Eure Ehrenmänner der FR

liberale17

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Hi
welche Person der französischen Revolution hat euch am meisten beeindruckt? Wer hat eurer Meinung nach die meiste Leistung gebracht und verdient eure Ehre?

Ich bin für Lafayette, der sich als priviligierter Vertreter des 2. Standes in der Nationalversammlung für die Interessen der Tiers eingesetzt hat und nochdazu die ´Rolle´ des Vermittlers zwischen Nationalversammlung und König hatte.
Man sagt ja auch, dass das Jahr von 1789-1790 das Jahr des Lafayette war.
 
Wie wäre es denn mit Joseph-Ignace Guillotin?
Das klingt zwar sarkastisch, aber er hat sich wenigstens einen Kopf darum gemacht die, mitunter aberwitzigen Todesurteile "human" zu gestalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
florian17160 schrieb:
Wie wäre es denn mit Joseph-Ignace Guillotin?
Das klingt zwar sarkastisch, aber er hat sich wenigstens einen Kopf darum gemacht, die, mitunter aberwitzigen Todesurteile "human" zu gestalten.
Seine "humane" Hinrichtungsmethode hat aber auf der anderen Seite erst diesen "Aberwitz" möglich gemacht und somit vermutlich die Menge der Todesurteile nach oben geschraubt. Auch das sollte bedacht werden. :grübel::fs::grübel:
 
El Quijote schrieb:
Seine "humane" Hinrichtungsmethode hat aber auf der anderen Seite erst diesen "Aberwitz" möglich gemacht und somit vermutlich die Menge der Todesurteile nach oben geschraubt. Auch das sollte bedacht werden. :grübel::fs::grübel:

Du weisst aber, das ich das sarkastisch gemeint habe?
 
Deine Wendung aberwitzige Urteile "human" zu gestalten deutete das an. Ja, ich habe Dich verstanden :hoch:.
 
Bei Lafayette könnte ich zustimmen.
Vielleicht noch der Graf von Mirabeau und (weil subjektiv) Louis XVI.

Aber auch Guillotin hatte nur "Erfolg" durch den König - Louis XVI riet ihm dazu das Runde Beil durch ein Schräges zu ersetzen. (Er kannte sich aus in Physik...)

Beindruckt haben mich aber eher (Heute) unbekannte Personen durch ihr Leben in dieser wirren Zeit, wie z.B. Jean Joseph Boulogne Chevalier de Saint Georges. Politisch spielte er keine wirkliche Rolle.
Er war Sohn einer Sklavin und eines frz. Gutsherren auf den westindischen Inseln.
Als Kind kam er nach Frankreich und wurde zum Fechter ausgebildet. Ziemlich schnell wurde er zum berühmtesten und besten Fechter Europas.
Daneben war er aber auch Komponist und Musiker, er lernte bei Jean Marie Leclair und Jean Francois Gossec. Er leitet die Uraufführung von Haydns "Pariser Symphonien", er wurde zum Hofkomponisten Marie Antoinettes und einer der Direktoren der Oper.

Dennoch fand er genügend Zeit für Schaukämpfe und machte sich sogar als Schwimmer einen Namen. Wärend der Revolution bekam er sogar ein Kommando und gründete ein Eliteregiment, allerdings hatte er keinen militärischen Erfolg und wurde verhaftet.

Nach seiner Freilassung zog er als Vagabund durch Frankreich, besuchte seine alte Heimat St. Domenique und kehrte schließlich wieder nach Paris zurück wo er sich wiederum der Musik zuwandte und bis zu seinem Tod ein Orchester leitete.
 
Ich bin für Lafayette, der sich als priviligierter Vertreter des 2. Standes in der Nationalversammlung für die Interessen der Tiers eingesetzt hat und nochdazu die ´Rolle´ des Vermittlers zwischen Nationalversammlung und König hatte.
Man sagt ja auch, dass das Jahr von 1789-1790 das Jahr des Lafayette war.

Dem stimme ich zu!!!

