Ehemalige Ostgebiete Deutschlands?

NichtdieMama

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Ich habe ein wenig zu den Ostgebieten Deutschlands recherchiert, auch zu der Thematik "Rückgabe ehemaliger Ostgebiete". Man hört ja immer wieder Umfragen, wonach immer noch die Mehrheit der Deutschen diese Ostgebiete als deutsch ansieht. Nach einer Recherche rund um die Möglichkeiten bzw. Optionen bin ich auf folgenden Artikel aus dem Spiegel 44/1998 getroffen:

DER SPIEGEL - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

"Gott bestraft uns für die Vertreibung der Deutschen", raunt Pawlowna. Sie hätte wohl auch nichts dagegen, wenn aus dem Gerücht, die Provinz werde für 150 Milliarden Mark an die Bundesrepublik verkauft, Wirklichkeit würde. Gouverneur Gorbenko schließt in der Tat nicht mehr aus, daß der Kreml seine Exklave an Deutschland abtreten will, um damit seine Schulden abzudecken.

Wie ist das zu bewerten (Artikel ist ja etwas älter), denn die Situation in der Exklave ist immer noch unter dem Niveau Gesamtrusslands, auch wenn sich vieles verbessert hat( kaliningrad.aktuell.RU - Generalkonsul Herz: Aufschwung in Kaliningrad hält an )? Was für Vor- und Nachteile würde eine Rückgabe Deutschland und Russland bringen? Wäre dies möglich oder würden die ehemaligen Alliierten ihr Veto einlegen?
 
Das ist nun wirklich kein Thema, weder hier im Geschichtsforum noch aktuell-politisch. Was am Biertisch so geredet wird, ist nicht relevant.
 
Das ist nun wirklich kein Thema, weder hier im Geschichtsforum noch aktuell-politisch. Was am Biertisch so geredet wird, ist nicht relevant.

Hier wird nichts am Biertisch geredet, es geht um eine ernstzunehmende Fragestellung. Nur weil es kein aktuelles Thema ist soll man sich damit nicht beschäftigen dürfen?

Danke an Sascha für den Link ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Man hört ja immer wieder Umfragen, wonach immer noch die Mehrheit der Deutschen diese Ostgebiete als deutsch ansieht.

Hört man davon?


Was für Vor- und Nachteile würde eine Rückgabe Deutschland und Russland bringen? Wäre dies möglich oder würden die ehemaligen Alliierten ihr Veto einlegen?

Das ist, wie die Vorredner schon sagten, tatsächlich keine Frage für's Geschichtsforum, es ist zwar nicht wirklich tagespolitisch, da kaum akut, aber doch hochspekulativ und eher zukunftsgerichtet (wenn auch eine völlig irreale Zukunft damit angesprochen wird).

Nur weil es kein aktuelles Thema ist soll man sich damit nicht beschäftigen dürfen?

Der vermutlich meistzitierte Paragraph unserer Forenregeln besagt folgendes;

"Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse."
 

Ich habe mich vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt: Mit "Mehrheit" meine ich einen großen Teil, die Umfrage hatte ich nicht mehr genau im Kopf, hier ist sie:

SPIEGEL-Umfrage: 24 Prozent empfinden Schlesien und Ostpreußen noch immer als deutsch - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Die Frage, ob Schlesien und Ostpreußen nach wie vor als deutsch empfunden würden, beantworteten 24 Prozent mit Ja. [...] 40 Prozent bedauern es, dass diese ehemals deutschen Gebiete seit dem Zweiten Weltkrieg nun zu anderen Ländern (Polen, Litauen und Russland) gehören.


"Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse."

Ist ja auch kein aktuelles politisches Thema, sondern ich habe nach Pro- und Contrapunkten gesucht.
 
Die Frage kommt hier im Forum wohl nicht gut an,kann ich nicht ganz so verstehen wenn man nur bei Fragestellung bleibt.
Gesetz der Fall es käme so, gehe ich mal davon aus das die Siegermächte wohl kein Veto einlegen werden. Weil die Welt sich für alle Beteiligten dramatisch verändert hat und diese Sache nicht mehr so heiß gegessen wird, wie vor zwanzig Jahren.
Vorteile sähe ich in dem Kauf, nur ganz geringe! Dann auch nur, dass man mehr Quadratkilometer und Einwohnerzahl eines Deutschen Staates in den Atlanten und bei Wikipedia ändern müsste. Nachteile sehr viele, Empörung einiger Staaten,Enklaven sind immer entweder Bezuschusst- Gebiete ( z.B. Mellia,Ceuta oder Gibralta ) oder es sind Revolutions - und Unabhängigkeitsgebiete,die ein nur Scherereien einbringen (z.B. Cabinda) .
 
Mal ganz nüchtern, ohne jede Emotion gesehen:

Nach den Erfahrungen mit der Eingliederungskosten der ehemaligen DDR dürfte jeder Finanzminister einen Herzinfarkt bekommen, wenn die Frage am Kabinettstisch überhaupt angesprochen werden würde....:winke:

Solche Abenteuer könnte sich Deutschland weder finanziell noch politisch leisten.
 
