Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg

Vom Scheitern der Wilsonschen Friedensbemühungen (Jan. 1917), der Wiederaufnahme des unbegrenzten U-Boot-Krieges (Febr. 1917), dem Zimmermann-Telegramm, der Februarrevolution, den deutschen Anfangserfolgen im unbegrenzten U-Boot-Krieg haben die wohl alle gewusst...

Sicherlich, und deshalb fragen Sie dann den eigentlichen Kriegsgrund nach.
Das macht den Ablauf ja so spannend.

In der Aufzählung ist der U-Boot-Krieg redundant, und in den Auswirkungen auf die USA - mit Ausnahme geschäftsschädigend versenkter Handelsfrachter auf dem Weg nach Großbritannien - mindestens dem abstimmenden Senat anläßlich der Nachfrage im Ausschuß unklar.

Gescheiterte Friedensbemühungen und Ausbruch einer Revolution bei einem Kriegsteilnehmer als Grund für die Kriegserklärung an einen anderen? Als Mosaikstein bestimmt. Dazu das Zimmermann-Telegramm und die massive Bedrohung der USA durch die Hintertür, von der man davon ausgehen kann, dass sie von der Regierung realistisch eingeschätzt worden ist.

Entsprechend klar fiel die offizielle Antwort an den Ausschuss unter 4. aus.

Ein kleines Zitat zur Stimmungslage, Wilson an Lansing unter der Fachablage Ökonomie und Auswärtige Beziehungen 29.9.1916:
"I think, it would be quite unjustifiable to do anything for the sake of public opinion which might change the whole face of our foreign relations. Therefore i think it would be most unwise to send a message like this. ...Let us forget the campaign so far as matters of this sort are concerned."
 
Sicherlich, und deshalb fragen Sie dann den eigentlichen Kriegsgrund nach.
In Demokratien haben Parlamentarier immer Fragen.:fs:
In der Aufzählung ist der U-Boot-Krieg redundant, …
Was für Dich eine überflüssige Aufzählung darstellt, war als Chronik der Eskalation zu verstehen. Immerhin führte schon die deutsche Note vom 31.1.1917 über die Wiederaufnahme des unbegrenzten U-Boot-Krieges zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland am 3.2.1917. Zunächst gab es eine Schonfrist für amerikanische Handelsschiffe. Mitte März versenkten deutsche U-Boote drei (unbewaffnete) amerikanische Handelsschiffe (City of Memphis, Illinois, Vigilantia).
… und in den Auswirkungen auf die USA - mit Ausnahme geschäftsschädigend versenkter Handelsfrachter auf dem Weg nach Großbritannien - mindestens dem abstimmenden Senat anläßlich der Nachfrage im Ausschuß unklar.
Die Versenkung war nicht nur geschäftsschädigend. Bei ihr kamen auch 15 US-Amerikaner ums Leben.
Gescheiterte Friedensbemühungen und Ausbruch einer Revolution bei einem Kriegsteilnehmer als Grund für die Kriegserklärung an einen anderen? Als Mosaikstein bestimmt. Dazu das Zimmermann-Telegramm und die massive Bedrohung der USA durch die Hintertür, von der man davon ausgehen kann, dass sie von der Regierung realistisch eingeschätzt worden ist.
Wie das miteinander zusammenhing, habe ich ja schon einmal in # 61 erläutert. Um aber mal auf das Bild von Köbis17 in # 74 zurück zu greifen: als zu befürchten war, dass es dem Deutschen Reich gelingen konnte, das im militärischen Ringen 1914-1916 gefundene Gleichgewicht aufzusprengen, intervenierten die USA.
Entsprechend klar fiel die offizielle Antwort an den Ausschuss unter 4. aus.
Aber ja doch. Die Versenkung der Lusitania, war Lansing zufolge, die monströse Tat der der gesetzlosen und unmenschlichen Politik der deutschen Regierung. Das war 1917 die amerikanische Mehrheitsmeinung zum unbegrenzten deutschen U-Boot-Krieg. Deshalb rechnete Bernstdorff ja auch für den Fall der Wiederaufnahme dieser Kriegsführung fest mit dem amerikanischen Kriegseintritt. Zu dem es dann ja auch kam.
 