Wenn man aber den Mann nimmt, der während der Revolution für sich selbst am meisten erreicht hat, muss man zweifelsohne Napoleon Bonaparte bennen... .
 
muss man zweifelsohne Napoleon Bonaparte bennen... .
Wohl eher bannen. ;)

Bei Lafayette wäre ich mir nicht ganz sicher, daran nahmen ja auch manche Zeitgenossen Kritik, ob er sich nicht selbst zum Präsidenten oder Diktator aufschwingen wollte. Damit meine ich nicht seine Hoffnung 1792 den König zu befreien und die Ordnung in Paris wieder herzustellen, damit hätte er im Sinne der Verfassung gehandelt.

Ich halte den frühen Tod Mirabeaus und den Umstand, dass Talleyrand, Mirabeau und Lafayette nicht ihre Gemeinsamkeiten erkannten für eine der großen Tragödien der Revolution, welche nach deren Abtreten erst entscheidend die Merkmale zeigte, welche sie heute als Aneinanderreihung von Grausamkeiten entstellt.

Naja eigentlich müsste ich ja für Brissot votieren, aber manchmal war seine Polemik auch wenig hilfreich und es bestanden sicherlich viele Missverständnisse zwischen den Girondisten und dem König, welche ihn zur Auflösung der Regierung Dumouriez verleitete.:cry:
 
Die meiste Leistung hat wohl Saint-Just erbracht. Ich finde ihn am beeindruckendsten. Erstens mal finde ich es prinzipiell schön, dass er das Glück hatte gegen seine Auffassung von Ungerechtigkeit, einiges zu unternehmen. Viele würden sonst was darum geben, wenn sie das tun könnten. Er war einer von denen, der sich Gedanken gemacht hatte und ein neues System gegründet hat. Er lebte für sein Ziel die Welt besser zu gestalten. Ich begrüße nur hauptsächlich nicht den Weg, den er eingeschlagen hat. Es gab Leute, denen nicht mal der Prozess gemacht wurde und sofort aufs Schafott gebracht wurden und der Marie Antoinette wurden gar hässliche Dinge zugeschrieben. Der Sturz der Girondisten war auch hauptsächlich sein Werk. Das größte Verbrechen war aber, dass er mit den Jakobinern so viele unschuldige Menschen hinrichten ließ. Die Radikalität hat ihn so verblendet, weil er so emotional war, denn wie sonst könnte man radikal werden? Ich glaube, dass er wie einige Revolutionäre später nicht mehr wusste, wo links und rechts war. Immer nur weiter machen, ohne zu sehen, dass sich die Menschen (mit Gewalt) auch gegen ihn wenden könnten. Andererseits ließen er und die Jakobiner, schnell mal einen angeblichen Gegner, der Revolution, hinrichten. Er stand gleich neben Robespierre, den er als einziger, kurz vor ihrer Hinrichtung, verteidigte. Er war kein Feigling wie so manch anderer. Er hatte für mich auf einer Seite Ehre und auf der anderen Seite keinen Funken.
 
Die Überschrift lautet ja "Ehrenmänner der Französischen Revolution". So richtig passen da Saint-Just und Robespierre schon nicht hinein, da sie durchaus skrupellos in der Wahl ihrer Mittel waren. Deswegen, vielleicht ein bisschen überraschend, würde ich mal den König, Louis XVI., als Ehrenmann in die Diskussion werfen. War er nicht einer der Menschen der Revolution, der vor Gewalt immer wieder zurückschreckte? Kann man ihn nicht unter die moralischsten Protagonisten rechnen. Er gebot den Schweizern am 10.August 1792, nicht auf das Volk zu schießen, auch wenn ihm eben ein solcher Befehl zum Schießen während des Prozesses gegen ihn vorgeworfen wurde. Überhaupt spricht vieles für seine moralische und ethisch geprägte Denkweise.:grübel:
 
Brissotin, du sprichst mir aus der Seele.
Ich halte Louis XVI nicht nur für einen Ehrenmann der FR, sondern überhaupt für eine gute Seele.
Er war stets gerecht und sorgte sich gerade in den Revolutionsjahren um das Wohlergehen seines Volkes. Natürlich brauchte er Schutz für seine Familie, aber dies sollte immer friedlich ablaufen.
Er ist meines Erachtens der freundlichste und volksbezogenste König, den Frankreich je gesehen hat. Leider lebte er in einer Zeit, in der das Königtum an sich angeprangert und verachtet wurde... und er als DAS Oberhaupt bekam dies dann zu spüren.

