Einsätze deutscher Truppen in asymetrischen Konflikten

Gneisenau

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Seit dem Mauerfall hat sich die geostrategische Lage nachhaltig verändert. Wie der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder am 30. November 1999 vor der Französischen Nationalversammlung ausführte, muss „das Europa der Zukunft seine Interessen weltweit wirksam vertreten können (...) Europa darf international nicht Beobachter sein, sondern muss als starker Akteur auftreten, der die Schaffung der globalen Ordnung für das 21. Jahrhundert entscheidend mitbestimmt." Der Einsatz europäischer Truppen zur Schaffung einer neuen globale Ordnung gehört inzwischen zum Alltag: Im Kongo, vor der Küste des Libanon, in Afghanistan oder neuerdings zur Bekämpfung der Piraterie vor Somalia. Für die europäischen Streitkräfte bedeutet dies auch ein Umdenken in der Einsatzführung selbst, um die politisch-strategischen Vorgaben der Staatsführung in diesem sicherheitspolitisch veränderten Rahmen erfüllen zu können. Guerilla, Partisanen, Terrorismus, Kleinkrieg usw. hat es wie die offene Feldschlacht immer schon gegeben, Europa hat lediglich verlernt, mit ihnen umzugehen. Asymmetrische Kriegführung ist daher in diesem Sinne mehr alter Wein in neuen Schläuchen als eine neue Art der Kriegführung. Allerdings müssen in Europa das volle Spektrum asymetrischer Konflikte wieder erkannt und dessen Formen wieder erlernt werden. Vor diesem Hintergrund ist unerlässlich, den forschenden Rückgriff in die imperialistische Epoche zu wagen, als Europa in Gestalt seiner Großmächte schon einmal die damilige globale Ordnung entscheidend mitbestimmt hat. Naheliegend ist es dabei, sich auf Afrika zu konzentrieren, nicht zuletzt, da dieser Kontinent durch die Europäische Union als ein Schwerpunkt der zukünftigen politischen Außenwirksamkeit festgelegt wurde. Zu diesem Thema werde ich in nächster Zeit einige Auszüge einer von mir verfassten Arbeit zur Diskussion stellen.

