Ein Blick auf Ruanda

Arne

Premiummitglied
Ruanda ist vielen Menschen seit dem blutigen Völkermord 1994 an dem Volk der Tutsis bekannt. Wenn man einen Blick auf die Geschichte des Landes wirft, werden einem manche Zusammenhänge klarer. Schon in der kurzen Zeit, die das Land unter deutscher Kolonialherrschaft stand, nahm es - zusammen mit seinem Nachbarn Urundi (heute Burundi) - eine Sonderstellung ein und übte eine besondere Faszination durch eine Art mystischen Ruf in Kolonialinteressierten Kreisen aus.

Als die Länder 1890 im "Helgoland-Sansibar-Vertrag" dem deutschen Interessengebiet zugeschlagen wurden, also quasi deutsch wurden, ahnten die Völker dort nichts von Ihrem Schicksal. Im Zuge der Abgrenzung ihrer ostafrikanischen Kolonien vereinbarten Großbritannien und das Deutsche Reich, daß die Grenze im Nordwesten quer durch den Victoria-See ( 1° Südliche Breite) bis zur Grenze des Kongostaates gehen sollte. Deutschland verzichtete also (unter anderem) auf die Erwerbungen Carl Peters in Uganda und bekam das Recht, ein bis dato völlig unerforschtes Gebiet zu beanspruchen, das noch kein weißer Mann je betreten hatte. Ausser ein paar unklaren Geschichten und Landesnamen, die Stanley von seiner Expedition mitbrachte, die ihn an den Rand des Gebietes geführt hatte, wußte man nichts.

Erst nachdem man die ersten Expeditionen in das völlig unerforschte Gebiet schickte und sich über die dortigen ethnischen und geographischen Verhältnisse klarer wurde, bemerkte man, daß man stabile Königreiche zerschneiden würde. In den später anberaumten Verhandlungen mit dem belgischen König Leopold wurde eine genaue Grenze abgestimmt, die dann bis zum Nordufer des Kiwu-Sees ging und Rücksicht auf dortige Verhältnisse nahm - eine Aktion, die sicher nicht die Regel in der Geschichte kolonialer Grenzziehungen war!

Die ersten deutschen Forscher (Oskar Baumann in Urundi 1892, Graf Götzen in Ruanda 1893, Richard Kandt 1897 u.w.) brachten dann Erkenntnisse mit, die langsam das Bild des neues deutschen Landes klarer werden liessen...

Von der Landesnatur sind die am ostafrikanischen Graben gelegenen Länder sehr hügelig bis bergig. Weite Grasbedeckte Ebenen und Plateaus bauen sich in immer höher werdenen Berg- und Hügelketten auf, gehen schließlich in kaum durchdringlichen Hochwald und aktive Vulkane im Hochland von Ruanda über. Gerade der vom großen Berggorilla bewohnte Dschungel an den "feierspeienden Bergen" wurde von den Ruandern gemieden und als die ersten Weißen in ihr Land kamen um dorthin zu gehen, vermutete man, daß die fremden Götter gekommen waren um das Feuer ihrer Berge zu stehlen. Eine nahe liegende Vermutung, besaßen die unbekannten "roten Männer" doch kleine Strohhalme (Streichhölzer), mit denen sie mühelos Feuer machen konnten.
Als dann tatsächlich ein Vulkan erloschen sein soll, kurz nachdem Graf Götzen hochgestiegen war, bestätigte das die Vermutung auch noch.

Die Bevölkerung teilte sich in Ruanda und Urundi in drei Volksgruppen. Zuerst die sehr klein gewachsenen Ureinwohner, die Batua, die vor langer Zeit von aus dem Süden eingewanderten Wahutu (Suaheli, Mehrzahl von Hutu) in die Wälder vertrieben worden waren. Dann die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe der ackerbauenden Wahutu. Diese wurden dann später widerum vom aus dem Norden eingewanderten, einst nomadischen Hirtenvolk der Watussi (Tussi, heute Tutsi) besiegt und unterdrückt. Die sehr hochgewachsenen Watussi stellten gerade mal ca. 10% der Bevölkerung dar, bildeten aber in beiden Ländern die herrschende Oberschicht.

