Dschingis Khan VS Sultan Mohammed Schah

Shigshid

Neues Mitglied
Hallo !

Vor einigen Tagen habe ich mir im Fernsehen eine Dokumentation über Mongolen angesehen. Ihre Kriegsführung und Lebensweise hat mich sofort faszoniert und ich habe beschlossen mich mehr über sie zu informieren. Das Interessantesten an der Doku, meiner Meinung nach, war die Schlacht gegen die Choresmier um 1220 rum. Deswegen wollte ich möglichst viel über sie erfahren. Aber leider bin ich im Internet nicht so recht fündig geworden. Die Schlacht wurde oft nur in ein, zwei Sätzen nebenbei erwähnt. Den Kriegsgrund kenne ich, aber wie sind die Mongolen in diesem Kampf genau vorgegangen ? Wo sollte die Schlacht z.B. stattfinden ? Dschingis Khan hat die gegnerischen Truppen ja mehr oder weniger "verarscht" und ist in eine andere Stadt eingefallen. Nur kenne ich keine Einzelheiten.
Wäre nett, wenn ihr mir weiterhelfen könntet.

mfg Shigshid :)
 
Der Feldzug gegen das Choswaremier Reich:

Kaum bekannt ist, daß es schon vor der Anspannung der Lage wegen der Tötung der „Kaufleute“ zu einer Schlacht zwischen den Mongolen und den Choswaremiern kam. Dschotschi Khan, Subudai Bahadur und Tochutschar Nojon verfolgten mit dem rechten Flügel, also den im Westen stationierten Streitkräften der Mongolen Aufständische, darunter Merkiten, diese flohen da sie nirgends mehr anders hin konnten nach Choswaremien. In der Gegend des Flusses Irgis wurden die Aufständischen eingeholt und vollständig vernichtet. Der Shah von Choswaremien empfand das zu Recht als ein unberechtigtes Eindringen in sein Reich und griff das mongolische Heer an, da er sich gerade zufällig mit Truppen in der Gegend aufhielt. Die Schlacht selbst verlief unentschieden, und mit Einbruch der Dunkelheit setzten sich die Mongolen erfolgreich ab und kehrten heim um Bericht zu erstatten.

Beiden Seiten war von da an klar, daß es über kurz oder lang zum Krieg kommen würde, beide Reiche waren noch jung und extrem expansionistisch, und beide konkurrierten um die Beherschung der Handelswege durch Zentralasien.

Strategische Situation:

Beide Reiche standen auch noch an anderen Fronten im Krieg, die Mongolen waren aber wegen der fest gefügteren Herschaft von Chinggis Khan nicht so sehr mit Inneren Problemen beschäftigt, während das Choswaremische Reich auseinandertreibende Kräfte im Inneren hatte. Chinggis Khan sah nun seine Chance gekommen, als der Krieg in China und gegen die anderen Steppenvölker zeitweilig etwas abflaute, er befürchtete das der Shah im Verlaufe der nächsten Jahre seinerseits angreifen könnte, wenn er wieder in China voll gebunden war.

Deswegen entsandte er wie üblich jede Menge Spione, der größte Teil seines Geheimdienstes rekrutierte sich aus muslimischen Händlern, so spionierten diese in Choswaremien. Eine solche Handelskarawane die zudem Geschenke überbringen sollte wurde dann vom Shah hingerichtet und die Geschenke einbehalten. Das gab Chinggis den Kriegsvorwand, da die mongolische Sozialkultur die Rache selbst für geringe Vorkommnisse über alles stellte und er so seinen Truppen einen richtigen Grund für diesen Krieg bieten konnte.

Der Shah entschloß sich zu einer defensiven Strategie, er orderte seine Truppen in die östlichen Grenzfestungen und wollte vermutlich eine Linie entlang des Syr-Darja gegen die Mongolen halten. Es gab mehrere Möglichkeiten wo das mongolische Heer kommen konnte, daher mußte er seine Truppen aufteilen, die geringere numerische Stärke wollte er durch die vielen Festungen ausgleichen, wenn die Mongolen eine der Festungen angriffen, könnten ihnen dann die Truppen aus den anderen Festungen in den Rücken fallen, desweiteren verlief so die Verteidigungslinie entlang eines Flusses.

Chinggis sammelte seine Armeen am Altai Gebirge relativ weit entfernt von den Gegnern und überwinterte noch einmal an der Westseite des Altai. Mit 10 Tümen stieß er dann mit extrem großer Geschwindigkeit über den Arai Paß nach Westen vor. Andere Truppen wählten aus logistischen Gründen andere Wege, die mongolische Armee sammelte sich dann erneut im Tal des Talas. Der Shah sammelte derweilen angesichts der Stärke des Gegners weitere Heere bei der Stadt Samarkand. Er hatte den Plan, die Mongolen vom Talas aus nach Samarkand vorstoßen zu lassen, während die Grenztruppe sie dann von den Flanken und von hinten attackieren würden, würde er in der Nähe der schwer befestigten Stadt das Mongolenheer empfangen, sollte die Schlacht wieder allen Erwartens trotzdem verloren gehen, war die Festung direkt hinter ihm in die er sich zurückziehen würde.

