Evangelium des Barabbas

Mona Lisa

Neues Mitglied
Kann mir irgendwer etwas zu diesem Thema sagen (ausser dass es in dem Buch von Philipp Vandenberg - Das fünfte Evangelim - beschrieben ist)?

Mich würde interessieren, ob dies reine Fiktion war oder ob es sich um ein reales Dokument handelt.

Vielen Dank für Eure Antworten.

Mona Lisa
 
Spontan würde ich jetzt sagen: reine Fiktion - meines Wissens ist kein apokrypher Text dessen Urheberschaft Barabbas zugeschrieben wird bekannt.
 
hyokkose schrieb:
Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verwechslung mit dem "Evangelium des Barnabas", einer wohl islamischen Fiktion des Spätmittelalters.

Nein, nein, Mona Lisa hat schon richtig geröchelt:

Andeutungsweise tritt hervor, dass sich das Barrabas-Evangelium in besorgniserregender Weise in wesentlichen Textpassagen von den Texten unterscheidet, aus denen bisher die Existenz der katholischen Kirche und des Papstes hergeleitet wurde.

Philipp Vandenberg hat mit seinem neuen Buch einen spannenden Thriller vorgelegt, der auf unterhaltsame Weise die Spekulation um die seit 1947 verheimlichte Forschung an den Qumran-Rollen in Jerusalem anheizt. --Manuela Haselberger


verrät uns die Amazon-Rezensentin. :p
 
Ich habe das Buch auch vor einiger Zeit gelesen und wenn ich mich recht erinnere war das besondere an dem Evangelim, dass Barrabas der leibliche Sohn von Jesus war und damit das Auftauchen dieser frohen Botschaft den Herrschaftsanspruch des Papsttums gefährdete.

Über Jesus und seine angeblicheFamilie haben wir hier im Forum schon viel diskutiert:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=5626&highlight=Jesus+verheiratet

Das Buch stellt nichts weiter als einen unterhaltsamen Roman dar.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Das Buch stellt nichts weiter als einen unterhaltsamen Roman dar.
Hallo zusammen und vielen Dank für Eure Antworten.

Was mich etwas an dem "unterhaltsamen" Roman irritiert, ist dass er zum Teil auf - zumindest auf den ersten Blick - reale Ereignisse wie den Flugzeugabsturz der Allitalia zurückgreift.

Und ausserdem hat das zweite vatikanische Konzil nun wirklich nichts bewegendes hervorgebracht. Das heisst, dass die Geschichte im Buch, dass dieses Konzil aus einem ganz anderen Grund - nämlich der Veröffentlichentlichung dieses Evangeliums - zusammengerufen wurde, auch nicht von der Hand zu weisen wäre. Wenn dann bei dem Absturz das Original vernichtet worden wäre, so wäre es dann kein Wunder mehr, wenn das Konzil zwar noch abgehalten worden wäre, dies aber nur noch der Form halber und weil man ja nicht einfach ein einberufenes Konzil absagen kann, ohne triftigen Grund.

Doch will ich hier nicht das Buch wiederholen, sondern hoffe noch auf ein paar nachprüfbare Hinweise, ob es sich um Realität oder Roman handelt.
Schönen Abend noch!

Mona Lisa
 
Zuletzt bearbeitet:
Mona Lisa schrieb:
Und ausserdem hat das zweite vatikanische Konzil nun wirklich nichts bewegendes hervorgebracht.

Vielleicht bewegt es Dich nicht, aber die Katholiken hat es jedenfalls sehr bewegt.

Wikipedia schrieb:
Das II. Vatikanische Konzil kann als das wichtigste kirchenpolitische Ereignis des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zweites_Vatikanisches_Konzil



Mona Lisa schrieb:
Das heisst, dass die Geschichte im Buch, dass dieses Konzil aus einem ganz anderen Grund - nämlich der Veröffentlichentlichung dieses Evangeliums - zusammengerufen wurde, auch nicht von der Hand zu weisen wäre.

In den letzten Jahrhunderten sind einige Evangelien aufgefunden und veröffentlicht worden, aber niemand hätte im Traum daran gedacht, deswegen vorher ein Konzil einzuberufen.
 
