etymologische Kuriositäten

Dieses Thema im Forum "Kultur- und Philosophiegeschichte" wurde erstellt von Carolus, 11. November 2014.

  1. Kochant

    Kochant Aktives Mitglied

    Da hat der Steinmetz wohl englisch gedacht . . .

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  2. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Mir ist nicht ganz klar, auf welche arabische Vokabel du dich beziehst. Bei ‚verschwinden‘ habe ich starke Assoziationen zu imšī إمشي von mašā مشى.

    Ob die Schere etymologisch mit share zusammenhängt? Ich will dem nicht mit absoluter Bestimmtheit widersprechen, aber denke, dass Schere und scissors eher Kognaten sein dürften (grammatischer Wechsel s-r)
     
  3. Nikias

    Nikias Aktives Mitglied

    Schere und scissors sind sicher keine Kognaten oder wenn doch, dann weit zurückgehend auf das Proto-Indoeuropäische, denn scissors kommt über das Französische aus dem Lateinischen:

    scissors - Wiktionary

    Es gibt im Englischen auch noch eine Bezeichnung germanischen Ursprungs für Schere, shears, die heute aber wohl nur noch in bestimmten Zusammenhängen verwendet wird und die sicher ein Kognat unserer Schere ist:

    shears - Wiktionary

    Ich denke, dass Schere und share mit einiger Sicherheit Kognaten sind. Wiktionary ist da nicht ganz eindeutig, da teilweise unterschiedliche Etymologien angegeben werden und die angegebenen Ursprungsformen teilweise aus unterschiedlichen Ebenen stammen (z. B. Proto-Westgermanisch vs. Protogermanisch).

    Letzen Endes sind aber die genannten Ausgangsformen in sowohl in Form als auch Bedeutung zu ähnlich, als dass ich mir vorstellen könnte, dass sie völlig unterschiedlichen Ursprung haben, aber möglicherweise haben sich die Formen schon früh getrennt. Letzen Endes geht wohl beides auf Proto-Indoeuropäisch *(s)ker- (schneiden, teilen) zurück.

    Interessant ist auch, dass die Schere ursprünglich wie scissors und shears eine Plural- oder Dualform gewesen sein soll.

    Ein weiteres Kognat ist im Deutschen noch die Schar, sowohl in der Bedeutung einer Gruppe von Menschen, als auch in der Bedeutung Pflugschar.

    Schere - Wiktionary
    share - Wiktionary
     
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  4. Liborius

    Liborius Aktives Mitglied

    Auch schieren gehört dazu, durch das der Schierer das Fleisch von den Knochen trennt, so dass schieres Fleisch und schiere Knochen übrig bleiben.
     
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  5. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    "Olé" hat anfeuernden oder zustimmenden Charakter, in gewisser Weise vergleichbar mit dem Zuruf "Bravo!". Solche Zurufe haben mitunter eine unerwartete Herkunft.

    "Bravo" kommt vom lateinischen barbarus, das bedeutet ursprünglich soviel wie 'wild', 'unzivilisiert', erhält dann die Bedeutung von 'tapfer' und im Neuhochdeutschen die Bedeutung von 'gehorsam, folgsam, gesittet', womit fast das Gegenteil der ursprünglichen Bedeutung erreicht ist.

    Das deutsche Hallo/Holla, das auch in anderen Sprachen Verbreitung gefunden hat (englisch hello, spanisch !hola¡ kommt wohl vom Verb holen und war ursprünglich der Ruf an den Fährmann ("Hol über!"): DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

    Auch der Ruf Hurra! geht auf ein mittelhochdeutsches Verb zurück und hat die ursprüngliche Bedeutung 'Mach schnell!': DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
     
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  6. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    La Quinzaine (15) wird als Fortnight oder als 14 Tage bzw. zwei Wochen übersetzt; kurius.
     
  7. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Wenn Du von heute, Sonntag 4. September die Tage zählst bis einschließlich Sonntag, 18. September, sind es fünfzehn (quinzaine) Tage , es liegen aber nur vierzehn Nächte (fourteen nights) dazwischen.
     
