Edessa, die heilige Stadt von Abgar

Raif Toma

Neues Mitglied


Urhoy auch Edessa, Osronoye und Al-Raha, heißt jetzt Urfa und liegt in der heutigen Südosttürkei, nahe der syrischen Grenze. Im Norden und Westen der Region fließt der Euphrat. Ebenen wechseln mit niedrigen Plateaus; der höchste Punkt ist der Karacadag mit 1914m. Das Zentrum Urhoys liegt 549m über dem Meeresspiegel.

Urhoy ist aus allen vier Himmelsrichtungen über Fernstraßen zu erreichen. Bis Istanbul sind es 1253km, bis Ankara 829km, bis Antiochien 342 km, bis Antep 144km, bis Adiyaman 160km, bis Diyarbakir (Amed) 185km und bis nach Mardin 183km. Der nächste Bahnhof befindet sich im Kreis Akcakale und die am nächsten liegenden zivilen Flughäfen in Diyarbakir und Antep. Urhoy wurde bekannt durch den ersten christlichen König Abgar V, der mit unserem Herrn Jesus Christus durch seinen Sekretär Hannan (der auch ein Maler war) korrespondierte und die erste christliche heilige Ikone das Bild mit dem strahlenden Gesicht des Erlösers. Er ließ das Bild in eine Nische über das Stadtgatter legen, damit alle seine Leute das Gesicht von unsrem Herrn betrachten konnten. Es wurde als das "Bild (Ikone) gebildet nicht mit den Händen" bekannt. Diese heilige Ikone wurde von Walled der Bischof von Edessa in einer Nische in der Mauer der Stadt versteckt, damit der vom wahren Glauben des Christentums abgekommene König sie nicht schädigen würde, und es blieb dort, versteckt, für fast 400 Jahre.

Ausgrabungen bei Ruinenhügeln und Höhlen in der Umgebung um Urhoy haben ergeben, dass sich hier schon 8000 Jahre v. Chr. Menschen angesiedelt hatten. Die Gegend war früher dicht bewaldet, wie auch Skelettfunde von verschiedensten Waldtieren beweisen.
Vermutlich hat der ruhmreiche assyrische König Namrud die Stadt gegründet. Im 4. Jh. v. Chr. wurde sie von Alexander erobert. Dessen Nachfolger bauten sie neu auf und gaben ihr den Namen Edessa “
Stadt auf dem Wasser“. Ab 130 v. Chr. war Urhoy Sitz eines Königreiches, das später durch die heiligen Mar Addai und Mar Aggai christlich wurde und damit als erste christliche Reich wurde.


Unter grausamer Verfolgung des Kaisers Marcus Aurelius litten die Christen in Urhoy sehr. Dieser Starb im Jahre 180 n. Chr. der Nähe von Edessa

Die ersten christlichen Kirchen wurde im Jahre 190 unter König Abgar IX (170-214)gebaut.

Im November des Jahres 201 n. Chr. In der Regierung des Königs Abgar Sohn des Königs Manu ereignete sich der große Flut und zerstörte die Stadt.

Als Urhoy unter römische Herrschaft gelangte, behielt sie ihre Unabhängigkeit als ein Reich bis Kaiser Caracalla im Jahre 216 das Königreich der Osronoye abschuf –Die Liste der Könige steht im Chronik des Dionysius von Tellmahre –

Die Stadt hatte eine Weltoffene Oberschicht und war ein Handelszentrum durch den Karawanenfernhandel mit Luxusgütern. So gab es Handelsbeziehungen zwischen Urhoy und Indien, die sehr alt sind. Auch die Gebeine des heiligen Thomas (Mar Tuma) wurden um 233 n. Ch. in die heilige Stadt gebracht und wurde ihm ein Gran in der Hauptkirche errichtet.

Im Jahre 259 besiegten die Römer unter Valerian die Perser unter Šapurs in der Nähe von Urhoy. Um diese Zeit fing die Stadt Palmyra an zu blühen und war dann ein Königreich innerhalb des römischen Imperiums.

Nach dem anfänglich mit dem mondanbetenden Sin-Kult im nahen Harran konkurrierte, war Urhoy im 4. und 5. Jh. ein bedeutendes Zentrum des nestorianischen Christentums und war dann durch Mar Ephrem der Syrer zu dem Glaube und Lehren der syrischen Kirche zurückgekehrt und die Schule von Urhoy blühte, dass viele bekannte Lehrer der syrischen Kirchen dort lernten und lehrten wie die bekannten Dichter Jacob von Serugh und Mar Narsai und Ihr Bischof und Dichter Mar Rabula.

