Erfolgsgeheimnis der slawischen Sprachen?

Maglor

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Jeder, der sich ein wenig mit den Sprachen und Völkern Europas auseinandergesetzt hat, weiß, dass die meisten heutigen Osteuropäer slawische Sprachen sprechen.
Noch erstaunlicher ist jedoch, dass die Ausdehnung des slawischen Sprachraums einst größer war, weiter westlich bis an die Elbe.

Die Slawen rückten aber erst während der Völkerwanderung nach Süden und Westen vor. Anders als den Germanen, die im Grunde nur England dauerhaft germanisieren konnte, gelang es aber den Slawen die dort vorgefundende Bevölkerung zu slawisieren.
Und das gelang ihnen in diesen Ländern, auch wenn sie dort nicht die herrschende Ethnie bildeten, sondern von sich beispielsweise awarischen oder proto-bulgarischen Herrscher führen ließen. Wie konnte sich ihre Sprache durchsetzen, war doch weder die Sprache der "Ureinwohner" noch die des Herrschergeschlechts?

Ich stelle hier einmal die These auf, dass dies an der Besonderheit der slawischen Sprache liegt.
Interessant ist, dass den slawischen Sprache von seiten der Kirche ein Sonderrecht zugesprochen wurde. Die slawische Sprache wurde schon früh zur Liturgie-Sprache erhoben, einen Status den im Europa des Mittelalters sonst nur Latein und Griechisch erhalten.
Allerdings gab es nicht nur bei den Ostslawen eine slawische Liturgie, nein einst gab es auch im Westen Kirchenslawisch.
Im 9. Jahrhundert entwickelten der christlichen Legende nach die Heiligen Kyrill und Method die Glagoliza, eine Schrift für die Slawen, die sie missionierten. Nun konnten sie die Bibel ins Slawische übersetzen und auch slawisch predigen. Sie missionierten im Großmährischen Reich und dessen Zentrum war Mähren, also die Slowakei.

Erhielt so die slawische Sprache eine Art Heiligenschein, der ihr letzlich zum Durchbruch verhalf?
 
Erhielt so die slawische Sprache eine Art Heiligenschein, der ihr letzlich zum Durchbruch verhalf?

Sprachentwicklungen und warum sich die eine Sprache durchsetzt, die andere aber nicht, finde ich immer spannend.

Für die Religion als Sprachtreiber gibt es einige Beispiele, Sanskrit, vielleicht auch arabisch und Luther hat mit seiner deutschen Bibelübersetzung dazu beigetragen, dass deutsch eine gemeinsame Sprache wurde.
Ob die frühe Nutzung als Kirchensprache nun die slawischen Sprachen allgemein bevorzugte, müßte man näher untersuchen.
Müßten die Sprachen dann nicht einheitlicher sein? Es gibt in dem Raum doch einige Ausnahmen, rumänisch und das berühmte ungarisch :winke:.

Als die slawischen Sprachen bis an die Elbe gesprochen wurden etwa bis ins frühe Mittelalter begann die Christianisierung erst, kann es da schon eine slawische Lithurgie gegeben haben?
 
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Jeder, der sich ein wenig mit den Sprachen und Völkern Europas auseinandergesetzt hat, weiß, dass die meisten heutigen Osteuropäer slawische Sprachen sprechen.
Noch erstaunlicher ist jedoch, dass die Ausdehnung des slawischen Sprachraums einst größer war, weiter westlich bis an die Elbe.

Der slawische Sprachraum reicht auch heute bis an die Elbe, nicht nur in Tschechien, sondern auch im sorbischen und wendischen Gebiet (Ich weiß, ich bin ein alter Schlauschieter!).

...gelang es aber den Slawen die dort vorgefundende Bevölkerung zu slawisieren.
Und das gelang ihnen in diesen Ländern, auch wenn sie dort nicht die herrschende Ethnie bildeten, sondern von sich beispielsweise awarischen oder proto-bulgarischen Herrscher führen ließen.
Die Herrscher mögen hier zwar die Turkvölker gewesen sein, aber die Bevölkerungsmasse, also das vorherrschende Volk stellten dann wohl doch Slawen. Kleine Begriffsverwirrung. ;)


Wie konnte sich ihre Sprache durchsetzen, war doch weder die Sprache der "Ureinwohner" noch die des Herrschergeschlechts?

