Die Übermacht des Guido Knopp

Werden wir durch Monopolstellungen bestimmter Historiker zu sehr beeinflusst?

  • Ja, das denke ich schon, bzw. erlebe ich selbst so

    Stimmen: 14 40,0%
  • Nein, das ist nicht so, bzw. trifft es auf mich nicht zu

    Stimmen: 21 60,0%

  • Umfrageteilnehmer
    35
  • Umfrage geschlossen .

Martas

Aktives Mitglied
Ich weiß nicht, ob es euch nicht auch schon aufgefallen ist, aber Guido Knopp entwickelt sich meiner Meinung nach langsam zum absoluten "Geschichtsguru" zu Themen wie dem 3. Reich. Man kann an keiner Geschichtsabteilung vorbeigehen ohne seinen Namen auf den Einbänden zu lesen. Dieser Mann hat eine große Anzahl von Büchern geschrieben und an mehreren mitgewirkt.
Ich ging letztens in die Buchhandlung und suchte Bücher über die SS oder den Kriegsverlauf, den U-Bootkrieg etc. Das einzige was mir angeboten werden konnte, auf meine Frage an die Verkäuferin, war eben Guido Knopp, andere Bücher zu diesen Themen von anderen Autoren gab es nicht.

Auch im Fernsehen zeigt er immer mehr Präsenz, man bedenke die lange Dokumentationsreihe im ZDF.

Ich wollte euch fragen: Was haltet ihr davon? Kann es eventuell "gefährlich" (ich will Guido Knopp NICHTS unterstellen) sein, dass man manchmal nur noch Bücher bekommt, die von einer Person geschrieben worden sind? "Saugen" wir dadurch nicht durch vielfaches Lesen seine (also, nicht nur Guido Knopp, er ist jetzt eine Art Beispiel) Meinung auf und werden blind für andere Meinungen und verlernen die Diskussion und Auseinandersetzung?
Wie erlebt ihr die Präsenz solcher Personen?

Für eine rege Beteiligung wäre ich sehr dankbar:)
 
Und nochmal, damit es klar ist: Ich möchte mit meinem Beispiel Guido Knopp keinen Teufel an die Wand malen, es fiel mir nur auf. Er ist ein sehr guter Historiker und schafft es Geschichte an den Mann zu bringen!
Das Thema zielt nur auf die Monopolstellung mancher Personen.

*Die Bücher, die ich bisjetzt gelsen habe, waren sehr interessant.
:winke:
 
Martas schrieb:
Ich weiß nicht, ob es euch nicht auch schon aufgefallen ist, aber Guido Knopp entwickelt sich meiner Meinung nach langsam zum absoluten "Geschichtsguru" zu Themen wie dem 3. Reich. Man kann an keiner Geschichtsabteilung vorbeigehen ohne seinen Namen auf den Einbänden zu lesen. Dieser Mann hat eine große Anzahl von Büchern geschrieben und an mehreren mitgewirkt.
Ich ging letztens in die Buchhandlung und suchte Bücher über die SS oder den Kriegsverlauf, den U-Bootkrieg etc. Das einzige was mir angeboten werden konnte, auf meine Frage an die Verkäuferin, war eben Guido Knopp, andere Bücher zu diesen Themen von anderen Autoren gab es nicht.

Auch im Fernsehen zeigt er immer mehr Präsenz, man bedenke die lange Dokumentationsreihe im ZDF.

Ich wollte euch fragen: Was haltet ihr davon? Kann es eventuell "gefährlich" (ich will Guido Knopp NICHTS unterstellen) sein, dass man manchmal nur noch Bücher bekommt, die von einer Person geschrieben worden sind? "Saugen" wir dadurch nicht durch vielfaches Lesen seine (also, nicht nur Guido Knopp, er ist jetzt eine Art Beispiel) Meinung auf und werden blind für andere Meinungen und verlernen die Diskussion und Auseinandersetzung?
Wie erlebt ihr die Präsenz solcher Personen?