Dass das 2. vatikanische Konzil das kirchengeschichtlich am Bedeutsamsten gewesen ist im 20. Jahrhundert stelle ich nicht in Abrede. Aber wenn ich daran denke, dass die vorangegangenen Konzile Beschlüsse wie
- Gottessohnschaft Jesu
- Zusammenstellung des Kanons
- Unfehlbarkeit des Papstes
- Himmelfahrt Marias
hervorgebracht haben, dann frage ich mich schon zurecht, welches elementare Ergebnis dieses Konzil erbracht hat. Kannst Du es mir auf Anhieb sagen? Ich glaube nicht. Wahrscheinlich erinnerst Du dich noch an irgendwelche reformatorischen Anstrengungen, aber an mehr wohl auch nicht.

Wenn dieses Evangelium den Nachweis erbracht hätte, dass Jesus es abgelehnt hätte, als Gott angesehen zu werden und wenn der Kirche es bewußt gewesen wäre, dass dieses Dokument von dritter Seite veröffentlicht werden würde, so wäre dies sicher ein Grund für ein Konzil gewesen.
Denn unter diesem Aspekt wäre die Kirche auf eine falschen Grundlage und der Papst nur eine Operettenfigur.
Wie gesagt, wenn dies so wäre. Aber vielleicht ist ja doch alles nur Roman.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mona Lisa schrieb:
Dass das 2. vatikanische Konzil das kirchengeschichtlich am Bedeutsamsten gewesen ist im 20. Jahrhundert stelle ich nicht in Abrede.

dann frage ich mich schon zurecht, welches elementare Ergebnis dieses Konzil erbracht hat. Kannst Du es mir auf Anhieb sagen? Ich glaube nicht.

Das Aggiornamento
Neuen Wind, frische Luft, das wollte das II. Vatikanische Konzil in unsere Kirche bringen. Es schuf dazu ein gewaltiges Werk an Beschlüssen und Dokumenten. Diese gilt es nun, wie bei allen großen Konzilien der Geschichte, in die Tat umzusetzen. Und damit sind wir auch Jahre nach dem Konzil noch lange nicht am Ende.

Mona Lisa schrieb:
Aber vielleicht ist ja doch alles nur Roman.

Es ist ein Roman, daran lässt der Autor doch keine Zweifel.
 
Philipp Vandenberg ist Autor diverser Historien-Verschwörungs-Thriller, meistens um den Vatikan herum. Das verkauft sich gut, ist aber einer Diskussion nicht weiter wert. Sorry, just my sixpence.
 
Mona Lisa schrieb:
Kannst Du es mir auf Anhieb sagen? Ich glaube nicht. Wahrscheinlich erinnerst Du dich noch an irgendwelche reformatorischen Anstrengungen, aber an mehr wohl auch nicht.

Auf Anhieb würde mir einfallen, daß die seit über 400 Jahren gültigen Bestimmungen zur Liturgie abgeschafft wurden und das Latein seine Rolle als (nahezu) ausschließliche Sprache der Liturgie verlor.

Den Rest müßte ich bei Wikipedia nachschlagen.
 
Mona Lisa schrieb:
Was mich etwas an dem "unterhaltsamen" Roman irritiert, ist dass er zum Teil auf - zumindest auf den ersten Blick - reale Ereignisse wie den Flugzeugabsturz der Allitalia zurückgreift.

Da du eigentlich mich direkt angesprochen hast, gebe ich jetzt auch noch meinen Senf dazu ab. Autoren von historischen Romanen suchen sich bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit und bauen darum ihre Geschichte auf. In dem Roman von Vandenberg ist das das zweite vatikanische Konzil und dieser tatsächlich stattgefundene Flugzeugabsturz, in der Name der Rose das große abendländische Schisma (wobei ich jetzt Vandenberg und Eco nicht unbedingt in eine Reihe stellen würde *hüstel*). Das Konstrukt, das der Verfasser um diese Begebenheiten errichtet, ist variabel. Die Story in "Das fünfte Evangelium" hätte auch eine ganz andere Handlung haben können und wenn du konsequent vorgehen würdest, müsstest du unendliche viele Geschichten als wahr ansehen, nur weil sich die beiden Konstanten (zweites Vatikanisches Konzil und Flugzeugabsturz) tatsächlich ereignet haben.

