Diskussion: Religion oft Ursprung des Bösen?

Humppaman

Neues Mitglied
Ich möchte hier eine kleine Diskussion anstoßen. Wie seht ihr es? Ist/War Religion oft Grund für Gewalt, Hass und Kriege? Sind viele Religionen einfach nur scheinheilig und wollen ihren Glauben um jeden Preis verbreiten?
 
Hallöchen,
was macht die Hausarbeit... :)
Zur Erläuterung hier nochmal einen Auszug aus den Regeln:
"Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse."

Man kann hier sicher über Religionen reden, aber vor allem im historischen Kontext,
z.B. welchen Einfluss hatte Papst Urbans II. Rede auf die Kreuzzüge, und welchen Bezug hatte die Rede zur Bibel.

Ansonsten finde ich deinen Anstoß zur Diskussion sehr weit gefasst, da kann man ja über Gott und die Welt reden... ;)

Man kann es auch kurz machen und deine Fragen mit Ja beantworten... ;)

Das Problem mit hypothetischen Fragen, man kann nicht zurückreisen, sich vorstellen, es gäbe keine Religionen, und schauen, ob es nun besser läuft...

Vielleicht konkretisierst du deine Fragen?

Salut, LG lynxxx
 
Alternativ könnte man auch mit NEIN antworten, da nicht Religionen sondern Menschen Ursprung des Bösen sind.
 
Passt sehr zur aktuelle Debatte um das neue Buch von Richard Dwaking, das ja auch schon in "Stern" und "Spiegel" ausführlich vorgestellt wurde.

Wir bewegen uns da auf ganz dünnem Eis, und wir sollten aufpassen, dass es hier keine religiös-weltanschauliche Streitigkeiten gibt. In diesem Sinne gebe ich lynxx voll und ganz Recht.
 
Passt sehr zur aktuelle Debatte um das neue Buch von Richard Dwaking, das ja auch schon in "Stern" und "Spiegel" ausführlich vorgestellt wurde.

In welchem Dawkins-Buch steht dass Religionen was mit Bösem, Gewalt oder Kriege zu tun haben?
Wieviele Bücher hast du von Dawkins gelesen?
 
In welchem Dawkins-Buch steht dass Religionen was mit Bösem, Gewalt oder Kriege zu tun haben?
Wieviele Bücher hast du von Dawkins gelesen?


Der Gotteswahn - Wikipedia


Dawkins legt in seinem Buch nahe, dass viele Missstände in der Welt religiösen, ja theologischen Ursprungs sind:

„Stellen wir uns doch [...] eine Welt vor, in der es keine Religion gibt – keine Selbstmordattentäter, keinen 11. September, keine Anschläge auf die Londoner U-Bahn, keine Kreuzzüge, keine Hexenverfolgung, keinen Gunpowder Plot, keine Aufteilung Indiens, keinen Krieg zwischen Israelis und Palästinänsern, kein Blutbad unter Serben/Kroaten/Muslimen, keine Verfolgung der Juden als ‚Christusmörder‘, keine ‚Probleme‘ in Nordirland [...]“
 

Der Absatz vor deinem kopierten Zitat lautet aus Dawkins "Der Gotteswahn":
Religion ist nicht die die Wurzel alles Bösen, denn nichts ist die Wurzel von allem, ganz gleich was es ist. Begeistert war ich dagegen von der Werbeanzeige, die Channel Four in den überregionalen Zeitungen schaltete. Es war ein Bild der Skyline von Manhattan mit der Unterschrift "Stellen Sie sich eine Welt ohne Religion vor." Der Zusammenhang? Die Zwillingstürme des World Trade Center waren deutlich zu erkennen.

Der Titel der Sendung im Fernsehen (Channel four), die er 2006 moderierte war eine Frage "The root of All Evil?" (Die Wurzel alles Bösen?).

Richard Dawkins:
Religion ist irrational, fortschrittsfeindlich und zerstörerisch...
Ich bin ein Gegner der Religion. Sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen.