Für eine rege Beteiligung wäre ich sehr dankbar:)

Guido Knopp schreibt für den Geschichtsinteressierten aber nicht für die Geschichtswissenschaft. Wenn du in eine Fachbücherei gehst wirst du sicher keine Knopp-Bücher finden.

Seine Bücher sind für die Allgemeinheit und für einen Einstieg in ein Thema sicher sehr gut. Wenn man aber dann in die Tiefe gehen möchte, empfiehlt es sich doch andere Historiker herbeizuziehen.
 
Martas schrieb:
Ich ging letztens in die Buchhandlung und suchte Bücher über die SS oder den Kriegsverlauf, den U-Bootkrieg etc. Das einzige was mir angeboten werden konnte, auf meine Frage an die Verkäuferin, war eben Guido Knopp, andere Bücher zu diesen Themen von anderen Autoren gab es nicht.

Ich kann Ursi nur zustimmen: Du gehst in die falschen Buchhandlungen.
Vielleicht mal doch woanders hin, als die Kaufhaus-Buchabteilung? :pfeif:
 
Immerhin ist Knopp studierter Historiker, im Gegensatz zu so manch anderem Autor.

Sein Ziel ist es, historische Sachverhalte einer breiten Masse nahe zu bringen. Ein "trockener" Fachvortrag wäre eher etwas für den Historiker oder den ernsthaft an Geschichte Interessierten, ein TV-Publikum erreicht man so aber nicht.

Natürlich kann man seine Bücher und Sendungen nicht als geschichtswissenschaftliches Basismaterial bezeichnen; jedoch hat er es geschafft, bei einem breiten Publikum das Interesse an der Geschichte zu wecken. Und das ist doch auch schon was.

Im deutschsprachigen Raum hat er damit so etwas wie eine Monopolstellung inne. Ob das schlecht ist? Ich glaube nicht.

Jacobum
 
Ich glaube nicht, dass wir so extrem von einzelnen Historikern beeinflusst werden. Es gibt auch andere Möglichkeiten sich Informationen zu hohlen. Mit Sicherheit ist ein sachkundiges Buch und ein verständlicher Autor unersätzlich, aber für Kurzinformationen oder für kleine Vorträge reicht meistens das WorldWideWeb.

Um auf die Frage zurückzukommen :scheinheilig:, ich habe gute Erfahrung damit gemacht, die benötigten Bücher in dem Buchladen zubesorgen, wo ich schon als Dauerleser und -käufer bekannt bin. Dort können mir die Leute wirklich helfen, denn sie beschäftigen sich nur mit einer kleineren Auswahl und haben meist mehr Zeit für den einzelnen Kunden. Wenn sie etwas nicht haben, bestellen sie mir das und ich kann es dann dort anlesen und dann kann ich immernoch entscheiden, ob ich es mir kaufe.

Man muss nicht nehmen, was einem die Mehrheit anbietet, wenn man eine Möglichkeit hat sich fachkundig beraten zu lassen. Auch im Internet kann man verschiedenste Bücher zu diesen Themen kaufen.http://www.compredia.de/theme_info.php/theme/UBOO5000.


PS: Asche auf mein Haupt, ich war viel zu spät...
PPS: Vieles haben Arne, Ursi und Jacobum schon gesagt. :weinen:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Schlimmer als die Oligarchie der Meinungsmacher finde ich die Versuche, Inhalte in neue Programmformate zu drücken (Infotainment).
 
Pope schrieb:
Schlimmer als die Oligarchie der Meinungsmacher finde ich die Versuche, Inhalte in neue Programmformate zu drücken (Infotainment).

Och ja? Ich muß sagen, daß stört mich eigentlich weniger. Solche Dokus, die mit "Geschichtenerzählen" historische Vorgänge nachstellen, so wie diese BBC-Reihen über Ägypter oder so, finde ich eigentlich geeignet ein breites Publikum anzusprechen.
Das Problem wird immer sein, bruchstückhaftes Wissen nicht zu doll auszuschmücken. Da wird dann Fiktion schnell in der Erinnerung der Zuschauer zur Tatsache. Das Problem hat man aber weniger, wenn man sich auf Einzelschicksale fiktiver Personen in einer Zeit beschränkt. So wie zum Beispiel den Bauarbeiter bei den ägyptischen Königsgräbern oder einen Bauern, der an der chinesischen Mauer arbeiten muß oder...
 
