte, um die preußische Macht einzudämmen. Gewissermaßen wie es sich einige Jahrzehnte zuvor mit der Umklammerung Frankreichs durch die Habsburger verhalten hat.
Ist dieses "Ziel" in den Hintergrund getretten, zu Gunsten des "Pufferstaates gegen das Zarenreich"?


2. Kann man behaupten, dass die Bündnisse damals kaum große Bestandskraft besaßen?
1. Nö, Prinz Heinrich verfolgte eigentlich eine andere Politik als sein Bruder, der König. Heinrichs Pläne scheiterten letztlich an der Uneinsichtigkeit seines Bruders. Allgemein kann man wohl die Ansicht der französischen Zeitgenossen teilen, dass Heinrich Frankreich weit eher zugetan war als Friedrich II.. Kein Wunder bei diesen Ansichten, dass die französischen Besucher sehr gern Heinrich u.a. in Rheinsberg besuchten und bezeichnender Weise, kamen dann während der Revolution viele französische Exilanten zu Prinz Heinrich, die ihn noch aus, für sie, besseren Tagen kannten. Dass Friedrich II. jederzeit bereit war, Frankreich zu verraten und dass daraus der Kurswechsel Louis XV und eigentlich schon Fleurys resultierte, wollte aber das überwiegend antiösterreichisch eingestellte "Volk" in Frankreich nicht verstehen. Zu dieser Einstellung wurde das "Volk" allerdings auch von der Mehrzahl des Hochadels aufgewiegelt.

Also gab es sowohl in Preußen wie Frankreich Tendenzen, die zwar in die selbe Richtung gingen, aber auf offizieller Ebene keine Früchte trugen.

2. Das kann ich schwer sagen. Wie von mir ausgeführt war beispielsweise die Allianz mit den Wittelsbachern und den Schweden scheinbar eine außenpolitische Konstante. Theoretisch war selbst die antiösterreichische Militär- und Außenpolitik ein polititisches Pfund. Dass Louis XV davon abwich war in der Tat eine der größten politischen Überraschungen des Jahrhunderts. Die Großmächte verfolgten m.E. durchaus konstante Bahnen, vor allem bezogen auf bestimmte Regionen. Die österreichisch-russische Unterstützung für die Wettiner in Polen dauerte ja auch eigentlich weit länger als ein halbes Jahrhundert. Wenn man von Konstanten in der Außenpolitik spricht, muss man natürlich immer auch nach den alternativen Optionen schauen. Welche Chancen hatte Frankreich in Deutschland andere, wenn es gegen die Habsburger ging, als die Wittelsbacher? Und andererseits: wer bot sich besser für die Durchsetzung der Ziele innerhalb des Reiches den Wittelsbachern an, als die andere große Landmacht in nächster Nähe - Frankreich?
 
Zuletzt bearbeitet:
Bartek hatte die Freundlichkeit, mir Informationen zu Kazimierz Pułaski zukommen zu lassen, welcher im Rahmen der Konföderation von Bar neben Michał Hieronim Krasiński, Adam Krasiński u.a. eine bedeutende Rolle spielte.

Berühmt wurde Pułaski neben der Konföderation von Bar auch durch seine Beteiligung am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

Kazimierz Pu?aski - Wikipedia, the free encyclopedia (hauptsächlich zu seiner Rolle im Unabhängigkeitskrieg)

Bartek erlaubte mir, danke nochmal dafür:O, ihn hier zu zitieren:
Kazimierz Pułaski war ein der Führer von "Barer Konfederazion" (1768 - 1772, gegründet im Burg in Bar, Podole, heute Ukraine). Aber das weißt Du sicher. Also - Barer Konfederazion wurde als ein Bund der Adeligen gegründet, um "katholische Glaube und Freiheit der Rzeczpospolita zu schützen". "Die Konfederazion" (früher "rokosz" genannt) war eine traditionelle Demonstration der Unzufriedenheit der Adeligen, selten bis Militär-Konfrontation führende.

