Erfolg der Dreigroschenoper

Libea

Neues Mitglied
Hallo,

ich habe als Thema für eine Präsentationsleistung "warum die dreigroschenoper so erfolgreich war" und irgendwie fällt es mir schwer ins Thema einzusteigen...
Hat jemand einen Tip für mich wie ich passende Bücher finden kann?
Danke + LG
Libea
 
Aber ist das epische Theater wirklich ein Grund für den Erfolg der Dreigroschenoper?
Ich denke schon. Allein dadurch, dass der Zuschauer sich im epischen Theater nicht in eine Gefühlswelt flüchten kann, sich durch die Art der Darstellung nicht mit den Gefühlen der Akteure in dem Maße identifizieren kann, wird er durch den so hervorgerufenen distanzierten Blick von außen auf das Geschehen direkt zur Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Zuständen der Weimarer Republik geführt.
Die Musik Kurt Weills in Verbindung mit den Brechtschen Texten scheint mir aber ein noch größerer Erfolgsfaktor zu sein.
Sie setzt mit schlichten, eingängigen Melodien einen deutlichen Kontrast zur Sozialkritik Brechts.

Libea, Du solltest Dich im Zusammenhang mit Brecht neben dem "epischen Theater" mit den Begriffen "No-Theater" und "Verfremdungseffekt" auseinander setzen.
 
Ich denke schon. Allein dadurch, dass der Zuschauer sich im epischen Theater nicht in eine Gefühlswelt flüchten kann, sich durch die Art der Darstellung nicht mit den Gefühlen der Akteure in dem Maße identifizieren kann, wird er durch den so hervorgerufenen distanzierten Blick von außen auf das Geschehen direkt zur Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Zuständen der Weimarer Republik geführt.

So viel zur Theorie Brechts. Aber macht das auch den Erfolg des epischen Theaters aus? Darum geht es ja. Und ist es nicht viel natürlicher, sich mit Figuren zu identifizieren, als sich von ihnen zu distanzieren?
Will der Theaterbesucher sich überhaupt auseinandersetzen oder will er nicht viel leiber nach einem anstrengenden Arbeitstag eine nette Geschichte erzählt bekommen?
 
So viel zur Theorie Brechts. Aber macht das auch den Erfolg des epischen Theaters aus? Darum geht es ja. Und ist es nicht viel natürlicher, sich mit Figuren zu identifizieren, als sich von ihnen zu distanzieren?
Will der Theaterbesucher sich überhaupt auseinandersetzen oder will er nicht viel leiber nach einem anstrengenden Arbeitstag eine nette Geschichte erzählt bekommen?
Aber die Dreigroschenoper ist doch bis heute ein Erfolgsschlager.:S
 
Aber die Dreigroschenoper ist doch bis heute ein Erfolgsschlager.:S

Mag ja sein. Aber liegt das wirklich an den Elementen des epischen Theaters (die in anderen Brecht-Stücken m.E. viel stärker zum Tragen kommen), wie behauptet wurde? Oder liegt das nicht eher z.B. an eingängigen Songs?
 
Mag ja sein. Aber liegt das wirklich an den Elementen des epischen Theaters (die in anderen Brecht-Stücken m.E. viel stärker zum Tragen kommen), wie behauptet wurde? Oder liegt das nicht eher z.B. an eingängigen Songs?
An beidem, wie ich in Beitrag Nr.5 schon geschrieben habe. Ich denke, der Erfolg liegt jedoch nicht ausschließlich in der Musik begründet.

Es ging Reinecke m.E. darum im epischen Theater einen und nicht den alleinigen Grund für den Erfolg zu sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was am epischen Theater macht es denn aus, dass die Dreigroschenoper so populär ist? Und warum sind andere Stücke Brechts, die in sehr viel stärkerem Maße dem epischen Theater verpflichtet sind, nicht so erfolgreich?
- Die heilige Johanna der Schlachthöfe
- Der unaufhaltsame Aufstige des Arturo Ui
- Herr Puntila und sein Knecht Matti
- Der gute Mensch von Sezuan
etc.
 
Gegenfrage:
Warum ist "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" dann bei den eingängigen Melodien nicht ebenso erfolgreich?
 
Hallo,
schön das es bei euch genau um das kreist was ich mich auch überlege ...
Wobei ich denke das es eine Mischung aus beiden war bzw ist.
Mir würde kein Stück einfallen das beides so gut verbindet wie die Dreigroschenoper.
Mein Problem ist tatsächlich noch die Darstellung - schliesslich soll am Ende eine 15minütige Präsentation(mediengestützt) werden.... Die Darstellung der Lebenssituation der Bevölkerung mit Folien ist das eine aber damit bekomme keine 15min rum.
Das anschliessende Fachgespräch macht mir weniger Sorgen, aber bei der Präsentation habe ich irgendwie ne Blockade...
Jemand eine Idee?
 
Mir scheint die Frage schwer zu beantworten.

Ich denke einfach, dass Brecht die Motive der "Beggar's Opera" geschickt in die Gegenwart der Weimarer Republik zu transferieren wusste.
In der "Beggar's Opera" haben wir ebenfalls eine gewichtige Rolle der Musik, arrangiert von Pepusch teilweise mit zeitgenössischen Opernkompositionen und teilweise mit Volksliedern, für den Erfolg.
Obendrein war es auch in der "Beggar's Opera" nicht eben gegeben, dass man Identifikationsfiguren vorgesetzt bekam. Captain Macheath ist ein moralisches Schwein, der sowohl ein kaltblütiger Raubmörder ist als auch ein Frauenbetrüger. Seine Gegenspieler haben ebenso wenig moralische Hemmungen, arbeiten je nachdem, was mehr Profit einbringt, entweder mit den Ganoven oder der Strafverfolgung zusammen. Die beiden weiblichen Hauptfiguren Lucy Lockit und Polly Peachum sind entweder durch ihre Boshaftigkeit (Lucy) oder durch ihre Naivität oder Dummheit ebenfalls wenig vorbildhaft. Welche Frau möchte schon gern eine dümmliche Polly sein? Zugleich werden die politischen Missstände in der Zeit von Robert Walpole. Der damalige Erfolg des Bühnenwerkes von John Gay entsprang letztlich wohl auch der Häme der Zeitgenossen über die Zustände und zugleich dem Geschick der Macher, den Geschmack der Zielgruppe exakt zu treffen.

Für meinen Geschmack ist "The Beggar's Opera" gelungener. Andererseits mag für heutige Kulturliebhaber die Kritik des Stoffes zu sehr in der Entstehungszeit des Werkes verhaftet sein, während die "Dreigroschenoper" Motive enthält, die man vielleicht auch in der neoliberalen Jetztzeit für passend hält.
Musikalisch traf Weil wahrscheinlich den Nerv seiner Zeit. Vielleicht hatte das Publikum damals auch die Operetten eines Franz Lehár und die zeitgenössischen Libretti satt. :grübel:
 
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