Pope schrieb:
Schlimmer als die Oligarchie der Meinungsmacher finde ich die Versuche, Inhalte in neue Programmformate zu drücken (Infotainment).

Was ich auch schlimm finde, ist das man bei seinen Sendungen zwischen historischen Aufnahmen und gestellten Aufnahmen nicht unterscheiden kann. Es werden auch in verschiedenen Zusammenhängen die gleichen Bilder gezeigt. Mir ist da mal aufgefallen, dass eine historischen Aufnahme zu Stalingrad, auch für die Normandie und für den Afrikafeldzug benutzt wurde.

Man kann ja in den Dokumentationen die gleichen oder gestellte Bilder benutzen, man sollte es aber kennzeichnen. Ist doch wie beim zitieren, da muss man ja auch sagen woher man das hat.
 
ursi schrieb:
Was ich auch schlimm finde, ist das man bei seinen Sendungen zwischen historischen Aufnahmen und gestellten Aufnahmen nicht unterscheiden kann. Es werden auch in verschiedenen Zusammenhängen die gleichen Bilder gezeigt.

Stimmt. Das entschuldigen die dann mit Mangel an Material. In Kolonial-Dokus werden gern Spielfilmausschnitte aus den 30er Jahren und ethnologische Aufnahmen aus den 30-50er Jahren als authentisch (vor 1918) verkauft. Schnell wird dann auch mal eine Aufnahme aus Ostafrika zur Bebilderung des Hererokriegs in Südwestafrika benutzt. Der Sachkundige stutzt dann bei den Tropenhelmen...
 
Martas schrieb:
"Saugen" wir dadurch nicht durch vielfaches Lesen seine (also, nicht nur Guido Knopp, er ist jetzt eine Art Beispiel) Meinung auf und werden blind für andere Meinungen und verlernen die Diskussion und Auseinandersetzung?
Wie erlebt ihr die Präsenz solcher Personen?
Ich muß dir ganz ehrlich sagen, primär sind für mich nur die Inhalte wichtig, das jetzt Guido Knopp eine Art Monopol in Sachen Geschichte/TV kommt bei mir, subjektiv, nicht an. Ich seh es wie meine Vorposter auch, hier werden die "Breitbandgeschichtsinteressierten", so wie ich, angesprochen. Das da im Detail wohl viel Kritik im Raum steht, was die Darstellung usw. anbelangt, liegt wohl in der Natur der Sache.
 
Zuletzt bearbeitet:
Martas schrieb:
Ich weiß nicht, ob es euch nicht auch schon aufgefallen ist, aber Guido Knopp entwickelt sich meiner Meinung nach langsam zum absoluten "Geschichtsguru" zu Themen wie dem 3. Reich. Man kann an keiner Geschichtsabteilung vorbeigehen ohne seinen Namen auf den Einbänden zu lesen. Dieser Mann hat eine große Anzahl von Büchern geschrieben und an mehreren mitgewirkt.
Ich ging letztens in die Buchhandlung und suchte Bücher über die SS oder den Kriegsverlauf, den U-Bootkrieg etc. Das einzige was mir angeboten werden konnte, auf meine Frage an die Verkäuferin, war eben Guido Knopp, andere Bücher zu diesen Themen von anderen Autoren gab es nicht.
Ich habe ja keine Ahnung, was für Buchhandlungen Du aufsuchst. Aber in den Buchhandlungen, die von mir aufgesucht werden, findet man in einer Ecke die Geschichtsbücher-Reihe von Guido Knopp und auf den restlichen 100 qm der Geschichtsabteilung viele Bücher anderer Autoren; eine Regalwand von ca. 8 m Länge betrifft das Dritte Reich und den Zweiten WK. Und auf Anfrage kann man über den elektronisch abrufbaren Katalog des Deutschen Buchhandels noch viel mehr Bücher ordern, die nicht von Guido Knopp geschrieben wurden.
Auch im Fernsehen zeigt er immer mehr Präsenz, man bedenke die lange Dokumentationsreihe im ZDF.
Ich sehe es eher so:

