Die Situation der Assyrer und Babylonier nach der Machtübernahme durch die Perser

Shlemun

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Mich interessiert, ob jemand Informationen über die Assyrer und Babylonier nach Untergang derer Reiche hat. Bekannt ist, dass die Perser Mesopotamien beherrschten und die neuen Herren über die Gegend waren. Was geschah aber mit der mesopotamischen Bevölkerung?
 
Wahrscheinlich nichts besonderes. Sie (oder zumindest die Wichtigen) werden dem König der Perser ihre Treue in irgendeiner Weihe gesichert haben und eventuell Abgaben geleistet haben. mit der Zeit dürften sie bis zu einem gewissen Grad assimiliert worden sein.
 
Das ist ja das Problem. Mit "wahrscheinlich", "eventuell" und dergleichen läßt sich leider kein Blumentopf gewinnen. Mir geht es da schon um Fakten.
 
Hier habe ich eine Kleinigkeit gefunden:

http://www.ole-boddin.de/213archi.html schrieb:
Nach Nebukadnezar II. kamen die Perser mit Kyros II. in Babylon an die Macht. Wie ihre Vorgänger akzeptierten sie die alten Traditionen der Babylonier, weshalb sie von der Bevölkerung geachtet wurden. Sie führten den alten Kult Marduks fort und kümmerten sich auch um die Heiligtümer.
Dies änderte sich mit dem ersten Aufstand der Bevölkerung nach dem Tod des Nachfolgers von Kyros II.. Der neue König Dareios I. bestrafte die Bevölerung erst nur mild. Nach einer zweiten Revolte ca. 520 v. Chr. ließ er die Stadtmauern schleifen und die Königsgräber plündern. Die Priesterschaft mit ihren Heiligtümern wurde von diesen Aktionen jedoch nicht berührt, und in den folgenden Jahren konnten auf dem Gebiet der Wissenschaft noch einige Erfolge gefeiert werden.
Als Xerxes (486-465 v. Chr.) die Herrschaft übernahm, wurde das Ende Babylons eingeläutet. Er nahm nicht mehr wie seine Vorgänger Rücksicht auf unterschiedliche Traditionen der vielen Völker. Die folgenden Aufstände der Bevölkerung Babylons schlug er blutig nieder. Als Strafe ließ er die Stadtmauern vollständig schleifen, die Heiligtümer plündern, Tempel zerstören, und schließlich sogar noch den Euphrat durch die Altstadt leiten. Auch wenn die Stadt hart getroffen war, und der Kult um Marduk nicht mehr fortgeführt werden konnte, waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen für ein Leben in Babylon immer noch gut.
Mit dem Sieg Karls [lustiger Verschreiber für "Alexander"] des Großen 331 v. Chr. über die Perser erhofften sich die Babylonier einen erneuten kulturellen Aufschwung. Der junge Herrscher wollte Babylon zur neuen Hauptstadt seines bis nach Indien reichenden Staates machen, das er mit erneuter Duldung unterschiedlicher Traditionen für sich gewinnen wollte. Er begann erneut den Kult um Marduk wiederzubeleben, konnte jedoch, wie bereits erwähnt, die Zikkurat nicht wieder in altem Glanz erstrahlen lassen.
Unter den folgenden Herrschern lebten die Traditionen Babylons fort, auch wenn die Stadt keine nennenswerten neuen Bauprojekte in Angriff nahm.
Mit dem Jahre 140 v. Chr. wurde der endgültige Abstieg Babylons eingeleitet. Die aus dem Iran nach Mesopotamien eingedrungenen Parther nahmen Babylon ein und errichteten unweit die neue Stadt Ktesiphon. Die Bewohner Babylons zogen entweder freiwillig oder unter Zwang in die neue Stadt, so daß die alte Residenz nicht nur an Bedeutung, sondern auch an Bewohnern abnahm. In den ehemaligen Palästen siedelte sich die Bevölkerung an, und aufgrund verlassener Häuser wurde bald schon innerhalb der Stadt Ackerbau betrieben. .
 
Bekannt ist, dass die Perser Mesopotamien beherrschten und die neuen Herren über die Gegend waren. Was geschah aber mit der mesopotamischen Bevölkerung?

Die Gebiete wurden Satrapien, anfangs war Kurosh wohl Direktherrscher von Babylon (vergleichbar Mittelalter Kaiser und König) er „eroberte“ ja Babylon mithilfe der Marduk Priesterschaft und ließ auch eine Rede niederschreiben in der er sich als Günstling des Babylonischen Stadtgottes ausweist.

Die Bevölkerung lebte unter Persischer Oberhoheit ganz normal weiter, der Machtschwerpunkt verlagerte sich aber, und zum Teil auch der Handel.

Es kam zu einem langsamen und schleichenden Niedergang der Alten Hochkultur, einem Verfall der Städte etc,

Die Einfache Bevölkerung lebte wie früher, aber die Mittelschicht löste sich auf und die Reichen Oben waren nun Perser oder Einheimische in der Gunst der Perser, item passten sie sich der Persischen Kultur an, was wiederum die Oberschicht kulturell vom Volk abtrennte.

Zu den Assyrern muß man anmerken, daß Im Krieg gegen die Babylonier, und vor allem die Meder zwar der Assyrische Adel vollständig ausgelöscht wurde, daß einfache Volk aber überlebte. In der Zeit Nebukadnezars des II vermischten sich die Reste der Assyrer sehr rasch mit den Babyloniern und verloren ihre kulturelle und sonstige Eigenständigkeit.

Man muß aber dazu bedenken, daß die Assyrer zuvor schon kulturell sehr eng mit den Aramäern und den Babyloniern verwandt waren und gegenseitig viel übernommen worden war. Die Babylonier waren kulturell sehr ähnlich zu den Assyrern, durch lange Gegenseitige Beeinflußung. Das ging so weit, daß Babylonier Assyrische Namen und Gebräuche übernahmen und umgekehrt. Kurzum :die Babylonier assimilierten nach ihrem Sieg die Assyrer als Volk vollständig und so erfolgreich, daß die Assyrer als eigenständiges Volk aus der Geschichte de facto verschwanden.
 
Bekanntlich erlag das Reich der Assyrer einer Koalition aus Medern und Babyloniern, die 614 v. Chr. Assur und 612 v. Chr Ninive und Kalach eroberten und zerstörten. Danach verschwinden die Assyrer als eigene ethnische Einheit aus der Geschichte, womit ihnen ein Schicksal widerfuhr, das zuvor und danach auch andere Völker traf: nach Vernichtung des Staates verschwindet im Lauf der Jahrhunderte die Identität und die Bevölkerung verschmilzt allmählich mit den Erobereren und anderen Völkerschaften.

Der Begriff "assyrische Christen" hat heute nichts mehr mit einer ethnischen Einheit zu tun, sondern ist lediglich die Bezeichnung einer Religionsgemeinschaft, wie z.B. Calvinisten, Waldenser, Puritaner oder Hugenotten.

Natürlich wäre es interessant zu erforschen, ob die alten Assyrer Spuren in der heutigen Bevölkerung hinterlassen haben, was ja in dem Beitrag, den hyokkose weiter oben dankenswerterweise genannt hat, angekündigt wird.
 
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