Ich beschränke mich auf die Zeitgeschichte und greife das Thema Kaliningrad auf:

Das Kaliningradgebiet (ehemals der nördliche Teils der preußischen Provinz Ostpreußen) wurde nach dem Zerfall der UdSSR eine Exklave Russlands zwischen Litauen und Polen.

Die Idee, die Schulden der ehemaligen Sowjetunion bei der Bundesrepublik Deutschland durch eine Rückgabe des Kaliningradgebietes zu begleichen, tauchte Anfang der 90er Jahre in der Presse auf. Meines Erachtens war dies lediglich eine Spekulation der Presse, ohne realen Hintergrund.

Die Idee dürfte durch die Geschichte Alaskas (Verkauf des Gebietes 1867 durch Russland an die USA) angeregt worden sein.

Betrachtet man den zeitlichen Kontext war in diese Phase für Deutschland die Wiedervereinigung das wichtigste Thema. Geprägt war die Zeit von einer starken Abwanderung von Ost- nach Westdeutschland sowie einem immensen Finanzbedarf für die Infrastruktur in den Neuen Ländern. Gleichzeitig musste man, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, die Beziehungen mit den Nachbarstaaten in Osten (Polen und CSFR) neu definieren. In Deutschland befanden sich noch bedeutende Streitkräfte der ehemaligen Siegermächte des II. Weltkrieges.

Es gab zwei Möglichkeiten, diese spekulative Rückgabe des Kaliningradgebietes durchzuführen:

1. Deutschland hätte die Zivilbevölkerung des Gebietes übernommen, die bedeutende russische Garnison wäre dagegen in andere russische Gebiete verlegt worden

2. Russland hätte alle Menschen aus dem Gebiet ausgesiedelt und das Land der Bundesrepublik Deutschland besenrein überlassen

zu 1: in der deutschen Bevölkerung wäre wohl eher eine Begeisterung für eine Übernahme Mallorcas oder von Rimini zu finden gewesen als ein russisches Gebiet mit russischer Bevölkerung dem Land anzugliedern. Ich würde diese Variante als vollkommenen Unfug verwerfen

zu 2: Das Oblast Kaliningrad hat aktuell eine Einwohnerzahl von über 900.000 Menschen. Wo hätte also die neue Bevölkerung des Gebietes herkommen sollen. Spekuliert wurde, dass man die Auswanderung der Russlanddeutschen aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland in das Kaliningrader Gebiet hätte umleiten könne. Auch für diese Möglichkeit würde ich die Realisierungsmöglichkeit verneinen. Die Russlanddeutschen suchten bevorzugt Anschluss an bereits in die alte Bundesrepublik ausgewanderten Verwandten. Mit welchem Anreiz man deren Ansiedlung im Gebiet Kaliningrad hätte ermöglichen wollen, ist mir unklar. Die Russlanddeutschen hatten und (unter Beschränkungen bezüglich ihrer Deutschkenntnisse) haben einen Rechtsanspruch auf Ansiedlung in der Bundesrepublik. Deshalb wäre eine zwangsweise Umleitung politisch nicht möglich und sicherlich auch nicht gewollt gewesen. Die von bestimmten politischen Kreisen in dieser Zeit geförderte Zuwanderung von Russlanddeutschen hat lediglich die Ansiedlung von etwa 8.000 Menschen erreicht (also nicht mal 1% der heutigen Gesamtbevölkerung des Kaliningradgebietes).

Man muss darüber nachdenken, wie die Eigentumsverhältnisse in dem Gebiet nach einer Rückgabe geregelt hätten werden sollen? In den Neuen Ländern wurde ab 1990 die Regelung "Rückgabe vor Entschädigung" eingeführt. Damit wurde auch den nach Westdeutschland geflohenen Menschen ihr Immobilien- und Firmeneigentum in den fünf neuen Bundesländern und Ost-Berlin zurück gegeben. Ausgeklammert davon waren die Enteignung während der Landreform vor 1949. Die früheren Großgrundbesitzer ("Junker") erhielten ihre bedeutsamen Landgüter nicht zurück. Die im Westen lebenden Ex-Bewohner der DDR gingen - nach meiner Kenntnis - in der Mehrzahl nicht in den Osten zurück. Gleich nach Rückgabe der Immobilien wurden diese an westdeutsche Investoren oder lokale Interessenten veräußert.
Hätte man nun eine identische Regelung für das Kaliningradgebiet wählen sollen? Wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass sich jetzt Massen von Ostpreußen oder deren Nachfahren nun nach Kaliningrad und umzu aufgemacht hätten? Welcher Anreiz hätte für die Kinder einer aus Ostpreußen stammenden damaligen Gutsarbeiterfamilie bestanden, ihre neue Heimat in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen aufzugeben? Hätten die Dönhoffs oder die ganzen anderen ostpreußischen Adelsfamilien ihre früheren Landgüter zurück erhalten sollen? Damit wären diese besser gestellt worden als die Adeligen Ostdeutschlands.