Die europäischen Forscher waren beeindruckt von einer durchschnittlichen Körpergröße von 2,12 Meter (Einzelmaßen bis 2,50 Meter waren keine Seltenheit), einer "herrenmäßigen Haltung" und "würdevollen Gebaren" mit "diplomatisch schlauen Verstande".

Die Inbesitznahme der beiden Länder gestaltete sich anscheinend recht friedlich, zumindest finden sich keine nennenswerten Gefechte in der Literatur. Vermutlich lag es an zwei Gründen, daß sich die herrschaftsgewohnten Watussi so schnell unter den fernen Kaiser fügten. Einmal waren sie wohl sehr von den Fremden und ihren Waffen beeindruckt. Und zweitens dürfte es an einer klug gewählten Zivilverwaltungsform des Gouvernements in Dar-es-Salaam gelegen haben, das auch manchmal das "holländische Kolonisationsmodell" genannt wird. Man setzte in Ruanda, Urundi keine Bezirksamtmänner ein, sondern überließ die innere Verwaltung den damals herrschenden Königen. Ihnen wurde nur ein Resident zur Seite gestellt, die nehmen die deutschen Interessen bei den einheimischen Machthabern wahr, ohne den Eingeborenen gegenüber eine eigentliche Verwaltungstätigkeit zu entfalten.
Das heißt, die Könige konnten in ihrem Lande schalten und walten wie zuvor, waren eigentlich nur nach "aussen" in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt und mußten einige Militärstationen der Deutschen im Lande akzeptieren. So etwas ging natürlich nur in Gebieten, wo es bereits ein funktionierendes "Staatssystem" gab. Ausser in Urundi und Ruanda gab es nur noch in Bukoba, einem Nachbarbezirk, eine Residentur.
Die Deutschen wollten offensichtlich "Ruhe im Lande" und als es einmal Ärger mit betrügerischen Händlern gab, verbot man kurzerhand den Zugang für Europäer. Vielleicht um es nicht zu einem großen Konflikt mit den Watussi kommen zu lassen. Ob da der Respekt eine Rolle gespielt hat?

Das "Zwergen- und Riesenland" mit Vulkanen in schwer zugänglichem Gebiet war etwas besonderes.

Nach dem ersten Weltkrieg hatten die beiden Länder wieder ein besonderes Schicksal: sie kamen unter belgische Verwaltung und nicht wie der Rest von Deutsch-Odstafkrika unter britische Herschaft.

1962 wurde Ruanda unabhängig, doch bereits seit 1959 kam es verstärkt zu heftigen Spannungen zwischen Hutus und Tutsis. Es gab Vertreibungen, Massentötungen und Progrome. Man muß wohl sehen, daß die Hutus ihre jahrhundertelange Unterdrückung durch die Tutsis mit Gewalt abschüttelten und sich bitter rächten. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus 1990 geriet das Hutu-Regime unter Druck, ihr Land zu demokratiseren und die Vertriebenen wieder ins Land zu lassen. Der Höhepunkt des Bürgerkrieges war dann der brutale Völkermord an den im Lande verbliebenden Tutsis, als sich abzeichnete, daß die Exil-Tutsis, wenn nötig, mit Gewalt aus dem ugandischen Exil ins Land zurückkehren würden.
(Näheres siehe: http://lexikon.freenet.de/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda)

Nach Schätzungen wurden über 800.000 Tutsis abgeschlachtet bis die Tutsi-Armeen der RPF (Ruandische Patriotische Front) die Hutus besiegten, die alten Machteliten vertrieben und heute wieder die Herrscher im Lande sind.

Nicht viel anderes geschah im Nachbarland Burundi, wo die Verhältnisse schon in deutscher Kolonialzeit ganz ähnlich waren:
1960 wurde von Belgien die Entkolonialisierung wegen zunehmender innenpolitischer Unruhen zwischen den Tutsi und den Hutu eingeleitet, die dann 1962 in der Unabhängigkeit Burundis endete.
Seitdem machte in Burundi ethnisch motivierte Gewalt zwischen Hutu- und Tutsi-Gruppen, z.B. in den Bürgerkriegen von 1972 (zwischen 50.000 und 300.000 Tote), 1988 (mind. 5.000, wahrscheinlich weit mehr Tote) und 1993 (ca. 200.000 Tote), Hunderttausende zu Flüchtlingen und kostete mindestens 250.000 Menschenleben.
Heute hat auch dort wieder die Tutsi-Minderheit die Macht über die Hutu.


