Dass Karthago bis zu den Punischen Kriegen im westlichen Mittelmeer die bestimmende Macht war, kannst du in allen einschlägigen Publikationen nachlesen. Entsprechende historische Karten führen dir vor Augen, dass es in dieser Region überhaupt keine andere Großmacht gab, sieht man von den etruskischen Stadtstaaten einmal ab.
Richtig, in vielen einschlägigen Publikationen kann man das lesen. Das reicht mir aber nicht. Ich möchte gerne eine quellenkritisch saubere Arbeit, die alle fraglichen Quellen bewertet und abklopft.
Wissenschaft lebt auch davon, dass man Forschungergebnisse hinterfragt. Insbesondere dann, wenn alle einer Meinung sind, aber keiner eigentlich - bezogen auf die Geschichtswissenschaft - die Quellen nennt oder zu nennen weiß.
Bisher stützt sich das ganze auf zwei Quellen und die angebliche Überlegenheit der Karthager nach Alalia. Dass die Katharger nach Alalia gegen die Massalioten zwei Seeschlachten verloren, wirft doch ein bemerkenswertes Licht auf die Situation. Dass es Agathokles von Syrakus gelang, Karthago zu belagern, wirft doch ein bemerkesnwertes Licht auf die Situation.
Welche beiden Quellen sind das? Erastosthenes überliefert durch Strabo, ein Grieche, der während des punischen Krieges schrieb überliefert durch einen Griechen der auf dem Höhepunkt der römischen Macht in Rom lebte und der zweite römisch-karthagische Vertrag, der quasi als Bestätigung der Aussage des Erastosthenes gewertet wird, obwohl er nur aussagt, dass Karthago und Rom sich in einem Freundschaftvertrag auf gegenseitige Interessensphären einigten, wobei sie eine gemeinsame Handelszone definierten und eine, in der Menschenraub, Handel und Siedlungsgründung jeweils einer Partei vorbehalten sei.
Andere Quellen werden überhaupt ganz ignoriert.
Euktemon (um 430) schrieb in seinem durch Ausonius' Gedicht
Ora Maritima überlieferten Periplus davon, dass die Seeleute dem Herakles opferten – die Nachricht einer Sperre der Meerenge oder gar Verfolgung griechischer Blockadebrecher durch die Punier kann man dem nicht entnehmen.
Der Massaliot
Euthymenes berichtet von Flüssen an der nordafrikanischen Atlantikküste, in deben Krokodile und Nilpferde lebten.
Timaios von Tauromenion (345 - 250),
Pytheas und solche Leute scheinen nichts von einer Sperre der Straße von Gibraltar zu wissen. (Die Theorie von der Überlandreise des Pytheas geht auf die Annahme der gesperrten Sraße von Gibraltar zurück, mit seiner Überlandreise die Sperre zu "beweisen" wäre alos ein Zirkelschluss)
Das Zeugnis des Erastosthenes stammt dagegen aus einer Zeit um den Zweiten Punischen Krieg. Klar, dass da die Punier alles, was irgendwie feindlich wirkte zu versenken versuchten.
Aber Woher kommt die hannibalfreundliche Haltung der zeitgenössischen griechischen Historiker
Silenos von Kale Akte,
Solysos von Lakedaimon oder
Chaireas?