Ich stelle hier einmal die These auf, dass dies an der Besonderheit der slawischen Sprache liegt.
Interessant ist, dass den slawischen Sprache von seiten der Kirche ein Sonderrecht zugesprochen wurde. Die slawische Sprache wurde schon früh zur Liturgie-Sprache erhoben, einen Status den im Europa des Mittelalters sonst nur Latein und Griechisch erhalten.
Allerdings gab es nicht nur bei den Ostslawen eine slawische Liturgie, nein einst gab es auch im Westen Kirchenslawisch.
Im 9. Jahrhundert entwickelten der christlichen Legende nach die Heiligen Kyrill und Method die Glagoliza, eine Schrift für die Slawen, die sie missionierten. Nun konnten sie die Bibel ins Slawische übersetzen und auch slawisch predigen. Sie missionierten im Großmährischen Reich und dessen Zentrum war Mähren, also die Slowakei.

Erhielt so die slawische Sprache eine Art Heiligenschein, der ihr letzlich zum Durchbruch verhalf?

Nicht der "Heiligenschein", sondern der Umstand, dass das Slawische als Missionssprache auch zur Schriftsprache wurde, dürfte für ein entsprechendes Prestige gesorgt haben. Es wäre interessanter warum Kyrill und Method das Slawische als Missionssprache ausgewählt haben. Das lohnte sich doch nur, wenn das Slawische sowieso schon im Vormarsch war oder sich schon weitgehend durchgesetzt hatte (dass es sich nicht vollkommen durchgesetzt hatte wissen wir daher, dass die balkanromanischen Sprachen z.T. bis heute überlebt haben). Ich halte es für einigermaßen erstaunlich, dass eine so komplizierte Sprache wie das Slawische sich durchsetzen konnte, nicht nur wegen der teilweise schwierigen Laute (obwohl dies wohl eher eine Sache der Sozialisation ist), sondern vor allem wegen der vielen Fälle, die - wie ich hier im Forum gelernt habe - im Makedonischen und Bulgarischen nicht erhalten sind, in den übrigen slawischen Sprachen aber zwischen acht und zehn liegen (zum Vergleich: das Deutsche hat vier Fälle, das Lateinische sechs und die romanischen Sprachen i.d.R. drei).
 
Ich weiß, ich bin ein alter Schlauschieter...

Ich erlaube mir, mich der Schlauschieterei anzuschließen... :winke:

... dass es sich nicht vollkommen durchgesetzt hatte wissen wir daher, dass die balkanromanischen Sprachen z.T. bis heute überlebt haben...

... in Form der Rumänischen Sprachen, um genau zu sein; dazu gehören heute - linguistisch - Dakorumänisch (das standardisierte Rumänisch, in Moldawien Moldauisch genannt), Aromunisch (auch Macedorumänisch genannt), Istrorumänisch und Meglenorumänisch. Die zu dieser Gruppe ebenfalls gehörenden Dalmatischen Sprachen - Dalmatinisch, Ragusäisch und Vegliotisch (die beiden Letztgenannten werden auch mitunter als Dialekte dem Dalmatinischen untergeordnet) - sind im Laufe des 19. Jh. ausgestorben.

Ergänzende Anmerkung: Geographisch - linguistisch aber unkorrekt - werden übrigens zusätzlich zu den oben genannten Sprachen auch Sprachen wie Venezianisch (italoromanische Sprache), Istriotisch (Übergang zwischen dalamtischen Sprachen und italoromanischen Sprachen) und Sephardisch (iberoromanische Sprache während der osmanischen Zeit auf den Balkan eingewanderter spanischer Juden, welche bis zum 2. Weltkrieg in einigen Balkanländern als Minderheitensprache gesprochen wurde) als balkanromanisch klassifiziert.

Ein weiteres Beispiel einer nichtslawischen und sogar nichtindoeuropäischen Sprache, welche mehrheitlich von slawischen Nachbarn umgeben überlebt hat und nach wie vor äußerst lebendig ist, ist das von Rena8 bereits aufgeführte Ungarisch, welches bekanntlich zu den Finno-Ugrischen Sprachen gehört.
:fs:

... vor allem wegen der vielen Fälle, die - wie ich hier im Forum gelernt habe - im Makedonischen und Bulgarischen nicht erhalten sind, in den übrigen slawischen Sprachen aber zwischen acht und zehn liegen (zum Vergleich: das Deutsche hat vier Fälle, das Lateinische sechs und die romanischen Sprachen i.d.R. drei).

