Einkreisung Deutschland durch die Außenpolitik Wilhelm II / Balkankrise 1904 ?

V

Vorortkaiserin

Gast
Hallo ihr :winke:,

Ich habe demnächst ein Referat in Geschichte und nun ein kleines Problem.

Mein Thema ist " Die außenpolitische Einkreisung Deutschlands durch die Außenpolitik von Wilhelm II"

Auf Anfrage an meine Lehrerin sollte es folgende Punkte abdecken...

"Ihr Thema stellt im PRinzip den Weg in den Weltkrieg dar. Zeigen Sie , durch welche außenpolitischen Entscheidungen Wilhelm II. BIsmarcks Bündnissystem zerstört wird und wie sich die neuen BEziehungen und Bündnisse zu Frankreich, Russland und England sowie Österreich bestehen. Bewerten Sie diese auch (Was bedeutet das für D?). Stellen Sie zudem auch die Balkankrisen ab 1904 dar. Evtl. auch:Wie geht D mit der Kriegserwartung um?"

An und für sich komme ich mit dem Thema gut klar, nur zu den letzten beiden Punkten (Balkankrise 1904 und der Kriegserwartung) finde nichts.

Ich hoffe, dass mir einer von euch da weiterhelfen kann :)

Danke schon mal im vorraus für die Mühen, die sich hier einige machen.

LG
 
... Stellen Sie zudem auch die Balkankrisen ab 1904 dar. Evtl. auch:Wie geht D mit der Kriegserwartung um?"

An und für sich komme ich mit dem Thema gut klar, nur zu den letzten beiden Punkten (Balkankrise 1904 und der Kriegserwartung) finde nichts.
...

Balkankrisen und-kriege im 19. Jh. und vor dem 1. WK gab es folgende:

1806-1812 Russisch-Türkischer Krieg
1821-1832 Griechischer Unabhängigkeitskrieg
1828/29 Russisch-Türkischer Krieg
1849 Ungarische Revolution
1853 Montenegrinischer Krieg
1853-1856 Krimkrieg
1866-1869 Der kretische Aufstand
1876-1878 Serbisch-Türkischer Krieg
1877/78 Russisch-Türkischer Krieg
1885/86 Serbisch-Bulgarischer Krieg
1897 Türkisch-Griechischer Krieg
1908 Bosnienkrise (Bosnische Annexionskrise)
1911/12 Italienisch-Türkischer Krieg
1912/13 Erster Balkankrieg
1913 Zweiter Balkankrieg

Infos dazu unter dem jeweiligen Stichwort bei Google und z.B. hier.

Zur Frage des Umgangs mit der bevorstehenden/erwarteten Krieg in Deutschland solltest du z.B. einmal nachlesen, wie sich die Arbeiterbewegung (Gewerkschaften, SPD usw.) im dt. Reich zu dieser Frage verhalten hat - Stichworte: Massenstreikdebatte und Burgfrieden-Politik.
Zum "Mythos von der Kriegsbegeisterung der Volksmassen..." gibt es Beiträge in diesem Forum.
Zur Frage des Verhaltens des Bürgertums solltest du auf den folgenden Seiten etwas finden.

Viel Erfolg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zur Kriegserwartung: Schon Jahre vor dem Krieg wurde ein Plan entwickelt, wie man bei einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland vorgehen wollte ... such mal unter "Schlieffenplan".
 
"Auskreisung" als "Einkreisung"

Am Schluss Deines Referates könntest Du auf die Frage eingehen, ob die in Deutschland vom Kaiser und den Kanzlern empfundene "Einkreisung" nicht das Ergebnis davon war, dass sich Deutschland diplomatisch in einer ganzen Reihe von Fragen/Konflikten ins "Aus" manövriert hat (was man "Auskreisung" nennen könnte).