Die "Barer Konfederazion" aber ist von vielen Geschichtler für der erste polnische Aufstand gehalten, der gegen Konig Poniatowski, "dem Verräter Polens" und den russischen Truppen im Polen orientiert wurde. Früher haben die nichtkatholischen Adeligen ihre eigene Konfederazionen in Słuck (die Orthodoxen) und Toruń (die Protestanten) geschafft. Beide wurden von Preussen und Russland inspiriert.
Die kath. Adeligen haben mit ihre eigen Konfederazion reagiert - Barer Konfederazion, die Kleinpolen, Großpolen, Ukraine umgearmt hat.
Am Anfang haben sie viele erfolgreiche Aktionen geführt, ua die Angriffe an die russischen Garnisonen in der Ukraine. Später aber war die Zentralisazions- Bedurfkeitig immer mehr klar.

Kazimierz Pułaski (damals 24 Jahre alt) wurde der Kommandant der Konfederazion - Armee und hat die Feldzug in Ukraine (mit Kosaken zusammen), Masowien und Kleinpolen angefangen. Pułaski wurde schnell der haupte Konferedazion s- Held. Bis heute funktioniert im Polen Sprichwort : "Schanze der Hlg. Dreifahigkeit zu schützen", was heroischer aber sinnloser Kampf sarkastisch bedeutet. Schanze der Hlg. Dreifahigkeit war Name des Burges in der Ukraine, der von Pułaski geschützt wurde.

Am 3. November 1771 haben die Konföderierte versucht, um König Poniatowski zu rauben, aber ohne Erfolg. Die ganze Idee und dann die Verantwortlichkeit wurde Pułaski zugeschreibt. Fur die Probe des Konigsmord war Pułaski zu Todesstrafe verurteilt und ist aus Polen weggelaufen. Kein europäisches Staat wollte ihm empfangen, um sich nicht die Kontakte mit Russland zu verschlechtern. Pułaski ist also zuerst nach Turkai emigriert, aber nach Intervention der russischen Diplomaten musste er auch aus diesem Land weggehen. Endlich ist Pułaski nach Amerika gewandert, genau wie Kościuszko.

Die Barer Konfederation war ein Muster fur spateren Aufstanden der Adlingen. Sie hat ein Bild des patriotischen Adlinge hergestellt, gern von spateren Generationen ausgenutzt. Mache bitte Aufmerksam, dass Tadeusz Kościuszko viel mehr "egalitar" war. Als Politiker war Kościuszko viel mehr demokratisch und hatte Interese fur die Lage der Bauern. Kościuszkos Bruderschaft mit den Bauern und seine beruhmte "kosynierzy" (bauerische Sensenkampfer, Kościuszko wahrend seines Aufstandes trug den tradizionellen bauerischen Mantel) ist bis heute Teil seiner Legende.
Und Pułaski war 100% Adelige, seine Mutt aber auch Aroganz war allen bekannt.

Gerade die Entführung von König Stanisław II August Poniatowski finde ich sehr interessant. Angeblich spielte auch hier das Secret du Roi eine gewisse Rolle. Allerdings hatte Louis XV nach der Entlassung von Choiseul einen neuen Kurs eingeschlagen, welcher von seinem Außenminister d'Aiguillon (1720-1782) (zu weiteren Informationen: Emmanuel-Armand de Richelieu, duc d'Aiguillon - Wikipedia, the free encyclopedia )
entschieden ausgearbeitet wurde, während zuvor der König die Politik seines Ministers Choiseul nicht wirklich geteilt hatte. D'Aiguillon hielt zwar grundsätzlich an einer Politik fest, welche Polens Souveränität wahren sollte, allerdings sollten die Mittel eher noch geheimer angewendet werden. Jedenfalls zeigte sich Louis XV zusehends weniger bereit für die Unabhängigkeit Polens seine Truppen marschieren zu lassen. Selbst von einer finanziellen Unterstützung eines potenziellen und Frankreich gewogenen Kandidaten begann Louis XV schon seit 1764 zusehends abzusehen, wie u.a. aus der geheimen Korrespondenz mit dem Maréchal de Broglie hervorgeht, welcher dem "Secret du Roi" vorstand.

