Ende des Mittelalters...

Hephaistos

Mitglied
Hi!
Ich wollte eigentlich nur fragen ob die Theorie mit dem: "Durch entdeckung amerikas" oder die "durch die Rückeroberung Spaniens" wahrscheinlicher ist. Das haben wir zwar grad mal in Geschichte durchgemacht, aber das Problem ist dass ich trotzdem noch daran zweifle.

Mein Lehrer (er ist ein sehr guter :rofl: ) ist der Meinung durch die Rückeroberung Spaniens. Er behauptet, dass einen Geschichtelehrer "auslachen" würden, wenn man Kolumbus sagt....

Was meint ihr?

MfG
 
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"So etwa zieht der Historiker zur Ermittlung der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit die durch Humanismus, Renaissance und Reformation in den Jahrzehnten um 1500/20 erreichte, aus einem Erkennen der inneren Reformbedürftigkeit des christlichen Lebens erwachsene Veränderung des allgemeinen Bewußtseins der Zeitgenossen, das bis dahin auf die Alleingültigkeit der römischen-christlichen Glaubenslehre beruht hatte, ebenso als Kriterium heran wie die Ausdehnung des geographischen Welthorizontes durch die Entdeckung der Neuen Welt, die wiederum die Verlagerung großer Teile des politischen Schwergewichtes aus Europas Mitte zum Westen zur Folge hatte."[1]

Ich glaube diese Zitat fasst eigentliche alle wesentlich Punkte der Forschung zusammen, die für einen Epochenwechsel sprechen. WEnn dein Geschichtlehrer von "auslachen" spricht, dann scheint er kein guter zu sein. Den zur Wissenschaft und zur Fachdiszplin gehört es auch andere Meinungen gelten zu lassen, auch wenn die für einen selbst abwegig erscheinen mögen. Außerdem hat er mit seiner Vernachlässigung von Kolumbus meines Erachtens Unrecht und ich glaube das dürfte auch der Großteil der Fachwelt so teilen.

[1]Hlawitschka, Eduard: Vom Ausklingen der fränkischen und Einsetzen der deutschen Geschichte. Ein Abwägen von Kriterien, in: Historische Zeitschrift, Beiträge zu mittelalterlichen Reichs-und Nationsbildung in Deutschland und Frankreich, Beihefte Bd. 24 (1997), S. 54.

Dieses Zitat wurde in einem anderen Zusammenhang verfasst, was aber nichts an seiner Gültigkeit verändert.
 
Hephaistos schrieb:
Hi!
Ich wollte eigentlich nur fragen ob die Theorie mit dem: "Durch entdeckung amerikas" oder die "durch die Rückeroberung Spaniens" wahrscheinlicher ist.

Mit Wahrscheinlichkeit hat das wenig zu tun - es ist reine Definitions- bzw. Konventionssache. Zudem muss man immer wieder betonen, dass es eine streng europäische Selbstbeschäftigung ist, ein Datum zu finden, das als Epochengrenze dienen könnte ...

Es geht m.E. dabei weniger darum, ein Ereignis zu finden, dass die weitreichendsten Folgen für die (europäische) Menschheit hatte, sondern eher darum einen "Angelpunkt" zu finden.

Für Europa würde ich jedes Datum zwischen dem Fall Ostroms 1453 und der Krönung Kaiser Karl V. 1520 akzeptieren. Je nachdem ob man die Kunst, die Wissenschaften, die Militärgeschichte, das politische Kräftespiel, die Religion, oder sonstwas in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt, erhält man unterschiedliche Grenzpunkte.

Um es zu veranschaulichen, könnte man jemanden danach fragen, wann er erwachsen geworden ist. Er würde die Stationen seines Lebens aufzählen, die ihn erwachsen werden ließen:

1. Als ich mein erstes Bier trank.
2. Als ich meine erste Freundin hatte.
3. Als ich Führerschein und Wahlrecht bekam.
4. Als ich von Zuhause auszog.
5. Beim Bund.
6. Als mein Vater schwer krank war.
7. Als ich mein erstes Geld verdient habe.
8. Als ich geheiratet habe.
9. Als mein erstes Kind auf die Welt kam.