Lesetip: Klaus Hildebrand, Deutsche Außenpolitik 1871-1918, S. 32
 
[FONT=&quot]Zunächst ist festzuhalten, dass Wilhelm II. einer Entscheidung von einiger Bedeutung, der Verlängerung des Rückversicherungsvertrages, grundsätzlich positiv gegenüberstand und diese ausdrücklich befürwortet hatte. Es waren die Herren des Auswärtigen Amtes, allen voran Holstein, die dies hintertrieben und dem Monarchen dazu überredeten das Vertragsverhältnis mit Russland auslaufen zu lassen. Das Zarenreich hat daraufhin den ohnehin schon begonnenen Annäherungsprozess zu Frankreich beschleunigt, nachdem man vorher nochmals im Jahre 1890 anbot, unter Wegfall des geheimen Zusatzprotokolls, den Rückversicherungsvertrag zu verlängern. Wilhelm II. hatte diese Vorgehen des Auswärtigen Amtes akzeptiert, aber die eigentliche Entscheidung ist nicht von ihm gefällt worden. Ob der Rückversicherungsvertrag nun die soo große Bedeutung hatte, das steht auf einem anderen Blatt Papier. Fakt ist, es wurde ein vorteilhafte vertragliche Beziehung zu Russland ohne Not gelöst.[/FONT][FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]Die Annexionskrise um Bosnien-Herzegowina von 1908/09 hat das Verhältnis zu Russland schwersten Schaden zugefügt. Der Generalsstabschef Österreich-Ungarns lieferte den Außenminister Aehrenthal Argumente für eine nicht mehr dem Status Quo verhafteten Politik auf dem Balkan. Hintergrund war die Vorbereitung von Repressionsmaßnahmen gegen Bosnien und der der Herzegowina ja sogar deren endgültige Einverleibung. Man wusste sich anscheinend nicht mehr anders gegen die großserbische Propaganda zu erwehren. Serbien war in der Monarchie sehr rege, insbesondere in in Kroatien. Belgrad wollte sich u.a. wirtschaftlich von Wien emanzipieren. Dann kam die jungtürkische Revolution noch dazu. [/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]Conrad war sich jedenfalls vollkommen bewusst, dass die Realisierung seiner Vorstellungen Krieg bedeuten könnte und er bat deshalb um die Erlaubnis mit dem deutschen Generalstabschef Moltke aufnehmen zu dürfen. Aehrenthal hingegen wünschte eine friedliche Lösung. Nicht ganz unproblematisch war beispielsweise, das in Bosnien 43% der Bevölkerung Serben waren.[/FONT][FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]Aehrenthal versicherte sich der Unterstützung des Deutschen Reiches und Italiens und suchte dann das Gespräch mit dem russischen Außenminister Iswolski. Man traf sich in September 1908 in Buchlau und kam zu einer Lösung. Österreich-Ungarn hat keine Einwände gegen die Einnahme der Meerengen durch Russland und Russland akzeptiert die endgültige Einverleibung der beiden Provinzen Bosnien und Herzegowina. Daran wolle sich Iswolski später nicht mehr erinnern. Iswolsi hatte es verabsäumt sich bei seinen beiden Partnern England und Frankreich grünes Licht für so eine Aktion zu holen. Die angedachte Einnahme der Meerengen wurde nämlich von diesen abgelehnt. [/FONT][FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]Als Österreich-Ungarn zur Tat schritt wollte Iswolski von dieser Vereinbarung nichts mehr wissen und machte auf dem internationalen Parkett großen Lärm. Das war falsch und unaufrichtig und Aehrenthal gab ihm zu verstehen, wenn er damit nicht aufhöre, würde er die Verabredungen von Buchlau publizieren. Das Deutsche Reich hatte unterdessen auch massiven Druck, im Prinzip unter Androhung des Krieges gedroht und so musste das Zarenreich schließlich nachgeben, da man militärisch, wegen des verlorenen Krieges gegen Japan, noch lange nicht für einen neuen Krieg gerüstet war. [/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bei allen persönlichen Aktivitäten, die die Ausgrenzung des Deutschen Reiches befördert bzw. die Entfernung von Russland durch Krisen begünstigt hat, bin ich gleicher Ansicht.

