Die Saudis, eine Familie - keine Ethnie

El Quijote

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Weil in einem anderen Thread immer wieder die Saudis als ein Bsp. von nomadischen Hirten, die sich auf Milchbasis ernähren, genommen werden, halte ich es für notwendig, einen Thread zur Entstehung Saudi-Arabiens und zur Denomination Saud(ī) zu eröffnen.



Der Begriff Saudi bzw. Sa`aūdī bezeichnet keine Ethnie, sondern in erster Linie eine Familie, und in zweiter Linie die Bevölkerung des von dieser Familie beherrschten Landes, Saudi-Arabien.



Dass der Familienname durch das Land übernommen wurde ist dadurch zu erklären, dass Saudi-Arabien ein Konstrukt, bzw. ein durch `Abd al-Azīz ibn Sa`aūd zusammenerobertes Territorium auf der arabischen Halbinsel ist, welches in den Jahren zwischen 1902 und 1935 seine heutige Gestalt erhielt. Dabei setzte sich `Abd al-Azīz ibn Sa`aūd gegen durchaus potentielle Mitbewerber um die Macht im Nahen Osten durch, z.B. gegen die von den Briten gestützten Hashimiten, deren Prätendent Husain, der Urgroßvater des heutigen Königs von Jordanien als König von Arabien und sogar als Kalif firmierte (ein Anspruch den die Hashimiten bis heute vertreten, aber nicht durchsetzen können).



Ibn Sa`aūd hatte 1902 von Kuweīt aus Riyyad erobert, allerdings war das Osmanische Reich noch die Großmacht der Umgebung, diesem musste er sich formell unterwerfen und er firmierte als Wali von Nağd (das ist das zentrale Gebiet der arabischen Halbinsel). 1924 – 1926 konnte Ibn Sa`aūd aber den von den Briten gestützten ‚Kalifen’ und späteren Herrscher von (Trans-)Jordanien Husein (der Urgroßvater des heutigen Königs von Jordanien) aus der Hiğaz (der Westteil der arabischen Halbinsel am Roten Meer, mit den Städten Mekka und Medīna) vertreiben. Die Hiğaz war unter Husein ein vorübergehend souveräner Staat gewesen. Ibn Sa’aūd lässt sich formell zum König dieses Gebietes proklamieren, er ist nun König des Hiğaz und des Nağd, zweier noch eigenständiger Gebiete, in Personalunion.

1932 werden die beiden Gebiete dann offiziell zum Königreich Sa`aūdī-Arabien zusammengefasst. Andere Kriege wurden gegen Asir (zwischen Jemen und der Hiğaz), gegen den Jemen (dieser Krieg wurde 1934 mit einem Freundschaftsvertrag beendet) und gegen die südarabischen Staaten geführt. Hier wurde 1935 die sogenannte Riyyad-Linie als endgültige Grenze festgelegt, teilweise zugunsten der Staaten Oman und Hadramaut (heute ein Teil von Jemen), da die Eroberungen weiter nach Süden vorgedrungen waren, als die Riyyad-Linie später verlief. Im Norden wurden den Briten 1926 Teile Trans-Jordaniens und des Iraks abgenommen.

Bei seinen Eroberungen stützte sich `Abd al-Azīz ibn Sa`aūd vor allem auf die wahhabitischen (eine puritanische Richtung der Sunna) Ikhwān-Verbände (Ikhwān, ‚Brüder’).



[font=&quot]Seit 1935 hat Saudi-Arabien mit seinen Nachbarn verschiedene Grenzkonflikte gehabt, nach innen handelt es sich um einen islamischen Staat mit antiwestlichen Tendenzen, nach außen grenzt sich der Staat von panarabischen Bestrebungen ab und paktiert mit westlichen Mächten. Politisch ist er nach wie vor fest in den Händen der Familie Ibn Sa`aūd.

Ergänzend noch der Thread http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1490
Ich hätte meinen Text ja mit darein gestellt, aber das war mir leider nicht möglich. Dass dieser Thread schon existierte, habe ich erst gerade beim Einstellen bemerkt.

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