Der Naukluftfeldzug
Am 15.06.1894 wurden von Kaiser Wilhelm II im Neuen Palais bei Potsdam zwei Kompanien zur Ergänzung der Schutztruppe von Deutsch-Südwestafrika verabschiedet. Eine besondere Ausbildung für den Einsatz in Afrika war nicht erfolgt. Von einer speziellen Qualifikation für die Behandlung und Führung von Menschen anderer Rasse und Kultur, wie wir sie heute unter dem Begriff „cultural awareness" kennen, konnte nicht die Rede sein. Diesbezüglich musste als Ersatz eine Ansprache seiner Majestät genügen. Kaiser Wilhelm II: "Halten Sie sich stets vor Augen, daß die Leute, die sie dort (in Afrika) treffen, wenn sie auch eine andere Hautfarbe haben, gleichfalls ein Herz besitzen, das ebenfalls Ehrgefühle aufweist. Behandeln Sie diese Leute mit Milde." Am 21.07.1894 gingen die Soldaten der Schutztruppenergänzung in Swakopmund im heutigen Namibia an Land. Darunter befanden sich mit Hauptmann v. Estorff, Premierleutnant v. Burgsdorff und Leutnant Volkmann Offiziere, welche später zu den so genannten „Alten Afrikaner" gehören sollten. Diese „Alten Afrikaner" werden von den Historikern L. H. Gann und Peter Duignan zu Recht als „corps d'elite" bezeichnet. Ihre fachliche Qualifikation mussten sich die „Alten Afrikaner" hart erarbeiten. Schon auf dem Marsch ins Landesinnere machte sich die fehlende Vorbereitung auf den Einsatz in Afrika bemerkbar. L. v. Estorff: „Der Marsch ward zu einer schrecklichen Qual. (…) Ich hatte so nun gleich zu Anfang die sehr eindringliche Erfahrung gemacht, dass man der Natur des Landes nicht mit trotziger Gewalt begegnen darf, sondern dass man sie ergründen muss und sich nach ihr schicken." (…) Die afrikanischen Ochsen waren viel klüger gewesen als ich. Meiner Kompanie waren 4 Soldaten der alten Francois´schen Truppe zugeteilt. Ich hatte sie bewundert, wie sie scheinbar mühelos den Marsch bewältigten, dem wir erlagen. Sie waren an das Klima gewöhnt und durch die gewaltigen Anstrengungen der früheren Feldzüge gestählt."
Aufgabe der Schutztruppe war die Herstellung des Landfriedens, welcher hauptsächlich durch den Nama-Kapitän Hendrik Witbooi bedroht war. Hendrik Witbooi war einer der wenigen Überlebenden der „Blutnacht von Okahandja" am 23.08.1880 gewesen. Damals hatte der Herero-Häuptling Maharero befohlen, alle in seinem Machtbereich lebenden Nama niederzumetzeln. Auf der Flucht hatte Hendrik Witbooi eine Vision: Er glaubte von Gott den Auftrag erhalten zu haben, alle Namas und Orlams unter seiner Herrschaft zu vereinen und „die Amaliter (Herero) zu vertilgen." Hendrik Witbooi an Mahahero: "Mein lieber Bruder und großer Kapitän, laß mich Dir sagen, daß Du ein Dieb bist, ein Mörder, ein Wolf und ein Schakal. (...) Du hast Menschengeschöpfe, die Gott nach seinem Ebenbild schuf und für die er seinen treuen Sohn gegeben hat, mit dem Messer abgeschlachtet wie gewöhnliches Vieh. (...) Deshalb werde ich Dich töten, wie man ein wildes Tier totmacht. So mche dich fertig, hurra! Ich werde sicher kommen und siegen, hurra! Der Herr ist mir zur Rechten und zur Linken, also dann mache Dich fertig , hurra! Mit den besten Segenswünschen grüße ich Dich und bleibe Dein Mitbruder und Kapitän Moses Witbooi von Gibeion." Die Situation im vorkolonialen Namibia war nicht unähnlich der heutigen Lage im Osten des Kongo, wo Warlords und Stammesführer um die Vorherrschaft sowie die Ressourcen des Landes kämpfen und der Ruf nach Herstellung eines Allgemeinen Landfriedens durch eine internationale Schutztruppe immer lauter wird. T. Leutwein an Hendrik Witbooi: "Du hast verschiedene Kapitäne des Namalandes abgeschossen und schließlich dich in Hornkranz festgesetzt und von da Raubzüge in das Hereroland unternommen. Du hast mithin in dem Gebiete, das unter dem Schutz des deutschen Kaisers stand, Ruhe und Frieden gestört. (...) Friede ohne ausdrückliche Unterwerfung unter die deutsche Schutzherrschaft gibts für Dich und Dein Volk nicht mehr." Hendrik Witbooi war hierzu nicht bereit: "Die Kriege die ich geführt, sind keine Kriege, die ich zuerst begonnen habe, denn die roten, schwarzen und selbst ihr weißen Menschen haben mich zuerst geschossen." Am 27.08.1894 erfolgte der Angriff auf die im Naukluftgebirge verschanzten Witboois. L. v. Estorff: "Nun begann mit Tagesanbruch das Vorgehen in weiträumiger Schützenlinie, bald pfiffen uns die ersten Kugeln um die Ohren." In den nun folgenden Kämpfen zeigten sich die landeskundigen Namas in der Nutzung des Geländes den unerfahrenen und für diese Art des Krieges nicht ausgebildeten deutschen Soldaten weit überlegen. L. v. Estorff: „Die Hottentotten hatten dann die Kompanie des Hauptmanns von Sack von drei Seiten umfasst und ihr sehr schwere Verluste zugefügt, während sie selbst ganz unsichtbar blieben." Die von Estroff geschilderten Gefechtsbilder sind typisch für asymetrische Kriege. Entsprechende Erfahrungen mussten später auch die US-Streitkräfte in Vietnam und die sowjetischen Truppen in Afghanistan machen. Trotz aller Unzulänglichkeiten gelang es dank operativer Kunst, flexibler Führung und hoher persönlicher Einsatzbereitschaft, ein Entkommen der Witboois aus dem Naukluftgebirge zu verhindern. T. Leutwein: "Witbooi kam nunmehr in eine üble Lage, vor sich Burgsdorff mit dem Geschütz, links rückwärts die nachdrängende Hauptabteilung. Jedoch erwies er sich rasch wieder als Herr der Lage. Rasch hatte er eine Gefechtslinie gegen die Abteilung Burgsdorff gebildet und eine zweite gegen die nachdrängende Hauptabteilung. Unter dem Schuzt dieser beiden Linien sowie auch der mittlerweile hereinbrechenden Dunkelheit brachte der Kapitän seinen Troß in annähernder Ordnung wieder in das Gebirge zurück. (...) Nach der Zurückwerfung des Gegners in das Gebirge hatte sich die Kriegslage insofern eigentümlich gestaltet, als wir aus dem Gebirge heraus waren, Witbooi dagegen wieder drin. (...) Doch hierzu war die Truppe zu erschöpft; aber auch Witbooi war so wenig wie wir imstande, irgend etwas Ernstliches zu unternehmen. Beide Teile brachten daher die Nacht vom 04. zum 05. September, die Truppe bereits am südlichen Gebirgsrande, in total erschöpftem Zustande zu." Schließlich war Hendrik Witbooi zum Einlenken bereit. Der zwischen Major Leutwein und Hendrik Witboi geschlossene Schutzvertrag mit dem später erfolgten Zusatz der Heeresfolge war Voraussetzung für die Herstellung des Landfriedens und die Errichtung der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia. T. Leutwein: "Dieses Waffenbündnis hat der Kapitän bis zum Aufstande 1904 treu gehalten." Der Naukluftfeldzug von 1894 ist eine eindringliche Mahnung,dass die Entsendung von Truppen nach Afrika einer gediegenen Vorbereitung der einzelnen Soldaten und der umfassenden Aufbereitung des Einsatzraumes zur Minimierung von Risken und Verlusten für die eigenen Verbände erfordert.