Chinggis Khan ging scheinbar darauf ein, er durchschlug die Grenzlinie und ein kleiner Teil des Mongolenheeres täuschte den Marsch ins Landesinnere vor. Der Khan aber schlich sich mit der Hauptarmee nach Norden davon und durchquerte hinter den Armeen des Shah eine Wüste, die man bis dahin für Heere für undurchquerbar gehalten hatte und die daher unbewacht und ungeschützt darlag. Völlig überraschend erschien die mongolische Hauptarmee statt vor Samarkand wo der Shah immer noch wartete stattdessen vor Buchara, der zweitgrößten und zweitwichitgsten Stadt des Reiches, die Mongolen griffen ohne jede Rücksicht auf Verluste heftigst an und nach nur 3 Tagen fiel die Stadt in ihre Hände. Direkt nach dem Fall der Stadt marschierten die Mongolen von ihrer nun hinter dem Shah gelegenen Position nach Osten Richtung Samarkan um das Heer des Shah anzugreifen.

Die Idee des Shah war es ja, daß seine Truppen von der Grenze noch weiter im Westen und seine Armee in Samarkand die Mongolen gemeinsam angreifen würden, er orderte daher die Grenzarmee nach Samarkand zurück, da sein Heer allein den Mongolen unterlegen schien. Tatsächlich waren beide Heere gleich stark, die Mongolen täuschten aber durch ihre Ersatzpferde und Puppen eine viele größere Armee vor als sie tatsächlich hatten.

Entlang des Zarafshan Tales stießen die Mongolen mit über 60 Kilometern pro Tag Richtung Samarkand vor, um einer Vereinigung der Choswaremischen Heere zuvor zu kommen. Von der Mobilität und der Geschwindigkeit des mongolischen Heeres war der Shah so überrascht und eingeschüchtert, daß er sich mit seiner Streitmacht vor den Mongolen zurückzog und nach Süden floh. Die Bürger von Samarkand wollten sich darauf ergeben, die Stadt fiel kampflos in die Hände der Mongolen die trotzdem ein Massaker anrichteten und die Zivilisten in der Stadt zum größten Teil niedermetzelten.

Dann schlugen sie die kleineren choswaremischen Verbände vor ihnen und setztem dem Shah nach. Der Shah setzte sich aber immer weiter ab und ließ die Mongolen ins Leere laufen, derweilen zerfiel aber sein Heer, immer mehr Gefolgsleute setzten sich ab oder liefen zu den Mongolen über. Chinggis brach die Verfolgung selbst ab und beauftragte Dschebe Nojon und Subudai Bahadur mit einer Armee, dem Shah weiter nachzusetzen. Derweilen eroberten die Mongolischen Truppen unter den Chinggisiden Tschagatai und Ögedei mehrere Städte im Gebiet des heutigen Afghanistan und löschten ihre Einwohner vollständig aus, dann begannen sie im Herbst mit der Belagerung von Gurganj. Die Feinde in der Stadt leisteten erbitterten Wiederstand und die Belagerung verlief zäher als die Mongolen gedacht hatten.

Dschebe und Subudai hatten derweilen das sich immer weiter auflösende Heer des Shahs eingeholt und waren im nun sogar leicht überlegen an Truppen, sie griffen aber nicht an sondern hetzten nur die Truppen und den Shah immer weiter und so löste sich seine Armee immer weiter auf, der Shah erreichte schließlich mit einigen wenigen Getreuen das Kaspische Meer, dort ließ er sich zu einer Insel übersetzen um so seinen Jägern zu entkommen. Dort starb er dann kurz darauf, vielleicht brachten ihn auch die bei ihm Verbliebenen um, er wurde auf der Insel formlos irgendwo im Erdreich verscharrt und die beiden Feldherrn entsandten einen Pfeilboten nach Osten daß ihre Aufgabe erfüllt worden war.

Analyse:

Entschieden wurde der Feldzug für die Mongolen durch drei Punkte:

1 Die Mobilität, es gibt nur sehr wenig Feldzüge, selbst heutzutage, die schneller vorgestoßen wären, daß war zugleich ein Vabanque Spiel, da die Mongolen so leicht dem Gegner in eine Falle laufen konnten oder der Gegner sie ausmanövrieren konnte.

2 Ihren Geheimdienst, sie kannten sowohl das Land und Gelände genau als auch die Psychologie ihrer Gegner.

3 Ihre Logistik, die Durchquerung der Wüste mit Pferden ist ohne mitgeführtes Wasser nicht möglich, höchstwahrscheinlich haben sie viele Kamele benutzt die Wasser und Gras für die Pferde getragen haben, vom Blut und Fleisch der nicht mehr benötigten Kamele lebten dann die Krieger.

Die eigentlich unverständliche Pause vor dem Angriff, die dem Shah die Möglichkeit bot seine Truppen auf volle Stärke und in Position zu bringen verrät zweierlei:

Zum einen wußten die Mongolen genau was der Shah wie tat, zum anderen benötigten sie die Zeit für den Ausbau der Logistik die ihnen den überraschenden Flankenangriff auf den Gegner vom Norden her überhaupt erst ermöglichte.
 
Zurück
Oben