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  8. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Kann mir jmd. erklären wieso im Sport Boxen, es Ring heißt obwohl der Austragungsort eckig ist?

    Logisch wäre das auf die ursprüngliche Form zurück zuführen, weißt das was ,wer zu?
     
  9. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Warum ist der Boxring nicht rund, sondern eckig?
     
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  10. Armer Konrad

    Armer Konrad Aktives Mitglied

    Ich hätte da noch eine andere (Scherz)-Erklärung:
    In meiner Jugend sprachen auch die Ringer davon, dass sie in den "Ring" steigen. Also kommt der "Ring" - im vorliegenden Fall - vom "Ringer" (ob Freistiel oder griechisch-römisch). -:)
     
  11. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Eben wieder an etwas gedacht; Magazin für die einen etwas zu lesen für die die anderen ein Warenhaus(...Munition)

    @El Quijote kann mehr darüber schreiben.
     
  12. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Grundlage ist das Arabische (al-)maḫzan (daraus ital. magazzino, span. almacén, port. armazem). Die Ursprungsbedeutung ist ‚Warenlager‘. Weitere Bedeutungen (Geschäft, Zeitschrift, Patronenbehälter) sind Bedeutungserweiterungen.
     
  13. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Ägypten im semitischen heißt Misr von Mizraim(?) in anderen Ländern heist es übersetzt Mais;da bekommt die Kornkammer der Antike einen neuen Sinn.:)
     
  14. Traklson

    Traklson Aktives Mitglied

    Aber dir ist bewusst, dass Mais in der Antike unbekannt war, da er aus Mexiko tammt.

    (Ja, hab hier im Forum aufgepasst. Da gab es mal ne lange Diskussion zur Bedeutung für Sprachgrenzen, an der El Quijote beteiligt war.)
     
  15. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Nach anderen Thesen aus Utah, da sowohl in Utah als auch in der Sierra Madre die Teosinthe, die Wildform des Mais vorkommt. In Perú hat man mir erzählt, der Mais käme dort her (tatsächlich gibt es dort sehr alte Nachweise von Mais), aber die biologisch und archäologisch begründete communis opinio ist natürlich Sierra Madre/México.

    Das arabische Miṣr ist natürlich mit dem dem hebräischen Miṣraim (im aschkenasischen Hebräisch wird
    צ „tsadé“ [ts] gesprochen, im Hebräischen des arabischen Raums eher wie ein arabisches ṣād, und so wird es wohl auch in Althebräischen gesprochen worden sein) verwandt. Das biblische Miṣraim ist im Übrigen formal ein Plural, was vielleicht darauf hindeutet, dass hiermit das vereinigte Ober- und Unterägypten gemeint war.

    In welcher Sprache soll misr Mais heißen?
     
  16. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    In diesem Fall,habe ich mein Hausaufgaben gemacht und bin mir sicher das auf dem Balkan Misäer übersetzt Mais bedeutet.
     
  17. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Tatsächlich heißt im Albanischen/Shqipetarischen Mais misri und im Türkischen mısır.
    Das ist wohl ein Lehnwort aus dem Türkischen und hängt tatsächlich mit dem - aus dem Arabischen entlehnten türkischen Landesnamen Ägyptens - zusammen.

    Mısır buğdayı bzw. mısır darısı ‚ägyptischer Weizen‘ bzw. ‚ägyptische Hirse’. So wie die aus Indien stammende Muskatnuss ihren europäischen Namen von der omanischen Stadt Masqaṭ hat oder die aus Ostasien stammende Süßorange in Differenzierung zur Bitterorange (naranǧ) nach Portugal arab. burtuqāl oder griech. portokalia heißt, so heißt der Mais im Osmanischen Reich offensichtlich nach Ägypten, wo die Türken ihn wohl erstmals kennenlernten. Also ja, ein Zusammenhang besteht. Aber eben als Handelsname nach dem „Zwischenhändler“.
    Kurioserweise blieb dann das Adjektiv (‚ägyptisch‘) übrig, nicht das ursprüngliche Bestimmungswort (‚Weizen‘/‚Hirse‘*) (Ellipse).

