Die Sumerer gab es nicht?

Sasaki

Mitglied
Durch Zufall, mal wieder auf Buchsuche, bin ich auf dieses Buch gestoßen: Die Sumerer gab es nicht von Gunnar Heinsohn.



Was haltet ihr davon? Für mich ist das Blödsinn, allerdings habe ich das Buch nicht gelesen, deshalb will ich mir nicht zuschnell eine Meinung bilden.
 
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Habe mal den Autor gegoogelt... der ist Soziologe, Ökonom usw... aber nicht Althistoriker oder Altorientalist oder so. Also unterstelle ich dem jetzt mal, dass er mit dem Buch nur ein soziologisches Ziel verfolgen kann, von Geschichte speziell aber vielleicht nicht soviel Ahnung hat. Wäre jetzt interessant, ob es auch in einschlägigen Kreisen Leute gibt, die diese Theorie glauben... vielleicht nicht grad Sumer-Forscher, denn bei denen ginge es ja da um die Existenz... ;)
Aber anscheinend ist das ein "richtiger" Wissenschaftler, der keine Verschwörungstheorien ausheckt, also das ist schonmal gut. Für den Rest müsste man dann wohl echt mal das Buch lesen.
 
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Die Fantomzeitler haben zunächst versucht das Mittelalter um 300 Jahre zu kürzen, jetzt versuchen sie es anderswo. Sie postulieren angebliche Schleifen in der Geschichte, nach denen in regelmäßigen Rhythmen ähnliche Ereignisse oder ähnliche Herrschernamen auftauchen würden und behaupten auf dieser Grundlage, dass ein kleinerer oder größerer Teil der Geschichte erfunden sei. In der Geschichtswissenschaft erfreuen sich diese Behauptungen nach anfänglicher Neugierde eines großen Desinteresses. Für Unsinn verschwendet man eben keine Ressourcen.
 
von Geschichte speziell aber vielleicht nicht soviel Ahnung hat.

Er ist Chronologiekritiker, hat also definitiv keine Ahnung von Geschichte! Oder von Archäologie!
Wäre jetzt interessant, ob es auch in einschlägigen Kreisen Leute gibt, die diese Theorie glauben... vielleicht nicht grad Sumer-Forscher, denn bei denen ginge es ja da um die Existenz... ;)

Was meinst du mit einschlägige Kreise? Wenn du Fans der Chronologiekritik meinst, dann gibts da sicher Massenhaft Leute, die das glauben, denn Fans der Chronologiekritik glauben grundsätzlich alles, was da produziert wird, denn alles, was sich gegen die Lehrmeinung richtet, muss richtig sein. (Ausnahmen bestätigen diese Regel, sind aber der absolute Ausnahmefall)!
 
Was haltet ihr davon? Für mich ist das Blödsinn, allerdings habe ich das Buch nicht gelesen, deshalb will ich mir nicht zuschnell eine Meinung bilden.
Dem Inhalt der Buchbeschreibung nach muss das ein Science-Fiction-Roman im Stil von Günther Krupkats "Als die Götter starben" sein. Also vielleicht solltest Du Dich mal auf die Suche nach einer Rezension in einer Literaturzeitschrift machen. :scheinheilig:

Aber mal ernsthafter: Mit Deiner Vermutung Blödsinn liegst Du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau richtig. ;)
 
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Aber anscheinend ist das ein "richtiger" Wissenschaftler, der keine Verschwörungstheorien ausheckt, also das ist schonmal gut. Für den Rest müsste man dann wohl echt mal das Buch lesen.
Auch ein "richtiger" Wissenschaftler kann Verschwörungstheorien aushecken. Sogar ein "richtiger" Historiker kann ein chronologiekritisches Buch verfassen, wenn er seine Disziplin ignoriert. Ich als studierter Jurist könnte schließlich auch ein Buch über juristische Themen schreiben, in dem ich Rechtsprechung und Lehre ignoriere und für seriöse Juristen unvertretbare Ansichten vertrete.
 
Die Fantomzeitler haben zunächst versucht das Mittelalter um 300 Jahre zu kürzen, jetzt versuchen sie es anderswo. Sie postulieren angebliche Schleifen in der Geschichte, nach denen in regelmäßigen Rhythmen ähnliche Ereignisse oder ähnliche Herrschernamen auftauchen würden und behaupten auf dieser Grundlage, dass ein kleinerer oder größerer Teil der Geschichte erfunden sei.