Dabei ist aber auch die Frage interessant, wieweit die globalen Strukturen dafür entscheidend waren, und die Akteure gewissermaßen nur auf solche Verschiebungen reagiert haben. Das würde dann die Annahme einer "Zwangsläufigkeit" der Entwicklungen aus deutscher Sicht nahelegen, gegen die nicht angesteuert werden konnte, bzw. deren negative Entwicklungen sogar noch beschleunigt wurden.

In den 1890ern hatte Russland drei gewichtige Schwerpunkte neben dem Balkan, die engste Bindungen an Frankreich förderten:

- territoriale Ambitionen an der Kaukasusgrenze zum Osmanischen Reich
- Ambitionen im Mittelmeer, im mittleren und nahen Osten
- die Fernost-Expansion, die auf die vermutlichen Kontrahenten England und Japan treffen würde.

Wenn man dem folgen mag, gab es hier ohnehin einen "Magnetismus" zwischen den ganz unterschiedlichen "Partnern" Frankreich und Russland. Die britische Seite hat das wohl bemerkt, und war von dieser Achse ebenso beunruhigt wie das "eingekreiste" Deutsche Reich. Alle britischen Flottenpläne nach 1890 sahen für das Mittelmeer ein Szenario vor, nach dem ohne Vernichtung ("Kopenhagisierung") der französischen Mittelmeerflotte die Einnahme der Dardanellen durch Russland (der britische Alptraum für alle Strategien "east of Suez) nicht zu verhindern war.

Ein glücklicher Umstand für England war der aufkommende russisch-japanische Gegensatz, der durch die britische Assistenz für die japanische Flotte angefeuert wurde: dessen Bindungswirkung sorgte dafür, dass die zarten maritimen Kontakte zwischen Frankreich und Russland im Mittelmeer nicht bedrohlicher wurden, da Russland alle Anträge Frankreichs auf Verstärkung dieser Vorgänge blockte, mit Blick auf die Fernostrüstung und die kommende Konfrontation mit Japan.
 
[FONT=&quot]In Russland war ja die Ansicht verbreitet, der Weg mach Konstantinopel führe über Berlin. Im Juni 14 bewilligte die Duma Kredite für Verstärkungen von Herr und Marine. Gleichzeitig verabsäumte man nicht den Partner in Paris darauf hinzuweisen, Russland sei bereit, Frankreich muss es auch sein und forderte dazu auf bei den Rüstungsanstrengungen nicht nachzulassen. Paris und Petersburg haben sich gewisser Weise gegenseitig befeuert. Nicht zuletzt deshalb hatte man in Frankreich wieder die dreijährige Dienstzeit eingeführt.[/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT]
[FONT=&quot]In Russland ging man zu im Frühjahr 1914 zwar nicht unbedingt von einem drohenden Krieg aus, aber in nicht allzu ferner Zukunft durchaus schon und zwar mit ganz eindeutiger Speerspitze gegen Österreich-Ungarn. Dafür hatte man auf dem Balkan in der jüngeren Vergangenheit den Acker bestellt und Wien weitestgehend isoliert gehabt. Ziel war wohl die Gewinnung der Meerengen und die Vorherrschaft in Europa. Im Mai 1914 war dem Zaren und Sasonow daran gelegen die Entente noch weiter zu vertiefen, da man einen Konflikt mit dem Deutschen Reich befürchtete, der um Streitigkeiten wegen eines „Zwischenfalls in den Meerengen“ ausbrechen könnte [/FONT]

[FONT=&quot]Russland war auch bemüht mit Großbritannien ein formelles militärisches Bündnis, gegen das Deutsche Reich, zu erreichen. Nun wusste Sasonow, das dies den Briten prinzipiel widerstrebte. Deswegen wurde auch in die Trickkiste gegriffen und Schreckgespenste wie eine deutsche Schutzherrschaft über die Türkei erfunden. Gleichzeitig arbeitete man daran die britische Marinemission in der Türkei einzuengen. Auch scheute die Sängerbrücke nicht davor zurück, Druck auf Persien auszuüben. Schließlich kam es Gesprächen, um eine Marinekonvention abzuschließen. Angedacht war das Zusammenwirken der beiden Marinen, um Truppen in Pommern anzulanden. Wie realistisch das war, darauf soll hier nicht eingegangen werden.[/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Der angestrebte deutsche Einfluss auf das Osmanische Reich, dessen Zusammenbruch allseits erwartet wurde, war aber nicht nur ein konstruiertes russisches Schreckgespenst.