Ausgewählte Quellen:
"Deutsches Kolonial-Lexikon" H. Schnee Leipzig 1920
"Rote Männer in Ruanda" O. Felsing, Berlin 1905
"Das Deutsche Kolonialreich" H. Meyer, Leipzig 1909
"Das Überseeische Deutschland" Hutter, Berlin 1911
""Helgoland-Sansibar-Vertrag" Text auf http://www.deutsche-schutzgebiete.de/
"Ruanda/ Burundi/Völkermord in Ruanda" www.wikipedia.de
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein Hinweis auf ein neues Buch zum Thema - es erscheint leider sehr wenig zur Kolonialgeschichte Ruanda und Burundis...

Helmut Strizek: "Geschenkte Kolonien -Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft" Ch. Links-Verlag, ISBN: 3861533901
http://www.amazon.de/gp/product/3861533901/028-9879889-5410100?v=glance&n=299956

Aus der Vorankündigung:
Ruanda und Burundi sind ein kolonialgeschichtlicher Sonderfall. Sie fielen dem Deutschen Reich im Zuge der Aufteilung Afrikas in europäische Einflussgebiete auf der "Kongo-Konferenz" 1884/85 zu. Anders als in den übrigen Teilen Deutsch-Ostafrikas blieben die Bewohner des Hochplateaus zunächst von der deutschen Kolonialherrschaft unberührt. Erst 1898 wurde ein deutscher Militärposten in Ruanda errichtet. Im Unterschied zu ihren anderen Kolonien setzten die Deutschen hier auf Kooperation und etablierten ein Residentursystem zur Ausübung einer "indirekten Herrschaft". Das Buch beschreibt die Kolonialherrschaft von den Anfängen bis zum Rückzug der Deutschen 1916. Abgerundet wird die Darstellung durch einen Essay, der einen Bogen schlägt über die belgischen Mandatsjahre, die UN-Treuhandverwaltung bis zur Gründung selbständiger Staaten. Diskutiert wird auch, inwieweit der Völkermord 1994 auf die Kolonialpolitik zurückgeführt werden kann.

Diese Ankündigung in Verbindung mit dem herausgebenem Verlag (wo der Name Programm zu sein scheint ;) ) ließ mich schlimmes erwarten. Würde der Autor versuchen die Bürgerkriege und den Völkermord auf die deutsche Kolonialverwaltung zurückzuführen? Der nächste Völkermord auf Deutschlands Sündenliste? :grübel:
Nein, zum Glück stimmt die Richtung weitgehend und nach einigen sehr gut recherchierten Kapiteln, kommt er im letzten Teil, einem kurzem "Essay" über die Zeit nach 1918 zu dem Ergebnis, daß die Gründe für die Jahrzehntenlangen Bürgerkriege nicht in der deutschen Kolonialpolitik liegen, sondern in Fehlern diverser ausländischer Mächte, die in Zentralafrika seit dem kalten Krieg versuchten ihre Interessen durchzusetzen, statt sich für eine demokratische Entwicklung einzusetzen. Er resümiert, daß das Kolonialzeitalter für Ruanda und Burundi erst enden wird, wenn im demokratischen Dialog Staaten aufgebaut sind, die, völkerrechtlich abgesichert, fremde Einmischung verhindern können.
 
Ein Hinweis auf ein neues Buch zum Thema - es erscheint leider sehr wenig zur Kolonialgeschichte Ruanda und Burundis...

