Der Mittelmeerhandel war schon zu byzantinischen Zeiten weitgehend ein Monopolhandel. Von europäischer SEite aus hatten Venezianer und Genuesen hier den Löwenanteil des Seehandels (die einzige Form nennenswerte Mengen zu transportieren, im Gegensatz zum reinen Luxushandel auf der Seidenstraße - verkürzt gesagt) über Privilegien in der Hand. Nachdem die Türken alle orientalischen Häfen in ihrer Gewalt hatten, ließ sich der Sultan SEINE Monopolstellung ebenfalls gut vergüten. Dazu nutzten die Türken gerne den Boykott als Waffe. Das ist besonders effektiv, wenn auf der Gegenseite ebenfalls kein freier Handel existiert, sondern eifersüchtig auf Privilegien geachtet wird...
Im übrigen wundere ich mich über die Aufgabenstellung des Lehrers. Er verwischt ständig Erwartungen mit Absichten und Ergebnissen und projeziert dann noch moderne, im Abstand der Geschichte gewonnene Erkenntnisse hinein. Das ist imho völlig ahistorisch, zumindest in der oben angeführten Form.
* Die Europäer wollten wieder zugriff auf Luxusgüter des Orients bekommen. Die relativen Massengüter darunter wie etwa die Gewürze hatte man ohnehin nie in ausreichender Menge bekommen...
* Im Zusammenhang mit Indianern (warum sagt er Indio? Das Wort ist nicht Deutsch und ist im Zusammenhang mit Indern auch nicht klarer als Indianer!) gilt die Devise: Sehen was zu holen ist. Immer genommen wird Edelmetall. Dazu wurden die Waren der Einheimischen geprüft ob sich nicht eine Nachfrage damit in Europa erwecken ließ. Beispiel sind vor allem der Tabak und später der Kakao. Das aus europäischer Sichtweise.
Bei den Indianern dürften Neugier und ein wenig entwickeltes Verhältnis zu persönlichem Besitz eine Rolle gespielt haben. Bei den präkolumbianischen Hochkulturen sieht das anders aus...
Doch schon der Umfang dieses, tatsächlichen Handels reichte nicht ihn wirklich lukrativ zu machen. Erst indem die Karibik zum Gewächshaus für Luxuswaren (das wiederum gelang nur indem der Seeweg nach Indien tatsächlich üm Afrika heraum erschlossen wurde und die folgenden Pflanzen überhaupt für europäisch geführte Plantagen zur Verfügung standen..)
Zuckerrohr (vorher nur auf Zypern), Gewürze, Baumwolle...
Auch dies alleine (geeignete Flächen in der Karibik, Zugriff auf asiatische Nutzpflanzen) hätte niemals gereicht einen effektiven Welthandel aufzubauen. Es wurde der dritte Kontinent Afrika, der bislang nur auf dem Weg nach Indien hinderliche Klotz, als Lieferant für menschliche Arbeitskraft erschlossen.
* Afrika: Nur hier errichteten die Europäer bis ins 19te Jahrhundert hinein nicht viel mehr als Handelsposten und strategische Stützpunkte. Hier findet man am ehesten das was dieser Lehrer wohl unter >statt auf gewalttätigem Weg den Kolonialpolitischen u religiösen Führungsanspruch einzuflößen hätten die Abendländer es gewaltfrei mit theologischen u juristischen Argumenten versuchen sollen< versteht.
Hier blieb der level tatsächlich kaum über normalem Tauschhandel. Die Kaufkraft der Eingeborenen blieb gering. Frühe Versuche von Protektoraten/Kolonien wie der Portugiesen im Kongo blieben wegen fehlender Attraktivität im frühen Stadium stecken. Das Einzige, was Afrika scheinbar bereitwillig bot waren billige Arbeitskräfte = Sklaven! Diese Ware hatte man an der ostküste Afrikas wieder neu erschlossen, denn dort durchtrennten die portugisischen Flotten den etablierten islamisch/arabischen Sklavenhandel über See vom Jemen bis Tansania - dabei war die Sklaverei zu diesem zeitpunkt in Europa selbst ohne Bedeutung. In wirklichen Wettstreit mit dem Islam um die 'Seelen der Eingeborenen' trat das Christentum nicht ein!
