Eisen vor Bronze ?

pitbull

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Hallo, ich hab wieder mal was gelesen, und möchte hier nachfragen ob das stimmt !

Gibt es Gegenden in Europa, wo Eisen vor Bronze bekannt war ?
 
Und wo hast du das gelesen?


Hallo , in einem Buch über Germanen, ich zitiere :", wonach Stein, Bronze und Eisen verschiedenen Völkern zuzuteilen und überall Bronze älter als Eisen sei, ist nunmehr aufgegeben:man unterscheidet richtiger nur Steinzeit und Metallzeit und hat übrigens in manchen Gegenden Eisen gleichzeitig mit Bronze, ja manchmal vor der Bronze angetroffen. "

Felix Dahn ist der Autor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist schon möglich. Eisen wird als Raseneisenerz in Mittel- und Nordeuropa gefunden und wurde schon frühzeitig in Rennöfen verhüttet. Das Verfahren ist auch nicht sonderlich kompliziert.

Raseneisenstein ? Wikipedia
Rennofen ? Wikipedia

Bronze ist dagegen eine Legierung aus Kupfer und Zinn, die zumeist nicht an der selben Stelle anzutreffen sind. In der Antike wurde Kupfer in Zypern und Vorderasien, Zinn in Spanien und Britannien abgebaut. In Deutschland fand man Kupfer in Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt und Zinn in Freiberg in Sachsen.
 
Nun ja, mit Felix Dahn bist Du nicht unbedingt auf dem aktuellsten Stand der Archäologie. Der Mann ist fast 100 Jahre nicht mehr unter uns.

Felix Dahn ? Wikipedia

Mir persönlich ist für unsere Region (Mitteleuropa) kein Fall bekannt, in welchem Eisen in der Kupfer- oder der frühen und mittleren Bronzezeit für Gebrauchsgegenstände verwendet worden ist. Das beweist vielleicht nur, dass ich mich nicht ausreichend schlau gemacht habe. Also her mit entsprechenden Beispielen.
 
Bronze war ein Luxusgut, es aus Kupfer und Zinn richtig zu schmieden eine Geheimwissenschaft. Die Erze dazu waren lokal begrenzt.
Eisen gibt es fast überall, man muss nur erst mal das Prinzip "Metallschmelze" begriffen haben.
 
Trotzdem: Ötzi lief schon vor 5.300 Jahren mit einem Bronzebeil herum, während die mitteleuropäische Eisenzeit archäologisch für die den Kelten zugeordnete La Tène-Zeit und vorkaiserzeitlichen Germanen steht. Die Eisenzeit hat in unseren Breiten vor max. 3.000 Jahren begonnen.
 
Bronze war ein Luxusgut, es aus Kupfer und Zinn richtig zu schmieden eine Geheimwissenschaft. Die Erze dazu waren lokal begrenzt.
Eisen gibt es fast überall, man muss nur erst mal das Prinzip "Metallschmelze" begriffen haben.

Ich dachte das die Eisengewinnung mit dem aus Meteoriten stammenden Material begann, dieses ist dann recht selten.
Die Verhüttung begann erst später.
 
Wurde nicht in manchen Gegenden die Bronzezeit ausgelassen und man verwendete nach Stein ohne Übergang Eisen als Material für stabile Werkzeuge.
Für Afrika ist mir diese Reihenfolge bekannt, wahrscheinlich Gebiete in denen Zinn selten vorkam.
Inwieweit der Umgang mit Metallen, etwa für Schmuckgegenstände, vorher an Gold, Silber und Kupfer gelernt wurde und ob diese Verfahren zu Schmelzguß und Verhüttung überleiteten, würde mich auch interessieren.
 
Das ist schon möglich. Eisen wird als Raseneisenerz in Mittel- und Nordeuropa gefunden und wurde schon frühzeitig in Rennöfen verhüttet. Das Verfahren ist auch nicht sonderlich kompliziert.

Raseneisenstein ? Wikipedia
Rennofen ? Wikipedia

Bronze ist dagegen eine Legierung aus Kupfer und Zinn, die zumeist nicht an der selben Stelle anzutreffen sind. In der Antike wurde Kupfer in Zypern und Vorderasien, Zinn in Spanien und Britannien abgebaut. In Deutschland fand man Kupfer in Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt und Zinn in Freiberg in Sachsen.

Soweit richtig, doch der Kupferbergbau im Mansfelder Land begann erst im 9. Jh. und der Zinnbergbau im Erzgebirge und auch Freiberg im 12. Jh., von möglichen Oberflächenfunden mal abgesehen.
Das passt dann wohl nicht in die Bronzezeit.
 