Wir wissen zwar alle, was Jugend und Erwachsensein generell bedeuten. Wo aber die Grenze bei unserem hypothetischen Freund liegt, das ist Ansichtssache. Eigener Haushalt, eigenes Einkommen, Familiengründung, Lebeserfahrung, das ist alles wichtig, aber wo ziehe ich denn den Strich? Es bleibt subjektiv.

Und so bleibt der Strich unter dem Mittelalter ein frei schwebendes Konstrukt. Wenn Du Kolumbus auf dem Strand der Bahamas als Symbol für das Ende eines Zeitalters nehmen willst, dann ist das Dein gutes Recht. Es gibt da kein richtig oder falsch.
 
Pope schrieb:
Für Europa würde ich jedes Datum zwischen dem Fall Ostroms 1453 und der Krönung Kaiser Karl V. 1520 akzeptieren. Je nachdem ob man die Kunst, die Wissenschaften, die Militärgeschichte, das politische Kräftespiel, die Religion, oder sonstwas in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt, erhält man unterschiedliche Grenzpunkte.

Sehe ich auch so, erwähnenswert hier vielleicht noch :
.. die Entdeckung / Erfindung Gutenbergs der beweglichen Lettern dazu . Der Buchdruck steht für rasche Ausbreitung der Volksbildung .
Immer größere Schichten der Bevölkerung hatten Zugang zum Buch und damit zu Wissen erlangt.
Die Wissenschaften profitierten durch die beschleunigte Verbreitung ihrer Erkenntnisse . Alles Merkmale der Neuzeit. Überhaupt gab es doch starke regionale Unterschiede. Während in Italien schon die Stadtstaaten des 14.Jahrh. mit ihrerm effektiven Bankenwesen so manch andere europ. Region aus dem mittelalterl. Leben in die Neuzeit herausführte, gab es nördl. der Alpen teils noch lange nach 1500 mittelalterl. Lebensverhältnisse.

Interessant wäre noch in Renaissance-Italien die bewußt wahrgenommene Zeitenwende des "Sacco di Roma "1527, welche als das Ende einer Epoche verstanden wurde.
 
Ich das auch so, es gibt einige Ereignisse, bei denen man sagt, die haben die neue Epoche eingeleitet. Man kann ja nicht von heute auf morgen eine neue Epoche begründen, der Übergang Mittelalter- Frühe Neuzeit umfaßte ja eine Zeitspanne von ca. 80 Jahren (mal knapp gerechnet ;)). Das waren ja Veränderungen, die langsam von statten gehen. Aber ich würde auch Gutenberg dazu zählen, wie Acrimboldoe gesagt hatte, durch den Druck konnten viel mehr Leute erreicht werden, aber ich würde auch Kolumbus sagen (auch auf die Gefahr hin, dass ich ausgelacht werde, was ich aber nicht glaube ;)), da durch die Erschließung des neuen Kontinents neue Resourcen zur Verfügung standen, genauso wie ein neues Land, das besiedelt wurde. Der Fall von Konstantinopel, auch ganz wichtig, und vor allem der Thesenanschlag Luthers, der darf nicht vergessen werden, welche Konsequenzen der nach sich zog! Die bis dato monopolisierte Kirche ;) geriet ins Wanken, Glaubenskriege wurden ausgefochten usw.

Also ein echtes Ende des Mittelalters zu bestimmen ist und bleibt m.E. eine sehr schwierige Sache, weil so viel sich verändert hat - langsam, aber sicher...

Lieben Gruß :winke:
 
Wieso nennt man das Jahr 1500 als Ende des Mittelalters?

Ich habe schon überall im Internet rumgesucht aber ich kann mir nicht erklären, warum 1500 als Ende des Mittelalters genannt wird.
Ich muss bis nächsten Mittwoch konkrete Aspekte nennen warum 1500 gerade das Ende ist.

Habt ihr Ideen warum es so ist? Ich wäre sehr dankbar
 
Genau im Jahr 1500 war das Mittelalter nicht zu Ende. Epochenübergänge sind Kontrukte der Nachwelt und man sollte dabei besser von Zeiträumen sprechen, in denen sich was geändert hat und nicht versuchen alles an einem Jahr festzumachen.