Gneisenau
 
Der Feldzug von 1896
Im Jahre 1896 erhoben sich die Hererohäuptlinge Kahimema und Nikodemus zusammen mit den Khauas-Hotentotten gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Dieser Aufstand stellte eine ernstzunehmende Bedrohung dar, denn der Gegner war gefährlich. The Scott Oral Records Project: "The hereros were gifted in the art of war." Über die Namas schrieb T. Leutwein: "Als Feinde sind die Hottentotten entschieden die gefährlichsten. Es sind gute Reiter, gewandte Schützen, ausnehmend bedürfnislos, mithin ein geborenes Soldatenmaterial. Würde es gelingen, ihnen noch die Disziplin und Zuverlässigkeit des deutschen Soldaten beizubringen, so würden sie in den afrikanischen Verhältnissen dem letzteren weit überlegen sein." Zudem waren die Aufständischen gut bewaffnet. L. v. Estorff: "Beide Völkerschaften waren mit englischen Gewehren wohl versehen." Doch nun zeigte T. Leutwein, wie ein asymetrischer Krieg erfolgreich geführt wird. Die aufständischen Herero und Khauas-Hotentotten wurden politisch isoliert und militärisch geschlagen. Leutwein: „Ein wesentlicher Verdienst hierfür gebührt der unerschütterlichen Freundschaft des Oberhäuptlings Samuel in Verbindung mit der unerschütterlichen Vertragstreue Witboois. Sehr zustatten ist uns auch die Gerechtigkeit unserer Sache gekommen. Dem frivolen Friedensbruch von Seiten unserer Gegner stand die immer wieder bewiesene und von keinem Eingeborenen mehr bezweifelte Friedensliebe auf unserer Seite gegenüber." Der Hererohäuptling Kajata: "Kahimema ist mein nächster Verwandter, aber ich schieße auf ihn, denn er hat Unrecht." Entscheidend für die raschen militärischen Erfolge war der Einsatz gemischter Verbände aus Deutschen und Afrikanern. T. Leutwein: „Unter den 500 Reitern, aus denen am Schlusse des letzten Feldzuges die Truppe bestand, befanden sich kaum 180 Weise. (…) Ich ziehe eine solche Truppe dem bestausgebildeten heimatlichen Jäger-Bataillon vor. (…) Nicht stolze Heeresmassen verbürgen den Sieg, sondern die Geeignetheit der betreffenden Truppe für die gegebenen Verhältnisse." Leutweins Auswertung des Feldzuges von 1896 liest sich auch heute noch wie ein Lehrbuch über den asymetrischen Krieg.

Neben den deutschen und afrikanischen Soldaten der Schutztruppe kämpften Baster, Herero, Witboois, Simon-Kopper-Leute und Hottentotten von Hoachanas. Ermöglicht worden war dies durch die erfolgreiche militärische Angliederung der Afrikaner:

- 1895 hatten sich die Witboois zur Heerfolge verpflichtet.

