Es gibt die marxistische These, dass der Faschismus der Nothebel des Kapitalismus ist, um die Gesellschaftsformation am Leben zu erhalten (Um sie kurz zu umreißen). Einige kennen diese These vielleicht.
"Aufhaltung des wirtschaftlichen Zerfalls durch Machtmittel", so auch "Faschismus als Waffe des Kapitals" (Mussolini in Italien, die befürchtete "Regierung Stinnes" in Deutschland): Radek 1922/23.
http://www.geschichtsforum.de/f66/faschismus-als-ideologie-des-kapitalismus-17434/
Dagegen die Analysen Trotzkis auf dem III. Komintern-Kongress: in Italien wird die Ablösung des Faschismus durch die Diktatur des Poletariats nicht gelingen können, da der Faschismus schneller zerfalle als die kommunistische Partei Italiens erstarke: prognostiziert wird eine Zwischenphase der Reformisten des Kapitalismus: "Die Offensive des Kapitals 1921 - 1923". Verbunden mit Kritik an der KPI, sich nicht mit den Faschisten zu verbrüdern (Zinov).
Streit herrschte also darüber, ob der Faschismus
Teil der Revolutionierung sei - als letzte Waffe des Kapitals (Radek) - oder
Antwort/Ergebnis der Revolutionierung in Konkurrenz zur Diktatur des Proletariats (Trotzki/Zinov).
Die Nachkriegsdoktrin lief dann auf die erste Alternative hinaus, unter dem Eindruck der Ereignisse:
"England, Frankreich und die USA hatten gehofft, durch die Politik der Befriedung die imperialistischen Widersprüche zwischen ihnen (=alte imperialistische Mächte) und der faschistischen Mächtegruppe (=neue imperialistische Mächte) überbrücken zu können. Verblendet vom Klassenhass gegen die UdSSR, wollten sie die Kräfte der faschistischen Reaktion gegen den Fortschritt lenken, um das sozialistische Land zu vernichten ... Die amerikanischen und britischen Monopole hatten Deutschland geholfen, wiederaufzurüsten und eine gewaltige Kriegsmaschinerie zu schaffen. ...Sie machten damit den Weg für den Aggressor frei und lieferten eine Reihe europäischer Länder den Faschisten aus. ...
Die Neuaufteilung der imperialistischen Welt .... beseitigte nicht nicht Widersprüche, die zum Ersten Weltkrieg geführt hatten, im Gegenteil, sie schuf alle Bedingungen für eine weitere Verschärfung der Widersprüche und für einen neuen zusammenstoß. Die allgemeine Krise des Kapitalismus, die sich im Ergebnis des Ersten Weltkrieges und des Sieges der Oktoberrevolution entwickelt hatte, vertiefte alle inneren Widersprüche des kapitalistischen Systems. Besonders scharfe Widersprüche traten zwischen den alten und den jüngeren imperialistischen Mächten aufdie sich infolge der Ungleichmäßigkeit nach vorn schoben, sowie zwischen den Siegerstaaten und den besiegten Ländern, die nach Revanche lechzten."
Boltin/Telpuchowski, Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion, Band 1.