Ein Grund für die zurückhaltendere Ostpolitik des Königs Louis XV war wohl die Vorbereitung des Krieges gegen England, der schon 1770 drohend herauf zog, aber trotz der Versuche Choiseuls Spanien gegen England aufzuhetzen, noch einmal von Louis XV abgewendet werden konnte. Dennoch plante Louis XV einen Krieg gegen England, zu welchem er sich in der für Polen kritischen Zeit aber noch nicht gewappnet genug fühlte. Zuerst wollte Louis XV die anderen Staaten Europas ausspionieren lassen, wobei der Suche nach einer geeigneten Landungsmöglichkeit auf der britischen Insel ein besonderer Stellenwert beigemessen wurde. Dieses Projekt überlagerte schließlich die meisten anderen außenpolitischen Aktivitäten. Da es aber auch wie das polnische Projekt nur im Geheimen verfolgt wurde, aber in der öffentlichen Diplomatie kaum zur Sprache kam, war das Misslingen der Vereitelung der Polnischen Teilung in der französischen Öffentlichkeit Thema Nummer 1. Die Gegner des Königs argumentierten, dass seine proösterreichische Politik zu dem Debakel der polnischen Teilung von 1772 geführt habe. Dass der einzige andere Weg, einer Allianz mit Preußen zu keinem anderen Ergebnis beigetragen hätte, da auch Preußens Friedrich II. von seinen Plänen zur Teilung nicht abzubringen war, wurde natürlich gern von den Kritikern des Königs Louis XV verschwiegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
D'Aiguillon hielt zwar grundsätzlich an einer Politik fest, welche Polens Souveränität wahren sollte, allerdings sollten die Mittel eher noch geheimer angewendet werden.
Zu inoffiziellen Unterstützung der Polen durch das Ministerium von d'Aiguillon gehörte die Entsendung von Vioménil, einem französischen Offizier, als französischer Botschafter nach Warschau. Vioménil soll einen wichtigen Anteil an der Entstehung der patriotischen Partei, laut Bernier, gehabt haben. Einige hundert französische Freiwillige wirkten 1771 an der Betzung Krakaus und an der Entführung des polnischen Königs Stanisław II August Poniatowski mit. Nach der Niederlage dieses Unternehmens wurden die gefangenen Franzosen auf Veranlassung von Maria Theresia wieder an Frankreich ausgeliefert.
Dabei hatte der österreichische Gesandte in Versailles, der Graf von Mercy (1727-1794) ließ gegenüber dem Comte de Broglie schon im Mai 1771 verlautbaren, dass Österreich zwar grundsätzlich nicht den polnischen König absetzen werde, aber doch beabsichtigte in Zukunft polnische Grenzgebiete zu vereinnahmen, was wohl auf einen Krieg hinaus lief. Der Angriff Österreichs erfolgte dann am 5. August 1772, allerdings ohne eine deutliche Reaktion Frankreichs. Mercy war sich mit Maria Theresia darüber einig, dass Louis XV viel zu sehr an der Allianz mit Österreich gelegen war, als dass Louis XV den Angriff auf Polen als Grund für die Lösung des Bündnisses auffassen würde.

Da sich in Schweden ähnliche Anzeichen wie in Polen zeigten, war hier d'Aiguillon ebenfalls bereit einzugreifen. In Schweden war die Herrschaft des Königs vom Adel weitesgehend untergraben, während der Adel seinerseits in die zwei Lager der "Hüte" und "Mützen" aufgespalten war. Diese Parteien im Reichstag schienen es den ausländischen Mächten leicht zu machen, auf Schweden wie ehedem auf Polen Einfluss zu gewinnen, was Frankreich nicht zulassen konnte. Durch die Teilung Polens waren Russland und Preußen ohnehin schon aus Sicht von Louis XV zu sehr erstarkt. So wurde der französische Botschafter Comte Charles Gravier de Vergennes (1717-1787) angewiesen, finanziell eine royalistische Partei in Stockholm zu unterstützen. Daher wurde der Staatsstreich von Gustav III. von 1772 als ein diplomatischer Erfolg Frankreichs verbucht. Die wohl auch leitende Rolle der Königin-Mutter hatte ich schonmal angesprochen. (Hier ein kurzer Artikel zu Gustav III. allgemein: http://www.geschichtsforum.de/287247-post104.html )

Vielleicht ist ein Vergleich der Verhaltensweisen Frankreichs gegenüber Polen und Schweden interessant.:grübel:
Schweden war seit 150 Jahren ungefähr ein treuer Verbündeter Frankreichs gewesen, während Polen in dieser Zeit eher ein potenzieller Verbündeter gewesen wäre und das nur in dem Falle, dass ein König gewählt worden wäre, der Frankreich genehm gewesen wäre. Zum anderen war Gustav III. eine völlig andere Person als Stanisław II August Poniatowski. Gustav III. hatte sich an die Spitze der Bewegung gegen den Adel gestellt, während Stanisław II August eher der Entwicklung des Umsturzes nacheilte, wenn überhaupt. Außerdem war Stanisław II August schon befangen allein dadurch, dass er nur von Russlands Gnaden auf den polnischen Thron gesetzt wurde. Jedenfalls gelang es ihm zu keinem Zeitpunkt dieser kritischen Phase der späten 1760er und frühen 1770er das Heft des Handelns in seine Hand zu nehmen, wie mir scheint.