Ich bin untröstlich, Dir widersprechen zu müssen, aber Russisch hat "nur" sechs Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental und Präpositiv... :pfeif:
 
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...vor allem wegen der vielen Fälle, die - wie ich hier im Forum gelernt habe - im Makedonischen und Bulgarischen nicht erhalten sind, in den übrigen slawischen Sprachen aber zwischen acht und zehn liegen (zum Vergleich: das Deutsche hat vier Fälle, das Lateinische sechs und die romanischen Sprachen i.d.R. drei).

Ich bin untröstlich, Dir widersprechen zu müssen, aber Russisch hat "nur" sechs Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental und Präpositiv... :pfeif:

Ist auch korrekt, es sind "nur" sechs bis acht Fälle. Ich hatte die acht Kasus in Erinnerung und wusste, dass ein Unterschied von bis zu zwei Fällen bestand, die ich fälschlicherweise addiert und nicht substrahiert habe. Aber das ändert ja nichts an der Grundaussage: bei dem ewigen Hang zur Sprachvereinfachung ist es schon erstaunlich, dass sich eine grammatisch so komplizierte Sprachgruppe, wie das Slawische gegenüber grammatisch einfacheren Sprachen durchsetzen konnte. Und wie ich meine, muss das vor der Slawenmission eingesetzt haben.
 
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Naja, du vergisst, dass es sich bei slawischen Sprachen eigentlich zumeist um agglutinierende Sprachen handelt, wie eben auch Latein.
Das bedeutet, dass der Hauptteil der Grammatik und des Wortschatzes durch das Hinzufügen von Silben am Anfang oder Ende eines Wortes getragen wird. Dies wiederum macht die Sprachen recht logisch und simpel im Aufbau und sie sind - zumindest, wenn man die Phonetik dieser Sprachen halbwegs auf die Reihe bekommt - recht einfach zu lernen.

Insofern ist es sogar halbwegs nachvollziehbar, warum sich diese Sprache durchgesetzt hat, ich nehme mal an, dass die früheren Formen der slawischen Sprachen für die Bevölkerung sogar noch einfacher zu lernen war als heute (wenn ich mir überlege, was das Polnische allein in den letzten zehn Jahren an Zuwachs von Begriffen hatte aufgrund der "Globalisierung" ... also ich komm kaum noch mit, ehrlich gesagt).

Beispiel wenn ich z.B. als Gegensatz für "gut" nur "ungut" oder "nicht gut" habe und nicht noch eigene Begriffe wie "böse" aneignen muss, macht das doch den Spracherwerb recht einfach... oder seh ich da was falsch?

:winke:
 
(wenn ich mir überlege, was das Polnische allein in den letzten zehn Jahren an Zuwachs von Begriffen hatte aufgrund der "Globalisierung" ... also ich komm kaum noch mit, ehrlich gesagt).

Kann ich nachvollziehen. Meine Schwiegereltern kannten den Begriff Narodowy socjalizm ('Nationalsozialismus') nicht, weil früher - ostblocktypisch - der Begriff Nationalsozialismus durch Hitlerfaschismus (Faszyzm) ersetzt wurde.
 
Nach allem was ich weiss entstanden die Baiern eigentlich auch aus der Vereinigung slawischer und germanischer Stämme. Bei denen setzte sich allerdings so etwas ähnliches wie deutsch durch.
 
Nach allem was ich weiss entstanden die Baiern eigentlich auch aus der Vereinigung slawischer und germanischer Stämme. Bei denen setzte sich allerdings so etwas ähnliches wie deutsch durch.

Widerspruch:
Die Baiern entstanden aus germanisch und keltoromanischen Elementen.
Slawisch spielte wohl nur im Nordosten des heutigen Bayern eine Rolle.

Die Baiern sprechen eine Hochdeutsche Mundart, aus dem sich das Standard-Deutsch entwickelt hat.

OT aber wichtig:
Im Bereich der Fischköpfe, deren Sprache lediglich Heringe, keine Menschen verstanden, hat sich die Bevölkerung im Laufe der Jahrhunderte darauf geeinigt, die eigene Sprache mangels Gesprächspartner, (die Heringe zogen irgendwann ja nicht mehr in die Ostsee sondern nach Norwegen) aufzugeben, und zu versuchen so was ähnliches wie Standard-Deutsch zu reden. Anfangs haben sie es "Missingsch" genannt, inzwischen haben sie auch das vergessen......
 