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In Demokratien haben Parlamentarier immer Fragen.:fs:
Sicherlich. Ich hätte nur erwartet, dass diese in der Qualität zwischen einer Überprüfung der Tabaksteuer und einer Kriegserklärung unterscheiden. :pfeif


Mitte März versenkten deutsche U-Boote drei (unbewaffnete) amerikanische Handelsschiffe (City of Memphis, Illinois, Vigilantia). Die Versenkung war nicht nur geschäftsschädigend. Bei ihr kamen auch 15 US-Amerikaner ums Leben.
Im Fall der Lusitania waren es laut der vorgelegten Statistik 114.
Zu den März-Versenkungen:
Algonquin 12.3.1917
Vigilancia 16.3.1917
City of Memphis 17.3.1917 (15 Opfer)
Illinois 18.3.1917
Healdton 21.3.1917 (20 Opfer).


Die Versenkung der Lusitania, war Lansing zufolge, die monströse Tat der der gesetzlosen und unmenschlichen Politik der deutschen Regierung. Das war 1917 die amerikanische Mehrheitsmeinung zum unbegrenzten deutschen U-Boot-Krieg.
Das ist die Übersetzung, und hier ein Bezug zu:
mmerhin führte schon die deutsche Note vom 31.1.1917 über die Wiederaufnahme des unbegrenzten U-Boot-Krieges zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen.
Ja, 1917 äußerte man sich zum "evil character" wie folgt, Hinweis zum 17.1.1917:
"I am sending you a confidential report, ... dealing with the question of armed merchant vessels, ...
I do not think, that we can long delay derterming upon a very definite policy in this matter, particularly in view of the fact that a renewal of submarine activities seems imminent.The trouble is there are reasonable arguments on both sides of the question [ich verstehe das als: Bewaffnung/U-Boot-Krieg] which lead to conclusions utterly irreconcilable. I can see no common ground for compromise; in that lies the chief difficulty of our situation. It seems to me, however, that the position of this government ought to be settled and a definite statement prepared which could be issued promptly at the proper time, as doubtless the question will soon become acute."

Und am 31.1.1917 (Briefentwurf, nicht beendet)
"i am confidentially advised ... that the German Government intends to renew unristricted submarine warefare in the near future. If this conviction is correct, we are going to face a serious situation. If Germany adopts that policy every possibility of conversations regarding peace will in my opinion vanish and we will have to take some radical step which will be considered as unneutral."

Ein weiterer Hinweis bzgl. Folgen des unbeschränkten U-Boot-Krieges war übrigens der warnende Hinweis Lansings, dass er diesen Krieg beachtlich verlängern würde.
 
@silesia:
Du musst schon deutlicher werden, was Du mir eigentlich mitteilen möchtest. Ansonsten fällt es mir schwer, mich mit Deinem Beitrag zu beschäftigen.;)

Wilson war wegen der britische Seeblockade stinkesauer. Am 27. November 1916 hat er die amerikanischen Banken und Investoren vor weiteren Kreditvergaben an Großbritannien eindringlich gewarnt.(2). Wilson hatte nicht nur mit den Kriegzielen der Mittelmächte seine liebe Not , sondern auch mit den der Entente. Das hätte für Großbritannien katastrophale Folgen haben können und deshalb war der unbeschränkte U-Bootkrieg auch ein sehr großer Fehler. Ohne den Kriegseintritt der USA , wäre für Deutschland ein akzeptabler Frieder wohl erreichbar gewesen.

(1) Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, S.169, München 1994

(2) Neitzel, Blut und Eisen, S.155, Zürich 2003
Interessant ist in diesem Zusammenhang der Januar 1917. Die Entente hatte sehr harte Bedingungen für die Aunahme von Friedensverhandlungen genannt, die Wilson abzuschwächen versuchte. Bernstdorff wiederum hatte Wilsons Friedensbemühungen unterstützt und eigene Friedensvorschläge unterbreitet, die von Berlin gar nicht genehmigt waren, was die Amerikaner aber nicht wussten.​

Die Briten wurden nun in Washington als diejenigen wahrgenommen, die Wilsons Friedensbemühungen nicht ernsthaft unterstützten. Zugleich verschärften sie auch noch die Seeblockade. In dieser Situation wandte sich die damalige amerikanische Stimmung, insb. im Kongress, gegen England. Die amerikanisch-britischen Beziehungen waren an einen Tiefpunkt angelangt. Hier war eine Situation entstanden, die von deutscher Seite hätte genutzt werden können. Doch dann kam aus Berlin das Telegramm Nr. 65 (Wiederaufnahme des unbegrenzten U-Bootkrieges).​
 
Mich würden folgende Fragen interessieren.