Helmut Strizek: "Geschenkte Kolonien -Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft" Ch. Links-Verlag, ISBN: 3861533901
Amazon.de: Geschenkte Kolonien. Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft: Bücher: Helmut Strizek

Aus der Vorankündigung:


Diese Ankündigung in Verbindung mit dem herausgebenem Verlag (wo der Name Programm zu sein scheint ;) ) ließ mich schlimmes erwarten. Würde der Autor versuchen die Bürgerkriege und den Völkermord auf die deutsche Kolonialverwaltung zurückzuführen? Der nächste Völkermord auf Deutschlands Sündenliste? :grübel:
Nein, zum Glück stimmt die Richtung weitgehend und nach einigen sehr gut recherchierten Kapiteln, kommt er im letzten Teil, einem kurzem "Essay" über die Zeit nach 1918 zu dem Ergebnis, daß die Gründe für die Jahrzehntenlangen Bürgerkriege nicht in der deutschen Kolonialpolitik liegen, sondern in Fehlern diverser ausländischer Mächte, die in Zentralafrika seit dem kalten Krieg versuchten ihre Interessen durchzusetzen, statt sich für eine demokratische Entwicklung einzusetzen. Er resümiert, daß das Kolonialzeitalter für Ruanda und Burundi erst enden wird, wenn im demokratischen Dialog Staaten aufgebaut sind, die, völkerrechtlich abgesichert, fremde Einmischung verhindern können.


Sehr gute Beiträge zu einem weniger bekannten Kapitel deutscher Kolonialgeschichte.

Gneisenau
 
Heute hat auch dort wieder die Tutsi-Minderheit die Macht über die Hutu.

Kagame hat die Begriffe Hutu und Tutsi durchaus verboten.
Es gab bei der Befreiung Ruandas von der Interahamwe, einmal eine Vergewaltigung, worauf Kagame den Tutsi-Rebellen erschießen ließ.
Jedoch fanden natürlich (!) danach Erschießungen von Militärangehörigen und Völkermördern statt, das lässt sich nicht vermeiden, wenn man bedenkt dass die Brücken der Flüsse Ruandas im Juni '94 von menschlichen Leichen gebildet wurden, was General Dallaire leider bestätigte, als er Kagame traf und über eine ging.
Zu den wichtigsten Mitarbeitern Kagames gehörten ja nicht wenige Hutu, deshalb muss man schon sagen, dass er versucht hat die Gegensätze zwischen den verfeindeten "Ethnien" abzubauen und es noch immer getan wird.
70 % der heutigen Ruandesen sind ja nach dem Völkermord geboren.
Das ist schon eine ganz andere Art von Führung als die letzten es waren.

Die Bevölkerung teilte sich in Ruanda und Urundi in drei Volksgruppen. Zuerst die sehr klein gewachsenen Ureinwohner, die Batua, die vor langer Zeit von aus dem Süden eingewanderten Wahutu (Suaheli, Mehrzahl von Hutu) in die Wälder vertrieben worden waren. Dann die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe der ackerbauenden Wahutu. Diese wurden dann später widerum vom aus dem Norden eingewanderten, einst nomadischen Hirtenvolk der Watussi (Tussi, heute Tutsi) besiegt und unterdrückt. Die sehr hochgewachsenen Watussi stellten gerade mal ca. 10% der Bevölkerung dar, bildeten aber in beiden Ländern die herrschende Oberschicht.

Die europäischen Forscher waren beeindruckt von einer durchschnittlichen Körpergröße von 2,12 Meter (Einzelmaßen bis 2,50 Meter waren keine Seltenheit), einer "herrenmäßigen Haltung" und "würdevollen Gebaren" mit "diplomatisch schlauen Verstande".

Obwohl die Abstammung eher umstritten ist, trifft diese Beschreibung gewissermaßen zu.
Die europäischen Forscher schrieben aber auch von "hellenischen Profilen"
und anderen komischen rassischen Merkmalen der Tutsi, um ihre Stellung auszubauen.

Ansonsten ebenfalls ein Danke für den Beitrag.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es ist ein tragischer Irrtum, dass die Problematik der Region auf den Hutu/Tutsi-Konflikt fokussiert wird. Ruanda ist extrem dicht besiedelt bei immer noch hohem Zuwachs trotz Aids. In der Praxis wurden jede Menge "alte Rechnungen" beglichen, auch unter Nachbarn und selbst in den Familien.
Nachzulesen in Jared Diamond: Kollaps, wo auch gute Primärquellen genutzt werden.