Und das beschreibt er in seinem Buch, das als Streitschrift verfasst wurde. Also setzt der Verfasser voraus, dass man ihm mit seinem Buch kein Denkmal setzen soll.
 
Du hattest allerdings nicht danach gefragt, wo Dawkins schreibt, Religion sei die Wurzel alles Bösen, sondern Du hattest gefragt:


In welchem Dawkins-Buch steht dass Religionen was mit Bösem, Gewalt oder Kriege zu tun haben?

Ich hoffe doch sehr, mit meiner Antwort keine Verwirrung gestiftet zu haben.
 
Da drehn wir uns im Kreis, denn was ist denn der Ursprung der Religionen? Nicht die Menschen?

Wären die Menschen nicht auch dann URsprung? ;)

Vielleicht sollten wir fragen, warum welche Religion gegebenenfalls als bösartig bezeichnet werden kann. Ohne in eine politische Diskussion gehen zu wollen, möchte ich anmerken, daß man z.B. über die sozialistischen Ideologien, die Menschen nach Rasse oder Klasse als Feinde gegeneinander stellen, sagen kann, sie seien bösartig.
 
Vielleicht sollten wir fragen, warum welche Religion gegebenenfalls als bösartig bezeichnet werden kann. Ohne in eine politische Diskussion gehen zu wollen, möchte ich anmerken, daß man z.B. über die sozialistischen Ideologien, die Menschen nach Rasse oder Klasse als Feinde gegeneinander stellen, sagen kann, sie seien bösartig.
Verwechselst du jetzt nicht Ideologie und Religion?
 
Da dies hier ein historisches Diskussionsforum ist, werde ich mich auch auf die historische Rolle der Religionen konzentrieren und eine These aufstellen, die der allgemeingültig gefassten These, dass die Religionen die Wurzel allen Übels seinen, zuwieder läuft:

Die großen abrahamitischen Religionen haben in ihrer Entstehungszeit einen Vortschritt gegenüber anderen Religionen dargestellt und haben damit die menschliche Entwicklung vorangebracht.

Zur Untermauerung dieser These:

Judentum
Das Judemtum bietet gegenüber den archaischen Kulten den großen Fortschritt, dass es auf Menschenopfer verzichtet. Jahwe prüft zwar Abrahams Glaube, indem er von Abraham fordert, seinen Sohn Isaak zu opfern. Als Abraham diesem Befehl jedoch nachkommen will, zieht Jahwe den Befehl zurück und begnügt sich mit einem Tieropfer. Seit dem werden im Judentum keine Menschen mehr geopfert.
Auch das heute berüchtigte "Auge um Auge, Zahn um Zahn!" stellte einen Fortschritt dar. "Auge um Auge" bedeutet, dass wenn ein Menschen einen anderen ermordet hat, nur der Mörder zur Strafe hingerichtet - und nicht mehr die ganze Sippe des Mörders ausgelöscht werden soll.

Christentum
Im Bereich der Opferungen geht das Christentum noch einen Schritt weiter. Es kennt nur ein einziges Opfer (ironischerweise wieder ein Menschenopfer) und zwar die Selbstopferung Jesu Christi. Dieses Menschenopfer wird zumindest in der katholischen Kirche symbolisch wiederholt (in Form der Kommunion), aber es werden keine Menschen oder Tiere geopfert. Für einen römischen Sklaven, der die sonst seinen geringen Besitz den römischen Göttern opfern musste, war dies ein Vorteil. Zudem erhebt das Christentum keinen Exklusivitätsanspruch wie das Judentum. Jude kann nur werden, wer zum jüdischen Volk gehört. Christ kann jeder werden. Auch das Versprechen eines Leben nach dem Tod machte das Christentum im Römischen Reich besonders attarktiv. Die Aussicht auf ein gutes Leben nach dem Tod waren der Trostlosigkeit des Hades klar vorzuziehen.
Für die Entstehung der Nationen Europas im Mittelalter spielte das Christentum dann eine zentrale Rolle als verbindendes Element.