Welchen Grund hatte die USA in den Krieg mit einzutreten?

Die Versenkung von Handelsschiffen auf dem sich amerikanische Bürger befanden kann es wohl kaum gewesen sein, dies war vielleicht die Ursache oder berühmte Tropfen, der das Faß zum überlaufen brachte.

In der Bündniswelt vor 1914 gehörte die USA zu dieser Neutralitätsliga, richtig?
Wenn es wirtschaftliche Gründe gewesen sind, die sie in den Krieg trieb, hätte man so alle Optionen offen, sich der Macht anzuschließen, die diesen Krieg gewinnen könnte.

War die USA irgendwann nach 1914 überhaupt kriegsfähig, militärisch wie auch wirtschaftlich?

Mich stört einfach nur, zu sagen, daß durch den uneingeschränkten Ubootkrieg der Deutschen der Grund für den Kriegseintritt gewesen sei. Das ist m. E. zu wenig, sicher hat dieser Ubootkrieg sicherlich nicht positiv auf die USA gewirkt.

@silesia: Wie stand es denn um die US-amerikanische Wirtschaft um 1916?
Wie stark betraf dieser Handelskrieg den amerikanischen Import sowie Export. War man sehr davon abhängig?
@gandolf: Nutzen die Briten diesen Handelskrieg zur See, um gerade durch solche Aktionen wie den deutschen Ubootkrieg, die USA auf ihre Seite in den Krieg zu ziehen. Wußten doch gerade die Briten, wie schwierig es war, nach modernen Richtlinien Handelskrieg zu betreiben, ohne dabei die neutralen Länder zu treffen, allen voran die USA?

Was meint ihr dazu?
 
Die mit den Tirpitzplan verbundene politische Strategie ist den USA nicht verborgen geblieben. Um die Jahrhunderwende wurde das Deutsche Reich praktisch mehr oder weniger feindselig betrachtet und daran orientierten sich die eigenen militärpolitischen, hier vor allem der Flottenbau, Überlegungen und Aktivitäten. Großbritannien wurde fortan nicht mehr als Feind betrachtet, da die Briten ja ihre Reibungen, in dem sie ihre Positionen in Nord- und Mittelamerika praktisch geräumt hatten, mit den USA erfolgreich beseitigt haben.

Der Gegensatz zwischen den USA und dem Deutschen Reich bestand also schon einige Zeit vor dem Weltkrieg und dies sowohl auf wirtschaftlichen als auch auf militärischen Gebiet. Erwähnt sei hier insbesondere der Manila-Vorfall, der als Katalysator der Entfremdung zwischen den USA und dem Deutschen wirkte. Aus Sicht der USA war das deutsche Kasiserreich der Unruheherd schlechthin. Die Präsidenten Taft und sein Nachfolger Wilson waren bemüht das maritime Wettrüsten, sie haben hier eine Gefahr für den Frieden erkannt, einzudämmen, aber dies war eben mit einem Wilhelm II.und Tirpitz nicht zu bekommen.

Zu Beginn des Weltkrieges war Wilson durchaus bemüht die USA aus dem Krieg herauszuhalten, wenn auch seine Sympathien bei der Entente lag. Wilson war sich natürlich darüber bewußt, das die Wurzeln seines Volkes eben mutinational und dies in dieser weltpolitischen heiklen Situation innenpolitischen Sprengstoff lag. Wilsons Beraten, Lansing und House, traten unverhohlen für die Entente ein. Anzumerken ist hier auch die nicht vorhandene oder nur als gering einzustufende Kriegsbereitschaft von Army und Flotte.

