Erinnerungskultur Berliner Mauer

IndependenceWar

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Hallo Geschichtsfreunde,

ich würde mal ganz allgemein fragen: was fällt euch zur Erinnerung an die Berliner Mauer ein?
Mir kommt da beispielsweise die Mauer in Berlin die heute als "Ausstellungsstück" besichtigt werden kann, das Mauermuseum am Checkpoint Charlie, aber auch so Sprüche wie "Antifaschistischer Schutzwall" oder "Niemand hat die Absicht,..." die ja auch gerne in einem anderen Kontext benutzt werden.

Liebe Grüße
 
Mir fallen zuerst die Schikanen beim Übertritt ein, die beklemmende Stimmung, die hohen Flutlichtmasten, die Angst rausgewunken zu werden.
 
Als erstes fællt mir dazu ein, dass ich ein paar Stuecke bei mir liegen habe, von denen ich 100% weiss, dass sie echt sind: Ich habe sie eigenhændig abgeklopft, zu einer Zeit, wo keiner wusste, wie das enden wird. :cool:

Dann fællt mir ein, dass ich mir diese Szene fünf Jahre vorher im Leben nicht vorstellen konnte, als ich an der damaligen Mauer stand.

Und als drittes fællt mir ein, dass die Macht* der Mauer, aber auch der Jubel ueber ihr verschwinden, leider allzu schnell in Vergessenheit geraten sind, und dass es sogar schon Menschen gibt, die das Leben mit der Mauer nicht erlebt haben, und es sich gar nicht vorstellen kønnen, wie das war. Man kann es auch schlecht vermitteln: Der heutige Checkpoint-Charlie-Rummel, aber auch das Mauermuseum kann es nicht leisten - obwohl letzteres ganz gut gemacht ist.

*Ich weiss nicht, wie ich es formulieren kann - sie hat bei mir jedenfalls einen bleibenden, düsteren Eindruck hinterlassen.
Man fuhr in Kreuzberg in 3 Himmelsrichtungen und jedesmal endete die Strasse an dieser verdammten Mauer!

Gruss, muheijo
 
Man fuhr in Kreuzberg in 3 Himmelsrichtungen und jedesmal endete die Strasse an dieser verdammten Mauer!

Was wiederum zur Kreuzberg eigenen Subkultur geführt hat, die bis heute, obwohl sie durch Gentrifizierung längst nicht mehr so existiert, wie früher, den Kreuzberger Mythos bestimmt.
 
Generell gedacht erinnere ich mich sofort an die vielen verschiedenen Fluchtmöglichkeiten bzw. Möglichkeiten, die Berliner Mauer zu überwinden. Die Faszination und die Fantasie, die die Menschen zu dieser Zeit prägten. Die Art und Weise, wie die Menschen dieses Ziel umgesetzt haben, teilweise dafür gekämpft. Sei es z.B. durch den Bau eines Tunnels, der mehrere Meter unter der Erde verläuft oder auch mithilfe eines Luftballons, einem Panzer oder auch Bussen.

Viele verschiedene, abenteuerliche Geschichten sind hierbei entstanden, die zudem auch verfilmt wurden. Faszinierend - aber natürlich auch tragisch zugleich. Nicht jeder Fluchtversuch ist gelungen und hatte dementsprechende Konsequenzen.

El Quijote schrieb:
Was wiederum zur Kreuzberg eigenen Subkultur geführt hat, die bis heute, obwohl sie durch Gentrifizierung längst nicht mehr so existiert, wie früher, den Kreuzberger Mythos bestimmt.
Das Fremdwort für die heutige Kreuzberger Subkultur nennt sich Hipster.
 
Was speziell die Erinnerungskultur Berliner Mauer angeht, so ist anzumerken, dass es es heute z.T. leichter ist, Teile der Berliner Mauer überall anders auf der Welt zu finden als in Berlin. Teilweise wird die Mauer ja im Straßenbild nur durch eine mehr oder weniger unscheinbare Linie markiert. Vor ein paar Jahren war ich mit Freunden aus Venezuela in Berlin. Ihnen die Teilung der Stadt zu vermitteln war, nachdem wir von der Friedrichstraße zum Reichstag gepilgert waren, kaum möglich. Glücklicherweise fanden wir einen Souvenirverkäufer, der Luftbilder von Berlin zur Zeit der Mauer hatte. What a difference!
Zeitweise war es unter der Beteiligung der PDS an der Berliner Regierung auch schwierig Gedenkprojekte (auf DDR-Unrecht bezogen) zu finanzieren. Und wenn man heute mal in Richtung East Side Gallery sieht, so ist diese wegen ihrer prominenten Spree-Lage durch Investoren bedroht...:motz:
 
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Ich war Teenager als die Mauer fiel. Ihr werdet vielleicht lachen, aber ich muss spontan an David Hasselhoff denken, der Sylvester 1989 an der Mauer "Looking for freedom" vor über 500.000 Menschen sang und sich 2013 für den Erhalt der EastSide-Gallery als längstes erhaltenes Mauerstück einsetzte.
Ich bin (und war) kein Hasselhoff-Fan, dennoch muss ich an ihn denken, wenn ich Berliner Mauer höre.
 