Islam
Die Umstände, unter denen der Islam entstand, ähneln den Entstehungsumständen des Judentums. Auf der Arabischen Halbinsel herrschte um das Jahr 600 ein Wirwarr archaischer Kulte. Blutige Kämpfe zwischen unterschiedlichen Kulten waren an der Tagesordnung. Es fehlte eine allgemein anerkannte Rechtsordnung und ein Verhaltenskodex (Judentum und Christentum kennen diesen mit den 10 Geboten).
Hier schaffte der Islam Abhilfe. Eine Regelung, wie die, dass z.B. eine Frau vor Gericht nur halb so viel Wert ist, wie ein Mann, ist aus heutiger Sicht rückständig. Im Jahr 622 war sie jedoch ein Fortschritt da nun die Frau überhaupt etwas wert war (und keine Sklavin mehr, wie bei anderen Kulten). Zudem kennt die islamische Rechtsprechung einen klaren Kodex von Verhaltensregeln und Strafen. Eine solch einheitliche Regelung gab es vor 622 in der arabischen Welt noch nicht.

Ich möchte diese Ausführungen lediglich als historische Thesen verstehen. Über eine Diskussion auf dieser Grundlage würde ich mich freuen, solange sie auf die Geschichte konzentriert bleibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Mercy
Nein. Sicher nicht. Wie gesagt will ich auch nicht das Ob diskutieren, sondern wollte ein Beispiel geben, wie man meiner Meinung nach die Frage besser formulieren sollte.
Der Ursprung des Bösen (wie auch immer das definiert sein soll) ist meiner Meinung nach immer der Mensch. Über vom Menschen geschaffene Konstrukte kann man allenfalls urteilen, daß und aus welchen Gründen sie bösartig seien. Oben nannte ich nur ein Beispiel, wie so etwas aussehen kann.
 
Die großen abrahamitischen Religionen haben in ihrer Entstehungszeit einen Vortschritt gegenüber anderen Religionen dargestellt und haben damit die menschliche Entwicklung vorangebracht.

Und schon bist in die religionshistorische Falle gehopst.
Das Christentum hat viele Sachen aus dem Zoroastrismus entnommen. Dieser hat auch den Manichäismus geprägt, der widerrum das Christentum mit prägte.
 
Islam
Die Umstände, unter denen der Islam entstand, ähneln den Entstehungsumständen des Judentums. Auf der Arabischen Halbinsel herrschte um das Jahr 600 ein Wirwarr archaischer Kulte. Blutige Kämpfe zwischen unterschiedlichen Kulten waren an der Tagesordnung. Es fehlte eine allgemein anerkannte Rechtsordnung und ein Verhaltenskodex (Judentum und Christentum kennen diesen mit den 10 Geboten).
Hier schaffte der Islam Abhilfe. Eine Regelung, wie die, dass z.B. eine Frau vor Gericht nur halb so viel Wert ist, wie ein Mann, ist aus heutiger Sicht rückständig. Im Jahr 622 war sie jedoch ein Fortschritt da nun die Frau überhaupt etwas wert war (und keine Sklavin mehr, wie bei anderen Kulten). Zudem kennt die islamische Rechtsprechung einen klaren Kodex von Verhaltensregeln und Strafen. Eine solch einheitliche Regelung gab es vor 622 in der arabischen Welt noch nicht.

Hi,
im Grunde haste Recht, die Einführung des Islam war eine Revolution und ein großer Fortschritt in vielen Bereichen des Lebens. Deshalb auch der große Widerstand der Gruppen gegen ihn.
Aber den fettgedruckten Satz müsste man nochmal überdenken.
Es gab durchaus einen Verhaltenskodex im vorislamischen Arabien, allerdings ein anderer, als nach Einführung des Islams, auch wenn etliches weitergeführt wurde, oder nach dem Ableben des Propheten wieder eingeführt wurde.