Wie schon oben von mir ausgeführt, waren die autorkratischen Kaiserreiche für Wilson ein Greuel. Die USA haben aber auch sehr deutlich gemacht, das für sie die "Freiheit der Meere" von großer Bedeutung ist. Das schloß selbstverständlich den Handel aber auch das Recht der US-Bürger ungehindert reisen zu können. Aufgrund der britischen Seeblockade konnten die USA aber praktisch nur mit der Entente Handel betreiben. Die Begeisterung der USA hierüber hielt sich in engen Grenzen, denn so entstand auch eine gewisse Abhängigkeit der USA, aber letzlich begnügte man sich seitens der USA mit nicht sehr ernsthaft vorgetragener Kritik. Die USA konnten und wollten aber es sich aber wegen der Blockade mit Großbritannien eben nicht zum Äußersten kommen lassen. Kaltblütig nutzen die USA den Zusammenbruch der europäischen südamerikanischen Wirtschaftsbeziehungen, um hier einzuspringen und der Monroedoktrin zum Durchbruch zu verhelfen.

Durch die äußerst umstrittene "Versenkung" der Lusitania, Großbritannien ist hier wohl nicht so ganz unschuldig, begann man mit der Bearbeitung der Kriegspläne, Kennwort Black, gegen das Deutsche Reich. Der Kongress hat eine gewaltiges Rüstungsprogramm für die US-Navy bewillgt und sie avancierte schnell zur zweitstärksten Flotte der Welt. Man hat dann zur Verbesserung der eigenen strategischen lage nebenbei Haiti, Nicaragua und die Dominikanische Republik besetzt.

Das unselige Zimmermanntelegramm, in dem das Reich den mexikanischen Revolutionsparteien Unterstützung anbot, sorgte in den USA für ein verheerendes Echo. Zimmermann befand sich ohnehin in einen gewissen Gegensatz zu Bethmann. Er begriff Wilosn sein Agieren als rein taktisches Manöver. Zimmermann begriff wohl nicht, das er so eine mögliche Chance auf Frieden nicht mit der gebotenen Sorgfalt eines Staatssekrtärs im AA bearbeite. Zimmermann nahm den Bruch mit den USA bewußt in Kauf. Herr Zimmermann war wohl sich nicht so wirklich im Klaren darüber, was der Kriegseintritt der USA bedeuten würde und war wohl dem "U-Bootfieber" verfallen.

Die Reichslkeitung war sich auch nicht zu schade durch diverse Sabotageaktivitäten in den USA, zu versuchen ,in den USA den Konflikt hineinzutragen. Das kam bei Wilson auch nicht so wirklich gut an.

Aber trotzdem war Ende November 1916 die Stimmnung gegen Großbritannien auf einen absoluten Tiefpunkt. Gar nicht auszudenken, wenn Großbritannien der Geldhahn abgedreht worden wäre. Dann hätte der Krieg wohl liquidiert werden müssen.

Absolut fatal war aber in der Folge dann, das Verhalten also das Nichtunterstützen der amerikanischen Friedensinitiative Wilsons, um die das Deutsche Reich ja urspünglich selber nachgesucht hat. Staatssekretaär Zimmermann wies den deutschen Botschafter in den USA Bernstorff an, das die Mitteilungen der deutschen Friedensbedinungen "dilatorisch" zu behandeln, "da die amerikanische Vermittlung schon wegen unserer öffentlichen Meinung durchaus unerwünscht sei."

Die Reichsleitung war nicht bereit zum Status quo des Juli 1914 zurückzukehren, man wollte einfach territoriale Gewinne und natürlich umfängliche finanzielle Entschädigungen. Die Herren der Reichsleitung gingen , wohl nicht zu Unrecht, davon aus, das dies mit Wilson wohl nicht zu realisieren ist.

Der uneingeschränkte U-Bootkrieg machte dann das Fass voll. Bethmann Hollweg war auf der ganzen Linie gescheitert.

Quelle, Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, München 1994
 
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Welchen Grund hatte die USA in den Krieg mit einzutreten?
Siehe # 61.
@gandolf: Nutzen die Briten diesen Handelskrieg zur See, um gerade durch solche Aktionen wie den deutschen Ubootkrieg, die USA auf ihre Seite in den Krieg zu ziehen. Wußten doch gerade die Briten, wie schwierig es war, nach modernen Richtlinien Handelskrieg zu betreiben, ohne dabei die neutralen Länder zu treffen, allen voran die USA?
Die britische Seekiegführung betraf nur Hab und Gut der Amerikaner, die deutsche Seekriegsführung Leib und Leben. Dieser Unterschied führte zu der unterschiedlichen Wahrnehmung und Bewertung des Seekrieges seitens der Amerikaner. Die Briten versuchten sicherlich diesen Unterschied für sich auszunutzen. Auffällig ist, wie ihnen seitens Washington jedesmal dann Ärger droht, wenn die Deutschen zu Zugeständnissen in der Seekriegsführung bzw. bei der Friedensvermittlung bereit erscheinen. ABER um so größer viel in Washington auch jedesmal die Enttäuschung über Berlin aus, wenn sich die wahrgenommene Konzessionsbereitschaft in Luft auflöste.
 