In Bezug auf das OR "versagten" auch sämtliche kontinental-europäischen Bündnissysteme, weil jeder sein eigenes Süppchen kochte. GB stand gegen Russland, Russland erwartete den nächsten armenischen Aufstand zum Vorschieben der kaukasischen Grenzen, das DR saß in der Mitte zwischen den Stühlen, berücksichtigte mit der Berlin-Bagdad-Achse auch keine Interessen von ÖR, Frankreich schielte ohne Abstimmung mit Russland auf Syrien, Palästina und den Libanon.

Entsprechend heftig fiel Russlands Reaktion auf die Liman-von-Sanders-Krise aus, von den beiden Bundesgenossen GB und FRA im Stich gelassen.
 
Der angestrebte deutsche Einfluss auf das Osmanische Reich, dessen Zusammenbruch allseits erwartet wurde, war aber nicht nur ein konstruiertes russisches Schreckgespenst.

Sicher, das Deutsche Reich ist bei der "wirtschaftlichen Durchdringung" des Osmansichen Reiches nicht gerade mit Samthandschuhen vorgegangen, aber Sasonow hat wohl mit der Schutzherrschaft wohl doch ein wenig überzeichnet. Das Deutsche Reich befand sich aber bei seiner rabiaten Vorgehensweise in guter Gesellschaft; die anderen Großmächten waren auch nicht gerade besser.
 
Der angestrebte deutsche Einfluss auf das Osmanische Reich, dessen Zusammenbruch allseits erwartet wurde, war aber nicht nur ein konstruiertes russisches Schreckgespenst.

In Bezug auf das OR "versagten" auch sämtliche kontinental-europäischen Bündnissysteme, weil jeder sein eigenes Süppchen kochte. GB stand gegen Russland, Russland erwartete den nächsten armenischen Aufstand zum Vorschieben der kaukasischen Grenzen, das DR saß in der Mitte zwischen den Stühlen, berücksichtigte mit der Berlin-Bagdad-Achse auch keine Interessen von ÖR, Frankreich schielte ohne Abstimmung mit Russland auf Syrien, Palästina und den Libanon.

Entsprechend heftig fiel Russlands Reaktion auf die Liman-von-Sanders-Krise aus, von den beiden Bundesgenossen GB und FRA im Stich gelassen.

Es ist ja schon bemerkenswert, mit welcher Unverfrorenheit man die staatliche Souveränität des Osmanischen Reiches mißachtete.
Wieso sollte das Osmanische Reich eigentlich irgendeinem anderen Staat Rechenschaft darüber ablegen, wo und wohin es eine Eisenbahnlinie baut?
Rußland hat Japan und China m. W. auch nicht gefragt, ob ihnen die Transsibirische Eisenbahn genehm wäre. Hier wurde und wird anscheinend immer noch mit zweierlei Maß gemessen.
 
silesia schrieb:
Entsprechend heftig fiel Russlands Reaktion auf die Liman-von-Sanders-Krise aus, von den beiden Bundesgenossen GB und FRA im Stich gelassen.

[FONT=&quot]Zu Beginn war es auf deutscher Seite eine Informationspanne. Als Sasonow am 20.Oktober 1913 in Berlin gewesen war, hat er nicht von der Mission von Liman von Sanders zur Kenntnis gereicht bekommen. Erst kurze Zeit später über Wangenheim und Giers erfuhr er davon. Es wäre aber Sache der deutschen Militärbehörden gewesen das Zarenreich entsprechend zu informieren. Das Auswärtige Amt hat erst im Verlauf der Krise Kenntnis davon erhalten. Das war schon peinlich[/FONT]

[FONT=&quot]Was aber fehlt, ist m.E. nach Hinweis, dass das Deutsche Reich mit dieser Mission offensive Ziele gegen Russland hatte. Schließlich haben die Türken die Deutschen um diese Mission gebeten und in der Vergangenheit war ja auch von der Goltz dort tätig.