- Ebenfalls1895 war für die Rehobother Baster eine Wehrpflicht im Rahmen eines Milizsystems eingeführt worden. Interessant dabei ist, dass die Angehörigen der Baster-Miliz nicht auf den Kaiser vereidigt wurden. Mit der Baster-Miliz hatte Leutwein den Vorläufer eines (afrikanischen) Bürgerheeres geschaffen, vergleichbar dem Schweizer Bundesheer.

- Freiwillige Afrikaner waren mittels Dienstverträgen in die Feldkompanien der Schutztruppe integriert worden.So waren aus deutschen und afrikanischen Soldaten gemischte Kompanien entstanden, die sich hervorrragend bewährten.

- Daneben bestand für die Afrikaner die Möglichkeit der Teilnahme an der Sicherung des Allgemeinen Landfriedens durch die Aufstellung freiwilliger Kontingente. Bis 1904 haben folgende Stämme Freiwilligenkontigente gestellt: Baster, Bethanier, Bondels, Herero (Samuel-, Kajata- und Assaleute), Simon-Kopper-Leute und Rote Nation.

In keinem anderen deutschen Schutzgebiet war die Bereitschaft der Afrikaner zum militärischen Einsatz "für Kaiser und Reich" so ausgeprägt, wie in Deutsch-Südwest-Afrika, zumindest bis zum Kommandowechsel im Jahre 1904. T. Leutwein: "Bei dem Austausch von Erinnerungen ergab sich, dass alle jetzt unter deutscher Führung geeinigten Stämme vor nicht allzu langer Frist aufeinander geschossen hatten. So war Witbooi im Kampf mit der roten Nation der Daumen der rechten Hand abgeschossen worden; sein Unterfeldherr Samuel Isaak trug zwei Kugeln mit sich herum, eine gleichfalls von der roten Nation, eine von den Hereros, der Oberhäuptling Samuel hatte eine Witbooikugel zu quittieren, der Unterhäuptling Kajata gar deren fünf." Die Bedeutung der eingeborenen Verbündeten lag insbesondere in der Aufklärung, dem schwierigsten Teil der asymetrischen Kriegsführung. L. v. Estrorff: „Einmal kannten sie die Gegend, welche uns völlig unbekannt war, und dann waren ihre Patrouillen im Stande, alle Einzelheiten genau zu erspähen. Sie bewegten sich unabhängig von den Wegen durch den Busch ohne Besorgnis, sich zu verirren (…) in dieser Kunst haben wir die Eingeborenen nie erreicht." T. Leutwein: (...) als von der Hereroabteilung die bestimmte Nachricht kam, der Feind hätte bei der Wasserstelle Otjunda Halt gemacht und zwar in zwei getrennten Werften, die Wasserstelle in der Mitte. Diese vorzügliche Aufklärung ermöglichte den Sturm der feindlichen Stellung durch die Schutzttruppe. T. Leutwein: "Direkt stürmen sollten nur die drei Feldkompanien." L. v. Estorff: "Damit war das Gefecht gewonnen, unsere eingeborenen Hilfsvölker hatten sich nicht sehr stark am Kampf beteiligt, sondern auf Nummer Sicher mehr als Zuschauer gewirkt." Schließlich wurde der Krieg mithilfe der Vermittlung Eingeborener beendet. T. Leutwein: "Nunmehr wurde der eine Gegner, Nikodemus, durch seinen Halbbruder Assa Riarua zur freiwilligen Ergebung bewogen. Zu dem anderen Gegner, Kahimema, ritten dagegen nach dem Gefecht von Otjunda zwei unserer Verbündeten, mit ihm verwandte Hereros, und bewogen ihn gleichfalls zur Ergebung. Gleichzeitig wurden die Khauas-Hottentotten durch einen Stammesgenossen, der zu uns übergelaugen war, zur Übergabe bewogen. Andernfalls hätten namentlich die Khauas-Hotentotten einen Guerillakrieg nocht lange fortsetzen können. T. Leutwein faßt die Erkenntnisse aus dem Feldzug von 1896 wie folgt zusammen: Schließlich gebe ich dem Wunsche Ausdruck, dass das Schutzgebiet nie in die Lage kommen möge, Aufstände von Eingeborenen ohne die Mithilfe von Eingeborenen bekämpfen zu müssen. Das alte Vaterland würde so viel Soldaten schicken können, als im Schutzgebiet überhaupt nur zu ernähren sind, wir würden den Gegner nie besiegen." Die Erfahrungen der deutschen Schutztruppe aus dem Feldzug von 1896 seien insbesondere der politischen und militärischen Führung in den USA zum Studium empfohlen.