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Gandolf schrieb:
Die britische Seekiegführung betraf nur Hab und Gut der Amerikaner, die deutsche Seekriegsführung Leib und Leben.

Das ist schon richtig, aber Wilson war auch in der Frage der Reisefreiheit ziemlich stur. Immerhin wurde der US-Regierung der Vorschlag unterbreitet Schiffe zu benennen, denen man man eine ungefährdetet Fahrt garantieren würde. Auch britische U-Boote waren nicht ganz harmlos, beispielsweise im Mittelmeer wurden warnungslos sogar ein Lazarettschiff angegriffen. Darüber wurde die US-Regierung auch von der türkischen Regierung entsprechend informiert. Aber die britische Seekriegführung ist nicht in den Fokus der USA gekommen.

So gab es sowohl im Kongress als auch im Repräsentantenhaus Bemühungen, die US-Bürgern Fahrten auf bewaffneten Handelsschiffen im Kriegsgebiet untersagen sollten. Das war mit Wilson nicht zu machen. Er betrachtete so eine Maßnahme als mit der "Würde und Souveranität der USA" für unvereinbar. (1)


(1) Brief vom 25.05.1916 von Wilson , abgedruckt in der Washington Post
 
Es ist schon wahr, die Amerikaner erregte der Umstand, dass die Deutschen ihre Landsleute töteten (warnungslose Versenkung von Handelsschiffen) stärker als jener, dass die Briten den amerikanischen Export nach Deutschland unterbanden.:rolleyes:
Und ob, deswegen war er ja so wertvoll, als Anlaß zur Kriegserklärung.

Die USA wollten auch nicht durch die gemeinsame Kennzeichnung nichtgefährdeter Schiffe der Versenkung der nichtgekennzeichneten Handelsschiffe zustimmen.
Hauptgrund für die Versenkung von Handelsschiffen, war die Tatsache, dass diese bewaffnet waren und die U-Boote abgeschossen hätten, wären diese nach Prisenordnung vorgegangen. Wenn es den USA hauptsächlich darum ging, die Versenkung von Handelsschiffen zu verhindern, warum haben sie dann nicht die Bewaffnung von Handelsschiffen verhindert?

Auch sahen sie sich nicht verpflichtet, die ungleichen Gewinnchancen im Seekrieg auszugleichen (warum auch?). Ihnen ging es einfach darum, dass die Kriegführenden ihren Seekrieg nach Internationalem Recht führten und die Rechte der Neutralen nicht verletzten.
Im Gegenteil. Die USA sahen sich sehr wohl in der Pflicht die ungleichen Gewinnchancen im Seekrieg auszugleichen. Wäre der Seekrieg nach Völkerrecht geführt worden, wären die Gewinnchancen GBs schlecht gewesen. Also mussten die USA die Chancen der Briten verbessern, indem sie die Deutschen zwangen, den Seekrieg nach Völkerrecht zu führen, die Briten aber nicht.

Ach ja? Obgleich bei der völkerrechtswidrigen Versenkung der Lusitania durch ein deutsches U-Boot im Mai 1915 über 120 amerikanische Staatsbürger starben und die Sympathien in der amerikanische Öffentlichkeit für das Deutsche unter den Nullpunkt gesunken waren, bot Wilson in der dritten amerikanischen Protestnote vom 23.7.1915 dem Reich die Kooperation der USA an, um gemeinsam für die Freiheit der Meere einzutreten, gegen wen auch immer.Voraussetzung hierfür war, dass die Deutschen den U-Boot-Krieg künftig nach Prisenordnung führten.
Das wäre natürlich für das Reich ideal gewesen. "Freiheit der Meere", also Seekriegsführung streng nach Völkerrecht, hätte bedeutet, dass die brit. Blockade de facto zwecklos ist und Deutschland nach belieben Konterbande aller Art über Holland oder Dänemark einführen kann. Es kommt mir komisch vor, dass die Reichsleitung das ablehnen sollte, zumal 1915, wo der U-Boot-Krieg noch weitgehend nach Prisenordnung geführt wurde. Hast du den Text dieser Protestnote?