    *Hirse ist der Mais nebenbei im Portugiesischen (Milho das Indias, ‚indische (ergo amerikanische) Hirse‘, Indien im Plural steht für die Amerikas).
     
  18. Mfelix

    Mfelix Aktives Mitglied

    Um in der Sprachgegend ,eine weitere auffällige Kuriosität zu nennen sage ich nur : "Haide" bedeutet soviel wie Los,schnell jetzt..auf dem Balkan.Der ein oder andere will sogar eine gleiche Bedeutung wie "Haide(witzka) sehen aber die Schwaben unter euch koennen bestätigen ,das "Haidenai/witz" ein Ausdruck des Erstaunens ist ,also müsste das schwäbische "Haide" mit einer Größenordnug zu tun haben könnte wie "großer..".
     
  19. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Du musst schon konkret werden. Auf dem Balkan gibt es eine Menge Sprachen, die zwar - bis auf das Ungarische - alle zu derselben Makrofamilie gehören - dem Indoeuropäischen -, aber deren Verwandtschaft teilweise eben sehr weit voneinander entfernt ist. Da gibt es das Griechische und das Albanische (was in deinem ersten Beitrag wohl gemeint war), das Rumänische (eine romanische Sprache) und diverse südslawische Sprachen (Bulgarisch, Mazedonisch, Serbokroatisch, Bosnisch, Slowenisch). Es wäre also hilfreich, wenn du nicht Balkan sagen, sondern ein wenig konkreter würdest.

    Klingklangliche Assoziationen reichen nicht dazu aus, eine gemeinsame Herkunft eines Wortes zu behaupten.
    Zunächst einmal muss geklärt werden, ob es sich bei einem Wort um ein Erbwort oder um ein Lehnwort handelt. Z.b. sind nuit, lait oder feuille Erbwörter im Französischen, die auf lat. noctem, lactem und folium zurückzuführen sind. Dann gibt es Lehnwörter, wie garderobe oder auberge, die aus dem Fränkischen (also einer germanischen Sprache) kommen. Die Garderobe (wardjarauba, ursprünglich eine Kiste, in der der germanische Krieger seinen Besitz aufbewahrte) wurde dann wieder ins Deutsche zurückentlehnt. Heute ist die Garderobe ein Schrank oder einfach nur eine Reihe von Haken an der Wand, in dem/an der man seine Kleidung aufhängt. Im übertragenden Sinne auch die Kleidung selbst.
    Die Etymologie untersucht im Prinzip die Bedeutungsgeschichte der Worte.
    Manchmal passiert es, dass ein Wort sich sehr weit von seinem etymologischen Ursprung entfernt, entweder lautlich oder in der Bedeutung.
    Z.B. castellum /kastelum/ > château /ʃ⁠ato/

    Wenn man einen gemeinsamen Ursprung eines Wortes annimmt, dann muss man die Übertragungswege schon darlegen.
    Z.B. ist das deutsche Wort Gast etymologisch verwandt mit dem spanischen Wort für ‚Heer‘ (hueste). In beiden Sprachen handelt es sich um ein Erbwort. Vermutlich bedeutete das indogermanische Wort so etwas, wie ‚Fremder‘, bei den Germanen hieß es dann Gast und seine lateinische Kognate (hostis) ‚Feind‘. Aus diesem lateinischen hostis entwickelte sich der heutige spanische Begriff. Hier muss eine Bedeutungsverschiebung von Feind zu einem militärischen Terminus technicus geschehen sein.
     
  20. dekumatland

    dekumatland Aktives Mitglied

    gibt es nicht.
    Jedenfalls nicht mit "ai".
    Dieser dialektale Verstärkungsausdruck "Heidenei" funktioniert nach dem Muster wie Heidenangst.
     
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