Erinnerungen einer Geisha

manganite

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Es gibt auch noch andere historische Spielfilme als die hier so oft diskutierten Kriegs- und Heldenspektakel. Gestern habe ich mir "Erinnerungen einer Geisha" angesehen. Der Film spielt im Vorkriegskyoto und zeigt den Werdegang eines Fischermaedchens zur umschwaermtesten Geisha Kyotos. Daneben zeigt der FIlm auch das Ende dieser alten Kultur durch den Krieg.

ZUmindest das Buch setzt der Film in sehr schoenen Bildern gelungen um. Ob alles der historischen Warheit entspricht, weiss ich nicht, auf jedenfall hat man das Gefuehl, so koennte es gewesen sein. Leider ist von all dem heute nichts mehr uebrig, wenn man auch heute ab und an noch eine Geisha oder Maiko in Gion auf der Strasse sehen kann.

Zwei Dinge fand ich noch interessant:

Zum einen war ich erstaunt, dass der Film hier "Sayuri" (der Name der Hauptdarstellerin) heisst und nicht, wie sonst eigentlich ohne AUsnahme ueblich, der Originaltitel verwendet wurde. Dazu wurde der Titele auch noch in lateinischer Schrift geschrieben, was ich bisher auch noch bei keinem FIlm hier gesehen habe.

Zum anderen war die Darstellung der amerikanischen Besatzer dafuer, dass das ein amerikansicher Film ist, sehr bemerkenswert. Wer einmal echte Gaijins sehen will, die die ganze Geringschaetzung, die der Begriff beinhaltet, verdienen, sollte sich den FIlm ansehen. Ungehobelter und kulturloser als die AMis in dem Film, kann man sich in Japan nicht benehmen. Der haessliche Amerikaner, wie man ihn ueberall so sehr liebt :)

Fuer Japaner vielleicht schade, die weiblichen Hauptrollen wurden alle mit Chinesinnen besetzt. Da haette es vielleicht auch Alternativen gegeben.
 
Achso! :) Übrigens ist die Musik von John Williams durchaus zu empfehlen, wenn auch eher ungewöhnlich für den Altmeister der Filmmusik.
 
Also ich kenne das Buch nicht, glaube aber gelesen zu haben, das die Geisha, welche hier entfernt Pate stand, sich von besagten Roman distanziert hat.

Ferner kann ich dem Film nicht viel abgewinnen. Ich möchte da gar nicht mal auf die China/Japan - Diskussion eingehen. Ich finde den Film einfach belanglos und langweilig. Sicher alle drei Hauptdarstellerinnen leisten gute Arbeit, obwohl ich nur die dt. Synchro kenne (deren Englisch soll grausam sein, obwohl zumindest Michelle Yeoh ganz gut Englisch kann). Der Film kann an einigen Stellen auch optisch Punkten. Beides reisst jedoch nicht dieses unsägliche Drehbuch raus. Alles ist viel zu oberflächlich. Die Motivationen der einzelnen Charaktere ist nicht erkennbar und die Krönung ist schließlich das Happy-End.
Insgesamt also nein Danke!
 
Es haben sich ja einige heute lebenden Geishas zum Film recht negativ geäußert. Nicht etwa, weil die Hauptrollen von Chinesinnen gespielt werden, sondern wegen sachlicher Unstimmigkeiten. Für einen Außenstehenden ist es sicherlich schwer, dies zu erkennen.

Da der Regisseur wohl mehr auf die Handlung abhebt und weniger auf die Details (wie ja auch die bereits erwähnte Besetzung von 3 (!) Hauptrollen mit Chinesinnen zeigt - Asiate ist halt Asiate), können die heutigen Geishas sicher recht haben, ich kann das aber nicht beurteilen.

Ich stimme aber zu, dass der Film sehr schöne Bilder hat (irgendwo habe ich gelesen, dass jede Szene als Poster verwendet werden könnte) und auch die Filmmusik ist ausgezeichnet. Kein Wunder bei einem Altmeister wie Williams.

Die Handlung... ja, da kann ich nur mit manganite sagen: Ob alles der historischen Warheit entspricht, weiss ich nicht, auf jedenfall hat man das Gefuehl, so koennte es gewesen sein. Auf alle Fälle zieht sich der Film schon etwas in die Länge.

Kann ich den Film empfehlen? Ein klares Jein! Wer sich für das Thema, für Japan, für die Vorkriegszeit interessiert: Ja. Ansonsten eher nicht. Aber über Geschmack kann man je bekanntlich streiten (man muss es aber nicht).

Grüße,

Jacobum
 
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