Die Städte der Inka und die Geoglyphen von Paracas/Nazca/Palpa: Kontinuität?

El Quijote

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Die Paracas-Kultur gilt als Vorgängerkultur der Nazca-Kultur (nach Perús Archäologie-Übervater Julio C. Tello, was neuerdings leicht angezweifelt wird, demnach sei die Nazca-Kultur nicht aus der Paracas-Kultur hervorgegangen, sondern sei in das Gebiet kriegerisch eingewandert und habe die Paracas-Kultur verdrängt). Beide Kulturen enstanden in der südperuanischen Wüste an der Meeresküste und griffen nicht in die Anden aus - gleichwohl es Kontakte mit den Anden und darüber hinaus gab. Bereits die Paracas-Kultur liebte Vogelfedern (etwa von Papageien) aus dem amazonischen Regenwald, z.B. für Federmäntel, die sich in den Mumiengräbern der Paracas-Kultur erhalten haben. (Die Gegend ist von den klimatischen Erhaltungsbedingungen vergleichbar mit Ägypten.) Und in Nazca ist einer der als Geoglypgen dargestellten Vögel ein Papagei. (Weniger bekannt ist die Keramik der Nazca-Kultur, die ebenfalls sehr tieraffin ist. [Nicht zu verwechseln mit der Mochica-Keramik, die nur mit parental advisory angesehen werden sollte.])
Die Inka*, die erst Jahrhunderte nach dem Verschwinden der Nazca-Kultur (Paracas-Kultur: ca. 900 v. - 200 v. Chr.; Nazca: ca. 200 v. - 600 n. Chr., Inka: ca. 1200 - 1536) in den Anden auftreten haben zunächst einmal nichts mit den Kulturen der Küstenwüste zu tun. Allerdings hatten sie Beziehungen zu deren Nachfolgekulturen (ob da nun ethnische Kontinuität bestand oder nicht, sei dahingestellt), da sie von der Küste a) frischen Meeresfisch erhielten (was bedeutet, dass der Fisch über das Staffettensystem der Inka von der Küste bis nach Cuzco geliefert worden sein muss) und b) Guano, den sie als Dünger für ihre Terrassen verwendeten.

Die meisten Linien der Nazca-Kultur sind nicht gegenständlich, sondern es handelt sich um extrem in die Länge gestreckte Trapeze. Aber am bekannstesten sind natürlich die gegenständlichen Darstellungen, wie Affe (gab es auch nicht in der Region), Hund, Schlangenhalsvogel (Reiher?), Pelikan, Spinne, Wal, Papagaei, Eidechse, Hand(?), Baum....

Und jetzt kommen wir zu den Städten der Inka. Einigen dieser Städte sagt man nach, dass sie in Form eines Tieres errichtet worden seien. So soll Pisac eine perdiz darstellen (das wäre in Spanien ein 'Rebhuhn', ich nehme an, dass es im andinen Perú ein wachtelähnlicher Vogel ist) und Cuzco einen Puma.

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Da es klare kulturelle Gemeinsamkeiten der indigenen Kulturen des andinen und vorandinen Raums gibt (die peruanische Drefaltigkeit, bestehend aus den Tieren Schlange, Puma und Condor), stellt sich mir die Frage, ob dies Zufall ist, oder ob das Konzept des Tiers, welches der Erbauer selber nicht sehen kann, weil er dazu fliegen können müsste von der einen zur anderen Kultur tradiert wurde, und wenn ja: wie? (Immerhin mindestens 600 Jahre Lücke zwischen Nazca- und Inka-Kultur)


*Eigentlich ist el Inca soetwas wie der 'Kaiser' der Inka, die Inka selbst benutzten das Wort nicht nur für den Inca selbst, sondern auch für alle männlichen Nachfahren des ersten Inca, Manco Capac. Sie bezeichneten sich aber nicht als Inca, ich verwende hier aber entsprechend der Gepflogenheiten des deutschsprachigen Raumes Inka für alle Angehörigen diesen Kultur.
 
...ob dies Zufall ist, oder ob das Konzept des Tiers,...

Nun ja wenn ich mir die Luftbilder so anschaue scheint die Form der Städte eher den topographischen Gegebenheiten geschuldet zu sein als einer höheren Planung.- ansonsten wäre jedes zweite Dorf im Hunsrück eine Tierdarstellung der Protokelten :D:rolleyes:
 
Nun ja wenn ich mir die Luftbilder so anschaue scheint die Form der Städte eher den topographischen Gegebenheiten geschuldet zu sein als einer höheren Planung
Jo, aber Vermutungen sollte man nicht einfach wegwischen sondern fair und sachlich diskutieren.

Erst mal - Geoglyphen in Tierform gibt es nicht nur in Südamerika sondern auch im Mississippi-Tal
Raptor Resource Project Blog: Falcon Effigies of the Upper Mississippi River
ohne dass jemand eine mittelbare Verbindung herstellen würde. Na gut, es gäbe auch ... aber lassen wir das.
(die peruanische Drefaltigkeit, bestehend aus den Tieren Schlange, Puma und Condor)
wobei bei die Viecher bis auf den Condor in ganz Amerika verbreitet sind. Nur der Kondor ist auf die Gebirgsregion beschränkt.

Nun gibt es zwischen
Nazca: ca. 200 v. - 600 n. Chr., Inka: ca. 1200 - 1536
keine "Ödnis".
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Quelle: SPIEGEL "Die Hochkulturen vor den Inka"

Ich denke zunächst an die Wari-Kultur (Huari, von etwa 600 bis 1100 n. Chr. entlang der Küstenregion), die aus der Recuay-Kultur hervorgegangen ist und die Nazca, die Mochica, die Huarpa und weitere kleinere kulturelle Zentren unterwarf.
Im Landesinneren, um den Titicaca-See, blühte relativ zeitgleich die Kultur von Tiwanaca (Tiahuanaco 1500 v. Chr. bis 1200 n. Chr. mit dem Höhepunkt zwischen 600 und 900 n. Chr.), wobei die Inka (als Herrscherdynastie) bekanntlich von sich beanspruchen, aus der Region des Titicacasees gekommen zu sein.
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(Karte Wikipedia)

Hier wäre schon ein mittelbarer Kontakt möglich.

Wenn man dann noch die kaum bekannten Kulturen aus dem Amazonastiefland dazu nimmt - deren Kulturen zwischen Beni und Moxos in Bolivien und Marajo an der Amazonas-München werden erst jetzt langsam erschlossen. Es handelt sich auch hier zumindest im Bereich von Nordostbolivien um eine "Geoglyphen-Kultur" (u.a. Spiegel, 12.01.2010). Einer der Hauptakteure ist Clark Erickson.

Da die Amazonas-Kulturen noch am Anfang der Erforschung stehen, halte ich es nicht für unmöglich, dass hier ein - zumindest indirektes - Bindeglied gefunden wird.
 
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