Und nochmals:
(Im folgenden wörtliche Zitate aus dem genannten Artikel, zur besseren Lesbarkeit nicht als "quote".)
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Bruno Wolters: Verbreitung amerikanischer Nutzpflanzen auf präkolumbischen Seewegen durch Indianer[/FONT]
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Auch im präkolumbischen Amerika gab es Handelsbeziehungen und Auswanderungen von Völkern auf dem Seeweg. Die ältesten Indizien für einen auf dem Seeweg verbreiteten Kultureinfluß liegen ab 2.200 v. Chr. vor, als von Westekuador initiierte Keramik im Valdivia-Stil (Valdivia-Kultur, 4.000 -1.600 v. Chr.) in Mittelamerika auftauchte und sich Einflüsse auch in der Kleidung, der Anlage von Schachtgräbern, im Terrassenfeldbau und durch Kupferäxte andeuteten (COE et al., 1991). (S. 3)[/FONT]
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Seehandel wurde aber weiterhin von Ekuador aus bis zur Ankunft der Spanier betrieben. Außer Flößen, aus dem leichten Balsaholz bis 20 Meter Länge gefertigt und mit Segel und Kajüte versehen, dienten auch große Einbäume ("Piraguas") mit längsseits angebrachten Brettern als Stabilisatoren mit Ausleger-Funktion als hochseefähige Fahrzeuge (OBEREM u. HARTMANN, 1982). (S. 4)[/FONT]
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Etwa vor 2.000 Jahren begann die Wanderung der Arawak vom Orinokogebiet her in Booten auf die Kleinen und Großen Antillen, wo sie um 700 n. Chr. Kuba erreichten (HABERLAND,1991). Offensichtlich haben sie Bittermaniok (Manihot esculenta) und Erdnuß (Arachis hypogaea) von Südamerika nach Westindien mitgenommen. Ein mexikanischer Einfluß macht sich bei den Arawak auf den Antillen nicht nur in der Anlage von rituellen Ballspielplätzen bemerkbar (COE et al.,1991; WILKERSON,1997 b), sondern auch durch einige mexikanische Kulturpflanzen: Paprika (Capsicum annuum), Gartenkürbis (Cucurbita pepo) und Baumwolle (die mexikanische Kulturart Gossypium hirsutum) (BRUCHER, 1989), die aus Yucatan bezogen worden sein müssen. (S. 4)[/FONT]
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Die aztekische Überlieferung der frühen Einwanderung von Nahuavölkern vor über 2.000 Jahren von Norden her in Booten über den Golf von Mexiko in das Land der Huaxteken und weiter nach Teotihuacán und Guatemala wird jetzt als im Kern authentisch angesehen (WILKERSON,1997 c). Dabei wurden zwar keine Nutzpflanzen verbreitet, aber es ist ein Beleg für frühe Schiffahrt auf dem Golf von Mexiko. Eine Handelsschiffahrt der Maya ist erst ab 1.000 n.Chr. beweisbar; sie reichte vom Huaxtekenland am Golf von Mexiko bis Honduras, möglicherweise auch bis Panama. (S. 4f)[/FONT]
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Der deutliche Einfluß der Veracruz-Kultur (300 - 1.100 n.Chr.) auf die Mississippi-Kultur (800 - 1.200 n.Chr.) und den Südosten Nordamerikas (WILKERSON, 1997 b) läßt annehmen, daß dabei auch raschwüchsige Maissorten (Zea mays) und die Gartenbohne (Phaseolus vulgaris), die im gleichen Zeitraum im zentralen und östlichen Nordamerika auftreten, entlang der Golfküste mindestens bis Louisiana auf dem Seeweg vermittelt wurden. Weil in Texas nur Jäger- und Sammler-Völker wohnten, ist der Landweg unwahrscheinlich. (S. 5)[/FONT]
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Linguistische und technologische Indizien (Kupfer als Werkstoff) sprechen für eine Einwanderung der Tarasken (Purépecha) aus dem pazifischen Südamerika nach Michoacán in Mexiko (SOTO NUÑEZ u.SOUSA,1995) - auf dem alten Seehandelsweg nach Westmexiko. (S. 5)[/FONT]
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Wo eine Seeverbindung zur Verfügung stand - am Pazifik ab 2.200 v.Chr. -, war der dazu parallele Landweg überflüssig und wegen seiner Langsamkeit nicht konkurrenzfähig. Nur wenige Nutzpflanzen dürften nach dem Beginn der Küstenschifffahrt noch zu Lande durch Mittelamerika in Richtung Mexiko oder Südamerika verbreitet worden sein. (S. 5f)[/FONT]
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Die deutlichsten Beispiele für eine Verbreitung auf dem pazifischen Seeweg sind Erdnuß (Arachis hypogaea), Kakaobaum (Theobroma cacao), Süßmaniok (Sorten von Manihot esculenta) und - als Ritual- und Arzneipflanze - der Stechapfel (Datura stramonium). Die auffälligen Lücken in der geographischen Verbreitung dieser Nutzpflanzen - beim Süßmaniok im pazifischen Kolumbien, der Erdnuß und dem Kakaobaum von Kolumbien bis Gua*temala oder Mexiko, beim Stechapfel fehlende arzneiliche Nutzung in Kolumbien und Panama - sind geradezu Beweise für die Existenz der präkolumbischen Küstenschiffahrt durch Indianer West-Ekuadors. Und die Batate (Ipomoea batatas; vgl.unten) kann nur auf dem Seeweg von Südamerika nach Ost-Polynesien gelangt sein. (S. 6)[/FONT]
