Gast schrieb:
Guten Tag!
Ich schreibe eine Arbeit über "Enstehung neuer Unternehmensformen im Zuge der Industrialisierung und wirtschaftliche Zusammenschlüsse: Aktiengesellschaften, Syndikate, Kartelle usw."
Leider finde ich keine geeingneten Quellen, weder im Internet noch in der Literatur!
Wo kann ich diese finden? Kennen sie Literatur?
besten Dank P. Knorke
Ich kann mir einen kleinen Exkurs nicht verkneifen, nachdem ich doch immer wieder mit dem Thema zu tun habe:
Die Urformen der Aktiengesellschaft entstanden in dem Zeitraum, den wir heute Protoindustrialisierung nennen: die
Verenigde Oostindische Compagnie (1602) in den Niederlanden und die britische
East India Company. Schon hier begegnen wir den beiden Hauptmotiven, eine Aktiengesellschaft zu begründen: die Aufbringung eine großen Menge an Kapital und die Risikostreuung auf eine Vielzahl von Investoren. Diese partizipieren nach ihrem Kapitalanteil am Erfolg des Unternehmens - und ihr der Wert ihres Anteils stiegt mit dem Unternehmenswert. Hier liegt auch einer der wichtigsten Unterschiede zu einer anderen kollektiven Gesellschafts- und Unternehmensform begründet - der Genossenschaft - deren Anteilswert eben nicht mit dem Unternehmenswert steigt. Sind diese etwa an einer Börse frei handelbar, spiegeln sich in den Börsenkursen die Erwartungen der Investoren in den Wert eines Unternehmens wieder. Wiewohl der Aktienhandel damals hauptsächlich eine Sache der wohlhabenden Schichten war, so bestand auch für einfache Menschen die Möglichkeit der Investition oder besser gesagt Spekulation. Zum Teil mit absurden Ausprägungen, wie es die Hausse um die
Compagnie Perpétuelle des Indes in Frankreich zeigt.
Sprung zur Industrialisierung:
Im Lauf der Industrialisierung stieg der Kapitalbedarf von Unternehmungen (wie etwa der Bau einer Eisenbahnstrecke) strark an, sodass einzelne Wohlhabende und sogar ganze Staaten diesen nicht mehr tragen konnten (und das Risiko auch nicht tragen wollten). Die Aktiengesellschaften gewannen dadurch an Attraktivität.
Ich kann hauptsächlich Beispiele aus Österreich nennen, an denen sich die Unternehmensorganisation während der Industrialisierung widerspiegelt. Herausragend im Industrialisierungsprozess der Donaumonarchie war der Industrielle
Karl Wittgenstein (sein Sohn ist der Philosph Ludwig Wittgestein), der nicht nur eines der größen Stahlunterehmen der Monarchie gründete, das in seiner vertikal integrierten Unternehmensstruktur für eine rückständige Wirtschaft wie es die österreichische damals war, herausragend war. 1877 gründete er das österreichische Eisenbahnkartell und mit der Übernahme der Alpinen Montangesellschaft erlangte er endgültig die Kontrolle über den Eisen- und Stahlmarkt in Österreich-Ungarn. Ziel der Kartellierung war die Aufteilung des freien Wettbewerbs, die Einschränkung der Produktion und die daraus resultierenden hohen Preise. Grob gesagt also eine Monopolisierung gegen den freien Wettbewerb zur Bereicherung der Eigentümer.
Abgesehen von den großen Überblickswerken - die aber eben nur einen Überblick geben können - kann ich vor allem wirtschaftshistorische Tagungsberichte und Aufsatzsammlungen empfehlen. Dort verstecken sich die meinest Perlen zu deinem Thema.