Ach so, noch eines @Arne und @Brushian: Schreibt nicht einfach ab. Eine durchschnittliche Körpergröße von 2.12 m haben nicht einmal Klingonen oder Uruk-Hai.
Die Niloten gehören zwar zu den größten Menschen, aber dieser Wert ist lächerlich (Watussi, Massai).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe nichts behauptet, jedoch stimmen die ersten zwei Sätze von Arne eindeutig.
Falsch ist es jedoch, dass die Tutsi eingewandert sind, man nimmt ja an, dass sie einfach zwei unterschiedliche Klassen ein und desselben Volkes waren, wenn ich nicht irre.
Die einen Ackerbauern, die anderen Viehzüchter.
Ich habe zwar noch nie nach der durchschnittlichen Körpergröße eines Tutsi nachgeschlagen, jedoch halte ich 2,12 - 2,50 für Mist, der auf europäischem Boden gewachsen ist, um noch mehr Differenzen zwischen diesen zwei Gruppierungen zu sähen, was ja für Leopold und seine Mannen sicherlich von Vorteil war, ebenso wie die Vorstellung der Kopfform und anderen Unfug.
Beispielsweise wurden ja von den selben Wissenschaftlern die Hutu als "eher affenähnlich" diskriminiert, soviel zu körperlichen Merkmalen und Rassismus.
Jedoch schreibt auch Dallaire bei seiner Mission, dass er einen Größenunterschied zwischen Hutu und Tutsi feststellen konnte.
Kagame wurde beispielsweise von den westlichen Medien als "typisch großer Tutsi" beschrieben, und war aber nur 1,85 groß.
Ich glaube dies sagt man mehr aus Verblendung westlicher Wissenschaftler, als aus Überzeugung, schon gar nicht wegen irgendwelchen statistischen Beweisen.
Des weiteren finde ich, wird es schwer zu einer ruandischen Nation kommen, wenn heute noch von westlicher Seite der Unterschied zwischen Hutu und Tutsi gemacht wird.
Tatsache ist, dass 30 % der Ruandesen den Genozid für eine gute Sache halten, ob aus familiären Gründen um alte Rechnungen zu begleichen, oder sonst was, hat man nicht nachgefragt.

Übrigens, über Klingonen lässt sich reden, die könnten wirklich groß sein, aber Tolkien beschrieb die Uruk-Hai als "fast menschengroß", da sich der "Herr der Ringe" vor ca. 10000 Jahren abspielte, und die durchschnittliche Körpergröße zu Zeiten Jesu schon läppische 1,60 oder so herum war, hätten die Uruk-Hai auch nur höchstens 1,60m groß werden können (aber eigentlich kleiner, da 10000 v.Ch.), vielleicht ein bisschen größer, aber das war es dann schon.
Es kommt darauf an, wie groß die Orks und die Süd/Bilvis-Menschen waren, aus denen Sarumans Uruks hervorgegangen sind.
Das hätte man statistisch erfassen müssen. :winke:
 
Einmal mehr: Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi war vielleicht der "Aufhänger", nicht aber die primäre Ursache des Völkermordes.
Ruanda, so sagte ich schon, ist dicht besiedelt. Innerhalb einer Generation sank die verfügbare Ackerfläche pro Landwirt von 8000 qm auf ca.1500 qm (Zahlen aus Diamond, s.o.). Schuld daran ist die Praxis, Land auf die Söhne aus oft polygamen Ehen aufzuteilen. Hinzu kommt, dass man den Acker- und Plantagenfeldbau auf niedrigem Niveau führte, so wurden z.B. die Hänge nicht terrassiert, was Bodenerosion zur Folge hatte.
Es gibt Einzeluntersuchungen durch Ethnologen in einzelnen Dorfgemeinschaften. Danach wurden vielfach nicht nur Tutsi umgebracht, sondern ältere Männer (Hutu) mit Landbesitz, dann sogenannte Querulanten und zuletzt die Ärmsten, die sich anwerben ließen und gegenseitig massakrierten, verhungerten oder die Bestechungsgelder an Straßensperren nicht zahlen konnten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ein tragischer Irrtum, dass die Problematik der Region auf den Hutu/Tutsi-Konflikt fokussiert wird. Ruanda ist extrem dicht besiedelt bei immer noch hohem Zuwachs..
Nachzulesen in Jared Diamond: Kollaps..
Interessant ist das Argument Diamonds, dass in Gebieten, in denen keine Tutsis wohnten, gern auch Hutus von Hutus umgebracht wurden.