David H. meinte ja auch, er habe die Mauer einstürzen lassen. Dabei war das doch Klaus Uhltzscht mit seinen Mikrofischen ;)

Unvergessen auch die Inszenierung von Pink Floyd und The Wall mit ihrer für damaliger Verhältnisse großartigen Bühnenshow.
 
War es nicht so, dass deren Lied, weil es zum passenden Zeitpunkt erschienen war und der Titel so gut passte zum Roundtrack der Revolution wurde?
 
Unvergessen auch die Inszenierung von Pink Floyd und The Wall mit ihrer für damaliger Verhältnisse großartigen Bühnenshow.

Auch hier trügt die Erinnerung. Es war eine Inszenierung von Roger Waters, der auch zur damaligen Zeit schon nichts mehr mit den restlichen Pink Floyd zu tun haben wollte. Stattdessen war bei dieser The Wall-Aufführung am Potsdamer Platz ein Großaufgebot an Stars mit dabei (u.a. auch die Scorpions).
 
Auch hier trügt die Erinnerung. Es war eine Inszenierung von Roger Waters, der auch zur damaligen Zeit schon nichts mehr mit den restlichen Pink Floyd zu tun haben wollte. Stattdessen war bei dieser The Wall-Aufführung am Potsdamer Platz ein Großaufgebot an Stars mit dabei (u.a. auch die Scorpions).


Dort spielten die Hannoveraner am 21.07.1990 ebenfalls kein "Wind of Change" - auch nicht prerelease. Das Album erschien erst drei Monate später; die Single kam sogar erst im Februar 1991 auf den Markt.
 
also danke schonmal für die Antworten, ich möchte an dieser Stelle mal von der musischen Diskussion abweichen und die ergänzende Frage stellen:
Wie wird sich heute noch an die Mauer erinnert? Also nicht nur, "die war schlecht" oder "zu wenig bemalt", sprich keine einzelnen Gedanken der Leute, sondern wie wird die Geschichte aufgearbeitet, um es auch für Menschen zu öffnen, die vielleicht nicht dabei waren? :)
 
also danke schonmal für die Antworten, ich möchte an dieser Stelle mal von der musischen Diskussion abweichen und die ergänzende Frage stellen:
Wie wird sich heute noch an die Mauer erinnert? Also nicht nur, "die war schlecht" oder "zu wenig bemalt", sprich keine einzelnen Gedanken der Leute, sondern wie wird die Geschichte aufgearbeitet, um es auch für Menschen zu öffnen, die vielleicht nicht dabei waren? :)

Es gibt zum einen den Schulunterricht und zum anderen - natürlich nicht zu vergessen - die Dokumentationen von Guido Knopp. Eine vom Volk selbst inszenierte Aufarbeitung der Geschichte der Berliner Mauer wird meines Erachtens nach nicht sonderlich groß getätigt. Hier in Berlin ist die Berliner Mauer genauso selbstverständlich und faszinierend, wie die deutsche Herkunft der Kartoffeln.

Was hauptsächlich in den Köpfen der jetzigen Kinder oder Jugendliche schwirrt, ist die Grausamkeit der Berliner Mauer, deren Folgen für die Menschen und hauptsächlich das Negative. Große historische Kenntnisse werden hierbei eher in den Hintergrund gedrängt bzw. man schränkt es eher auf die Schulkenntnisse ein. Ob das ausreicht oder nicht, darf in dieser Hinsicht jeder für sich entscheiden.

Ansonsten gibt es an besonders historischen Tagen - die mit diesem "Ereignis" zu tun haben - immer wieder Veranstaltungen, um daran zu erinnern. Dementsprechend stellt sich natürlich das eine oder andere Museum auf die Thematik ein.

Das mal aus der Sicht eines Berliners! :winke:
 
Mal abgesehen davon dass es Musiker geben soll, die für sich in Anspruch nehmen, mit einem Song die Mauer zum Einsturz gebracht zu haben, auch wenn dieser Song gut klingt, ein sogenannter Ohrwurm ist... :)

Für mich ist die Berliner Mauer ein Mahnmal in zweierlei Hinsicht und dies vermittle ich auch so meinen Enkeln.

Ein paar Gedanken dazu...

Zum einen, die kommunistische Diktatur in einem Teil Deutschlands war nur am Leben zu erhalten, in dem sie sich mit der Sowjetunion im Rücken abschottete. Später wurde mir klar, abschotten musste!

Zum anderen ist diese Mauer auch die logische Folge des mörderischen und unsinnigen Krieges der Nazis gewesen.
Ich meine, wenn Kommunismus und Kapitalismus in Potsdam zusammenkommt, kann man ja wohl an seinen 5 Fingern abzählen, da sichert sich jeder seinen Einfluss.

Zur ersten Aussage...
Es handelt sich hier um das Jahr 1961.
Da glaubte noch so mancher daran (was nicht heißt alle – siehe auch Fluchtbewegung!), die neu entstandene DDR ist der bessere Teil Deutschlands.
Man sollte auch beachten und nicht unterschätzen, die Mitglieder der SED waren zum damaligen Zeitpunkt in großer Zahl ehemalige Sozialdemokraten und diese sahen z.B. auch in den installierten Mehrparteiensystem Elemente der Demokratie, hatten da m.E. keine so rechte Vorstellungen was "Diktatur des Proletariats" bedeuten könnte. Zumindest würde ich dies rückblickend mit meinem späteren Wissen darüber so sagen wollen.
 
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