Weiß jemand etwas von der Rolle der polnischen Emigranten in Frankreich zu berichten? Pułaski war ja beispielsweise vor seiner Irrfahrt durch Europa, da ihn niemand aufnehmen wollte/konnte (man traute sich wohl angesichts Russlands und der Gegner Pułaskis in Polen selbst nicht) nach Frankreich geheim eingereist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Familienverhältnisse Polen-Frankreich

Ich erlaube mir einmal so ganz grob die familiären Verbindungen zwischen den Bourbonen und den polnischen Herrschern der Zeit von Louis XV herraus zu stellen.

Louis XV heiratete Maria Karolina Katarzyna Leszczyńska (1703-1768) am 5. September 1725. Sie war die Tochter des polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński (1677-1766), der dann 1733 erneut die polnische Krone erlangte, aber dann 1738 mit dem Friedensschluss mit Lothringen und Bar abgefunden wurde.

Trotz der verwandschaftlichen Nähe des französischen Königs zum polnischen König Stanislaus I. Leszczyński vermählte sich sein Sohn, der Dauphin, mit Maria Josepha Prinzessin von Sachsen und Polen (1731-1767). http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Maria_Josepha_von_Sachsen_(1731%E2%80%931767) _b.jpg&filetimestamp=20081219215142
Ihr Vater August III. hatte sich im militärischen Ringen gegen den Schwiegervater von Louis XV durchgesetzt(!).
Komischerweise habe ich nie davon gelesen, ob es deshalb mal Stunk bei Hofe gab. Ist doch ein bisschen eigenartig... (?)

Sogesehen kann man die Hochzeit vom 9. Februar 1747 zwischen Louis Ferdinand de Bourbon (1729-1765), dem Dauphin, und der polnisch-sächsischen wohl als eine Art Versöhnung ansehen - viel mehr jedoch nicht. Denn Sachsen war ja dennoch im Österreichischen Erbfolgekrieg aus der sächsisch-bayerisch-französisch-preußischen Allianz ausgetreten und sogar auf die österreichischen Seite übergelaufen.

Noch versöhnlicher mutet mir gar der Name des späteren Königs Louis XVIII an, der Louis Stanislas Xavier (1755-1824) hieß. Dabei lautete Stanislas wie oben angeführt der Vorname des polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński, also des Urgroßvaters des Prinzen, der 1755 noch lebte, während Xaver der Name des Onkels wettinischer Seits war. (Xaver war ja ab 1763 der Kuradministrator Sachsens und gegen eine polnische Königswürde für seinen Neffen Friedrich August III..)

Albert-Kasimir von Sachsen-Teschen, ebenfalls ein sächsischer und polnischer Prinz, war übrigens der Schwager der Dauphine Marie Antoinette (1755-1793) und zugleich der Onkel ihres Gatten des Dauhin Louis Auguste (1754-1793). Aber das nur am Rande, weil politisch dann nicht mehr so arg bedeutend...:pfeif:
 
Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Maria Thersia von Spanien im Juli 1746 wurde der Dauphin Louis Ferdinand dazu gedrungen eine Heirat mit der polnischen Prinzessin, also der Tochter des Feindes der preußisch-französischen Allianz König August III., Maria Josepha schon im Februar 1747 einzugehen. Man kann sich den Eklat in der ehelichen Verbindung vorstellen, da zum einen der Dauphin an seiner letzten Gemahlin sehr gehangen hatte und zum anderen diese neuerliche Verbindung in ein gegenteiliges politisches Lager wies. Sachsen war nach wie vor an der Seite Österreichs, wenngleich sich der Krieg um die Österreichische Erbfolge durch das Einlenken Bayerns schon 1745 in den letzten Zügen nunmehr befand. Frankreich gingen im Reich die Verbündeten aus und mit einem dieser abgefallenen Alliierten sollte sich nun der Dauphin, der ein erklärter Feind Österreichs war, ehelich binden(!). Jedoch hatte wohl der König Louis XV keine Wahl, er musste aus dynastischen Gründen auf eine rasche Wiedervermählung des Thronfolgers drängen, da dieser der einzige Sohn aus der Ehe mit Königin Maria von Frankreich war und der Dauphin in der ersten Verbindung mit Maria Theresia keinen Sohn hervorgebracht hatte.