Wilsons Friedensbemühungen 1916 wurden vom Reich abgelehnt, um die eigene Friedensinitiative, die auf status quo ante ausgerichtet war, nicht zu gefährden. Status-quo-ante stand freilich nicht zur Debatte.
Die deutsche Friedensinitiative war nicht auf "status-quo-ante" ausgerichtet. Insbesondere Belgien sollte nicht wiederhergestellt werden. Die anderen Forderungen hab ich nicht mehr so genau in Erinnerung.

Am Schluss dieser Entwicklung baute Wilson seine "Neue Weltordnung" ohne die Deutschen auf.
Ja, und die Deutschen haben sie wieder kaputt gemacht.

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Welchen Grund hatte die USA in den Krieg mit einzutreten?
Den Zitaten aus "Amerika geht in den Krieg" nach zu schließen aus politischen Gründen, hauptsächlich wegen der Befürchtung, dass England den Krieg verlieren könnte. Auf einen Sieg GBs hatten die USA seit Kriegsbeginn recht konsequent hingearbeitet.
 
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Wie stand es denn um die US-amerikanische Wirtschaft um 1916?

Ein besondere Darstellung dafür habe ich bislang nicht gefunden, es gibt aber zahlreiche verstreute Hinweise (u.a. Treue, Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, div. stat. Jahrbücher, Horn: Die Silberpolitik der USA etc.)

1914-1917:
Zunächst einmal reagierten die Kapitalmärkte sehr volatil auf die Abläufe des Kriegs in Europa. Bei den Aktien war 1917 das 9.schlechteste Jahr überhaupt mit -22%, 1915 gab es 82% Steigerung, das beste Jahr der Geschichte. Die Phase Dezember 1914 bis November 1916 wird mit +107% zusammrngefaßt, die Phase November 1916 bis Dezember 1917 mit -40%. Die Zinsen wiesen 1915-1917 jährliche Schwankungsbreiten von beachtlichen 1,5-9% auf.
1915: 1% - 2,87%, Mittel 1,83%
1916: 1,5% bis 9%, Mittel 2,41%
1917: 7% bis 1,5 %, Mittel 3,16%

1914-1917 gab es beträchtliche Preissteigerungen (zB Verdopplung der Lebensmittelpreise) sowie aufgrund der rasch steigenden Geldmengen ein Anstieg der Silberpreise und der Silberumporte für Reserve und Prägungen.

1916 erreichten die Waffen- und Munitionsumsätze ca. 1 Milliarde US-$ pro Jahr, zum Vergleich: ungefähr 4 Milliarden US-$ Vorkriegs-Exporte der USA gesamt. Stahl- und Kohleindustrie, ebenso wie Werften nahmen in der Zeit einen großen Aufschwung (u.a. Schiffsbauprogramme, Rüstung, Bau, Schwerindustrie, Maschinenindustrie). Die Anleihen der Entente in den USA sind bekannt, sie entwickelten sich (Jb 1929, S. 166* = Treasury-Report 1928) bis 1918 auf folgenden Stand in US-$:
Großbritannien 3,696 Mrd. $
Frankreich 1,970 Mrd. $
Italien 1,051 Mrd. $.
Diese Forderungen von 7 Mrd. sollte man zwecks Gewichtung den Vorkriegs-Handelsvolumen von 4 Mrd. gegenüber stellen, dann wird die Bedeutung sichtbar.

Ende 1916 gab es zudem eine regelrechte Flaggenflucht der nicht-kriegsführenden europäischen Marinen unter die US-Flagge aufgrund des U-Boot-Krieges.


Fazit: die Frage des Kriegsausgangs hatte eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung; die Auslandsforderungen werden aber durch das Verhältnis zur entwickelten Wirtschaftskraft der USA relativiert. Ansonsten war der Krieg ein hervoragendes Exportgeschäft und Impulsgeber für die sonstige Industrie (Werften, Stahl, Kohle, Maschinenbau etc.).
 
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Ein besondere Darstellung dafür habe ich bislang nicht gefunden, es gibt aber zahlreiche verstreute Hinweise (u.a. Treue, Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, div. stat. Jahrbücher, Horn: Die Silberpolitik der USA etc.)