Die später erfolgte Hinrichtung der Hererohäuptlinge Kahimema und Nikodemus war der Preis, den Leutwein für die Unterstützung Samuels und Assas bezahlen mußte. Scott Oral Records Project: "The Germans were send by Samuel, together with Asser." Als im darauf folgenden Jahr eine Rinderseuche die Herden der Herero befiehl, sprachen diese im Hinblick auf das Verhalten ihres Oberhäuptlings, der auf deutscher Seite gegen seinen Rivalen Kahimema gekämpft hatte, von "Kahimemas Fluch". Diese Anschauung zeigt viel vom spirituellen Verständnis der Herero, nachdem ihre Ahnen aus dem Jenseits heraus wirken. Die große Viehseuche von 1897 brachte den ersten großen humanitären Einsatz deutscher Soldaten in Afrika. Estorff: "Ich war in dieser Zeit am Waterberg und auf mehreren großen Hereroniederlassungen, wo die Leute meiner Kompanie im Impfen tätig waren. Der Einsatz zum Wohl der ihnen anvertrauten Afrikaner brachte den deutschen Soldaten enorme psychische und physische Belastungen. Premierleutnant Franke: Dann Impfen! Dr. Kohlstock, der Abgesandte Koch's und der neue Chefarzt der Truppe, Oberstabsarzt Lübbert, erschienen. Die Hereros versteckten ihr Vieh. Da hieß es reiten Tag und Nacht. (…) 5 Monate arbeitete der Tod unter den Rindern des Bezirks, verseuchte die Wasserstellen, verpestete die Luft. In dieser Zeit habe ich kaum ein Bett gesehen. Reis und Tabak bildeten die Kost. Malaria stellte sich ungebeten ein."Es war vor allem den Bemühungen der Schutztruppe zu verdanken, dass etwa ein Drittel der Hererorinder und damit die Existenzgrundlage des Hererovolkes gerettet werden konnte. Dennoch waren die Folgen verheerend. Tausende Herero starben während zahlreiche weitere Herero mit ihrem Vieh auch ihr gesamtes Vermögen und ihre gesellschaftliche Stellung verloren. In ihrem 2004 veröffentlichen Papier „A more secure world" zählt die UNO Armut, Seuchen und Umweltzerstörung zu den aktuellen und künftigen globalen Sicherheitsbedrohungen. Dies war vor 100 Jahren nicht anders. Die Viehseuche von 1897 sollte später maßgeblich zum Ausbruch des Hereroaufstandes beitragen.

Gneisenau
 
Die Kriege gegen die Nama ("Hottentotten") im Süden der Kolonie waren deutlich schwerer, als der gegen die Herero 1904/05. Es ist weitgehend unbekannt, daß allein der Krieg 1904/08 gegen die Nama mehr deutsche Verluste kostete, als der Krieg gegen die Herero.

In der aktuellen Zeitschrift "Militär & Geschichte" Nr.44 (*)werden übrigens mal interessante Zahlen genannt: Insgesamt fielen im Krieg 1904/08 752 deutsche Soldaten, 659 starben an Krankheiten im Umfeld der Gefechte. Der finanzielle Aufwand betrug ungefähr eine halbe Milliarde Goldmark, was heute etwa 10 Milliarden Euro entspricht.


(*) "1904-1908 Kampf in Deutsch-Südwestafrika", Dr. Heinrich Wille
Pabel-Moewig-Verlag, Rastatt
 
Hallo Arne,

auf die Kämpfe 1903 bis 1908 im heutigen Namibia - allgemein als Herero- und Hottentottenkrieg bezeichnet - gehe ich später noch ausführlich ein.

An dieser Stelle nur soviel: Tatsächlich waren die deutschen Verluste noch höher. Von den insgesamt ca. 22.000 eingesetzten deutschen Soldaten mußten ca. 11.000 krankheitsbedingt nach Hause geschickt werden. Wie viele von diesen Soldaten in Folge ihrer Krankheit noch starben, ist unbekannt.

Sieht man sich die deutschen Truppen während dieser Kämpfe an, so zeigt sich ein Bild des Elends: Hunger, Durst, Krankheiten, Strapazen und Entbehrungen aller Art. Zeitweise waren über die Hälfte der in Südwestafrika eingesetzten deutschen Soldaten dienstunfähig. Die Lazarette waren voll mit Kranken und Sterbenden.