Das Wunderliche an dieser ehelichen Verbindung kann wohl niemand besser erklären als eine der berühmtesten Zeitgenossinnen:

"Wissen Sie denn schon, daß wir bald eine neue Dauphine bekommen? Es ist die Prinzessin von Sachsen. Man wird einen gewissen Herzog schicken, der glänzende Auftritte schätzt, um in aller Form um ihre Hand anzuhalten. Sie kennen diesen Herzog: er hat einen schönen Kopf, aber es ist nichts darin. Übrigens und ganz nebenbei, dieser Ehebund wird seltsam sein; der Dauphin wird die Tochter jenes Mannes zur Gattin bekommen, der seinen Großvater vom Thron verjagt hat und der weiterhin dessen Krone trägt. Aber die Ratschlüsse der Fürsten sind wie jene der Götter, ziemlich anders als die der Menschen. ..."
Madame de Pompadour
An die Duchesse de Duras, Gattin des Ersten Kammerherren des Königs (1747)*

* Madame de Pompadour: "Seien Sie immer heiter, wenn Sie immer schön bleiben wollen - Madame de Pompadours Ratschläge an die Welt" Carl Hanser Verlag, München Wien, 1999 S. 11
 
Ich habe jetzt mal nochmal über das Kurkolleg von 1741 gegrübelt.

Hier kurz meine Gedanken dazu:

Kurköln
wittelsbachisch, traditionell an Frankreich orientiert (Span. Erf.krieg z.B.)
Clemens August I. von Bayern (Kurf. 1723-1761) - stimmte für Karl VII., seinen Bruder, und krönte ihn auch

Angeblich soll Jean-Baptiste-François-Joseph de Sade auf die Stimmabgabe von Clemens August I. für seinen Verwandten Karl Albrecht hingewirkt haben, indem er als Dipomat in Kurköln war. Seit 1740 war der Marquis de Sade Botschafter in Köln. Überdies soll er in Nymphenburg 1741 für das Zustandekommen des bayerisch-spanisch-französischen Bündnisses beim bayerischen Kurfürsten gewirkt haben, womit er sich einige Lorbeeren auf dem Feld der Diplomatie verdiente.

Jean-Baptiste-François-Joseph de Sade ? Wikipedia
 
Mir ist letzte Woche eine Karikatur in einer Sonderausstellung im DHM Berlin aufgefallen. Diese war mir bis dahin unbekannt. Sie war aus der Zeit der 1. Polnischen Teilung und zeigte wie sich Russland personifiziert durch Katharina II., Preußen mit Friedrich II. und Österreich mit Jospeh II. (erkennbar an seiner Kaiserkrone) sowie Frankreich mit Louis XV über Polen hermachten, während sich der polnische König enttäuscht abwendete.
Erstaunt war ich über die Rolle Frankreichs auf der Karikatur. Kann es sein, dass sich der Künstler über die tatsächlichen politischen Verhältnisse im Unklaren war? Frankreich wollte doch m.W. nie ein Stück von Polen abhaben. Es wollte doch vielmehr Polen möglichst ungeschädigt erhalten und unterstützte daher die innerpolnische Bewegung, welche sich gegen die ausländischen Einflussnahmen v.a. Russlands und Russlands Partner bei der Teilung wendete.

Hat jemand dafür eine Erklärung?
 