Er beschreibt auch den Mechanismus der Überbevölkerung : Neue Farmen können nicht gegründet werden, weil kein Land mehr da ist. So werden die bestehenden immer kleiner (ein großer Bauernhof hat 1 Hektar !) und die Nachkommen müssen länger miternährt werden.

So sähen viele Einheimische die Massaker als einen notwendigen und "natürlichen" Prozess der Senkung der Bevölkerundsdichte an.

Interessant ist die Überlegung, welche Mechanismen für solch einen Prozess grundsätzlich zur Verfügung stehen :
a. Abwarten "natürlicher" Konsequenzen, wie Verhungern, Epidemien oder Gefressen-Werden durch Raubtiere.
b. Geburtenkontrolle durch Beschränkung der Partnerwahl, Verhütung, Abtreibung oder Kindstötung.
c. Auswandern nach "Woanders". Entdeckung unbewohnter oder Eroberung bewohnter Gebiete nebst Verdrängung/ Dezimierung der dort lebenden Menschen.
d. Selbstmord bzw. Tötung der eigenen Leute.
e. Tötung von Angehörigen einer anderen, als "Feind" zu definierenden Bevölkerungsgruppe.

Da der von uns Europäern vorrangig praktizierte Königsweg (c) in Zentralafrika nur begrenzt gangbar ist, wäre Variante (e) die von einer real existierenden menschlichsten Gesellschaft am ehesten praktikable Alternative.
 
Es gibt Einzeluntersuchungen durch Ethnologen in einzelnen Dorfgemeinschaften. Danach wurden vielfach nicht nur Tutsi umgebracht, sondern ältere Männer (Hutu) mit Landbesitz, dann sogenannte Querulanten und zuletzt die Ärmsten, die sich anwerben ließen und gegenseitig massakrierten, verhungerten oder die Bestechungsgelder an Straßensperren nicht zahlen konnten.

So sähen viele Einheimische die Massaker als einen notwendigen und "natürlichen" Prozess der Senkung der Bevölkerundsdichte an.

Sicherlich hat einer die Doku "Darwins Nightmare" gesehen, die Doku über den Viktoriasee.
Der Film ist teilweise überzogen und stellt die Europäer als die Schuldigen schlechthin dar.
Man hat ein Interview mit einem Einheimischen geführt, und dieser hoffte ja direkt, dass ein Konflikt ausbricht.
Er erinnerte sich an die "gute Zeit" in Ruanda, denn das ist der einzige Weg um wieder was zum Beißen zu haben, bzw. etwas zu verdienen.
Da spielen so viele Faktoren eine Rolle, glaubt man gar nicht.
 
der gute Brushian: Ich habe nichts behauptet, jedoch stimmen die ersten zwei Sätze von Arne eindeutig.
Falsch ist es jedoch, dass die Tutsi eingewandert sind, man nimmt ja an, dass sie einfach zwei unterschiedliche Klassen ein und desselben Volkes waren, wenn ich nicht irre.
Die einen Ackerbauern, die anderen Viehzüchter.

Ich ziehe meine eigenen Sätze in Zweifel.
Nachdem ich neuerdings Bilder von Hutu und Tutsi sah, kann man doch gewisse körperliche Unterschiede deuten.
Tatsächlich ähneln die Tutsi eher Äthiopiern oder Somaliern, das heißt das die hamitische oder nilotische Theorie doch nicht totaler Mist sein kann, bzw. nicht als absoluter Humbug abgestempelt werden sollte.
Ich dachte zwar, das Aussehen Kagames (ruandinischer Präsident) bilde eine Seltenheit, aber wie es aussieht trifft das auf erstaunlich viele Tutsi zu.
Nachdem ich auf verschiedenen englischen Seiten las, dass es bestätigt sei, dass sich Hutu und Tutsi genetisch großteils ähneln und entsprechen, verstehe ich diesen Unterschied im Aussehen nicht.
Laut einer Theorie ist das auf Umwelteinflüsse zurückzuführen, aber das erklärt zu wenig.
Da muss ich wohl ab jetzt die Sache skeptischer betrachten.
Vielleicht hat einer noch was diesbezüglich zu sagen, ich bin mit meiner Weisheit am Ende.
:winke:
 
