Einfluss der griechischen Gesetzgebung auf die Römer

Mandy23

Neues Mitglied
Hey, ich weiß zwar dass die griechische Gesetzgebung großen Einfluss auf die Römer hatte aber inwiefern war das so? Also z.b die Gesetzgebung von Drakon und Solon - inwieweit die auf Rom gewirkt haben und generell bezogen auf die Ständekämpfe.

Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar!
 
Wer behauptet, dass die griechische Gesetzgebung großen Einfluss auf die Römer hatte? Eigentlich gehört das Rechtswesen zu den wenigen Bereichen, in denen der griechische Einfluss vergleichsweise gering gewesen sein dürfte.

Die römische Überlieferung behauptete zwar, dass die Römer in der frühen Republik eine dreiköpfige Delegation nach Athen (und auch andere griechische Staaten) geschickt hätten, um die dortigen Gesetze, insbesondere von Solon, zu studieren, und die Ergebnisse dann in die Zwölf-Tafel-Gesetze eingeflossen seien, jedoch ist diese Geschichte ziemlich sicher unhistorisch.
 
Die römische Überlieferung behauptete zwar, dass die Römer in der frühen Republik eine dreiköpfige Delegation nach Athen (und auch andere griechische Staaten) geschickt hätten, um die dortigen Gesetze, insbesondere von Solon, zu studieren, und die Ergebnisse dann in die Zwölf-Tafel-Gesetze eingeflossen seien, jedoch ist diese Geschichte ziemlich sicher unhistorisch.

Wobei ja meist angenommen wird*, dass diese Erzählung durchaus einen wahren Kern hat, nur vermutet man den Ursprung griechischer Einflüsse auf die römische Gesetzgebung dich mehr in Athen, sondern eher in der Magna Graecia. Ein recht bekanntes Beispiel für griechisches Gedankengut im römischen Recht ist das Wort poena, das vom Griechischen ποινή stammt und sich soweit ich weiß tatsächlich schon im Zwölftafelngesetz findet.

Aber grundsätzlich ist war der griechische Einfluss auf das römische und das moderne Recht nicht besonders groß. Das sieht man letztendlich auch an den Ständekämpfen: In griechischen Poleis führten ähnlich gelagerte Konflikte oft zu Kämpfen zwischen demokratischen und oligarchischen Kräften. In Rom dagegen wurde, trotz manch mythischem Auszug, der offene, gewaltsame Konflikt jedoch offenkundig vermieden, und soziale Probleme durch Koloniegründungen (also durch Expansion) sowie durch einige, in die oligarchische Verfassung eingefügte demokratische Elemente gemildert.

*So z. B. Kunkel/Schermaier in Römische Rechtsgeschichte, S. 32 f., die aber klar feststellen, dass sich "die materiellen Einwirkungen des griechischen Rechts auf solche Einzelheiten, die den spezifischen römischen Gesamteindruck des Ganzen nicht irgendwie beeinträchtigen" beschränlen.
 
Ich würde die Frage auch damit beantworten, als Recht etwas ist, das nicht von wo beeinflusst wird, sondern aus der Gesellschaft kommt. Es mag kulturelle Einflüsse geben und Ideen, die herüberschwappen und dann Gesellschaften ändern, aber das Recht ist eher etwas, das nachfolgt und eine Reaktion darstellt. Und wie oben schon angesprochen hat die Entwicklung der römischen Gesellschaft und ihre politische Antwort eine andere Richtung eingeschlagen. So war beispielsweise die Schiedsgerichtsbarkeit bei den Griechen ein ausgeprägtes und wichtiges völkerrechtliches Institut zur Friedensstiftung und Konfliktbegleichung. Bei den Römern hingegegen war dies vergleihchsweise unterentwickelt. Es gab sie noch in der Phase des Aufstiegs, aber als Rom hegemoniale Macht im Mittelmeerraum war, war es mit der Schiesgerichtsbarkeit aus, jedenfalls was Rom anbetraf und sie wurde zu einem Instrument für privatrechtliche Streitschlichtungen, hatte aber ihre völkerrechtliche Bedeutung verloren - einfach deshalb weil das Machtgefüge für Rom ein anderes war als es etwas die griechischen Staaten in ihrer Blüte erlebten, wo für Griechenland eine alle überflügelnde Zentralmacht gefehlt hatte.
 
Ich würde die Frage auch damit beantworten, als Recht etwas ist, das nicht von wo beeinflusst wird, sondern aus der Gesellschaft kommt. Es mag kulturelle Einflüsse geben und Ideen, die herüberschwappen und dann Gesellschaften ändern, aber das Recht ist eher etwas, das nachfolgt und eine Reaktion darstellt.

Auch wenn mein Einwand sich auf die Neuzeit und nicht auf die Antike bezieht: Kodifiziertes Recht ist häufig regelrecht abgeschrieben worden. Der Code Napoléon hatte Einfluss auf das Recht in ganz Europa, selbst die spanische Verfassung von 1812 (La Pepa), die in Cádiz ausgearbeitet wurde und wo man die afranceados - also die 'Franzosenfreunde' - verachtete, war nicht ohne Einfluss des verhassten Frankreich. (Bis auf Cádiz war jede größere spanische Stadt von den Franzosen besetzt, Napoleon hatte seinen Bruder Joseph (Pepe Botellas, Rey de las Plazuelas) als spanischen König eingesetzt.) Diese Verfassung hatte einen entscheidenen Einfluss auf die liberalen Verfassungen der unabhängigen hispanoamerikanischen Staaten wenige Jahre später. Heute gilt das deutsche Recht als Vorbild für viele Rechtsordnungen.
 
Zurück
Oben