Vielleicht war er für DIESE Zeit nicht der perfekte König, vielleicht wäre er als Bürger glücklicher gewesen, aber er war eine Seele von einem Menschen, nur zählte das nicht mehr...

Gruß !
Caitlin
 
Vielleicht war er für DIESE Zeit nicht der perfekte König, vielleicht wäre er als Bürger glücklicher gewesen, aber er war eine Seele von einem Menschen, nur zählte das nicht mehr...
Auch dazu hatte Burke natürlich etwas zu sagen, denn er zeigte sich verwundert wie Frankreich rebellieren konnte, wenn es von keinem Tyrannen, sondern von einem guten Menschen regiert wurde. Aber vielleicht lag es auch daran, weil Louis XVI. ein guter, ich meine moralisch erzogener, Mensch war. Außerdem könnte seine erneute starke Fokusierung auf Versailles, die Schwierigkeiten eher noch verschärft haben, als wenn er ein Reisekönig gewesen wäre, denn für mich ist sein Schicksal deutlich mit den Zuständen in Paris verbunden.
 
Meiner ist, wenn auch etwas unbeliebt, Maximilien de Robespierre, aufgrund seiner sprichwörtlichen Unbestechlichkeit, da er auch in schwierigen Zeiten seinem persönlichen Gewissen, und nicht seinem wirtschaftlichen Vorteil folgte.
 
Auch dazu hatte Burke natürlich etwas zu sagen,

Was er sagte liefere ich auch gleich nach. Edmund Burke in seinen "Reflactions...":
"Man hat gesehen, wie die Franzosen sich gegen einen milden und gesetzestreuen Monarchen erhoben, wütender und gewalttätiger, beleidigender als sich je ein Volk gegen den unrechtmäßigsten Usurpator, den blutgierigsten Tyrannen erhoben hat."




Meiner ist, wenn auch etwas unbeliebt, Maximilien de Robespierre, aufgrund seiner sprichwörtlichen Unbestechlichkeit, da er auch in schwierigen Zeiten seinem persönlichen Gewissen, und nicht seinem wirtschaftlichen Vorteil folgte.
Genügt die Unbestechlichkeit? Kann es nicht sein, dass jemand, welcher die Macht als Ziel vor Augen hat, einfach keine materiellen Güter anhäufen muss? Was hätte es ihm auch genutzt? Gibt es Beispiele, dass jemand je versucht hätte, ihn zu bestechen?
 
Danton, weil der m.E. ein echter Volkstribun war und kein skrupelloser technokratischer Pseudo-Moralist wie z.B.Robespierre.
 
Danton, weil der m.E. ein echter Volkstribun war und kein skrupelloser technokratischer Pseudo-Moralist wie z.B.Robespierre.
Damit hätten wir auch den Gegenpart (siehe Büchners "Danton") zu Robespierre dabei. Skrupellos würde ich Danton aber auch nennen. Hat er nicht seine Ministerkollegen, neben denen er noch 1792 in einem Kabinett saß, im Juni 1793 verraten?
Was für Danton vielleicht spricht ist seine menschliche Seite. Nie gab er sich verschlagen, immer war er natürlich er selbst, vielleicht eignete er sich eben deswegen nicht zum Machthaber, bzw. verbaute sich durch seine Offenheit einen Aufstieg, wie er Robespierre kontinuierlich gelang.