Ich ziehe meine eigenen Sätze in Zweifel.
Nachdem ich neuerdings Bilder von Hutu und Tutsi sah, kann man doch gewisse körperliche Unterschiede deuten.
Tatsächlich ähneln die Tutsi eher Äthiopiern oder Somaliern, das heißt das die hamitische oder nilotische Theorie doch nicht totaler Mist sein kann, bzw. nicht als absoluter Humbug abgestempelt werden sollte.
Ich dachte zwar, das Aussehen Kagames (ruandinischer Präsident) bilde eine Seltenheit, aber wie es aussieht trifft das auf erstaunlich viele Tutsi zu.
Nachdem ich auf verschiedenen englischen Seiten las, dass es bestätigt sei, dass sich Hutu und Tutsi genetisch großteils ähneln und entsprechen, verstehe ich diesen Unterschied im Aussehen nicht.
:winke:

Das ist doch sehr plausibel, betrachte doch vergleichend die Körpergrößen- und Körperbauunterschiede von Nordseeküstenbewohnern und z.B. Süddeutschen. Ich würde das noch nicht mal am Landstrich festmachen.
Es gibt einfach Leptosome, Pykniker und Athletiker überall auf der Welt, auch in Ruanda.
Der Volksmund unterscheidet "Bauernschlag" und "Spargel":pfeif:
 
Es sind schon bemerkenswerte Unterschiede, die @Brushian erwähnt. Viele Tutsi erinnern mich an Massai und sehen wirklich nicht wie typische Bantu aus. Ich weiß zu wenig über die dortigen Völker, um die Ursachen zu beurteilen. Ich vermute aber, dass die viehzüchtenden Tutsi doch recht stark mit anderen Hirtenvölkern (Niloten) vermischt sind, anders als die sesshaften Hutu.
Unterschiedliche Tätigkeit von Jugend an vermag allerdings auch hierzulande ausgesprochene "Berufstypen" (vergl. Schmied und Schneider) zu prägen.
 
Das eigentlich interessante hier ist, dass die sogenannten Stämme eine gemeinsame Sprache haben: Kinywanda
Religiöse Unterschiede scheinen auch keine Rolle zu spielen.

Was bleibt ist eine Unterscheidung nach Besitzstand an Hornvieh.
 
Das eigentlich interessante hier ist, dass die sogenannten Stämme eine gemeinsame Sprache haben: Kinywanda
Religiöse Unterschiede scheinen auch keine Rolle zu spielen.

Was bleibt ist eine Unterscheidung nach Besitzstand an Hornvieh.

Hmm, es ist zwar modern nicht mehr von Rasse zu sprechen, aber die deutlichen körperlichen Unterschiede sind nicht zu übersehen. :pfeif:
 
Hier gibt es unter dem Titel "Hutu oder Tutsi?" einen mehrteiligen Artikel zur Entstehung des Konflikts zwischen Hutu und Tutsi. Der Autor ist [SIZE=-1]Professor für Geschichte Afrikas an der Humboldt-Universität in Berlin.[/SIZE]
 
Der Größenunterschied zwischen Hutu und Tutsi, das englisch-sprachige Wikipedia spricht von ca 10cm, könnte sich auch einfach durch die bessere Ernährung und Eiweißversorgung der Tutsi-Oberschicht erklären.

Was die Twa betrifft, so scheint es sich ja tatsächlich um Pygmäen zu handeln.
 
Hier gibt es unter dem Titel "Hutu oder Tutsi?" einen mehrteiligen Artikel zur Entstehung des Konflikts zwischen Hutu und Tutsi. Der Autor ist [SIZE=-1]Professor für Geschichte Afrikas an der Humboldt-Universität in Berlin.[/SIZE]

Sehr guter Link, durch die Brille der eigenen Vorstellungen war eine objektive Beurteilung in der Kolonialzeit schwer möglich. Dass sich dieses Mißverständnis so lange gehalten hat, ist sehr bedauerlich.
Davor sind wir heute allerdings auch nicht sicher.
 
Zurück
Oben