Unsere wissenschaftliche Elite produziert zwar ein gewaltiges Schrifttum zu historischen Fragestellungen. Sie interessiert sich aber leider nicht die Bohne dafür, dass der "einfache Mann" / die "einfache Frau" diese Publikationen auch lesen, verstehen und nachvollziehen kann. Dies hindert sie freilich nicht daran, sich bei Gelegenheit über die mangelnde historische Bildung der Bevölkerung zu echoffieren.

Vor diesem Hintergrund ist es nur zu begrüßen, dass sich der Historiker Guido Knopp um die Vermittlung historischen Wissens an die Breite der Bevölkerung kümmert. Doch wo soll er damit anfangen und bei welcher Tiefe soll er dabei aufhören? Bei einer 45 min Doku über die Aussenpolitik des Deutschen Kaiserreichs wird er sich auf die "basics" konzentrieren müssen, was natürlich bei den "Geschichtsfreaks" auf Kritik stößt.
Ich wollte euch fragen: Was haltet ihr davon? Kann es eventuell "gefährlich" (ich will Guido Knopp NICHTS unterstellen) sein, dass man manchmal nur noch Bücher bekommt, die von einer Person geschrieben worden sind? "Saugen" wir dadurch nicht durch vielfaches Lesen seine (also, nicht nur Guido Knopp, er ist jetzt eine Art Beispiel) Meinung auf und werden blind für andere Meinungen und verlernen die Diskussion und Auseinandersetzung?
Wie erlebt ihr die Präsenz solcher Personen?
Ich sehe die beklagte Monopolstellung von Guido Knopp nicht. Sein Bemühen, historisches Wissen zu vermitteln, ist zu begrüßen, solange er dabei seriös vorgeht. Bislang ist ihm dies auch gelungen. "Echte inhaltliche Fehler" konnte ich jedenfalls noch keine erkennen.

Übrigens ist doch schon dieses Forum ein Beispiel dafür, dass Geschichtsdiskussionen auch stattfinden können, ohne dass Herr Knopp auf diese einen maßgeblichen Einfluß hat. Wenn er Mitglied dieses Forums ist, dann ist er eines von vielen. Wer sich bei den Diskussionen, die in diesem Forum laufen, auf die von Herrn Knopp vermittelten "basics" stützt, hat schon mal eine gewisse Grundlage. ABER wer ernsthaft über Geschichte diskutieren will, muss sich ohnehin ein Wissen aneignen, das über diese "basics" hinausgeht.
 
Danke erstmal für die rege Beteiligung:D

Zu euren Antworten:
Ich finde auch, dass man Guido Knopp als "Geschichts-Einstiegsdroge" bezeichnen könnte. Er versucht Geschichte einer breiten Masse nahezubringen (mit welchen Mitteln oder auch Fehlern), wobei er natürlich sehr oberflächlich sein muss.
Trotzdem schafft er es ja die Leute wirklich zu "begeistern", auch wenn wirklich manche Beiträge doch sehr zusammengeschnitten sind.