Urhoy wuchs zur Hauptstadt der syrischen Literatur und Sprache, dass auch Inder ihre Priester für Ausbildung und Studien nach Mesopotamien, zur Schule in Urhoy sandten. Dort war ein Daniel der den Kommentar zur Epistel übersetzte aus dem Griechischen ins Syrische.

Die Region Urhoy hat besonders in verschiedenen Mythologien eine große Bedeutung. So wurde sie in den heiligen Schriften als die „heilige Stadt“ genannt, in der heiligen und Propheten geboren wurden oder gelebt haben. So hielt sich auch Abraham auf seinem Weg von der Schwesterstadt Ur im Süden Mesopotamiens nach Kanaan einige Zeit in Urhoy auf. Noch heute glaubt man in der Region an die heiligen Fischen des Teiches in Urhoy. Als weiterer heiliger Ort wird eine Höhle in der Nähe des Teiches verehrt, in der Abraham geboren worden sein soll. In den religiösen Schriften wird weiter davon berichtet, dass auch Moses, David, Adam und Hiob, sowie die heiligen Addai und Aggai (ihr erster Bischof und der Weiher der ersten Priester und Diakone) in Urhoy gelebt haben sollen, sowie Bardaissan. Es gibt sogar Erzählungen, dass der Apostel Judas in Urhoy war und dort begraben wurde.

Besonders die Nachbarstadt Harran mit ihrer Sin-Kult ist zu einem Zentrum der Kulturen geworden. Die Rolle, die Urhoy für verschiedene Religionen gespielt hat, und die heute noch vorhandenen historischen Spuren, haben die Region nachhaltig geprägt.

Auch wenn nicht bekannt ist, wann genau die Zitadelle erbaut wurde, lassen der Hauptfelsen und die Bauform erkennen, dass ihre Entstehung in die Zeit der Kreuzfahrer fällt. Es ist ersichtlich, dass die später zu militärischen Zwecken befestigte Zitadelle hauptsächlich in der Zeit, in der sich die Kreuzzüge in Urhoy befanden, benutzt wurde. Die Zitadelle, die über eine innere und äußere Festungsmauer verfügte, konnte durch drei Tore im Osten und Westen betreten werden. In der quadratischen äußeren Festungsmauer ist das Harran-Tor der einzige heute noch erhaltene Eingang. Dort sind die in Stein gemeißelten Reliefs von einem doppelköpfigen Adler, einem Löwen und einer mit einem Kaftan bekleideten Figur erkennbar. Die in der Zeit von 240-242 erbaute 1000m lange innere Festungsmauer erinnert an einen Kreis. Auf einer der beiden Säulen befindet sich ein Denkmal mit der aramäischen Inschrift: "Ich bin Eftuha, der Sohn der Sonne, diese Säule habe ich für Shalmet, die Tochter Manos erbauen lassen." Die Säulen haben eine Höhe von 17,25 m und einen Durchmesser von 4,60m.

Die in dem Museum ausgestellten Fundstücke spiegeln die früh- und spätgeschichtlichen Kulturen wider; sie stammen aus der Jung- und Altsteinzeit und gehören archäologisch der Zeit der Babylonier, Assyrer und der nachfolgenden Epochen an. Darüber hinaus existieren auch noch einige wenige Funde aus der Bronzezeit. In einem weiteren Ausstellungsraum befinden sich besondere ethnographische Objekte der Region. Berühmt sind der "Mondgott" und die "Steinkatze".

Im Jahre 608 fielen die Sassaniden unter Chosroes II ein, 625 wurde Urhoy von den Byzantinern unter Heraclius zurückerobert, aber nur für kurze Zeit. Im Jahre 638 besetzten die aus dem arabischen Halbinsel stürmenden Araber Urhoy, die sie im Jahr 1030 wieder an die Byzantiner verkauften. Es folgte eine armenische Herrschaft, die ihrerseits kurz unterbrochen wurde von den Seldschuken. Im 12. Jh. machten die Kreuzfahrer auf ihrem Weg nach Jerusalem Halt in Urhoy und gründeten die ‚Grafschaft von Edessa', die ebenfalls keinen Bestand hatte. 1182 war besetzte Salhadin Urhoy und begann damit für die Stadt die Zeit der Dunkelheit. 50 Jahre später der Seldschukensultan Alaeddin Keykobat. Es folgten die Mongolen, ägyptische Mamelucken und Timur Lenk. Die Osmanen unter Sultan Selim besetzten die Stadt 1516, gefolgt von den Persern. Zuletzt okkupierten die Franzosen Urhoy 1920 und zogen nach einjähriger militärischer Anwesenheit wieder ab.

