Eisenbahnen und Festungen im Ostkrieg 1914/17

Könnten die Brücken nicht provisorisch wieder hergestellt worden sein? Was ist mit der südlichen Umgehung?

Wie es mit einer südlichen Umgehung aussieht, weiß ich nicht (gerät man da nicht irgendwann in damals österreichisches Gebiet?)

Eisenbahnbrücken über die Weichsel aus der Zeit während und vor dem ersten Weltkrieg aus russ. verwaltetem Gebiet kenne ich nur in Warschau. Dort ist die recht breite (!!) und damals wie heute verwilderte Weichsel ein gravierendes Hindernis. Die gesprengten Brücken in Warschau rasch wieder provisorisch für Bahnverkehr nutzbar zu machen, war vermutlich nicht möglich. Gewiß wurden diese repariert - aber das dauerte lange. Auf einem deutschen Plan von Warschau von 1918 ist die Brücke wieder eingezeichnet (offenbar repariert? ich habe eine Reproduktion dieses Plans)
Ich werde in meinen Unterlagen gründeln und wühlen - irgendwo habe ich mal eine Kopie der Fotos von den gesprengten Weichselbrücken gescannt.
Über Bahnlinien aus der Zeit werde ich polnische Freunde und Kollegen befragen - das wird aber eine Weile dauern.
 
Wie es mit einer südlichen Umgehung aussieht, weiß ich nicht (gerät man da nicht irgendwann in damals österreichisches Gebiet?)
Da würde ich kein Problem sehen. :winke:

Auf einem deutschen Plan von Warschau von 1918 ist die Brücke wieder eingezeichnet (offenbar repariert? ich habe eine Reproduktion dieses Plans)
Das wäre doch des Rätsels Lösung. :devil:

Ein Hinweis auf eine Betrachtung Österreich-Ungarns:

Nabrdalik, Bartosz: Galizische Eisenbahnen- ein rein strategisches oder auch oekonomisches Unternehmen? Dissertation Wien 2010 (45MB)
 
Zuletzt bearbeitet:
Da würde ich kein Problem sehen. :winke:
man müsste halt schauen, ob und welche Bahnlinien es da gabt (Krakau-Warschau)

Das wäre doch des Rätsels Lösung. :devil:
ja, der Konjunktiv... ich hab grad nachgeschaut: ich habe Reprints von Warschauer Stadtplänen von 1919, 1938, 1942, 1943 - - kurzum: ich kann Dir nicht anhand der Pläne sagen, wann die gesprengte Warschauer Bahnbrücke wieder reaktiviert war.
 
Ja schon, aber die konnten sich doch nicht bis nach Charkow oder auf die Krim nageln(?).
Hat man da nicht vielleicht auch russische Technik übernommen? Mir persönlich erscheint es dann auch schon fast leichter, die eigenen Lokomotiven oder Wagongs auf die breitere Spur umzustellen.
Waren die Spuren in Finnland nicht auch russische Spurweite? Vielleicht haben Deutsche finnische Eisenbahntechnik übernommen(?) und dann für ihre Zwecke modifiziert.
Weiß da jemand etwas?
Bei Loks ist eine Umspurung (egal ob von Breit- auf Normalspur oder umgekehrt) eine große Aktion und benötigt speziell hergestellte Teile. Bei den wenigen Dieselloks mag es noch feldmäßig gehen, aber spätestens bei den Dampfloks müssen nicht nur die Räder auf den Achsen neu angebracht werden, es braucht auch Anpassungen bei der Steuerung, den Bremsen usw.
Speziell die Feuerbüchse lässt nicht viel Platz nach innen und die Außenzylinder dann nicht nach außen.
Ganz kompliziert wird es bei Lokomotiven mit Mittelzylindern...

Drehgestelle zum schnellen Wechsel gab es im 1. Weltkrieg noch nicht, es hätte auch zu wenig Güterwagen dafür gegeben.

Solwac
 
Wegen der schwierigen Verbindungslage:
Mir fällt da eine Episode ein, die sich zwar nach dem Waffenstillstand zutrug, doch im Osten schwiegen die Waffen 1919 ja noch lange nicht. Der von Deutschland gestützte, übrigens in Wiesbaden geborene, ukrainische Staatschef, Pawlo Skoropadskyj, benötigte für seinen Staat neue Banknoten. Allerdings gab es in der ganzen Ukraine keine geeigneten Druckmaschinen. Deshalb bat man das verbündete Deutschland, die nötigen Geldscheine zu drucken. Das Problem bestand dann, die in Kisten verpackten Noten in die Ukraine zu schaffen. Der Landweg über Polen, die Tschechoslowakei oder Rumänien war zu gefährlich, weshalb man das Geld auf dem Luftweg dorthin transportierte. Dafür nahm man die drei Staakener Riesenflugzeuge R-69, R-70 und R-71, vom Typ R XIVa, die im März 1919 nach Kameniec-Podlsk fliegen sollten.
Flugkapitän, Willi Polte, schrieb dazu: "Der erste Versuch war ein Fehlschlag. Drei Riesenflugzeuge vom Typ Staaken, die für Kriegszwecke gebaut worden waren, sollten hinunterfliegen. Die erste Maschine stürzte schon in Schlesien über den Waldgebieten von Ratibor brennend ab. Einige unversehrte Kisten wurden von der Bevölkerung geplündert. Das Papiergeld kusierte bald als 'wilde Währung', und man trieb damit einen schwungvollen Geldhandel, ohne die Zweckbestimmung dieser Währung zu kennen. Das zweite Flugzeug erreichte glücklich das Ziel, wurde aber auf dem Rückflug bei der Landung in Wien von den Allierten beschlagnahmt. Das dritte Riesenflugzeug musste kurz vor dem Ziel auf rumänischem Gebiet notlanden. Es verfiel ebenfalls der Beschlagnahme."