Die Philosophie hinter der jeweiligen Kampfweise von Herero und Nama (Hottentotten) war unterschiedlich. Die Herero waren Hirten, und Hirten kämpfen dann mit großer Tapferkeit, wenn es um die Verteidigung ihrer Herden geht. So zeigten die Herero am Waterberg, wo sie ihren Herden - und ihren Werften - den Abzug in die Omaheke freikämpften, großes militärisches Können. Die Nama dagegen waren Viehräuber, welche großes Geschick im Beute machen zeigten. Unterm Strich zeigten die Nama - als Verbündete und als Gegner - weitaus größere militärische Leistungen als die Herero.

T. Leutwein nennt ein Beispiel aus dem Feldzug von 1896: "Eine Hereropatrouille hatte zwei feindliche Hereros gefangen und sandte dieselben unter Bedeckung eines Mannes in unser Lager. Dieser lies den Gefangenen die Waffen und ritt stolz voraus, mit der Weisung, ihm zu folgen. Natürlich schossen sie ihn nach kurzer Zeit vom Pferde und verschwanden sowohl mit dem Roß wie mit dem Gewehr. Allerdings war dies ein Ausnahmefall, aber einem Hottentotten wäre so etwas überhaupt nie begegnet."

Gneisenau
 
Die Philosophie hinter der jeweiligen Kampfweise von Herero und Nama (Hottentotten) war unterschiedlich. Die Herero waren Hirten, und Hirten kämpfen dann mit großer Tapferkeit, wenn es um die Verteidigung ihrer Herden geht. So zeigten die Herero am Waterberg, wo sie ihren Herden - und ihren Werften - den Abzug in die Omaheke freikämpften, großes militärisches Können. Die Nama dagegen waren Viehräuber, welche großes Geschick im Beute machen zeigten. Unterm Strich zeigten die Nama - als Verbündete und als Gegner - weitaus größere militärische Leistungen als die Herero.

Meinst Du nicht, Du solltest die durch rassistische Vorerwartungen geprägten Beobachtungen Deiner Quellenurheber kritischer hinterfragen?
 
Meinst Du nicht, Du solltest die durch rassistische Vorerwartungen geprägten Beobachtungen Deiner Quellenurheber kritischer hinterfragen?

Meinst Du nicht, Du solltest Dich mal mit den Fakten vertraut machen. Die Herero waren ein Volk von Hirten, während die Nama und Orlam in der vorkolonialen Zeit vor allem durch Krieg und Raub aufgefallen sind. Schon mal was von Jonker Afrikaner oder Hendrik Witbooi gehört? Oder was glaubst Du, weshalb sich die Herero - lange vor der deutschen Kolonialherrschaft - an die Briten gewandt haben mit der Bitte, Südwestafrika unter Schutzherrschaft zu stellen. Die Nama und Orlam unter Jonker Afrikaner und Hendrik Witbooi raubten und mordeten und wirtschafteten dabei das ganze mittlere und südliche Namibia herunter.

Dass Du selbst mit diesem Themenkomplex mangels Fachkompetenz offensichtlich überfordert bist, ist Dein Problem und gibt Dir nicht das Recht, andere User rassistische Vorerwartungen vorzuwerfen.

Gneisenau
 
Trotz aller Unzulänglichkeiten gelang es dank operativer Kunst, flexibler Führung und hoher persönlicher Einsatzbereitschaft, ein Entkommen der Witboois aus dem Naukluftgebirge zu verhindern.

Das Ganze in einem Eroberungskrieg, ...

Beim einem solchen Zitat wird mir schlecht, abgesehen von den Memoiren von Leutwein etc., der hier wohl als Lehrmeister und Prophet zum Thema "asymetrischer Konflikte" herhalten soll. Zumal diese Zitate nach meinem Geschmack zT Landserniveau aufweisen.

Die Leserschaft 1910-1939 war sicher begeistert. Bei den Briten wird in dem betreffenden Zeitraum tonnenweise ähnliches zu entdecken sein.
 
Dass Du selbst mit diesem Themenkomplex mangels Fachkompetenz offensichtlich überfordert bist, ist Dein Problem und gibt Dir nicht das Recht, andere User rassistische Vorerwartungen vorzuwerfen.

Hohoho, wer anderen mangelnde Kompetenzen vorwirft, sollte erst einmal richtig lesen. :fs: Ich sprach von den rassistischen Vorerwartungen der Quellenurheber, nicht von Deinen rassitistischen Vorerwartungen. Was ich damit einforderte, war nichts weiter als Quellenkritik.
 
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