Naja, du vergisst, dass es sich bei slawischen Sprachen eigentlich zumeist um agglutinierende Sprachen handelt, wie eben auch Latein.
Das bedeutet, dass der Hauptteil der Grammatik und des Wortschatzes durch das Hinzufügen von Silben am Anfang oder Ende eines Wortes getragen wird. Dies wiederum macht die Sprachen recht logisch und simpel im Aufbau und sie sind - zumindest, wenn man die Phonetik dieser Sprachen halbwegs auf die Reihe bekommt - recht einfach zu lernen.

Das Lateinische, Slawische und auch das Germanische sind Sprachen die affigieren und flektieren. Dabei agglutinieren sie zwar auch, das ist aber nicht ihr Hauptmerkmal, es gibt Sprachen, die sehr viel stärker agglutinieren. Das kann also nicht der Grund sein, zumal die durch das Slawische verdrängten Sprachen dieselben Charakteristika in der einen oder anderen Ausprägung aufwiesen.

Beispiel wenn ich z.B. als Gegensatz für "gut" nur "ungut" oder "nicht gut" habe und nicht noch eigene Begriffe wie "böse" aneignen muss, macht das doch den Spracherwerb recht einfach... oder seh ich da was falsch?

Hier kennt das Slawische, wie die meisten indoeuropäischen Sprachen nicht das Gegensatzpaar gut - ungut/nicht gut sondern auch ein eigenes Wort für böse. Beispielsprache Polnisch: Dobre - strasznie. Da aber gut und böse eines der wenigen Gegensatzpaare (schön - hässlich, schlau - dumm etc.) sind, die nicht mit Negation arbeiten, würde ich dem in keiner Sprache eine großartige Relevanz für die Druchsetzung zuordnen wollen.
 
Das Lateinische, Slawische und auch das Germanische sind Sprachen die affigieren und flektieren. Dabei agglutinieren sie zwar auch, das ist aber nicht ihr Hauptmerkmal, es gibt Sprachen, die sehr viel stärker agglutinieren. Das kann also nicht der Grund sein, zumal die durch das Slawische verdrängten Sprachen dieselben Charakteristika in der einen oder anderen Ausprägung aufwiesen.



Hier kennt das Slawische, wie die meisten indoeuropäischen Sprachen nicht das Gegensatzpaar gut - ungut/nicht gut sondern auch ein eigenes Wort für böse. Beispielsprache Polnisch: Dobre - strasznie. Da aber gut und böse eines der wenigen Gegensatzpaare (schön - hässlich, schlau - dumm etc.) sind, die nicht mit Negation arbeiten, würde ich dem in keiner Sprache eine großartige Relevanz für die Druchsetzung zuordnen wollen.


In irgendeinem AID-Heft wird die "bäuerliche slawische Kultur" als überaus erfolgreich bezeichnet.
Die Einschätzung wird für die Zeit während und nach der Völkerwanderung abgegeben.
Könnte es nicht sein, dass die "erfolgreichere Kultur" im Stand ist ihre jeweilige Sprache durchzusetzen?

Es gibt ja für teilweise den selben Raum im Hoch- und Spät-Mittelalter die Entwicklung, dass sich das Deutsche erfolgreich gegen das Slawische durchgesetzt hat. Weder waren die Deutschen dort in der Mehrheit, noch waren die Herrschenden Deutsche.

Oder im Westen, das galloromanische hat sich doch klar gegen das fränkische durchgesetzt.
 
...Die Herrscher mögen hier zwar die Turkvölker gewesen sein, aber die Bevölkerungsmasse, also das vorherrschende Volk stellten dann wohl doch Slawen. Kleine Begriffsverwirrung. ;)

Auch wenn ich vom rein sprachlichen wegkomme... Da haben uns "Generationen von Historikern" lange Zeit erzählen wollen, das Römische Reich sei untergegangen weil es die anstürmenden Menschenmassen der Germanen nicht habe bändigen können... der Limes sei auf breiter Front durchbrochen worden - und ähnliche Formulierungen mehr. Nun ist heute wohl mehrheitlich anerkannt, dass die "germanischen Wandervölker" in Wirklichkeit doch nur relativ kleine und mobile Gruppen gewesen sind. War also nix mit den Menschenmassen...