Okay, es war natürlich brisant und äußerst heikel, dass Sanders das Oberkommando des 1.Armeekorps übernehmen. Dies war in Konstantinopel stationiert. Den deutschen Militärs hätte natürlich klar sein müssen, dass sich die Russen hier massiv heraus gefordert fühlen werden.

[/FONT] [FONT=&quot]Auf der anderen Seite lag diese Mission auch durchaus im deutschen Interesse und wenn sie ein deutscher Militär nicht übernommen hätte, dann wäre mit Sicherheit eine andere konkurrierende Großmacht eingesprungen. Und das Äquivalent, nämlich die Modernisierung der türkischen Marine war schon an Großbritannien vergeben worden. Da gab es allerdings keine internationale Krise.

[/FONT] [FONT=&quot]Aber die Russen unterstellten natürlich, wie fast schon üblich bei den Mächten der Tripleentente, dem Deutschen Reich nur das Schlimmste. Allein schon die Wahl der Person von Liman von Sanders, der nicht gerade zur ersten Garnitur der preußischen Generalität gehörte, hätte vielleicht für die Russen ein Fingerzeig sein können.

Das AA hatte als es Kenntnis von diesem Vorgang bekam, Bauchschmerzen mit der Liman von Sanders-Mission, da man eben die Beziehungen zu Petersburg nicht noch mehr belasten wollte, als sie es ohnehin schon waren. Das AA hatte der Sängerbrücke ja auch signalisiert, dass man sich darum bemühen werde, das Kommando zu verlegen.

[/FONT] [FONT=&quot]Interessant ist auch, dass Wilhelm II. im Zuge eines Monarchentreffens mit Georg V. und Zar Nikolaus diese von der kommenden deutsche Militärmission im Osmanischen Reich informiert hat. In welchem Umfang dies geschah, muss offen bleiben.[/FONT]

[FONT=&quot]Sasonow, der „tief beunruhigt“ war, versuchte diese Krise zu nutzen, um mit Großbritannien eine militärische Vereinbarung zu erreichen. Er meinte, diese Krise sei ein Prüfstein für den wirklichen Wert des Dreierverbandes. Der Herr neigte eindeutig zum dramatisieren.

[/FONT] [FONT=&quot]Die Krise hätte sicher vermieden werden können, wenn das Deutsche Reich seine eigenen Interessen zurückgesteckt hätte und die expansiven Ziele des Zarenreichs entsprechend berücksichtigt hätte. Russland, Großbritannien und auch Frankreich billigten dem Deutschen Reich nicht das zu, was man für sich selbstverständlich in Anspruch nahm.[/FONT]
 
Balkankrisen und-kriege im 19. Jh. und vor dem 1. WK gab es folgende:

1806-1812 Russisch-Türkischer Krieg
1821-1832 Griechischer Unabhängigkeitskrieg
1828/29 Russisch-Türkischer Krieg
1849 Ungarische Revolution
1853 Montenegrinischer Krieg
1853-1856 Krimkrieg
1866-1869 Der kretische Aufstand
1876-1878 Serbisch-Türkischer Krieg
1877/78 Russisch-Türkischer Krieg
1885/86 Serbisch-Bulgarischer Krieg
1897 Türkisch-Griechischer Krieg
1908 Bosnienkrise (Bosnische Annexionskrise)
1911/12 Italienisch-Türkischer Krieg
1912/13 Erster Balkankrieg
1913 Zweiter Balkankrieg

Infos dazu unter dem jeweiligen Stichwort bei Google und z.B. hier.

Zur Frage des Umgangs mit der bevorstehenden/erwarteten Krieg in Deutschland solltest du z.B. einmal nachlesen, wie sich die Arbeiterbewegung (Gewerkschaften, SPD usw.) im dt. Reich zu dieser Frage verhalten hat - Stichworte: Massenstreikdebatte und Burgfrieden-Politik.
Zum "Mythos von der Kriegsbegeisterung der Volksmassen..." gibt es Beiträge in diesem Forum.
Zur Frage des Verhaltens des Bürgertums solltest du auf den folgenden Seiten etwas finden.

