Nein, wiederherstellbar gelöscht.
Womit ich kein Problem habe. Ich denke aber, dass einer meiner gelöschten Posts nur zufällig von der Löschung betroffen war, und bin so frei, ihn deutlich erweitert noch einmal zu platzieren.
Zur Rolle des Täufers in textnaher Deutung:
Eine wichtige Funktion ist im JohEv seine Zeugenschaft der Göttlichkeit des Jesus. Das ergibt sich den zwei Stellen Joh 1,7 f. und 1,19 f.:
6 Gott schickte einen Boten, einen Mann, der Johannes hieß.
7 Er sollte die Menschen auf das Licht hinweisen, damit alle durch seine Botschaft an den glauben, der das Licht ist.
8 Johannes selbst war nicht das Licht. Er sollte die Menschen nur auf das kommende Licht vorbereiten.
Die wichtigste Funktion ist die Rolle des Täufers als
wiedergekehrter Prophet Elia, die in den synoptischen Evangelien bejaht, im Johannesevangelium aber, um die besondere Stellung des Christus herauszuheben, durch Selbstaussage des Täufers verneint wird. Die Bedeutung der Identifizierung des Täufers mit Elia ergibt sich aus der im damaligen Judentum weitverbreiteten Vorstellung (zurückgehend auf Maleachi 3), dass der Ankunft des Messias die Wiederkehr des Elia unbedingt vorausgehe. Die Identifizierung des Täufers mit Elia – gleich ob von historischen Akteuren oder den Synoptikern vorgenommen – war also notwendiger Bestandteil des Kerygmas.
Im Mt wird diese Rolle als faktisch anerkannt. In Mt 17,10 f. gibt Jesus zu verstehen, dass Elia mit dem Täufer identisch ist. Auch in Mt 11,14 bezeichnet Jesus den Täufer als Elia. Anders als bei Joh, wo der Täufer Jesus bezeugt, wird bei Mt somit der Täufer durch Jesus bezeugt. Auch in Lk 1,17 wird der Täufer als Elias identifiziert, allerdings aus dem Mund eines Engels noch vor der Geburt des Täufers. In Joh wird dem Täufer durch eine Selbstaussage (1,21
"Bist du vielleicht Elia?" Johannes verneinte auch das.) die Elia-Identität bestritten. Mk beschreibt die Verhältnisse am kompliziertesten. In Maleachi 3,1 heißt es über die Wiederkehr des Elias aus Jahwes Mund:
Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll.
Diesen Satz hat Mk in Mk 1,2 als Hinweis auf den Täufer adaptiert. Mk 1,6 beschreibt das Outfit des Täufers offensichtlich in Anlehnung an 2 Kön 1,8, das auf das Äußere von Elia eingeht.
Interessant ist eine gewisse Parallelität zwischen dem Täufer-Narrativ und der Isebel-Elia-Episode ab 1 Kön 18 ff. Sie wird u.a. von Ernst Lohmeyer, „Das Evangelium des Markus“/ Eduard Schweizer, „Das Evangelium nach Markus“ / Rudolf Pesch, „Das Markusevangelium“ gesehen, ist in der Fachliteratur aber nicht unumstritten. Eine Bezugnahme, ja Abhängigkeit des Mk-Autors zum Buch Esther kann bezüglich des Versprechens des Königs an Herodias´ Tochter mit absoluter Sicherheit angenommen werden:
Buch Esther 5:
5 Der König sprach: Eilet, dass Haman tue, was Esther gesagt hat! Da nun der König und Haman zu dem Mahl kamen, das Esther zugerichtet hatte, 6 sprach der König zu Esther, da er Wein getrunken hatte: Was bittest du, Esther? Es soll dir gegeben werden. Und was forderst du? Auch die Hälfte des Königreichs, es soll geschehen.
Zum Vergleich Mk 6:
22 Da trat hinein die Tochter der Herodias und tanzte, und gefiel wohl dem Herodes und denen, die am Tisch saßen. Da sprach der König zu dem Mägdlein: Bitte von mir, was du willst, ich will dir's geben. 23 Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreiches.
Insofern sind Zweifel an der Historizität des kompletten Schüssel-Kopf-Szenarios durchaus berechtigt. Abgesehen vom eindeutigen Bezug zum Estherbuch ist es auch kaum vorstellbar, dass ein von Rom abhängiger Herodes öffentlich ein solches Versprechen nur wegen eines Tanzes gegeben hat, betrunken oder nicht.
Wie auch immer: Man kann eine Parallele zwischen dem auf Herodias zurückgeführten Enthauptungsmotiv bei Mk und der Bedrohung des Elia durch die polytheistische Gattin des Ahab, Isebel, sehen, die wegen der Tötung von Baalspriestern durch das ´Schwert´ des Elia schlecht auf den Propheten zu sprechen ist (1 Kön 19,2):
Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast!
Der Baalskult war laut 1 Kön von Isebel selbst im Königreich eingeführt worden. Wie erkennbar, gibt Isebel dem Propheten aber eine Chance, sein Leben zu retten und zu entkommen, die er angsterfüllt (19,3) auch nützt. Alles spricht dafür, dass "morgen um diese Zeit" Elia mit einem Schwert enthauptet würde, falls er bliebe. Die Analogie besteht hier zwischen Elia-Täufer, Isebel-Herodias und Ahab-Herodes. Aus neutraler Sicht steht Isebel hier zwar moralisch integer da, hat in der christlichen Interpretation allerdings wegen ihres polytheistischen Einflusses auf Ahab einen negativen Stellenwert ähnlich wie Herodias als Feindin des Täufers. Was Herodias vom Täufer zur Last gelegt wurde, nämlich inzestuöse Ehe mit einem Onkel, stand in jüdischen Augen stellvertretend für Polytheismus, also die ´Sünde´ der Isebel. Präzisiert ist die Analogie also wie folgt:
Elia / Täufer: ersterer attackiert den Polytheismus, letzterer eine polytheistische Praxis
Herodias / Isebel: erstere schlägt mit dem Schwert zurück, letztere droht das an
Ahab / Herodes: beide sind von ihren Frauen ´negativ´ beeinflusst
Ein Kontext zwischen Elia und dem Täufer wurde u.a. von Origenes, Gregor von Nyssa, Ambrosius und Joachim von Fiorie gesehen, weil in 1 Kön 18,34 f. Elia drei Mal Wasser über einem Altar ausgießt, woraufhin im Zuge eiens Gottesgerichts Feuer vom Himmel fällt, was an das dreimalige Ausgießen von Wasser bei der christlichen Taufe erinnert. In Mt 3,11 ist dann auch von der Taufe "mit Feuer" durch Jesus die Rede, wobei der ´Heilige Geist´ mit Feuer parallelisiert wird:
Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.