Und nun lese ich eine ganz ähnliche Formulierung im Kontext mit den Slawen. Lange haben die Slawen in der Literatur ihrer "Frühzeit" keinen Niederschlag gefunden. Dann "plötzlich", etwa während des Höhepunktes der Völkerwanderung tauchen die Slawen auf und besiedeln [wohl als Mehrheitsvolk- lese ich obiges Zitat richtig] die von den Vorgängervölkern verlassenen Gebiete Ost- & Mitteleuropas!
So ganz kann ich diesem Gedanken nicht folgen. Wenn die Vorvölkerschaften auf diesem Boden, die sich nicht den "germanischen Wandervölkern" angeschlossen hatten letztlich ihre Gebiete doch nicht so sehr räumten (kleine Wandervölker), wie es früher geglaubt wurde, dann stießen die enwandernden Slawen doch auch auf eine immer noch ansehnliche Vorbevölkerung. Konnten sie diese wirklich mittels ihrer "Massen" dominieren, obwohl sie nichtmal (immer?) die "Herrschergeschlechter" jener Länder bildeten? Dabei wird doch oft eine Assimilation an die Sprache und Kultur der Herrschenden als ein Grundprinzip der Akkulturation von Völkern angenommen. Wieso sollte dies bei den Slawen eine Ausnahme machen?

Verschiebt man mit einer solchen Argumentation nicht nur die alten, germanophilen Theorien von "Völkermassen" kurzum zu den Slawen? Gerät die Archäologie und andere historische Wissenschaften damit nicht in den gleichen Erklärungsnotstand, wie es ihn vorher betreffs germanischer "Völkermassen" erst verneint hat?
 
Deutsch ist eine der schwersten zu erlernenden Sprachen. Allein schon die Artikel, die das Russische beispielsweise überhaupt nicht, oder selbst das Englische in wesentlich verminderter Anzahl kennt.
Dann die vielen Synonyme im Deutschen, die jeden Sprachschüler zur Verzweiflung bringen.
Auch der harte Klang ist für manches Ohr nicht gerade angenehm, wobei es vor 1000 Jahren noch wesentlich schlimmer war.


Passend dazu ein Link mit einem Artikel über
Die schreckliche deutsche Sprache von Mark Twain.


Gleichwohl ist das Deutsche eine der bildhaftesten und lebendigsten Sprachen und ich finde es schade, daß sie durch übermäßige Anglizismen in der heutigen Zeit verhunzt wird.
 
Auch wenn ich vom rein sprachlichen wegkomme... Da haben uns "Generationen von Historikern" lange Zeit erzählen wollen, das Römische Reich sei untergegangen weil es die anstürmenden Menschenmassen der Germanen nicht habe bändigen können... der Limes sei auf breiter Front durchbrochen worden - und ähnliche Formulierungen mehr. Nun ist heute wohl mehrheitlich anerkannt, dass die "germanischen Wandervölker" in Wirklichkeit doch nur relativ kleine und mobile Gruppen gewesen sind. War also nix mit den Menschenmassen...

Und nun lese ich eine ganz ähnliche Formulierung im Kontext mit den Slawen. Lange haben die Slawen in der Literatur ihrer "Frühzeit" keinen Niederschlag gefunden. Dann "plötzlich", etwa während des Höhepunktes der Völkerwanderung tauchen die Slawen auf und besiedeln [wohl als Mehrheitsvolk- lese ich obiges Zitat richtig] die von den Vorgängervölkern verlassenen Gebiete Ost- & Mitteleuropas!
So ganz kann ich diesem Gedanken nicht folgen. Wenn die Vorvölkerschaften auf diesem Boden, die sich nicht den "germanischen Wandervölkern" angeschlossen hatten letztlich ihre Gebiete doch nicht so sehr räumten (kleine Wandervölker), wie es früher geglaubt wurde, dann stießen die enwandernden Slawen doch auch auf eine immer noch ansehnliche Vorbevölkerung. Konnten sie diese wirklich mittels ihrer "Massen" dominieren, obwohl sie nichtmal (immer?) die "Herrschergeschlechter" jener Länder bildeten? Dabei wird doch oft eine Assimilation an die Sprache und Kultur der Herrschenden als ein Grundprinzip der Akkulturation von Völkern angenommen. Wieso sollte dies bei den Slawen eine Ausnahme machen?

Verschiebt man mit einer solchen Argumentation nicht nur die alten, germanophilen Theorien von "Völkermassen" kurzum zu den Slawen? Gerät die Archäologie und andere historische Wissenschaften damit nicht in den gleichen Erklärungsnotstand, wie es ihn vorher betreffs germanischer "Völkermassen" erst verneint hat?