1914-1917:
Zunächst einmal reagierten die Kapitalmärkte sehr volatil auf die Abläufe des Kriegs in Europa. Bei den Aktien war 1917 das 9.schlechteste Jahr überhaupt mit -22%, 1915 gab es 82% Steigerung, das beste Jahr der Geschichte. Die Phase Dezember 1914 bis November 1916 wird mit +107% zusammrngefaßt, die Phase November 1916 bis Dezember 1917 mit -40%. Die Zinsen wiesen 1915-1917 jährliche Schwankungsbreiten von beachtlichen 1,5-9% auf.
1915: 1% - 2,87%, Mittel 1,83%
1916: 1,5% bis 9%, Mittel 2,41%
1917: 7% bis 1,5 %, Mittel 3,16%

1914-1917 gab es beträchtliche Preissteigerungen (zB Verdopplung der Lebensmittelpreise) sowie aufgrund der rasch steigenden Geldmengen ein Anstieg der Silberpreise und der Silberumporte für Reserve und Prägungen.

1916 erreichten die Waffen- und Munitionsumsätze ca. 1 Milliarde US-$ pro Jahr, zum Vergleich: ungefähr 4 Milliarden US-$ Vorkriegs-Exporte der USA gesamt. Stahl- und Kohleindustrie, ebenso wie Werften nahmen in der Zeit einen großen Aufschwung (u.a. Schiffsbauprogramme, Rüstung, Bau, Schwerindustrie, Maschinenindustrie). Die Anleihen der Entente in den USA sind bekannt, sie entwickelten sich (Jb 1929, S. 166* = Treasury-Report 1928) bis 1918 auf folgenden Stand in US-$:
Großbritannien 3,696 Mrd. $
Frankreich 1,970 Mrd. $
Italien 1,051 Mrd. $.
Diese Forderungen von 7 Mrd. sollte man zwecks Gewichtung den Vorkriegs-Handelsvolumen von 4 Mrd. gegenüber stellen, dann wird die Bedeutung sichtbar.

Ende 1916 gab es zudem eine regelrechte Flaggenflucht der nicht-kriegsführenden europäischen Marinen unter die US-Flagge aufgrund des U-Boot-Krieges.


Fazit: die Frage des Kriegsausgangs hatte eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung; die Auslandsforderungen werden aber durch das Verhältnis zur entwickelten Wirtschaftskraft der USA relativiert. Ansonsten war der Krieg ein hervoragendes Exportgeschäft und Impulsgeber für die sonstige Industrie (Werften, Stahl, Kohle, Maschinenbau etc.).


Ich las mal, die Quelle weiß ich im Moment nicht:rotwerd:, dass sich die US-Wirtschaft seit 1911 in einer kräftigen Rezession befand, was diese Zahlen noch stärker gewichten würde.
 
Ich las mal, die Quelle weiß ich im Moment nicht:rotwerd:, dass sich die US-Wirtschaft seit 1911 in einer kräftigen Rezession befand, was diese Zahlen noch stärker gewichten würde.

1913 setzte global ein Abschwung ein,

das preisbereinigte Bruttosozialprodukt (Index 1958) der USA 1911-1918 in Mrd. $:
1911: 123
1912: 130
1913: 131
1914: 125
1915: 124
1916: 134
1917: 135
1918: 152

Erkennbar ist der Abschwung ab 1913, nach einer Depressionsphase 1914 die ökonomische Expansion ab 1916 mit den stark steigenden Lieferungen an die Entente bis zum Kriegsende. Bis 1921 fiel das Niveau auf den Stand von 1914 zurück, die kriegsbedingte Blase (auch durch die staatliche Ausgabenpolitik) verschwand.

Arbeitslosigkeit stieg 1913-1914 von 4,3% auf 7,9%, stieg 1915 auf den Spitzenwert von 8,5% und baute sich dann bis 1918 im Jahresschritten ab: 5,1% - 4,6% bis 1,4% in 1918.

Zum allgemeinen Abschwung 1913-14 ist zum Deutschen Reich von Turgot schon etwas hier im Forum gepostet worden; die englischen Arbeitslosenzahlen entwickelten sich 1913/14 ebenfalls negativ. Die Wirtschaftskrise traf alle Großmächte.