Überleg einfach mal, was sich so um 1500 alles verändert hat im Vergleich zum Mittelalter und du kommst sicher auf einiges, was dafür spricht die Epochengrenze gerade in dieser Zeit anzusehen.

Ein Punkt: Entdeckung Amerikas 1492.
 
Überleg auch, was sich gesellschaftlich und kulturell um das Jahr 1500 (+/- 50 Jahre) getan hat. Ich denk da mal an Italien, besonders beim kulturellen Aspekt...
 
Ich habe schon überall im Internet rumgesucht aber ich kann mir nicht erklären, warum 1500 als Ende des Mittelalters genannt wird.
Ich muss bis nächsten Mittwoch konkrete Aspekte nennen warum 1500 gerade das Ende ist.

Habt ihr Ideen warum es so ist? Ich wäre sehr dankbar


Tela hat schon Gründe genannt, weshalb es sinnvoll ist, die Neuzeit mit dem neuen Jahrhundert beginnen zu lassen. Das Zeitalter der Entdeckungen, der Reformation und Gegenreformation, die Rezeption der Antike während der Renaissance, frühkapitalistische Wirtschaftsformen sind wichtige Ereignisse, die die Neuzeit makieren.

Ob es aber sinnvoll ist, gerade 1500 als Ende des Mittelalters anzusehen, ist fraglich.

Ein Epochenjahr, das gleichzeitig ein mittelalterliches Ereignis wie ein neuzeitliches aufweist, war sicher 1492. In diesem Jahr fiel Granada, die letzte Bastion der Mauren in Spanien, das die Reconquista beendete und gleichzeitig das neue Zeitalter der Conquista, der Eroberung der Neuen Welt einleitete.
 
@Wolfy

Meine Mitdiskutanten haben Dich schon auf den Begriff des "Epochenübergangs" hingewiesen der eben um 1500 datiert wird. Epochenübergänge werden an Ereignissen und den Beginn von Entwicklungen festgemacht, welche die vorangegangene Epoche von der nachfolgen Epoche unterscheiden. Einige wurden Dir schon benannt wie die Entdeckungs Amerikas, die Beendigung der Reconquista usw.

Scorpio stellte darüber hinaus richtigerweise auf die Unschärfe ab:

"Ob es aber sinnvoll ist, gerade 1500 als Ende des Mittelalters anzusehen, ist fraglich." Also, am 31. Dezember 1499 stießen die Menschen nicht auf das Ende des Mittelalters an ;)

Noch einige links:

Renaissance ? Wikipedia

Renaissance - Wikipedia, the free encyclopedia

Johannes Gutenberg ? Wikipedia

Vasco da Gama ? Wikipedia

Reformation ? Wikipedia

Erasmus von Rotterdam ? Wikipedia

Humanismus ? Wikipedia

Humanismus

Niccolò Machiavelli ? Wikipedia

Niccolò Machiavelli - Der Frst

Heliozentrisches Weltbild ? Wikipedia

Damit möchte ich es belassen. Was Dir deutlich sein sollte ist, daß ein Epochenübergang durch eine Vielzahl an Ereignissen, Entdeckungen und der Beginn von tiefgreifenden Entwicklungen (z.B. Reformation) gekennzeichnet ist. Solltest Du nicht klarkommen, schreib einfach.

M.
 
Zu bedenken ist natürlich auch noch, dass die Epochengrenze 1492/1500 nur auf Europa und Amerika passt, nicht aber auf andere Kontinente und ihre Kulturen.

In anderen Staaten verlief die Entwicklung teilweise sogar rückläufig: In gewisser Weise befand sich z. B. Japan im 16. Jhdt. schon mal in der Neuzeit (Feuerwaffen, Verfall des traditionellen Feudalsystems durch die Aufstellung von Ashigaru-Verbänden, etc.) und kehrte unter den Tokugawa wieder ins Mittelalter zurück, um dann erst in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. in der Meji-Zeit endgültig in der Neuzeit anzukommen.
 