Viel Erfolg.

Fehlen tun noch allein wenn es um Serbien und Bosnien geht noch einiges.

der 1 und 2 serbische Aufstand 1804-1815
der Aufstand der bosnischen Muslime gegen die Reformen im osmanschen Reich Bosnian uprising - Wikipedia, the free encyclopedia
der Herzegowina Aufstand http://en.wikipedia.org/wiki/Herzegovina_Uprising_(1875-1878)
der Montenegrinisch osmanische Krieg von 1876-1878, Montenegro hatte ähnliche Verluste wie Serbien aber deutlich weniger Einwohner und ist 3 Wochen früher in den Krieg gegen die Osmanen eingestiegen.
1882 2. Herzegowina Aufstand.

Der Herzegowina Aufstand war auch der Grund warum Österreich Bosnien annektiert hat, die versprochene Landreform wurde aber später nicht durchgeführt.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Bezug auf das OR "versagten" auch sämtliche kontinental-europäischen Bündnissysteme, weil jeder sein eigenes Süppchen kochte.

Der "Kranke Mann am Bosporus" schürte allerdings auch Begehrlichkeiten und Abwehrhaltungen der europäischen Großmächte, was wiederum zur Orientalischen Frage führte.

Der von Russland geschürte Panslawismus sprengte den europäischen Teil des Osmanischen Reichs, was den Vielvölkerstaat Österreich auf den Plan rief, der seine Interessen und seine Einflusssphäre auf dem Balkan zu wahren suchte. Somit sahen Österreich und Frankreich die Gefahr einer russischen Expansion und tendierten dazu, das geschwächte Osmanische Reich zu stabilisieren, während Russland entgegengesetzte Ziele verfolgte und zu den Meerengen drängte.
 
Im "weichen Imperialismus" um 1900, in der "ökonomischen Penetration" und in den Waffenlieferungen hatten alle Grossmächte in Bezug auf das OR Dreck am stecken. Das Deutsche Reich mischte sich da in einen schon bestehenden Hexenkessel ein, der noch innerhalb des OR vom arabischen Nationalismus, Jungtürken-Entwicklung, Armenischer Frage, und osmanischem Unterdrückungsapparat geprägt war.

Für das DR war das wohl die letzte Chance, imperiale Großmachtsstrategie nach der quasi in der Sackgasse verlaufenden Kolonialpolitik (die in der globalen Sicht wenig Früchte getragen hatte, und nur auf der Landkarte nach Grossmacht aussah) zu betreiben.

Damit wurde man unmittelbar in die Meerengenfrage, mittelbar in die Sicherheitsfragen der anderen Grossmächte von Suez über Armenien bis Persien/Indien, hineingezogen.

So lehnte Frankreich vor 1900 dankend ein Angebot von Salisbury bzgl. Syrien/Palästina ab, in der Befürchtung, dann als "Bremsklotz" vor Russland zu stehen und aneinander zu geraten, wenn dieses sich Rest-Armenien oder die Dardanellen einverleibt hätte.

Solche Weitsicht fehlte der deutschen Außenpolitik, die in diesen Kategorien unvorsichtig in die Krisenherde stolperte. Auch das britische Zugeständnis auf die deutschen Bagdadbahn-Pläne gehört in diese Kategorie, da die Verbindungslinie von Russland bedroht war und Großbritannien strategisch nur unter diesem Aspekt in der bis kurz vor den Persischen Golf reichenden Linie aktuell keine Bedrohung sah (das letzte Stück hatte man den Deutschen abgehandelt, und der deutsche Flottenarm reichte eben nicht um Afrika herum).

Auch in der imperialen Politik in Bezug auf die Orientalische Frage war man eingekreist: man hat sich - sozusagen freiwillig - in diesen Kreis überhaupt erst hinein begeben.
 