Ich hoffe, dass ich mich nachvollziehbar ausgedrückt habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lukrezia Borgia schrieb:
wenn ich mich recht erinnere war das besondere an dem Evangelim, dass Barrabas der leibliche Sohn von Jesus war


Es gibt auch die Mutmassung, Barnabas oder Barabas wäre eine Verballhornung des jüdischen Ber-rabbi. danach müßte es korrekt heißen: "Bar-Abbas" zu deutsch: "Sohn des Vaters".

Hatten also die vor Pilatus versammelten Menschen die schreckliche Wahl zwischen Vater und Sohn? :grübel:

Aber ich will hier nicht wieder die Verschwörungsdiskussion ankurbeln :eek:fftopic:


:sorry:
 
Speaker schrieb:
Es gibt auch die Mutmassung, Barnabas oder Barabas
Das sind zwei unterschiedliche Namen
Speaker schrieb:
danach müßte es korrekt heißen: "Bar-Abbas" zu deutsch: "Sohn des Vaters".
Barabbas heißt auch genau das....

Speaker schrieb:
Hatten also die vor Pilatus versammelten Menschen die schreckliche Wahl zwischen Vater und Sohn? :grübel:
Wieso? Weißt du welcher Vater mit Abba gemeint ist? Mal ganz davon abgesehen war Jesus ja schon der Sohn (nämlich Gottes) also wäre Sohn des Sohnes doch viel passender: Barbar :D (Gabs da nicht mal ne Comicfigur? Da eröffnen sich ja ganz neue Zusammenhänge...)

Jetzt aber mal Spaß beiseite: die Bibelforschung geht davon aus, des die Figur des Barabas "erfunden" wurde um einen Kontrast zu Jesus darzustellen.
 
Lili schrieb:
Jetzt aber mal Spaß beiseite: die Bibelforschung geht davon aus, des die Figur des Barabas "erfunden" wurde um einen Kontrast zu Jesus darzustellen.

Wie kommt man auf diese Erfindung? In welchem Zusammenhang stellt sie einen Kontrast dar? Doch nur bei der Pilatus-Geschichte. Da stellt doch eigentlich Judas einen wesentlich stärkeren Kontrast dar. Irgendwie verstehe ich nicht ganz...
 
Mona Lisa schrieb:
Wie kommt man auf diese Erfindung? In welchem Zusammenhang stellt sie einen Kontrast dar? Doch nur bei der Pilatus-Geschichte. Da stellt doch eigentlich Judas einen wesentlich stärkeren Kontrast dar. Irgendwie verstehe ich nicht ganz...
Barabbas kommt auch "nur bei der Pilatus-Geschichte" vor. Barabbas ist in dem Punkt ein Kontrast, da er als Mörder/Straßenräuber dargestellt wird und dafür die gleiche Strafe erfahren soll wie Jesus. Der Kontrast ist also die Härte der Strafe im Verhältnis zur Schwere der Schuld. Nach Markus wird Pilatus aufgrund eines festen Brauches sogar auf Wunsch des Volkes frei gelassen. Das Bild ist hier ebenfalls das Verhältnis von Strafe zu Schuld, wobei Markus es noch deutlicher herausarbeitet. Und eben u.a. wegen dieser anschaulichen Darstellung des Markus gehen Bibelforscher heute davon aus, dass Barabbas erfunden wurde: der Brauch der Freilassung eines Gefangenen zu Passah existiert der aktuellen Quellenlage nach nicht - mal ganz davon abgesehen, wäre es politisch auch ziemlich gaga gewesen. Die römische Besatzungsmacht dürfte ein jüdisches Fest nämlich kaum interessiert haben.
 
El Quijote schrieb:
Auf der anderen Seite ist dies der einzig vernünftige Grund,weshalb sich Pontius überhaupt in Jerusalem aufhielt.
Aber doch wohl eher wegen der befürchteten Unruhen und nicht um einen zum Tode Verurteilten frei zu lassen, weil grad Passah ist.
 
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