Obwohl Urhoy im Laufe seiner Geschichte unzählige Male und von verschiedenen fremden Mächten okkupiert wurde, hat es nie seine Besonderheiten verloren. Es ist das Ergebnis historischer Dialektik, dass die militärischen Besatzer immer wieder gezwungen waren, die Region zu verlassen.

Raif Toma

 
Marc Aurel starb nicht in der Nähe von Edessa, sondern bei Sirmium (Nähe Belgrad). Christenverfolgungen unter seiner Herrschaft sind mir auch nicht bekannt.
 
Unter Marc Aurel, der bis 180 n. Ch. regierte, hat es natürlich an Christenverfolgung gegeben. Bekannt ist doch im Westen die blutige Christenverfolgung von Lugdunum (Lyon) im Jahre 177.



165 konnte Marcus Aurelius die beiden mesopotamischen Städte Edessa und Nisibis einnehmen. Dies brachte ihm einen handfesten strategischen Vorteil mit sich. Dieser Kleinstaat zwischen Euphrat und Tigris besaß den nördlichsten und fruchtbarsten Teil von Mesopotamien. Nach Abschluss des Partherkrieges hielt man weislich dafür, ihre schwankende Treue durch handgreifliche Sicherheiten zu festigen. An verschiedenen Stellen des Landes wurden Festen erbaut. Die christliche Bevölkerung des Reiches wurden verfolgt.

Später versuchten die Herrscher von Edessa, das römische Joch abzuwerfen; aber Severus‘ Politik des Durchgreifens brachte sie in neuerliche Abhängigkeit, und die Tücke des Caracalla vollendete diese leichte Eroberung.
 
Mercy schrieb:
Den du aus ideologischen Gründen möglichst weit verbreitest, nun also auch hier.
Kollege Mercy hat wohl eifriger gegoogelt als ich - inzwischen habe ich den Text auch auf Raif Tomas Homepage gefunden.

Die Frage ist, ob hier eine lohnende Diskussion über die mesopotamische Geschichte zu erwarten ist. Politische Diskussionen sind hier grundsätzlich nicht erwünscht, auch nicht über den aktuellen assyrischen Nationalismus.
 
Es geht mir bei diesem Artikel nicht um eine politische Diskussion, sondern um die Geschichte, dieser ganz besonderen und historischen Stadt. ich diskutiere genur über den assyrischen Nationalsmus, Pan-Mesopotamismus und andere politische Themen, die für mich schon wichtig sind. Doch gerade in diesem Forum will mich gezielt rein auf das historische konzentrieren.
Geschichte war immer mein Hobby.
Gruss
 
Lieber Mercy,
Ich schätze diesen Artikel. Ich habe mich sehr viel mit der Geschichte dieser für mich heiligen Stadt beschäftigt.
Dass ich ihn weit verbreite spricht doch nicht gegen die Nutzungsbedienungen oder?:grübel:
 
Raif Toma schrieb:
Ich schätze diesen Artikel. Ich habe mich sehr viel mit der Geschichte dieser für mich heiligen Stadt beschäftigt.
Dass ich ihn weit verbreite spricht doch nicht gegen die Nutzungsbedienungen oder?:grübel:
Dass du die von dir ausgearbeiteten Artikel schätzt, glaube ich dir. Dass du sie hier, in einem Geschichtsforum weiterverbreiten willst, obwohl der Adressat deiner Botschaft für andere Zwecke erstellt wurde, widerspricht unserem Verständnis und unseren Regeln.
Du bist Funktionär einer Interessensgruppe.
 
Mercy schrieb:
Dass du die von dir ausgearbeiteten Artikel schätzt, glaube ich dir. Dass du sie hier, in einem Geschichtsforum weiterverbreiten willst, obwohl der Adressat deiner Botschaft für andere Zwecke erstellt wurde, widerspricht unserem Verständnis und unseren Regeln.
Du bist Funktionär einer Interessensgruppe.

Der Adressat meiner Botschaft kannst natürlich nur ahnen, doch ich möchte dich bereuigen. Obwohl ich tatsächlich Funkionär einer Ineterssengruppe bin, will ich hier eine rein wissenschaftliche Aufgabe vertreten.
Mir gefällt der Forum hier; ist sehr sachlich und deshalb nahm ich teil, ich hoffe ich werde nicht enthäuscht.
Was maeinst du persönlich über die Einzelheiten in dem Artikel?
 
Zurück
Oben