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Die Erdnuß (Arachis hypogaea) stammt als Kulturpflanze aus Brasilien und Paraquay (BRUCHER,1989). Die ältesten archäologischen Belege sind datiert auf 2.000 v.Chr. in Bolivien (FRANKE,1997) und auf 1.900 v.Chr. Im peruanischen Küstenland (HABERLAND,1991). […] Die weitere Verbreitung der Erdnuß ist dann auf dem Landwege offensichtlich steckengeblieben. […] Im pazifischen Kolumbien lag nordwärts des von Westekuador her beeinflußten Küstengebiets der Provinz Nariño ein Gebiet mit Indianern, die offensichtlich wenig Pflanzenbau betrieben. […] Und an der Karibikküste ist Nordwest-Venezuela ein relativ trockenes Gebiet mit Dornstrauch- und Sukkulenten-Trockenwald (SEIBERT,1996) und damit ein Verbreitungshindernis für manche Nutzpflanzen, wie aus geographischen und klimatischen Gründen die Kordilleren. Die Erdnuß ist aber um 200 v.Chr. im Tal von Tehuacán in Mexiko belegt (HABERLAND, 1991), wohin sie wegen der kolumbianisch-mittelamerikanischen Verbreitungslücke nur auf dem pazifischen Seeweg gelangt sein kann. Erst später ist sie von den Arawak auf die Antillen gebracht worden und kann deshalb nicht von dort so früh nach Mexiko gelangt sein. (S. 6)[/FONT]
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Die Erdnuß ist ein klassisches Beispiel dafür, daß wie auch immer geartete Hindernisse (geographische, klimatische oder kulturelle) die Verbreitung einer Kulturpflanze auf dem Landweg blockieren können, - im Fall der Erdnuß für 2.000 - 3.000 Jahre (!). Diese Hindernisse sind aber auf Seewegen bequem umgangen worden, im Fall der 3.000 km langen Strecke Ekuador -Mexiko per Balsafloß oder Piragua mit einer nur etwa 4 - 5 Monate (!) dauernden Seefahrt. (S. 7)[/FONT]
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Die Verbreitung des Kakaobaums (Theobroma cacao ...) ist ein Parallelfall zur Erdnuß. Seine Heimat sind Amazonien und Guayana, wo es heute noch seine Wildform gibt […] Da T.cacao auf der pazifischen Seite der Kordilleren nicht einheimisch ist [...] und die beiden wildwachsenden Theobroma-Arten Westekuadors nur im nördlichsten Landesteil belegt sind (loc.cit.), müssen die Indianer evtl. schon der Valdivia-Kultur, spätestens der Chorrera-Kultur, Forastero-Mutanten über die Anden geholt und in Silvikultur gepflanzt haben. (S. 7)[/FONT]
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Zwischen Ekuador und Guatemala existiert weder wilder T.cacao noch eine primitive Kulturform. Im Gebiet der präklassischen Maya-Kultur ist Kakao ab 500 v.Chr. nachgewiesen; Linguisten schreiben dem Wort "kakawa" für Kakao in den Mixe-Zoque-Sprachen, zu denen sehr wahrscheinlich auch das Olmekische gehörte, ein Alter von 3.000 Jahren zu (COE u.COE,1996). Vom Maya-Gebiet aus st der Criollo-Kakaobaum dann bis Costarica und Westmexiko verbreitet worden. Die Maya haben den Criollo-Kakao auf höheren Coffeingehalt gezüchtet (0,33-1,70%; DUKE, 1986; HAMMERSTONE et al.,1996), während der Forastero nur 0,1% Coffein enthält, neben Theobromin bei beiden als Hauptsubstanz. (S. 8)[/FONT]
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Insgesamt sind es mindestens 13 Nutzpflanzen-Arten, die wahrscheinlich oder gewiß innerhalb des präkolumbischen Amerika von Indianern streckenweise über Seewege verbreitet wurden: Erdnuß (Arachis hypogaea), Kakaobaum (Theobroma cacao), Maniok (Manihot esculenta; süße und bittere Sorten), großkörnige Maissorten (Zea mays), Gartenbohne (Phaseolus vulgaris), mexikanische Baumwolle (Gossypium hirsutum), Paprika (Capsicum annuum), Avocado (Persea americana), Cherimoya (Annona cherimola), Gartenkürbis (Cucurbita pepo), beide Tabakarten (Nicotiana tabacum; N.rustica) und Stechapfel (Datura stramonium) sowie eventuell noch weitere (Papaya ? Ana*nas ?); und dazu die Batate (Ipomoea batatas) nach Ost-Polynesien. Die präkolumbische Seefahrt der Indianer gehört zu deren großen Leistungen. (S. 13)
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Ebenfalls aufschlußreich zu lesen diese ältere Publikation:
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http://www.archive.org/stream/dieschiffahrt00frierich/dieschiffahrt00frierich_djvu.txt [/FONT]
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Die Schiffahrt der Indianer
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Von
[FONT=Arial, sans-serif]Dr. Creorg Friederici [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Stuttgart [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]Verlag von Strecker & Schröder [/FONT]
[FONT=Arial, sans-serif]1907 [/FONT]
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Es handelt sich um eine eingescannte unkorrigierte Version, die aber trotz der enthaltenen Scanfehler lesbar ist. Friederici erwähnt noch ein weiteres Beispiel für eine ausgeprägte Küstenschiffahrt: die Tupi an der Atlantikküstein Brasilien, die von den Portugiesen gerne als Lotsen eingesetzt wurden.
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