Die Royalisten im Exil

kskreativ

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Die Mehrheit der Royalisten gingen ja während der Französischen Revolution ins Exil. Der spätere Karl X von Frankreich ließ sich in England nieder. Mit was vertrieben die sich so die Zeit? Gab es wirklich eine Gruppe um den Grafen d'Artois (Karl X), die an den Attentaten auf Bonaparte beteiligt waren? Inwieweit gab es noch militärische Aktivitäten bzw. Unternehmungen (Untergrund) gegen das Direktorium und später Napoleon?
 
Ich gehe einmal davon aus, dass du eher die Ultraroyalisten meinst?

Bei Orieux habe ich etwas Nettes gefunden:
"Und es waren [London] auch Franzosen da. Es gab, wie man sich denken kann, verschiedene Lager. Die Royalisten, die zuerst emigriert waren, hassten die "Konstitutionellen", die zuletzt emigriert waren und die als Ursache für alles Übel angesehen wurden. Zu den Gehasstesten gehörte Talleyrand. Die Royalisten pflegten ihren Groll und ihre Trauer. Da sie sonst nichts anderes zu tun hatten, hofften sie ... Sie hofften auf Rache und fertigten unter sich, wie es auch in Paris geschah, Listen von Verdächtigen an, denen sie alle Folterqualen zugedachten: das wenigste war Rädern, Vierteilen, Scheiterhaufen, Galeere. [...] Angefertigt hatte die Liste der Graf d'Artois. [...] Doch das waren nur Hirngespinste, wohingegen in Paris hingerichtet wurde." [1]

Generell dürfte aber gelten, dass auch viele Royalisten eher um ihren Lebensunterhalt zu tun hatten, sofern sie nicht rechtzeitig ein Vermögen tranferieren konnten.
Auch war nicht nur London Ziel der Emigration, z.B. der Duc d'Enghien war im Badischen (Ettenheim). Von ihm wird noch die Rede sein.

Der Graf d'Artois kam 1796 nach GB, zunächst kam er im "teilweise unbewohnbaren" Schloss Holyrood, in der Nähe von Edinburgh unter, nach Regelung finanzieller Fragen konnte er 1799 nach London umziehen, in ein vornehmes Haus in der Baker Street; (in der Nachbarschaft wohnte William Pitt d.J.). Wenig später bezog auch die Mätresse des Grafen, die Vicomtesse de Polastron ein Quartier in der Nähe und der Graf besuchte sie fast täglich von 12 bis 5.
In England ging er daran, "weiterhin Aufstandsprojekte oder Komplotte in Frankreich zu initiieren oder zu unterstützen, wobei er oft genug ohne Abstimmung mit dem Grafen de Provence oder sogar gegen dessen erklärten Willen agierte." [2]

Dazu brauchte er natürlich Helfer, z.B.:

Georges Cadoudal ? Wikipedia

Jules de Polignac ? Wikipedia

Mit der Hinrichtung des Duc d'Enghien hatten die royalistischen Aktivitäten gegen Napoleon dann ein Ende:

Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, duc d?Enghien ? Wikipedia

Grüße
excideuil

[1] Orieux, Jean: „Talleyrand – Die unverstandene Sphinx“, Societäts-Verlag, Frankfurt, 1972, Seiten 138/9
[2] Malettke, Klaus: Die Bourbonen, Bd. III: Von Ludwig XVIII. bis zu Louis Philippe 1814 – 1848, W. Kohlhammer, Stuttgart, 2009, Seiten 88-89
 
Die Ultraroyalisten. Genau. Ganz schön blutrünstig die Jungs. Hatten die ihre Finger eigentlich auch im Putsch des 5. Oktober 1795 in Paris mit drin? Der Aufstand wurde ja von Bonaparte blutig niedergeschlagen.
George Cadoudal ist mir natürlich ein Begriff im Zusammenhang mit Attentaten auf Napoleon I.
 
Die Ultraroyalisten. Genau. Ganz schön blutrünstig die Jungs. Hatten die ihre Finger eigentlich auch im Putsch des 5. Oktober 1795 in Paris mit drin? Der Aufstand wurde ja von Bonaparte blutig niedergeschlagen.
George Cadoudal ist mir natürlich ein Begriff im Zusammenhang mit Attentaten auf Napoleon I.
Richtig, blutrünstig und verantwortlich für den "Weißen Terror" ab 1815.

Putsch würde ich es nicht nennen, auch Bonaparte sprach zu Junot von Aufständischen:
"Wenn die Aufständischen mich an ihre Spitze stellten, so garantiere ich, dass ich sie in zwei Stunden zu den Tuilerien führen und alle diese erbärmlichen Abgeordneten daraus verjagen würde." [1]

Mal vom Frust des beschäftigungslosen Bonaparte abgesehen, der ein Kommando in der Vendée angelehnt hatte und sich mit Gedanken wie z.B. in russische oder türkische Dienste zu treten beschäftigte, halte ich die Ereignisse, die zum 5. Oktober 1795 führten der Dynamik der Entscheidungen und Beschlüsse in Paris geschuldet und nicht vom Ausland beeinflusst. Möglicherweise haben zurückgekehrte Royalisten oder Agenten der Bourbonen die Situation befeuert, mehr aber nicht.

Grüße
excideuil

[1] Wittkop, Justus Franz: Die Welt des Empire – Directoire, Empire, Klassizismus, Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin, Darmstadt, Wien, 1968, Seite 29
 
Es gibt sie auch, in ähnlicher Form, heute noch:
Frankreichs rechte Royalisten - videos.arte.tv
Zurück zur Geschichte. Okay, also mit dem Aufstand hatten die im Exil lebenden Royalisten nichts zu tun, wie du sagst. Klingt auch logisch, weil der Aufstand, so wie ich das verstehe, ziemlich mies organisiert war.
Wie weit ging eigentlich die Unterstützung der Engländer für die Royalisten? Boten sie nur Exil, oder waren sie auch aktiv an Attentaten gegen Napoleon beteiligt? (Logistik, Finanzen etc).Theorien gibt es da ja wahrhaftig genug, aber ist das auch historisch gesichert?
 
Es gibt sie auch, in ähnlicher Form, heute noch:
Frankreichs rechte Royalisten - videos.arte.tv
Zurück zur Geschichte. Okay, also mit dem Aufstand hatten die im Exil lebenden Royalisten nichts zu tun, wie du sagst. Klingt auch logisch, weil der Aufstand, so wie ich das verstehe, ziemlich mies organisiert war.
Wie weit ging eigentlich die Unterstützung der Engländer für die Royalisten? Boten sie nur Exil, oder waren sie auch aktiv an Attentaten gegen Napoleon beteiligt? (Logistik, Finanzen etc).Theorien gibt es da ja wahrhaftig genug, aber ist das auch historisch gesichert?

Beschäftige dich mal mit dem hier


Jean-Charles Pichegru ? Wikipedia
 
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