Ich habe die Slawen jetzt nur in Relation zu Bulgaren und Awaren betrachtet, nicht in Relation zu einer wie auch immer zusammengesetzten Vorbevölkerung.
 
Deutsch ist eine der schwersten zu erlernenden Sprachen. Allein schon die Artikel, die das Russische beispielsweise überhaupt nicht, oder selbst das Englische in wesentlich verminderter Anzahl kennt.

Nicht die Anzahl der Artikel - die tatsächlich die slawischen Sprachen und auch das Lateinische nicht kennen - ist das Problem, sondern die Genera. Warum ist etwa das Mädchen sächlich, aber die Gurke weiblich? Dies bereitet Deutschlernern Schwierigkeiten, weil die Sprache hier absolut nicht logisch ist.

Dann die vielen Synonyme im Deutschen, die jeden Sprachschüler zur Verzweiflung bringen.

Warum sollten Synonyme Sprachschüler in Schwierigkeiten bringen? Die meisten Sprachen verfügen über Synonyme. Eine Sprache ohne Synonyme ist arm.
Und falls Du Dich mit Homonymen ("Teekessselchen") vertan haben solltest: Auch die sind verbreiteter; selbst das Französische mit seinen vielen Homophonen gilt deswegen nicht als schwierig.

Gleichwohl ist das Deutsche eine der bildhaftesten und lebendigsten Sprachen und ich finde es schade, daß sie durch übermäßige Anglizismen in der heutigen Zeit verhunzt wird.

Fremdwörter hat es immer gegeben, ein Großteil unseres Wortschatzes stammt aus dem Lateinischen, Griechischen, Italienischen, Türkischen, Arabischen oder aus dem Französischen. Jetzt ist das Englische dran. Viele Anglizismen erkennt man auch nicht als solche, weil es sich formal um deutsche Worte handelt, z.B. Rechner oder Netz für's Internet. Was natürlich kein Grund ist, unnötige (Service Point) oder gar falsche (Body Bag) Anglizismen einzuführen. Manche Anglizismen sollen auch das Prestige erhöhen (Facility Manager, Hair Stylist), was aber meist nur kurzzeitig Erfolg hat. Aber von solchen Extremen sollte man nicht auf die Masse der Entlehnungen rückschließen.
 
Meinst Du mich?
Denn, wie ich schon sagte, das Problem ist nicht die Anzahl der Genera, sondern, dass sie im Deutschen nicht logisch sind. Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht) stimmen nicht überein. Da gibt es nichts zu erklären, das kann man nur lernen.
 
Was bb damit wohl andeuten wollte ist die Tatsache (übrigens macht Herr Yanar sich sehr erfolgreich drüber lustig - zu Recht), dass es in vielen Sprachen nur zwei Genera (weiblich und männlich) gibt, und dementsprechend nur zwei Artikel, im Gegensatz zum Deutschen.

Allerdings muss ich dazu bemerken, dass auch die meisten heutigen slawischen Sprachen meines Wissens drei Genera haben... daher ist auch das nicht wirklich entscheidend, es vereinfach sogar das Lernen, denke ich...

:winke:
 
Im Lateinischen gibt es drei Genera und keine Artikel, im Englischen gibt es drei Genera und nur einen Artikel (aber natürlich das notwendige Pronomeninventar), in den romanischen Sprachen gibt es formal nur zwei Genera, aber manchmal gibt es eben doch ein Neutrum, im Arabischen gibt es das Neutrum grammatisch nur im Plural (das Unbelebte wird in der Mehrzahl, egal ob formal maskulin oder feminin mit einem Adjektiv im Singular, der mit der femininen Endung versehen ist, versehen).
 
Ich meinte nicht nur die Geschlechter, sondern eben auch die Artikel an und für sich.

Beispiel:
Ich gehe auf der Straße. = deutsch

(Leider fehlt mir die russische Tastatur, darum nur wörtliche Übersetzung)

Ich gehe auf _ Straße. Den Artikel gibt es einfach nicht. Ist bei anderen Sprachen ähnlich. Das Englische ist mit dem "the" auch wesentlich einfacher zu handhaben, da es nur sehr wenige Wörter mit einem Geschlecht gibt und "the" gleich der, die oder das bedeuten kann.
 
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