Die Seidenstrasse

CorneliusScipio

Neues Mitglied
Hallo Leute!

Der Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Seidenstrasse, könnt ihr mir eventuell brauchbare Quellen zu diesem Thema nennen? Ich habe zwar schon ein bisschen im I-net recherchiert stehe aber noch ganz am Anfang.

Eines ist mir aber schon auf gefallen, offenbar gingen viele Waren von Ost nach West aber in die Gegenrichtig meist nur Edelmetalle und nur in geringen Mengen Waren. Woran lag das? Produziert man das was der Westen liefern konnte selbst, war ihnen die Quallität zu schlecht (technologisch unterlegen) oder hatten sie (die östlichen Abnehmer) einfach kein interesse?

MfG Cornelius Scipio

An bei vielleicht noch eine Frage: Wurde in der Antike (und im Mittelalter) eigentlich gezielt nach neuen Erkenntnissen geforscht bzw. neue technische Entwicklungen angestrebt oder wurde das eher so nebenbei betrieben? Ich hoffe ihr versteht die Frage.
 
Hallo Cornelius,
zu letzterem kann ich ein bisschen was sagen: im Hellenismus wurde, meines Wissens zum ersten Mal, richtig "geforscht" in dem Sinne dass sich Leute ausschließlich mit der technischen Entwicklung und Verbesserung von Dingen beschäftigten. Einer der ersten Fürsten, die dies förderten, war Dionysios I. von Syrakus (und wie zu erwarten drehte es sich bei den Forschungen hauptsächlich um Rüstungsgüter, Kriegsschiffe und Katapulte).
 
Ach, das Thema ist derart vielschichtig! Die Seidenstraße ist ja kein fest zu umreißender Begriff, sondern fast schon ein Synonym für einen (Land?)handel zwischen Europa/dem Mittelmeerraum und dem mehr oder weniger fernen Osten (China, Indien...?) über Jahrtausende hinweg, zusätzlich auf sich verändernden Routen, vielschichtiger Verästelung etc. Teils spricht man auch von einer "Seidenstraße zur See", nachdem man gelernt hatte die Monsunwinde zu nutzen. Vor einiger Zeit hatte ich einen Artikel gelesen, wonach etwa sassanidische Seefahrer bis nach Indochina gekommen seien… Ebenso vielfältig wie die Routen und Zeiten sind zumindest zum Teil auch die Handelsgüter. So hat man römische Münzen auf Sri Lanka / Ceylon gefunden und auch aus dem römischen Reich stammende Metallwaren scheinen nach Osten verhandelt worden zu sein. Eine sehr große Unsicherheit bilden auch wichtige Handelsgüter die verderblich sind und weniger prestigeträchtig wie Seide, so dass sie weder in Überlieferungen, noch archäologisch nachzuweisen sein dürften… Gegenstände aus Holz, Nahrungsmittel oder auch Textilien (immer ein begehrter und ungeachtet des Materials immer ein recht teurer Gegenstand – vor der Industrialisierung!!) sind längst verrottet. Falls du vor allem auf den Landhandel abzielst solltest du dir klar sein, dass Landhandel nichts für Massengüter auf eine derart lange Entfernung ist. Landhandel von China nach Europa muss zwangsläufig eher Luxushandel gewesen sein, weil so die Transportkosten sich noch amortisieren können. Du solltest deine Frage m.E. also zeitlich/regional deutlich eingrenzen, bis sich jemand an eine Antwort wagen dürfte.
 
