Einführung in die Geschichte der Angelsachsen

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Die angelsächsischen Reiche

Als während der Germanischen Völkerwanderung die Karte Westeuropas komplett umgeändert wurde, blieb auch Britannien nicht davon verschont. Aus der Küstenländern um der Nordsee herum, besondern aus Norwegen und den Niederlanden, wanderten im 5. und im 6. Jahrhundert mehrere germanische Stämme in Britannien ein. Darunter befanden sich vor allem Jüten, Sachsen und Angeln; letztere gaben der Region den Namen England. Gemeinsam vertrieben sie die Kelten und mischten sich untereinander; das neu entstandene Mischvolk bezeichnet man einfach als Angelsachsen.

Im Jahre 597 begann Augustinus, der Erzbischof von Canterbury, mit der Christianisierung der heidnischen Angelsachsen, die im 7. Jahrhundert abgeschlossen war; im folgenden Jahrhundert führten angelsächsische Missioniere genau dasselbe im Frankenreich durch, von wo aus urspr. Britannien missioniert worden war. Jedenfalls bestanden seitdem mehrere regionale Königreiche, die untereinander um die Hegemonie rivalisierten. Um den Titel „König der Angeln“, wie sich so ziemlich alle bezeichneten, kämpften v. a. die Königreiche Mercia und Northumbira. In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts war die Einigung Englands vollendet: als erster König von England gilt Offa von Mercia.

Im 9. Jahrhundert fielen die Wikinger von Skandinavien aus in ganz Europa ein – und so auch in England. Bis auf das Königreich Wessex wurden alle angelsächsischen Reiche erobert. Im Jahre 871 wurde Alfred der Große König von Wessex, der mit den Wikingern Frieden schloss. Als diese wenige Jahre später wieder anfingen, Probleme zu machen und tief ins Königreich Wessex vorgedrungen waren, baute Alfred eine neue Armee auf und besiegte die Wikinger im Sommer 878 bei Edington. Acht Jahre später nahm er auch London ein und drängte die Wikinger ins Gebiet östlich davon zurück. Diese anerkannten Alfred nun als König von Wessex, nachdem er fast ganz England wieder zurückerobert hatte. Als die Wikinger nach 893 mit neuerlichen Plünderungszügen anfingen, konnte Alfred erfolgreich Widerstand leisten, da er nicht nur eine starke Armee hatte, sondern auch Befestigungslagen errichtet und eine Flotte aufgebaut hatte.

Bis zum 10. Jahrhundert war schließlich ganz England zurückerobert und ein geeintes Königreich England errichtet worden. Ab 1013 betrieb Knut, der Sohn Svens I. Gabelbart, des Königs von Dänemark, die Eroberung Englands, die am Widerstand der angelsächsischen Kleinkönige scheiterte, die Ethelred II. als König einsetzten. Knut floh zunächst, kehrte aber 1015 zurück und eroberte innerhalb eines Jahres ganz England bis auf London, wo sich Ethelred II. festsetzte, bis er im Jahr darauf starb. Sein Sohn Edmund II. führte den Widerstand erfolgreich weiter, bis sich beide auf einen Kompromissfrieden einigten und das Reich teilten; als nach einem Monat Edmund starb, wurde Knut Alleinherrscher, der die Verwaltung reorganisierte und Frieden schaffte. Da er auch König von Dänemark und Norwegen war, ging er als Knut der Große in die Geschichte ein.

Knuts Jelling-Dynastie herrschte auch nach seinem Tod 1035 weiter. Sein Sohn Hardiknut setzte seinen Halbbruder Eduard, den Sohn Ethelreds II., als Nachfolger ein. Dieser bestieg schließlich 1042 den Thron von England und besiegelte damit die Trennung von Dänemark. Er wurde im folgenden Jahrhundert heilig gesprochen und ging als Eduard der Bekenner in die Geschichte ein. Als er im Jahre 1066 starb, ernannte er den Earl Harald von Wessex zu seinem Nachfolger. Dieser hatte zwei Jahre zuvor dem Herzog Wilhelm von der Normandie, dem ursprünglichen Favoriten Eduards, schwören müssen, ihn bei seinem Thronanspruch zu unterstützen; Harald war nämlich von Wilhelm gefangen genommen worden und erreichte dadurch seine Freilassung. Als nun Harald König wurde, bedeutete dies Krieg. Wilhelm erhielt Unterstützung von Harald III., dem König von Norwegen, der auch sogleich in England einfiel und am 25. September 1066 in Yorkshire von seinem Namensvetter besiegt wurde. Drei Tage später fiel Wilhelm in England ein und besiegte seinerseits Harald am 14. Oktober in Hastings. Harald fiel und Wilhelm, seitdem bekannt als Wilhelm der Eroberer wurde König von England. Mit dieser Schlacht endete die Geschichte der Angelsachsen; die Geschichte Englands wurde seitdem von den Normannen geprägt.

Literatur:
Felix Dahn, „Die Völkerwanderung“ (1977)
Emil Nack, „Germanien“ (1977)
 
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