Ich denke schon, dass gerade die Revolution arm an Ehrenmännern war, wenngleich die politischen Lager nach der Revolution, eine jede ihren eigenen, dazu erklärte. Da war dann die Charlotte Corday die ehrenhafte Märtyrerin der Royalisten, Marat der Märtyrer der Kommunisten, Robespierre der Ehrenmann für einen Babeuf und ein idealer Revolutionär für die DDR-Geschichtsschreibung und Danton in den Augen eines Regisseurs Wajda, der Mann der ungeachtet der Gefahren für die Freiheit eintritt in grausamer Diktatur. Ah ja Napoleon darf man nicht vergessen, der war dann der Ehrenmann der franz. Nationalisten...
Erstaunlich wäre das alles nicht, wenn man nicht in der Geschichte der Revolution so oft Beispiele von Verrat bei jedem Putsch, Kaltblütigkeit und Grausamkeit staatl. verordnet während des Terreurs und im Zuge des Bürgerkrieges verübt und vieles Schlimmeres, antreffen würde.
 
Robespierre mag unbestechlich gewesen sein, aber er hat nur seine eigenen Ziele verfolgt ohne überhaupt zu fragen, ob diese Ziele dem Wohle des Volkes dienen, und um diese Ziele durchzusetzen wurde er zum Tyrannen.

Bei meiner Überlegung, wer denn ein Ehrenmann während der Französischen Revolution gewesen sein könnte, fällt mir so spontan niemand ein, jeder hatte irgendwie Dreck am Stecken, selbst der so verehrte und ehrenwerte Lafayette war nicht ohne Fehl und Tadel, leider....

Fast möchte ich Brissotin zustimmen, dass Louis XVI wohl der einzige Ehrenmann war, ja er Ehrenmann von Geburt an, hat seine Ideale nie verraten und ging dafür wie ein Lamm zur Schlachtbank.

Und auch Caitlin möchte ich recht geben, denn er war eine Seele von Mensch und das kostete ihn zuerst Königtum und dann sein Leben.

Wie ich gehört habe, soll ihn der Verlust des Königreiches nicht so furchtbar getroffen haben, denn er war ja viel lieber Familienvater als König.
Gerüchten zufolge soll er aufgeatmet haben, als ihm die Last der Königsbürde von der Revolution abgenommen worden ist.

Schönen Abend noch ......
 
War Danton nicht der Verantwortliche für die Septembermorde ?
Als Justitzminister (er hatte Jura studiert und war am Anfang seiner Karriere auch in Staatsdiensten gewesen) hatte Danton vor allem zu verantworten, dass nichts gegen die Ausschreitungen von rechtlicher Seite unternommen wurde. Als Innenminister dürfte es Roland gewesen sein, der eine Verfolgung der Verbrechen nicht erreichte, obwohl die Girondisten in den Septembermorden eine Schwächung der öffentlichen Ordnung und des Staates durchaus erkannten.

Die Girondisten machten die gesamte Führungsgruppe um Robespierre verantwortlich. Siehe meine Signatur und weiter führend hier: http://www.geschichtsforum.de/252780-post17.html Wenn man die Aufforderungen Marats nach 100.000 Köpfen nicht unbeachtet lässt und als Spinnerei abtut, dann kann man leicht der Ansicht der Girondisten folgen und in ihm wohl einen der Hauptinitiatoren des Massakers sehen. Meines Erachtens veränderte es die franz. Revolution, trotz der bereits vorrausgegangenen blutigen Ausschreitungen, noch erheblich. Jede Regierung sollte von da an die Reaktion und Macht der Straße fürchten. (Offen gestanden will ich mir die Zustände in Paris ab dem 10.August 1792 gar nicht vorstellen.:S)
 
Es ist die Frage,ob man mit makellosen Ehrenmännern überhaupt eine Revolution machen kann und ob man tatsächlich eine echte Revolution machen kann,ohne daß Köpfe rollen ?
Die Frage ist eher, inwieweit Gewalt und Terror instrumentalisiert und zum Selbstzweck werden,wie dies bei Robespierre der Fall war.
 
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