Entgegen vieler Darstellungen reichte es in Westafrika die Stämme im Austausch gegen Waffen und Handelsgüter gegeneinander aufzubringen. Die Afrikaner erledigten die Sklavenjagd überwiegend selbstständig im Kampf gegen ihre Rivalen und tauschten sie an europäischen Handelsstützpunkten gegen deren Waren ein. Das 'Rote Gold' war eigentlich als Verlegenheitsgeschäft gestartet worden, da Westafrika ideal liegt um von dort aus Südamerika und die Karibik mit Segelschiffen anzusteuern.. Es wurde erst lukrativ durch den Anbau von Nutzpflanzen in der Karibik, die man in der ganzen Welt zusammentrug. Was ich hier so nüchtern feststelle ist eines der beschämensten Kapitel an der europäischen Expansion dieser Zeit.
* Mit 'friedlichen Mitteln' eine Expansion nach Westen zu dieser Zeit ist so etwas von ahistorisch das es mich schaudert! Es war eine Zeit rohester Gewalt in Europa UND der härtesten religiösen Differenzen seit Jahrhunderten! Der Konflikt Christentum <-> Islam wurde mit dem Vordringen der Türken nach Europa sowohl theologisch als auch kriegerisch auf das Äußerste geführt. Die Thesen Martin Luthers und seiner rebellischen Vorgänger spalteten die bisherige katholische Christenheit, die mit dem Niedergang von Byzanz vielleicht im Gegenteil auf einen Triumph ihrer bisherigen Definition gehofft hatte... Entsprchend Blutig wie kaum zuvor wurden abweichende Ansichten innerhalb des Christentums bekämpft. Der 30jährige Krieg ist das beste Beispiel dafür, steht aber nicht alleine da! Innerhalb Europas war der Kampf um die Vormachtstellung von Dynastien (Habsburger oder Valois/Bourbonen) entbrannt, dazu kam eine um sich greifende nationale Emanzipation und bürgerliche Gesellschaftsbildung (niederländische Revolution, englische Revolution, Hussitenaufstand in Bähmen....), wobei sich diese Konflikte ständig überlappten.
Die Europäer führten gefährliche und sehr teure Fahrten über den Atlantik durch. Die seemännische Technik von Weltreisen war längst nicht ausgereift. Man verfügte eben über genug Know how um andere Weltteile zu erreichen und wieder zu finden. Erst indem sich der beabsichtigte finanzielle Erfolg einstellte wurden wirtschaftlichere Techniken erfunden. Ein reiner Tauschhandel mit Naturvölkern hätte niemals einen ausreichenden Anreiz dafür bieten können. Die Konkurrenz zwischen den Europäern aus den genannten religiösen, dynastischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen erst setzte die entsprechenden Energien frei die amerikanischen Unternehmungen vergleichsweise Intensiv anzugehen.
Mich würde das Ergebnis dieser schulischen Aktion interessieren. Die genannten Stichpunkte haben mich zu einer etwas heftigen Reaktion gereizt, mit den entsprechenden Zuspitzungen.
Vereinfacht gesagt wurde jeder Erdteil anders behandelt:
Amerika wurde unterworfen und zum Experimentierfeld für die Produktion neuer Handelswaren, Gesellschaftsformen (viele ambitionierte, aber gescheiterte Visionen schon während der Kolonialzeit) und machtpolitischer Expansion.
Asien/Indien blieb DER Handelspartner. Hier wurde die Masse des Kapitals investiert und brachte die besten Renditen. Der ambitionierte Versuch der Jesuiten in Japan, Fernost und sonstwo christliche Vorposten ohne koloniale Unterwerfung zu errichten, scheiterte überall nach teils erdrutschartigen Anfangserfolgen (anfangs weitgehende Christianisierung von Japan). Hier blieb Diplomatie, wenn auch meist bewaffnete Träger der europäischen Expansion. Das ging nicht ohne direkte Einbindung von Eingeborenen. Die Güter Asiens waren der Motor der Expansion Europas!
Afrika: Aus einem lästigen Hinderniss wurde ein Reservoir für Arbeitskräfte im amerikanischen Experimentierfeld. Obwohl gerade im günstig gelegenen Westafrika erhebliche Goldvorkommen schon seit der Antike in den Mittelmeerraum gehandelt wurden, blieb die Bedeutung wirklicher Handelswaren dieses Kontinents erheblich hinter seiner Bedeutung als Sklavenmarkt zurück. Religiöses Engagement fand nicht nachhaltig oder ambitioniert genug statt. Als Besitz galten diese Lande weitgehend wertlos.