Ehrenämter und Vergütungen, Aufwandsentschädigungen

Silly

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Mich beschäftigt die Frage, wie hoch die Aufwandsentschädigung des ehrenamtlichen Ortsvorstehers eines 1000-Seelen-Dorfes um 1910 war, desgleichen für ein Aufsichtsratsmandat einer örtlichen Spar- und Darlehnskasse und einer ländlichen Molkerei. Waren das Summen, deretwegen solche Ämter angestrebt bzw. verteidigt wurden?
 
Ich hatte gestern schon zu einer Antwort angesetzt, aber da ich im Grunde nur Brainstorming oder Wortklauberei betreiben aber dir deine Frage nicht wirklich beantworten kann, habe ich mich zunächst zurückgehalten. Da aber bisher niemand den Reigen eröffnet hat, tue ich das mal, nicht dass du denkst, du würdest ignoriert:

Mich beschäftigt die Frage, wie hoch die Aufwandsentschädigung des ehrenamtlichen Ortsvorstehers eines 1000-Seelen-Dorfes um 1910 war,
Ein Ehrenamt ist ja nun gerade kein Broterwerbsberuf. Ein Ehrenamt zeichnet sich gerade nicht dadurch aus, dass es eine Aufwandsentschädigung gibt (gleichwohl es sie geben kann).

So, dieser Satz war gestern mein erster Antwortimpuls. Ich habe dann noch mal, eingedenk möglichen Wortbedeutungswandels Ehrenamt wikipediert und darin gefunden, dass Wikipedia einen Lexikonartikel von 1838 zitiert: Ehrenamt – Wikipedia

Der bestätigt (wenn korrekt zitiert, wovon ich aber mal ausgehe), dass auch vor 200 Jahren schon Ehrenamt weitgehend mit dem heutigen Begriff identisch war, wobei vielleicht etwas mehr auf dem Wortbestandteil Ehre (ein Amt um der eigenen Ehre Willen) rekurriert wurde, als wir das heute tun würden, wo wir ein Ehrenamt ja als ein amt um der Solidargemeinschaft Willen definieren würden. Aber ich glaube, so groß ist der Unterschied am Ende nicht.
 
Im Dorf Weilen u.d.R. (heute 630 Einwohner) hatte Schultheiß Blepp 1896-1917 200 Mark Jahresgehalt. Später wurde es auf 250 Mark erhöht. Schultheiß Johann Weinmann bezog 1930 und später ein Monatsgehalt von 60 Reichsmark.

In einem Schreiben des Oberamtes vom 21.04.1900 wird die Anhebung der Besoldung für Johann Michael Adam Bort als Ortsvorsteher und Ratsschreiber von Verrenberg von seither 260M auf 500M genehmigt. (Heute 680 Einwohner).

Bei einem durchschnittlichen Jahresverdienst von Arbeitnehmern in Industrie, Handel und Verkehr von 800M um 1900 war diese zusätzliche Einnahme aus der nebenberuflichen Tätigkeit sicher interessant.

Schultheiß, Zwölfer, Gemeinderat, Gemeindepfleger, Bürgerausschuß aus der Verrenberger Vergangenheit.
Weilen unter den Rinnen: Gemeinde
 
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