Ötzi lief schon vor 5.300 Jahren mit einem Bronzebeil herum, während die mitteleuropäische Eisenzeit archäologisch für die den Kelten zugeordnete La Tène-Zeit und vorkaiserzeitlichen Germanen steht. Die Eisenzeit hat in unseren Breiten vor max. 3.000 Jahren begonnen.

Kupfer, nicht Bronze. Das macht einen gewaltigen Unterschied.
 
Natürlich wird es Gebiete gegeben haben, wo solange Steinzeit herrschte, bis direkt die neue Technik der Eisenverarbeitung eingeführt wurde und das Stadium, das für gewöhnlich "Bronzezeit" genannt wird, übersprungen wird; ich könnte mir das bspw für mache Gegenden Skandinaviens vorstellen, die abseits der bronzezeitlichen handelswege lagen, wo aber Raseneisenerz relativ leicht zugänglich ist, wenn diese Technik erst mal bekannt ist.

Man könnte hier natürlich auch irgendwelche abgelegenen Amazonas-Stämme anführen, die von der Steinzeit direkt in die Moderne eintraten; unter Überspringung der Bronze- und Eisenzeit sind da im Zeitraum einer Generation plötzlich Plastikschüsseln und T-Shirts in Einheitsgrößen vorhanden... ;)
 
Bronze war ein Luxusgut, es aus Kupfer und Zinn richtig zu schmieden eine Geheimwissenschaft. Die Erze dazu waren lokal begrenzt.
Eisen gibt es fast überall, man muss nur erst mal das Prinzip "Metallschmelze" begriffen haben.

Eisen zu schmelzen war aber eben der Knackpunkt.
Die im Bronzeguss jahrhundertelang erprobte Technologie liess sich nicht 1:1 auf Eisen übertragen.
Um Kupfer und Zinn zu schmelzen genügt ein Holzkohlefeuer, ein Blasebalg und ein offener Tiegel.
Eisen hat schon einen höheren Schmelzpunkt, aber vor allem muss man aufpassen dass es nicht "verbrennt" (oxidiert), sonst kommt kein brauchbares Material dabei raus.
Es hat halt seine Zeit gedauert bis man den Dreh raus hatte wie man einen Rennofen so beschickt und temperiert dass brauchbares Eisen entstand.
Die konsequente Nutzung von Eisen setzte sich, vor allem in Norden, sehr langsam durch. Bis ins 9.Jhd. v. Chr. nutze man es hauptsächlich als Ziereinlage etwa in Griffen von Bronzeschwertern.

Der schon erwähnte Nordische Kreis war in Europa als allerletzter in der Eisenzeit angekommen, so ca. 550 v. Chr, trotz eigener Eisenvorkommen.

Ein schönes Beispiel für einen Kultursprung sind auch die nordamerikanischen Indianer. Sie wurden von der Jungsteinzeit direkt in die Neuzeit katapultiert.
Sie bekamen, um 1700, sozusagen ein Upgrade vom Pfeil mit Feuersteinspitze zur Muskete.
 
Ich dachte das die Eisengewinnung mit dem aus Meteoriten stammenden Material begann, dieses ist dann recht selten.
Die Verhüttung begann erst später.

Das ist soweit auch korrekt, wobei die ersten Objekte die aus meteoritischem Eisen stammen, keine reinen Eisenobjekte waren, es handelte sich dabei um Schmuckgegenstände bzw. Einlagen in Bronzegegenständen.
Diese Gegenstände stammen aus dem Bereich der Ägpytischen Kultur und den Kulturen des fruchtbaren Halbmondes bzw. aus dem Bereich der heutigen Türkei.
Die Entwicklung von Eisen als Werkstoff zum allg. Gebrauch wird auf die Hethiter zurückgeführt.

Bronze ist dagegen eine Legierung aus Kupfer und Zinn, die zumeist nicht an der selben Stelle anzutreffen sind. In der Antike wurde Kupfer in Zypern und Vorderasien, Zinn in Spanien und Britannien abgebaut. In Deutschland fand man Kupfer in Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt und Zinn in Freiberg in Sachsen.

Also Kupfervorkommen die schon während der Bronze bzw. Kupferzeit (Endneolithikum) abgebaut wurden sind z.B. auch aus dem Gebiet der Alpen bekannt (Mitterberg und viele weitere prähist. Bergwerke in der Alpenregion). Des weiteren wird davon ausgegangen, momentan ohne Archäoemetrischen Nachweis, das auch im Bereich der Aunjetitzerkultur Kupfer abgebaut wurde.


Lesetipp:
Studien zur kupfer- und frühbronzezeitlichen Metallurgie zwischen Karpatenbecken und Ostsee / Rüdiger Krause
Suchtipp:
Ernst Pernicka
 
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