Und nun zu meinem Buchladen:D :

Wie schon mal erwähnt wohne ich in Ostfriesland, und ich behaupte mal, dass Geschichte ist dieser Region einfach unterschätzt und nicht betrieben wird (Heimatgeschichte ja, gibt es tausende Bücher, langsam nervt das). Das Geschichtswissen der Bevölkerung ist eher...schlecht (wieder will ich keinen beleidigen). Auf jeden Fall haben wir in der größeren Stadt in der Nähe mehrere Buchläden...DEREN Abteilungen scheinen mit Guido Knopp gepflastert zu sein. Es ist grausam, da diese Abteilungen soweiso meistens nur ein halbes Regal füllen. Auch unsere Bibliothek führt viel Knopp. Fährt man nach z.B. nach Oldenburg, so ist die Lage dort besser, aber auch nicht hervorragend. Es gilt immer noch: Fachliteratur muss hier bestellt werden, kommt 2 Tage später an. Aber jemand, der weder spezialisiert ist, sondern nur lesen will, der greift eben zur einfachen Lektüre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Arne schrieb:
Ich kann Ursi nur zustimmen: Du gehst in die falschen Buchhandlungen.
Vielleicht mal doch woanders hin, als die Kaufhaus-Buchabteilung? :pfeif:


:D Keine Sorge, hier gibt es keine Kaufhäuser mit Büchern, ich gehe schon in "richtige" Buchläden...

*
Und nochwas nachträglich: Wenn seine Dokumentationen teilweise mit Fehlern behaftet sind, oder man eben nicht erkennen kann, was Original und was nachgemacht ist, dann ist es ja eine schlechte Beeinflußung der Zuschauer. Und die Kritiken in den Zeitungen waren größtenteils positiv. Ich erinnere mich grob ab eine Überschrift nach einer seiner Dokumentationsreihen: "Guido Knopp - Packende Dokumentationen"

Packend ja, aber trotzdem...
 
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Mich stört an ihm, dass er bei seinen Dokus(speziell Hitlerfaschismus) sehr einseitig Dinge darstellt. Da werden hochrangige Ex-Nazis zum Darstellen ihrer Story angetrieben, aber wo bleibt die Gegenseite? Für mich bleibt immer das Gefühl, das das sehr einseitg war, vielleicht auch nur Einbildung.
Aber die DDR-Doku hat mich sehr geschockt, als nur DDR-Gegner auftraten und es sogar soweit ging, dass freudig verkündet wurde, jeder(!) hatte Angst vor Erich Mielke. Also meine Mutter saß neben mir und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Alleine nur schon wie man ihn dargestellt hatte, war nicht seriös. Man ihn nachträglich verhöhnt, als alten dummen Mörder, hmm.
Deswegen habe ich eine Abneigung gegenüber diese Person. Rein Fernsehmäßig gesehen ist er schon sehr im Vordergrund. Zumal die ganzen Doku-Reihen auch sehr überflüssig (z.T.) sind, das geht ja von Hitlers Essmanieren bis zum Kieferorthopäden des selbigen. Braucht man das?
Außerdem fällt mir Rainhald Grebe ein, der ja einen schönen Song über ihn geschrieben hat.
 
Wieger schrieb:
Mich stört an ihm, dass er bei seinen Dokus(speziell Hitlerfaschismus) sehr einseitig Dinge darstellt. Da werden hochrangige Ex-Nazis zum Darstellen ihrer Story angetrieben, aber wo bleibt die Gegenseite? Für mich bleibt immer das Gefühl, das das sehr einseitg war, vielleicht auch nur Einbildung.
Aber die DDR-Doku hat mich sehr geschockt, als nur DDR-Gegner auftraten und es sogar soweit ging, dass freudig verkündet wurde, jeder(!) hatte Angst vor Erich Mielke. Also meine Mutter saß neben mir und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Alleine nur schon wie man ihn dargestellt hatte, war nicht seriös. Man ihn nachträglich verhöhnt, als alten dummen Mörder, hmm.
Deswegen habe ich eine Abneigung gegenüber diese Person. Rein Fernsehmäßig gesehen ist er schon sehr im Vordergrund. Zumal die ganzen Doku-Reihen auch sehr überflüssig (z.T.) sind, das geht ja von Hitlers Essmanieren bis zum Kieferorthopäden des selbigen. Braucht man das?
Außerdem fällt mir Rainhald Grebe ein, der ja einen schönen Song über ihn geschrieben hat.