Eines ist mir aber schon auf gefallen, offenbar gingen viele Waren von Ost nach West aber in die Gegenrichtig meist nur Edelmetalle und nur in geringen Mengen Waren. Woran lag das? Produziert man das was der Westen liefern konnte selbst, war ihnen die Quallität zu schlecht (technologisch unterlegen) oder hatten sie (die östlichen Abnehmer) einfach kein interesse?
Tejason hat es schon angerissen: Gehandelt wurden kaum Fertigwaren, sondern primär wertvolle Rohstoffe, Gewürze etc. Somit richtete sich der Verlauf der Handelsströme danach, wo sie gewonnen und wo sie nachgefragt wurden. Das hat nichts mit Qualität und technologischen Fertigkeiten zu tun: Die Seidenraupen lebten nun mal nicht in Italien oder Griechenland, sondern in Ostasien.
 
Man hat auch Terra Sigillata in Indien gefunden. Aber noch mehr römische Denare. Die Außenhandelsbilanz war wohl negativ.
 
Ja, das war auch schon den Römern bewusst und wurde von ihnen als Problem gesehen. Dass an der Ostgrenze Importzölle von bis zu 25% erhoben wurden (normalerweise betrugen die Zollsätze ca. 2 - 2,25%), könnte u. a. auch ein Versuch gewesen sein, dem gegenzusteuern.

Die Handelskontakte nach Osten wurden auch hier behandelt: http://www.geschichtsforum.de/f28/die-r-mer-japan-42895/
 
Kann man das aus einigen gefundenen Münzen heraus lesen? Halte ich nicht für eine belastbare These.

Apvar
 
Nicht nur daraus. Plinius d. Ä. berichtete bereits, dass jährlich 50 Mio. Sesterzen aus dem Reich nach Indien flossen.
Man sollte den Umfang des römischen Indienhandels keinesfalls unterschätzen. Strabon berichtete, dass (offenbar jährlich) 120 Schiffe von Myos Hormos (am Roten Meer) nach Indien segelten.

Generell klagte schon Kaiser Tiberius dem Senat gegenüber, dass römisches Geld für unnütze Luxusgüter ins Ausland floss.
 
Wirklich römische Denare? Im Periplus Maris Erythraei aus dem 1. Jhdt. n. Chr. wird berichtet, dass noch zu seiner Zeit in Barygaza (Nordwestindien) Drachmen der baktrischen Könige Apollodotos und Menandros (2. Jhdt. v. Chr.) im Umlauf waren.
 
Da bin ich mir nicht sicher. Etwas länger her, daß ich ich mich durch römische Wirtschaftsgeschichte gewühlt habe. Die Drachme wurde ja im Osten des Reiches immer noch geprägt, war auch offizielles Zahlungsmittel und hatte oft einen Wechselkurs von 1:1? In dem Sinne sind auch Drachmen römische Münzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundsätzlich richtig, aber nicht die alten der baktrischen Könige.

Falls in Indien römische Münzen als Zahlungsmittel in Umlauf waren, müssten es schon Denare oder Drachmen aus späterer Zeit (nach der Eroberung Ägyptens) gewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grundsätzlich richtig, aber nicht die alten der baktrischen Könige.

Falls in Indien römische Münzen als Zahlungsmittel in Umlauf waren, müssten es schon Denare oder Drachmen aus späterer Zeit (nach der Eroberung Ägyptens) gewesen sein.

Ja klar, mit den Baktriern habe ich das auch nicht verwechselt.
 
Aha, interessant!

Ich hab in der Zwischenzeit herrausgefunden bzw. im Wikipediaartikel gelesen, dass von West nach Ost nennenswerte Mengen an Glas gehandelt wurden sein sollen.

Ich bin aber noch auf eine andere Frage gestoßen. Stimmt es, dass durch den recht einseitigen Handel zwischen Europa und China. Letztere die eigentlichen Gewinner der europäischen Kolonien waren?

Was mich gleichzeitig noch zu einer dritten Frage führt. Wenn die Handelsströme stark einseitig sind also fast ausschließlich Waren in die eine und Geldmittel (und deren Äquivallente) in die ander Richtig gehen. Kommt es dann nicht irgendwann zu einer Unausgewogenheit der Zahlungsmittel auf beiden Seiten, also im Westen zu einem Mangel (Deflation) und im Osten zu einem Überschuß (Inflation)?