Da sind aber zwei Punkte richtig zu stellen, daß (1) die Mittelalterkürzung nach der Chronologiekürzung der frühen Hochkulturen erfolgte:
chronologiekritik Autoren andere; daß (2) gewisse Chronologiekritiker (der hier in Frage stehende eingeschlossen) nicht nur aus korrelierten Ähnlichkeiten definitve Identitäten konstruieren, sondern eben auch die archäologischen Fundschichten korrelieren.
 
Sie postulieren angebliche Schleifen in der Geschichte, nach denen in regelmäßigen Rhythmen ähnliche Ereignisse oder ähnliche Herrschernamen auftauchen würden und behaupten auf dieser Grundlage, dass ein kleinerer oder größerer Teil der Geschichte erfunden sei.

Hat zwar nix mit Sumerern zu tun, das folgende Beispiel aus einer einschlägigen Chronologiekritikseite zeigt einiges zum 'Niveau' dieser Leute (ist nebenbei von einem, der hier auch mal kurz aktiv war - Name habe ich allerdings verdrängt):

Die Theorie:

1)
Die Namen der römisch-deutschen Könige und Kaiser des Hochmittelaters (10.Jh. - Ende 12. Jh.) folgen einem recht einfachen Schema.
Es gibt in dieser Zeit drei Herrscherdynastien, die über mehrere Könige nacheinander herrschen: die Ottonen, die Salier und die Staufer.

Jeder Abschnitt besteht aus vier Teilen:
1) Er beginnt mit einem Konrad,
2) gefolgt von einem Heinrich.
3) Danach folgen ein bis mehrere Könige mit beliebigen Namen.
4) Am Ende eines Abschnitts steht wieder ein Heinrich, der von einem König/Kaiser aus einer anderen Dynastie gefolgt wird.

a) Die Ottonen:
Konrad I. (911) (obwohl selbst kein Ottone, wurde Heinrich I. nach vorheriger Absprache sein Nachfolger)
Heinrich I.
Otto I. -> Otto II. -> Otto III.
Heinrich II.

b) Die Salier:
Konrad II. (1024)
Heinrich III.
Heinrich IV. -> Konrad III. -> Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden -> Gegenkönig Herman von Salm
Heinrich V

Lothar III. (fällt gewissermaßen "aus der Reihe")

c) Die Staufer:
Konrad III. (1138)
Heinrich VI.
Friedrich I.
Heinrich VI.

Damit endet das Schema.
danach:
Otto IV. (1198), sowie
Philipp von Schwaben (nach Otto IV. gekrönt, zudem "am falschen Ort" und von der "falschen Person")

Eine solche Regelmäßigkeit der Namen gibt es zu keiner anderen Zeit und in keinem anderen Land (soweit ich bisher gesehen habe).
Das ist ein deutliches Indiz für erfundene Geschichte. Ganz eindeutig erfunden !
de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_r%C3%B6m...-deutschen_Herrscher

2)
Danach folgt Friedrich II. (1212). Friedrich II. war wohl auch 1212 in Rom, und wurde dort 1220 vom Papst zum Kaiser gekrönt. Das ist ziemlich genau 800 Jahre nach dem Einzug von Alarich in Rom (410) und dem Beginn der Germanenherrschaft über Italien in der offiziellen Geschichte.
Friedrich II. ließ sich auf Münzen auch völlig untypisch für seine Zeit im Profil abbilden:
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0a/Augustale.jpg
Diese Darstellung kam eigentlich in der römischen Antike ab dem "5. Jh." außer Mode - bis zum Ende des Mittelalters wurden die Herrscher frontal dargestellt.

Es folgen die Wirren des 13. Jh./14.Jh. mit dem Hunnen/Mongoleneinfall und der Pestseuche - 800 Jahre nach denen des 5./6.Jh..
Ab 1273 sind mit Rudolf I. die Habsburger römisch-deutsche Könige.
797 Jahre zuvor, im Jahre 476, wird Odoaker westgotischer König. Damit wird die Gotenherrschaft über Noricum(Österreich), Pannonien(Ungarn), Illyrien, Italien und Spanien auch von Konstantinopel anerkannt, und das weströmische Reich endet.
Im Jahre 472 (801 Jahre vor Rudolfs Krönung, und 4 vor Odoakers), findet laut offizieller Geschichte der größte Vesuvausbruch nach 79 und vor 1631 statt.

Ende der Theorie

Fragen:
1. Wie viele klare Fehler finden sich?
2. Kann man so etwas ernst nehmen?
3. Glaubt jemand derartigen Unsinn?
 