Verstehe ich auch aber wieso nennt man gerade 1500 als etwaiges Ende ? Das kann ich mir nicht erklären
 
Gerade Wikipedia will ich nicht benutzen. Die Lehrer sehen diese "Quelle" nicht gerne ^^* Außerdem hab ich da schon nachgeschaut
 
Aber die Reformation war doch eher ab 1517 oder?
Genaue Aspekte wären wohl die Entdeckung Amerikas(Mit Erforschung) und das Ende der Reconquista ?
Es ist mir schon klar, dass viele Ereignisse passieren müssen ,damit es von einer Epoche zu einer anderen kommen würde. Aber es fehlt mir einfach an den wichtigen Aspekten warum es gerade um 1500 war.
 
1500 ist eine Annäherung, weil vor und nach 1500 sehr viel passiert ist, welches die mittelalterliche Welt nachhaltig verändert hat: Buchdruck, Entdeckung Amerikas, Reformation, Ende des byzantinischen Reiches etc.
 
Aber es fehlt mir einfach an den wichtigen Aspekten warum es gerade um 1500 war.

Ich glaube man sagt auch es ist 1500, weil es einfach eine runde Zahl ist, die man sich gut merken kann. Und natürlich, wie schon mehrfach erwähnt, passiert rund um dieses Jahr einfach sehr vieles.... wie El Quijote gerade gesagt hat. Wenn das alles ein paar Jahre später passiert wäre, hätte man halt vielleicht 1550 oder 1600 als Ende des Mittelalters markiert. Weils einfach eine gerade Zahl ist. Es geht hier nicht um eine genaue Zeitangabe, sondern um eine Orientierung.
 
@Wolfy

Ich finde das wirklich stark wie Du insistierst und ausgesprochen sympathisch. :)

Nicht der ist doof der etwas nicht versteht, sondern der, der es nicht erklären kann.

1. Quellen

Wikipedia ist nicht die Quelle, sondern eine Quelle mit der Du Dich in ein Thema einlesen kannst. In den Wiki-Artikeln findest Du zu Deinem jeweiligen Thema Stichpunkte, die Dir bei Deiner Recherche weiterhelfen können. Aber ich glaube, dieses hast Du schon sehr richtig verstanden.

2. Epochebegriff

Epoche ? Wikipedia

Klar, schon wieder Wikipedia. Der Epochenbegriff ist in der Geschichte, in der Kunstgeschichte ebenfalls - Caro - verwies darauf, ein sehr komplizierter Begriff. Die Epoche wird aus retrospektiver Sicht von Nachgeborenen vergeben, jedenfalls ist das meist so, insbesondere wenn es sich um Epochen mit hoher historischer Dimension handelt, wie z.B. die Epoche des Mittelalters. EQ verwies in #14 und #18 auf die gesellschaftlichen Umbrüche, die das Mittelalter von der späteren Zeit trennt. Alle die sich mit Geschichte beschäftigen erkennen innerhalb des historischen Ablaufes "Brüche", welche die gesellschaftliche Entwicklung tief prägen. Je weiter Du in der Zeit zurückgehst, desto länger wird der Zeitübergang von einer Epoche zur anderen, den Du konstatieren kannst. Hinzu kommen noch regionale und später dann nationale Unterschiede. Der Epochebegriff ist also von Unschärfen, insbesondere zeitlichen Unschärfen gekennzeichnet, umso mehr er in der Vergangenheit liegt.

In der Übertreibung liegt die Anschauung. Ich kann mir niemanden vorstellen der jemals rief: "Es lebe die neolithische Revolution", wohl aber jemanden der die deutsche Republik ausrief.

Da dieses nun einmal so ist, suchen Historiker in der Vergangenheit Anhaltspunkte, an denen sich die gesellschaftliche Entwicklung in einem Kuliminationspunkt befindet und die einen Epochenübergang bezeichnen können, in Deinem Fall der Epochenwechsel vom Mittelalter wird in Europa, vergl. #13 (außereuropäischer Raum), eben ca. 1500 angegeben, obwohl viele Ereignisse die den Epochenübergang kennzeichnen wie, die Eroberung von Konstantinopel deutlich vor 1500 stattfanden oder wie die Reformation, die deutlich nach 1500 ihren Ausgang nahm.

Sorry, das Medium "Forum" hat seine Grenzen, zu dem historischen Epochebegriff kannst Du bei vielen Philosophen nachlesen. Eine einfache Erklärung, insbesondere "warum jetzt?", wirst Du leider kaum finden. Hier mußt Du halt mit der Unschärfe leben.

M.
 
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