Zahlen u.a. nach Adams, Die Vereinigten Staaten von Amerika + Wertenson, Die Arbeitslosigkeit in England seit 1919.
 
Zimmermann-Telegramm

Das so genannte „Zimmermann-Telegramm“ wird vom britischen „Marinenachrichtenamt“ abgefangen. In dem Kabel von Außenstaatssekretär Zimmermann an die deutsche Botschaft in Washington bietet Deutschland der mexikanischen Regierung unter Kommandant Carranza (PNA) ein Bündnis gegen die USA an und verspricht Mexiko die „Rückeroberung“ der US-Staaten Arizona, New Mexico und Texas. Außerdem wird der Kriegseintritt Japans auf Seiten der „Mittelmächte“ in Aussicht gestellt. In Mexiko arbeitet der deutsche Hauptmann Richard Schwiertz bereits Pläne für einen deutsch-mexikanischen Angriff auf das amerikanische San Diego aus.

[Wir] schlagen […] Mexiko auf folgender Grundlage [ein] Bündnis vor. Gemeinsam Krieg führen. Gemeinsam Friedensschluss. Reichliche finanzielle Unterstützung und Einverständnis unsererseits, dass Mexiko in Texas, Neu-Mexiko, Arizona früher verloren[es] Gebiet zurückerober[t].“ Arthur Zimmermann, deutscher Außenstaatssekretär, in seinem Telegramm an die deutsche Botschaft in den USA, 16. Jan. 1917 (Tuchman, The Zimmermann Telegram, S.185 f)

„Falls es Ärger gibt, befinden sich eine halbe Million geschulte Deutsche in Amerika, die sich mit den Iren zusammenschließen werden, um eine Revolution zu beginnen.“ Arthur Zimmermann, deutscherAußenstaatssekretär, gegenüber dem amerikanischenBotschafter James Gerard, 1917 (Tuchman, TheZimmermann Telegram, S. 108)

Quelle:
Internetseite der FDJ
Deutscher Imperialismus

Aber was war dran an der Sache, hat vielleicht jemand nähre Daten zu eventuellen ausgearbeiteten militärischen Aktionen, zu Land und zu Wasser?

 
Der Wirbel in der Presse, die wahrgenommene Bedeutung in der amerikanischen Öffentlichkeit war gewaltig, zB:

Dagegen waren nach meinem Eindruck die internen politischen Debatten (Wilson, Lansing, etc.) in der gleichen Zeit eher durch den uneingeschränkten U-Boot-Handelskrieg geprägt.

Sicher, das mag alles richtig sein, aber gab es wirklich schon einen militärischen Ablaufplan?
 
Aber schau mal, ein deutscher Hauptmann soll solche Pläne bearbeitet haben?
Vielleicht war ihm langweilig? Oder die Sonne zu heiß? :winke:

Es gab viel Bedrohungs- und Invasionsgeschrei in der Presse, die deutschfreundliche Seite wurde chancenlos niedergemacht. Bedrohungsabschätzungen aus den USA werden dass vermutlich gelassener gesehen haben.

Der eigentliche Zündstoff lag doch in der Vorstellung der USA, was dann in den nächsten Jahren so anstehen würde, wenn das Deutsche Reich den Krieg gewinnt - jetzt kann man weiter spekulieren: ... und evt. das nach dem Kriegsende wirtschaftlich darniederliegende Großbritannien als größte europäische Seemacht ablösen würde.
 
Vielleicht war ihm langweilig? Oder die Sonne zu heiß? :winke:

Schön das du das so siehst, schon allein der Gedanke, einen deutschen Truppentransport nach Mexiko zu planen, läst einen Fragen, ob da nicht nur die Sonne zu heiß war, sondern ob da auch bewußtseins erweiternde Drogen im Spiel waren.

OT.:Interessant finde ich eigendlich daran, das diese im Beitrag #93 aufgestellte Behauptung einer Planung mal wieder einer Seite des linksradikalen Spektrum entspringt und verdeutlicht, wie auch nur kleine Information im Geschichtlichen Zusammenhang falsch bewertet oder interpretiert werden können.
So ähnlich stelle ich mir dies auch bei der Thematik zum Thread "Opferung der Hochseeflotte", wie die ahnungslosen Matrosen mit kleinen falschen Infos in ihren Ansichten beeinflußt wurden.
 
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