Ohne das Ganze hier ausbreiten zu wollen, möchte ich noch ganz kurz einen Aspekt ansprechen, den ich erst neulich gefunden habe. In den 1750ern gelang es dem Prinzen Xaver offenbar seinen Ambitionen auf den polnischen Thron mittels seiner Schwester Maria Josepha, der Dauphine, am französischen Hof Gehör zu verschaffen. Die Pläne gingen dahin, dass Xaver eventuell sogar noch zu Lebzeiten seines Vaters den polnischen Thron mit Rückenwind Frankreichs besteigen sollte. Im Zuge der Schlacht bei Minden gelangte allerdings die Equipage des Prinzen Xaver samt seiner Korrespondenz in feindliche Hände. Nicht mehr rechtzeitig erreichte den alliierten Kommandeur die Bitte des Prinzen, ihm doch (was nur ehrenhaft gewesen wäre) seine persönlichen Gegenstände wieder auszuhändigen, worauf man sich entschuldigte mit dem Hinweis, sie seien bereits weitergereicht worden. Diese Schriftstücke wurden dann veröffentlicht und kompromittierten Xaver natürlich vor allem vor den Augen seines Vaters in Warschau. Vor der Öffentlichkeit generell stand er damit als ein Ränkeschmied da und ging aller Aussichten auf die Krone verlustig.
Vielleicht versteht man vor dem Hintergrund um so besser dann den raschen Verzicht Xavers 1763 für Sachsen auf die polnische Krone.

(Zeitgenössische französische Darstellungen stellten Xaver schon, die Krönung sozusagen vorweg nehmend, als König von Polen dar entsprechend der Beschriftung!)

Siehe dazu:
"Die Gesellschaft des Fürsten. Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit" (Essay und Katalogband zur Ausstellung) Edition Mobilis, Chemnitz, 2009
 
Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Maria Thersia von Spanien im Juli 1746 wurde der Dauphin Louis Ferdinand dazu gedrungen eine Heirat mit der polnischen Prinzessin, also der Tochter des Feindes der preußisch-französischen Allianz König August III., Maria Josepha schon im Februar 1747 einzugehen. Man kann sich den Eklat in der ehelichen Verbindung vorstellen, da zum einen der Dauphin an seiner letzten Gemahlin sehr gehangen hatte und zum anderen diese neuerliche Verbindung in ein gegenteiliges politisches Lager wies. Sachsen war nach wie vor an der Seite Österreichs, wenngleich sich der Krieg um die Österreichische Erbfolge durch das Einlenken Bayerns schon 1745 in den letzten Zügen nunmehr befand. Frankreich gingen im Reich die Verbündeten aus und mit einem dieser abgefallenen Alliierten sollte sich nun der Dauphin, der ein erklärter Feind Österreichs war, ehelich binden(!). Jedoch hatte wohl der König Louis XV keine Wahl, er musste aus dynastischen Gründen auf eine rasche Wiedervermählung des Thronfolgers drängen, da dieser der einzige Sohn aus der Ehe mit Königin Maria von Frankreich war und der Dauphin in der ersten Verbindung mit Maria Theresia keinen Sohn hervorgebracht hatte.
Passt in den Zusammenhang vielleicht auch, dass Frankreich unter d'Argenson versuchte, den sächsischen Kurfürsten für Frankreich zu gewinnen indem man ihm Unterstützung bei der Kandidatur um die Kaiserkrone zusicherte? Natürlich wirkt das Ganze seltsam, dass Frankreich trotz dem Treuebruch der Sachsen von 1742 die Sachsen noch belohnen wollte. Andererseits war ja die ganze Außenpolitik von d'Argenson, wenngleich gut gemeint, scheinbar recht unrealistisch. Sachsen wäre in einer Offensivallianz mit Frankreich sicherlich 1745, als die Kaiserwürde vakant wurde, in keiner einfachen Lage gewesen. Es hatte sich ja bereits abgezeichnet, dass auf Friedrich II. kein Verlass war (Kleinschnellendorf, Breslau, Berlin). Auch war die Verteidigung Bayerns durch Törring und Ségur doch auf sehr tönernen Füßen gestellt. Rasch konnte somit Sachsen in eine sowohl außenpolitische wie militärische Isolation geraten, wenngleich nicht zu befürchten war, dass Englands (Caterets) altes Projekt aufgehen würde, Preußen in eine antibourbonische Allianz zu locken.

Ich denke, dass das Bündnissystem von Versailles in Deutschland schon 1742 mit dem Zusammenbruch in Böhmen und dem preußischen Seperatfrieden mehr oder minder gescheitert war. Die Versuche Hessen-Kassel bspw. ins Boot zu holen, wurden dann von den Ereignissen überrollt (Tod Karl VII.).
 
Zurück
Oben