Da stimme ich dir sogar zu! Eine sehr einseitige Sicht!:(
Ich bin ja polenstämmig und habe so eine vielleicht etwas andere Sicht, oder besser, ich empfinde bestimmte Dinge anders.
So war ich sehr erzürnt über seine Doku-Reihe "Der Krieg im Osten", der "Ostkrieg" oder so ähnlich. Dort wurden nur Verbrechen der Russen und Polen genannt, z.B. Vertreibung mit Gewalt etc. Das ist schlimm, aber über Nazi-Verbrechen und die aufgestaute Wut der Russen und Polen und anderen Völker über eben diese Verbrechen, die zu dieser schrecklichen Gewalt führten, wurde nichts gesagt. Es stellte sich so dar, als ob sie das grundlos täten, aus Spaß. Auch andere Passagen in anderen Kurzfilem waren so schlecht formutliert oder dargestellt, dass man ohne Grundkenntnisse denken könnte, nicht die Nazis wären Schuld gewesen. Das ist natürlich nur meine kleine subjektive Meinung. Doch ich finde, das man bei solchen Dokus, die viele ansprechen, doch aug Ausgeglichenheit achten sollte.

*Worüber ich gelacht habe: Ein Beitrag in unserer wegwerfswerten Ostfriesenzeitung was Geschichte angeht:

Die Russen, die in Ostpreußen waren, waren schwer erstaunt über die Wasserklosetts. Ich habe mit einem Auge gelacht, mit dem anderen geweint.
Als ob die Russen Idioten wären...Wasserhähne mit nach Hause nehmen um dort Wasser zu haben..."Ostpreußische Vertriebene berichten"
 
Wieger schrieb:
Mich stört an ihm, dass er bei seinen Dokus(speziell Hitlerfaschismus) sehr einseitig Dinge darstellt. Da werden hochrangige Ex-Nazis zum Darstellen ihrer Story angetrieben, aber wo bleibt die Gegenseite?

Also da möchte ich den Knopp in Schutz nehmen. Es treten auch immer wieder Zeugen der "Gegenseite" auf. Russische, französische Veteranen, Zivilisten etc und auch Zwangsarbeiter...alles schon da gewesen. Aber wenn es um Vorgänge in der Wehrmacht, dem RSHA oder Hitlers Umgebung geht, kann man ja keinen Rotarmisten befragen...

Zu den "geklauten Wasserhähnen": Diese Geschichte kenne ich auch und kann natürlich nichts zur Wahrheit sagen. Aber Tatsache ist, daß gerade in den letzten Kriegsjahren die SU Truppen aus "den hintersten Winkeln des Reiches" zusammensetzte und nach Westen führte (schon um die ungeheuren Verluste auszugleichen), die tatsächlich in ihrer Heimat kein fliessendes Wasser kannten.
 
Arne schrieb:
Zu den "geklauten Wasserhähnen": Diese Geschichte kenne ich auch und kann natürlich nichts zur Wahrheit sagen. Aber Tatsache ist, daß gerade in den letzten Kriegsjahren die SU Truppen aus "den hintersten Winkeln des Reiches" zusammensetzte und nach Westen führte (schon um die ungeheuren Verluste auszugleichen), die tatsächlich in ihrer Heimat kein fliessendes Wasser kannten.

Dazu muss ich noch was sagen. Die Sache mit dem Wasserklosette und die Geschichte mit den Wasserhähnen stand auch in einem neuen Buch, herausgegeben in Ostfriesland, welches sich mit den nach Ostfriesland Vertriebenen beschäftigt "Vertrieben nach Ostfriesland" .
Das Problem hat ein zentrales Problem: Es kommen nur Vetriebene zu Wort (Diese Artikel wurden in einigen Wochen täglich in der Zeitung abgedruckt) und diese erzählen die abtrusesten Geschichten. Manche können nur erzählen, was ihnen später erzählt wurde, weil sie damals zu klein waren "Unsere Nachbarn sagten..." ,"Mein Vater sagte später zu mir...".
Natürlich steht irgendwo im Buch, dass das Verhältnis der ehemaligen Feinde heute "ausgezeichnet" ist, aber nach dem Lesen des Buches kann man Groll bekommen...entweder auf die Russen Polen, Ukrainer etc, oder auf soviel(teilweise) angehäufte Vorurteile, Diskrimmierung.
Ich finde das Buch in keinster Weise lesenwert, weil es einfach zu einseitg ist. Die Geschichten sind fast alle etwas, pardon, dümmlich geschreiben. Klar, Vertreibung ist grausam, aber so wie es dort stand, so sind die Russen Schuld am Krieg.


