Ein Königreich der Himmel?

Über den Film sind ja hier schon viel Beiträge verfasst worden. Eine Frage stellt sich mir, vielleicht können mir die Experten hier, eine Antwort geben oder mir einen entsprechenden Link zukommen lassen. Hier also die Frage. Gab es unter den führenden Kreuzrittern (im Film z. B. der König von Jerusalem) welche, die wirklich ein Königreich der Himmel, also ein Königreich mit Glaubensfreiheit, auch für Muslime, schaffen wollten? War Jerusalem, unter den Kreuzfahrern, ein solcher Ort, wo Muslime und Christen, zumindest zeitweilig, gleichberechtigt und friedlich Leben konnten?

Gleichberechtigt wohl nicht, aber friedlich - sofern es die Zeitgenossen zuließen. Ich empfehle darüber zur Lektüre Usama ibn Munqidh*, der als Botschafter in Jerusalem war, um ein Bündnis mit den Kreuzrittern gegen Zenghi zu schmieden. Er berichtet z.B. von einem Besuch in der al-Aqsa, wo ihm die Tempelritter die Gelegenheit gaben zu beten - bei einem Besuch begegnete er aber einem Neuzugang aus Europa, der ihm das Gebet gewalttätig verwehrte. Usama schreibt sehr viel zum christlich-muslimischen Zusammenleben und ist dabei recht spöttisch gegenüber den europäischen Christen.

*In: Gabrieli, Francesco: Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht. Zürich 1973.

Das Wichtigste wurde von El Quijote, dessen Ausführungen ich mich übrigens voll und ganz anschließen möchte, bereits geschrieben.

Zwar gibt es einige Vermutungen, daß einzelne christliche Herrscher, die das Kreuz nahmen, Hoffnungen in Richtung möglicher Bekehrungen muslimischer Edler zum Christentum hegten, doch sind dabei folgende Aspekte zu beachten:

1. Es sind eben lediglich Vermutungen, d.h., man weiß es nicht genau.
2. Diese Vermutungen betreffen zudem stets muslimische Herrscher u. dgl., aber nie die muslimische Bevölkerung an sich oder insgesamt.
3. Die Vermutungen betreffen außerdem Einzelfälle christlicher Herrscher.

Vgl. dazu bspw. http://www.mittelalter-genealogie.de/_kreuzzuege/k/kreuzzuege.html unter "B. Die Kreuzzüge im Osten - VI. Die Kreuzzüge Ludwigs des Heiligen"...

Grundsätzlich aber dürfen wir jedoch - trotz der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den muslimischen Nachbarn - von intensiver Begegnung und friedlicher Koexistenz in den Kreuzfahrerstaaten ausgehen.
Siehe dazu auch http://www.uni-rostock.de/andere/GRK1242/Seiten/Projekt/Holze_Begegnung.htm