Obwohl die Quellenlage schwierig ist, gibt es doch einiges zu berichten:

Die Gesellschaftsstruktur im vorislamischen Arabien:

"Die Bevölkerung der Arabischen Halbinsel bestand aus Nomaden und sesshaften Oasenbewohnern, die jedoch beide eine segmentäre patrilineare Sozialstruktur aufwiesen. Diese Struktur findet sich auch heute noch bei den arabischen Beduinenstämmen und den Berbergruppen Nordafrikas. Unter »Segmentierung« versteht man in hohem Maße egalitäre Gesellschaftsstrukturen. Nach den gemeinsamen Traditionen dieser Gemeinschaften stammen alle Mitglieder einer derartigen Gruppe von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Alle seine Nachkommen bilden den »Stamm« (qabila). Von diesem in der Regel mythischen Urahn abstammende Familienverbände bilden Untergruppen oder Clans, diese wiederum Großfamilien, die ihrerseits aus Eltern, unverheirateten Kindern und verheirateten Söhnen mit ihren Frauen und Kindern bestehen. Auf den jeweiligen Ebenen der Clans und Großfamilien besteht zumindest theoretisch absolute Gleichheit der Angehörigen einer Gruppe. Individuen sind nur im Rahmen dieser Strukturen überlebensfähig. Die Angehörigen eines Stammes sind zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet. Das wirkt sich vor allem in Form der Blutrache aus. Die verschiedenen Stämme befinden sich nach der Theorie in einem permanenten Kriegszustand miteinander, es sei denn, sie haben sich zu Stammeskonföderationen zusammengeschlossen. Ein weiteres Charakteristikum für die Sozialstruktur der städtischen wie nomadischen arabischen Gesellschaften ist auch die Parallelcousinen-Heirat. Nach dieser Heiratsregel besteht eine Präferenz für eine Ehe zwischen einem Mann und dessen Cousine väterlicherseits. Diese vorislamische Heiratsregel wurde in die islamischen Gesellschaften mit übernommen. Über die Stellung der Frau in der vorislamischen arabischen Gesellschaft gibt es unterschiedliche Berichte. Einerseits ist von matriarchalen Strukturen, ja sogar von Polyandrie die Rede. Aus einigen Hinweisen im Zusammenhang mit der Biografie des Propheten Muhammad wird zumindest auf Uxorilokalität (der Mann zieht nach der Heirat an den Ort seiner Frau) geschlossen. Andererseits ist aber wahrscheinlich, dass Frauen in der vorislamischen arabischen Gesellschaft in der Regel einen geringeren Status hatten. Dafür spricht, dass es offenbar die Tötung von weiblichen Neugeborenen gab, gegen die sich der Islam in aller Schärfe wandte. Frauen waren in vorislamischer Zeit wohl auch nicht erbberechtigt.
...
Die politischen Strukturen der vorislamischen arabischen Gesellschaft können als vordemokratisch bezeichnet werden. Politische Entscheidungen wurden in Stammesversammlungen getroffen, denen alle erwachsenen männlichen Mitglieder des Stammes angehören. In diesen Versammlungen spielte ein Stammesoberhaupt (Shaikh) eine koordinierende Rolle. Seine Aufgabe war es,
durch Verhandlungsgeschick, rhetorische Begabung und Überzeugungskraft die Zustimmung aller Mitglieder der Versammlung zu erreichen. In der Folge hatte er dann auch dafür zu sorgen, dass
die zu einer Aktionseinheit zusammengekommenen Personen so lange zusammenbleiben, bis das geplante Ziel erreicht ist. In der politischen Praxis war die Egalität natürlich weniger ausgeprägt."

aus:
Peter Heine: Islam zur Einführung. Hamburg 2003.

Adieu, und LG lynxxx
 
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