Zudem ist auch die Frage interessant, ob Russland wirklich an dem oben beschriebenen Tauschgeschäft interessiert war. Das Kaliningradgebiet hat für die Russen eine wichtige emotionale Bedeutung. Nach dem Zerfall der UdSSR war es der einzige Ausweis, dass Russland eine Siegermacht des II. Weltkrieges war.
Welch inner-russischer Konflikt solch ein Tauschgeschäft ausgelöst hätte, sieht man an dem Streit um die Beutekunst, die sich auch heute noch in Russland befindet. Die Duma verweigerte sich der Rückgabe der noch in Russland befindlichen Beutekunst aus deutschem Besitz. Da wird um Bücher in deutscher Sprache aus Bremen, Gotha und Wernigerode gestritten. Ist es dann vorstellbar, dass die Duma solch einem Tauschgeschäft zugestimmt hätte?

Der damalige Bundeskanzler Kohl ist Historiker. Kohl und auch dem damaligen Außenminister Genscher muss klar gewesen sein, welche Auswirkungen einer Rückgabe des Kaliningrad-Gebietes auf die polnische Bevölkerung gehabt hätte.


Das deutsche Ostpreußen mit seiner Kultur und seinen Dialekten ist 1945 und in einer kurzen Zeit danach für immer unter gegangen. Die Sehnsucht der letzten Überlebenden der Vertreibung sowie weniger Nachfahren nach einem Ostpreußen der Vorkriegszeit ist illusionär. Daran ändern weder Umfragen noch die Phantasien einiger Journalisten etwas.
 
... und Gerüchte, die im Spiegel verbreitet werden, auch nicht. Gleichwohl könnte aus dem Kaliningradgebiet so etwas werden wie eine deutsch-russische Begegnungsregion mit einer schwierigen Geschichte, die aber die heute Lebenden eher verbinden als trennen könnte. Das wäre auch nicht schlecht.
 
Die Idee, die Schulden der ehemaligen Sowjetunion bei der Bundesrepublik Deutschland durch eine Rückgabe des Kaliningradgebietes zu begleichen, tauchte Anfang der 90er Jahre in der Presse auf. Meines Erachtens war dies lediglich eine Spekulation der Presse, ohne realen Hintergrund.

Den einzigen Hinweis aus obskuren Quellen, den ich dazu je gefunden habe, war, dass sowas angeblich zwischen Helmut Kohl und Gorbatschow in einer russischen Datscha erörtert wurde.
Dies könnte man getrost für Kapitel 1 einer Darstellung im Sinne "Mythen um die Wende" einbauen.
 
... und Gerüchte, die im Spiegel verbreitet werden, auch nicht. Gleichwohl könnte aus dem Kaliningradgebiet so etwas werden wie eine deutsch-russische Begegnungsregion mit einer schwierigen Geschichte, die aber die heute Lebenden eher verbinden als trennen könnte. Das wäre auch nicht schlecht.


OT:
Mein Schwager, Jahrgang 35, ist gebürtiger Königsberger. Meine Schwester hat so ca. 1990 mal erzählt, wie er im Schlaf sich lautstark geweigert hätte nach Kaliningrad zu gehen. Er war Stellvertreter in einer Behörde, und die hat man damals reihum in die "Neuen Länder" geschickt. Es hat ihn im (Alb-)Traum verfolgt.

TT:
Der Gang der Geschichte ist bekannt. Ein halbes Jahrhundert später nicht mehr zu ändern.
 
Rückgabe Königsbergs

Im Jahr 1990 sollen seitens der damaligen Sowjetregierung Gespräche über eine Rückgabe Königsbergs an Deutschland angebahnt worden sein. Im Gegenzug sollten den Sowjets günstige Kredite zukommen. Die Kohl/Genscher Regierung hat schließlich jedoch Gespräche über dieses "Tauschgeschäft" abgelehnt.

Meine Fragen:
Wer weiß mehr darüber?
Hatte man schlichtweg kein Interesse mehr an Königsberg, oder war man so dermaßen im Vereinigungsrausch, dass man dafür keinen Blick hatte? Oder befürchtete man gar unangenehme Verwicklungen mit den anderen Siegermächten?

Die Hintergründe würden mich sehr interessieren....
 
Unter anderem hat der "Spiegel" im Jahr 1999 darüber berichtet, doch scheint das nach Aussage von Genscher nur ein Gerücht zu sein:

Die Zukunftszweifel wurzeln auch in einem Gerücht, das nie überzeugend dementiert wurde. Michail Gorbatschow, so verlautete aus russischen wie deutschen Polit-Quellen, habe 1991 Bundeskanzler Helmut Kohl den Verkauf von Kaliningrad für 70 Milliarden Mark angedient. Jelzin habe diese Offerte später erneuert. Der Altkanzler, um Auskunft ersucht, lässt ausrichten, er sei "nicht bereit, zu diesem Thema etwas zu sagen". Sein ehemaliger Chefdiplomat Hans-Dietrich Genscher hält das Ganze für eine "völlig freie Erfindung".
DER SPIEGEL*37/1999 - Bald ist uns Berlin näher
 
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