Klar, dass die Russen aus den "hintersten Winkeln" kamen, aber sie waren nicht dumm oder blöd! Außerdem werden, falls es diese Geschichte geben sollte, alle Russen so eingestuft...DAS ist doch nicht richtig!
 
Wieger schrieb:
Da werden hochrangige Ex-Nazis zum Darstellen ihrer Story angetrieben, aber wo bleibt die Gegenseite?
Es handelt sich dabei vor allem um diesen ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter im Propagandaministerium, der in der Tat in mehreren Knopp-Dokus vorkommt. Sonst habe ich allerdings bisher nicht so viele Zeitzeugen entdeckt, die ihm gleichkämen, wobei ich insgesamt selten solche Dokus ansehe. Es ist natürlich eine zweischneidige Sache, mit solchen Personen zusammenzuarbeiten. Einerseits haben sie wirklich tiefe Einblicke ins NS-System gewonnen, allerdings besteht auch immer die Gefahr, dass diese ihre eigene Rolle oder gar das dritte Reich beschönigen. Paradebeispiel ist dabei ja Albert Speer und seine Autobiografie (wobei der jetzt nix mit Knopp zu tun hat, sondern mit Joachim Fest).

Wieger schrieb:
Also meine Mutter saß neben mir und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Alleine nur schon wie man ihn dargestellt hatte, war nicht seriös. Man ihn nachträglich verhöhnt, als alten dummen Mörder, hmm.
Wie würdest du denn Erich Mielke darstellen wollen? Zu ihm lässt sich wirklich nichts positives sagen, und seine "Ich liebe doch alle Menschen"-Rede war wirklich etwas beschränkt. Und ein Mörder war er ja auch, und dass er alt war, ist ebenfalls nicht falsch.

Rein Fernsehmäßig gesehen ist er schon sehr im Vordergrund. Zumal die ganzen Doku-Reihen auch sehr überflüssig (z.T.) sind, das geht ja von Hitlers Essmanieren bis zum Kieferorthopäden des selbigen.
Das ist richtig, hier liegt auch Knopps eigentliche Bedeutung, die Bücher zu den jeweiligen Fernsehserien sind ja eher begleitend. Die Dominanz hat aber mit einigen praktischen Gründen zu tun: Geschichtsdokus in gehobener Qualität können in Deutschland nur die öffentlich-rechtlichen Sender produzieren. Mit "gehobener Qualität" meine ich weniger den Inhalt, sondern die Möglichkeit, viel Originalmaterial zu zeigen, qualitätvoll Szenen zu rekonstruiereen, Recherche betreiben etc. Das können die Privatsender nicht leisten, was aus anderen Gründen vielleicht auch ganz gut so ist. Dazu kommt, dass die "Redaktion Zeitgeschichte" (Knopps Redaktion) beim ZDF eine einzigartige Institution in Deutschland ist; mir ist keine andere Fernsehredaktion hierzulande bekannt, die sich ausschließlich historischen Themen widmet. Da mag auch ihre "Dominanz" herrühren.

Das wahre Verdienst des ZDF (und da war Knopp m.W. involviert) ist es aber, um 1990 herum dieses wirklich riesige Zeitzeugenarchiv angelegt zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klar, es ist ein großer Verdienst, der sehr viel Anerkennung verlangt!:winke:

Aber vll sollten wir uns nicht zu sehr auf Guido Knopp spezialisieren, ich nahm ihn nur als Beispiel, es gibt ja auch andere Monopolstellungen in Geschichte.
 
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