Im "weichen Imperialismus" um 1900, in der "ökonomischen Penetration" und in den Waffenlieferungen hatten alle Grossmächte in Bezug auf das OR Dreck am stecken. Das Deutsche Reich mischte sich da in einen schon bestehenden Hexenkessel ein, der noch innerhalb des OR vom arabischen Nationalismus, Jungtürken-Entwicklung, Armenischer Frage, und osmanischem Unterdrückungsapparat geprägt war.

Sehe ich ganz genauso.

Für das DR war das wohl die letzte Chance, imperiale Großmachtsstrategie nach der quasi in der Sackgasse verlaufenden Kolonialpolitik (die in der globalen Sicht wenig Früchte getragen hatte, und nur auf der Landkarte nach Grossmacht aussah) zu betreiben.

Zustimmung!


Solche Weitsicht fehlte der deutschen Außenpolitik, die in diesen Kategorien unvorsichtig in die Krisenherde stolperte.

Ja, die deutsche Außenpolitik hatte ab 1890 deutlich an Qualität, Scharfsinn und Weitsicht vermissen lassen.



Auch das britische Zugeständnis auf die deutschen Bagdadbahn-Pläne gehört in diese Kategorie, da die Verbindungslinie von Russland bedroht war und Großbritannien strategisch nur unter diesem Aspekt in der bis kurz vor den Persischen Golf reichenden Linie aktuell keine Bedrohung sah (das letzte Stück hatte man den Deutschen abgehandelt, und der deutsche Flottenarm reichte eben nicht um Afrika herum).

Auch in der imperialen Politik in Bezug auf die Orientalische Frage war man eingekreist: man hat sich - sozusagen freiwillig - in diesen Kreis überhaupt erst hinein begeben.

Ich denke, das die Deutschen den Briten in der Frage der Bagdadbahn ebenfalls sehr entgegengekommen sind, denn ansonsten wäre es nämlich zu diesen Abkommen nicht gekommen. Es bestanden nämlich so zwischen diesen beiden Mächten, Flottenbau mal außen vor, keine tiefgreifenden Gegensätze mehr. Nur, war Großbritannien eben schon zu jener Zeit mehr oder weniger an Frankreich und eben Russland gebunden.
 
Ein paar Kleinigkeiten zur Vorgeschichte der bosnischen Krise

Im Jahre 1906 traten sowohl Iswolsky, als Außenminister des Zarenreichs, als auch Aehrenthal, als Außenminister österreich-Ungarns, die beiden Hauptprotagonisten der bosnischen Annektionskrise von 1908, ihre neue Aufgabe an.

Aus einen Grundlagenpapier Iswolskys geht hevor, das er den engeren Schulterschluss mit Frankreich suchen möchte, um eine Annäherung an Großbritannien zu erreichen. Iswolsky stand dem Deutschen Reich unfreundlich gegenüber und sein Ziel war es eine angebliche Hegmonie des Reichs zu verhindern. Auch war er kein Freund des Mürzsteger Abkommes mit der Doppelmonarchie, welches ja die Perspektive einer einvernehmlichen Aufteilung des Balkans in Interessensphären zwischen Petersburg und Wien enthält, wenn die Situation dies erforderlich machen sollte. Iswolsky hatte seine lieben Probleme damit, das Russland es "gestattet hatte" das Wien die gleiche Position wie Russland auf dem Balkan einnahm. Russland nicht ganz einfache außen- wie innenpolitische Lage ließ es aber nicht zu, vorerst daran zu rütteln. Des weiteren veband Iswolsky und Aehrenthal eine tief sitezende Abneigung. Darüber freute sich der deutsche Kanzler Bülow, der darin eine Festigung des Zweibundes sah.
 
Du meinst der Aufstand von 1882 war auch ein Grund für die Annexion im Jahre 1908?

Es gab mehrere Aufstände der weitaus größte war der 1875, mit 200.000 Toten doppelt soviele wie im Bosnienkrieg übrigens, bei weit niedrigerer Bevölkerung.

Serbien, Montenegro kamen zu Hilfe, dann Russland, am Ende bekamen BiH die Österreicher und die Bulgaren ihren Staat-
 
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