Zum Flugzeug; Spannweite: 42,2 m; Länge: 22,5 m; Startgewicht: 14,3 t; es besaß fünf Maybach-MbIVa Motoren mit jeweils 245 PS; Reisegeschwindigkeit: 120 km/h; Reichweite: 1400 km; Nutzmasse (die 6köpfige Mannschaft ist da schon abgezogen): 970 kg
 
In einem russischsprachigem Forum habe ich mal Fotos von Befestigungsanlagen einer Eisenbahnbrücke aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg gesehen. War hochinteressant da sehr anders als die mir bis dahin bekannten Werke aus dieser Zeit. So z.B. mehretagige turmartige Blockhäuser die sowohl die Flussebene wie auch den Bahndamm deckten. Mangels Sprachkenntnisse habe ich jedoch nur herauskriegen können, dass es irgendwo in Polen war (könnte der Niemen sein). Dummerweise habe ich kein Lesezeichen gesetzt.:hmpf:

Kann eigentlich jemand von uns genügend Russisch um danach zu Googeln? Mich würde es interessieren ob man etwas über diese Brückenverteidigungsanlagen finden könnte. Es war ein Forum über Festungsanlagen.
 
Mich würde es interessieren ob man etwas über diese Brückenverteidigungsanlagen finden könnte.

Modlin:
Brücke über die Narew
direkt an der Bahnlinie ein mehrgeschossiges Turmreduit
davor zum Flußufer hin eine kasemattierte Batterie/Flankierungsstellung

Warschau
Brücke über die Weichsel
die Bahnlinie verläuft zwischen der Zitadelle und den beiden Forts Traugutta und Legionow; das Fort Legionow, ebenfalls ein Turmreduit (Perpendikularreduit), erhielt zur Weichsel hin mit Hohltraversen versehene Stellungen zum Schutz (flankieren) der Brücke

In beiden Fällen befinden sich die Brücken im Inneren eines doppelten, weit ausgelagerten Festungsgürtels, also prinzipiell recht geschützt
 
Die Tschechische Legion brachte 1918 z.B. die Transsibirische Eisenbahn unter ihre Kontrolle.
tschechische-legion.jpg
230414_whiteartillerytrain.jpg

Die Sowjetmacht führte bis zum Frühjahr 1918 den für sie recht erfolgreichen Eisenbahnkrieg, wo es hauptsächlich um das schwerpunktmäßige Verschieben von Truppen ging. Die Eisenbahn spielte allgemein eine sehr große Rolle im Bürgerkrieg.
Warum sollten die Mittelmächte die Eisenbahn der Ukraine, die mit ihnen 1918 verbündet war, nicht einfach übernommen haben?
rckzugukraine1918qi5.jpg
kiew1918kd8.jpg
 
Modlin:
Brücke über die Narew
direkt an der Bahnlinie ein mehrgeschossiges Turmreduit
davor zum Flußufer hin eine kasemattierte Batterie/Flankierungsstellung

Warschau
Brücke über die Weichsel
die Bahnlinie verläuft zwischen der Zitadelle und den beiden Forts Traugutta und Legionow; das Fort Legionow, ebenfalls ein Turmreduit (Perpendikularreduit), erhielt zur Weichsel hin mit Hohltraversen versehene Stellungen zum Schutz (flankieren) der Brücke

In beiden Fällen befinden sich die Brücken im Inneren eines doppelten, weit ausgelagerten Festungsgürtels, also prinzipiell recht geschützt
Fort Traugutta und Legionow habe ich mir angesehen. Das sind Anlagen so ähnlich wie das Reduit Tilly in Ingolstadt oder die vielen "Malakoff" Türme die nach dem Krimkrieg gebaut wurden. Das was ich damals gesehen hatte waren jedoch modernere und vor allem kompaktere Werke, möglicherweise aus Stahlbeton und mit MG Scharten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das was ich damals gesehen hatte waren jedoch modernere und vor allem kompaktere Werke, möglicherweise aus Stahlbeton und mit MG Scharten.
Möglicherweise hast Du Bilder der russ. Festung Brest-Litowsk gesehen.

Denkbar aber wegen MG-Scharten in Beton ist, dass es sich um Fotos der polnischen Fortifikationen aus der Zwischenkriegszeit handelt, wenn nicht sogar spätere Bauten (z.B. gibt es einen skurrilen Betontunnel, quasi einen Eisenbahnbunker, mehrer Kilometer lang)
 
Warschau, die gesprengte Weichselbrücke (von den Russen bei der Aufgabe von Warschau gesprengt wurde) vom Fort Legionow aus gesehen, 1915
 

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