MfG CorneliusScipio
 
Was mich gleichzeitig noch zu einer dritten Frage führt. Wenn die Handelsströme stark einseitig sind also fast ausschließlich Waren in die eine und Geldmittel (und deren Äquivallente) in die ander Richtig gehen. Kommt es dann nicht irgendwann zu einer Unausgewogenheit der Zahlungsmittel auf beiden Seiten, also im Westen zu einem Mangel (Deflation) und im Osten zu einem Überschuß (Inflation)?

So einfach funktionieren komplexe dynamische Systeme wie eine Volkswirtschaft nicht.

Deflationäre Tendenzen kenne ich nur aus der Zeit des Tiberius, der ein Kreditprogramm über 100 Mio. HS auflegen musste, um eine Kreditklemme zu beseitigen.

Ansonsten haben wir im römischen Imperium eigentlich immer schleichende Geldentwertung mit leicht inflationären Tendenzen. Bei einer Währung die direkt auf Edelmetalle gestützt ist, laufen die Dinge oft etwas anders als heutzutage.

So lange die Geldmengensteigerung nur gering war, war diese sogar notwendig angesichts des Wirtschaftswachstums der ersten 200 Jahre. Inwieweit die negative Außenhandelsbilanz und der ständige Abfluß von Edelmetallen dazu beitrug, daß die Münzverschlechterung Überhand nahm und die Inflation im 3ten Jhdt. begann zu galoppieren, ist unklar. Es war aber nur einer von vielen Einflußfaktoren. Außerdem führt Münzverschlechterung wegen Edelmetallmangel ohne Geldmengensteigerung nicht zwangsläufig zu Inflation.

Viel heftiger sollte etwa das Zusammentreffen von antoninischer Pest und Markomannenkriegen gewirkt haben. Bei sinkender Wirtschaftsleistung durch die Pest hätte man die Geldmenge reduzieren müssen. Angesichts der aktuellen Bedrohung musste man aber das genaue Gegenteil tun. Erstaunlich, daß die Währung nicht schon unter Commodus zusammenbrach. Dagegen ist der negative Außenhandel fast schon harmlos. Uns fehlen einfach zu viele Daten, um die komplexen Prozesse zu verstehen, die damals konkret zum Zusammenbruch der Währung führten.
 
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Handelsrouten - Infektionsrouten

Das Thema ist grundsätzlich nicht neu:
scinexx | Der Schwarze Tod kam aus Asien - mehrfach: Klimaschwankungen brachten Pesterreger immer wieder nach Europa

Nun eine neue Publikation der Uni Cambridge, zur Verbreitung vor 2000 Jahren:

Ausschnitt:
Ancient faeces provides earliest evidence of infectious disease being carried on Silk Road | University of Cambridge

Researchers have previously suggested that diseases such as bubonic plague, anthrax and leprosy might have been carried by ancient travellers along the legendary trading route, as similar strains have been found in China and Europe.

“Until now there has been no proof that the Silk Road was responsible for the spread of infectious diseases. They could instead have spread between China and Europe via India to the south, or via Mongolia and Russia to the north,” says study lead Piers Mitchell.

The Cambridge team worked alongside Chinese researchers Ruilin Mao and Hui Wang from the Gansu Institute for Cultural Relics and Archaeology, who originally excavated the ancient latrine and relay station in Ganzu Province.

The stop was a popular one on the Silk Road with travellers staying there and government officials using the facility to change their horses and deliver letters. While excavating the latrine, the Chinese team found the personal hygiene sticks with cloth wrapped round one end.

Added Mitchell: “Finding evidence for this species in the latrine indicates that a traveller had come here from a region of China with plenty of water, where the parasite was endemic. This proves for the first time that travellers along the Silk Road really were responsible for the spread of infectious disease along this route in the past.”
 
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