Also, Otto IV fällt wie Lothar und Phillipp aus der Reihe, die mit Friedrich II erst endet.
Dann Hinterfragen von Chronologie ist wohl immer nötig, damit nicht der Eindruck entsteht, erst waren die Ägypter , dann die Griechen und dann die Römer.
Das Zeiten in der Ägyptologie so, wie sie allgemein angegeben werden, zweifelhaft sein können , wurde hier in nem anderen Thread erörtert.
Aber die "Erfinder" der Keilschrift aus der Geschichte zu "diskutieren" , ist krass
 
Ahja, Schichten-Heinsohn... Der hat auch schon probiert, die Karolinger anhand von Bildchen aus einem Münzkatalog aus der Geschichte herauszukürzen, hat Blödsinn über die Hexenverfolgungen abgelassen und so weiter.
 
Die Behauptung, die Sumerer hätte es nie gegeben hab ich schon mal gehört,
das hat glaub ich schon vor 50 Jahren so ein selbsternannter Keilschriftexperte, dessen Übersetzungen von den Geschichtsforschern weitgehend abgelehnt werden behauptet - werd mal sehen ob ich dazu noch was finde, mir ist grad dessen Name entfallen; war auf jeden Fall nicht der genannte Autor. ;)
 
Ahja, Schichten-Heinsohn... Der hat auch schon probiert, die Karolinger anhand von Bildchen aus einem Münzkatalog aus der Geschichte herauszukürzen, hat Blödsinn über die Hexenverfolgungen abgelassen und so weiter.

Und heute hängt er beim Philosophischen Quartett ab, kopiert Huntington und Herrnstein/Murray und ist für die Welt, FAZ und was es noch so an konservativem Feuilleton gibt, als Trendsetter gefragt. O tempora, o mores!

Wobei mich mehr die Dinge interessieren, die den frühen Heinsohn betreffen:
Wie schaffte er es, seine Berufung zu bekommen, und was taugen seine Dissertations- und Habilitationsschrift? Wie kam er dazu, ein Institut für vergleichende Völkermordforschung zu gründen? Wie kam er auf die Hexen?
 
Heinsohn und die Hexenverfolgung - (persönliches) Thema schon 1981

Da ihr hier munter off-topic diskutiert wird, ...

@ Ashigaru:
ich suche gerade mal einen älteren Artikel von Heinsohn raus, publiziert in Kindheit, der Zeitschrift zur Erforschung der psychischen Entwicklung (Jg. 3: 1981, S.341 f):

Es handelt sich um einen "Kommentar zur Periodisierung der Kindheitsgeschichte durch Lloyd de Mause: Hört ihr die Kinder weinen? (1974), Frankfurt/ M., 1980"

Für das Thema der Hexenverfolgung scheint er sich selbst derzeit schon interessiert zu haben, die er in einen Zusammenhang von "zwischen 1360 und 1700 entwickelten merkantilistischen Gewaltmaßnahmen, mit denen Erwachsene gegen ihren Willen zu Eltern gemacht werden" stellt: "nach 350 Jahren des Verbrennens Fortpflanzungsunwilliger als Hexen ist um 1700 auch mit dem Widerstand allmählich auch der Scheiterhaufen allmählich erloschen". Als Beleg für diese Behauptung fürht er die Hexenbulle Innozenz des VIIII an sowie den Hexenhammer. Wie es gemeint ist, daß dort "die 'siebenfache Hexerei' als durchweg die 'Empfängnis im Mutterleib' identifizierend" (S.342, Anm.1) definiert wird, verstehe ich zwar nicht, aber als die "sieben Verfahren der mittelalterlichen Geburtenkontrolle" - die den Hexen anscheinend vorgeworfen werden -werden genannt: "raffinierte Liebestechniken, Hemmung der Zeugungskraft, Kastration und Sterislisation, Verkehr mit Tieren und Homosoxualität, Schwangerschaftsverhütung, Abtreibung, Kindestötung"; weiter argumentiert Heinsohn, daß diese Verfahren "nicht nur von der Kirche zur Hexerei erklärt, sondern auch sehr schnell vom Staat - in Deutschland seit der Constitutio Criminalis Bambergensis von 1507 - mit dem Tode bestraft [werden]." (ebd.)

Aus einer anderen Anmerkung geht hervor, daß Heinsohn gemeinsam mit O. Steiner im selben Jahr einen historische Arbeit über Geburtenkontrolle veröffentlicht hatte.
 
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