Naja....
Die Wikinger aus Island haben sich auch nicht unbedingt von beispielsweise den Norwegern unterschieden.
Doch, haben sie. Es waren durchweg Bauern auf ihren Höfen. Nur die Söhne, junge Spunde, zogen vereinzelt auf Raubfahrten aus. Regelrechte Flotten gab es nicht, schon weil es an dem notwendigen Holz für den Schiffbau in großem Stil fehlte. Das war im waldreichen Norwegen ganz anders.
Es waren nur weniger, denn Island wurde ja erst während der Wikingerzeit besiedelt.
Außerdem gab es in Island ja ein Bevölkerungsmaximum.
Die Isländer dachten ja, dass das Land Island nur eine bestimmte Zahl von Menschen ernähren könnte.
Wo hast Du denn das her? Ich kenne keine Quelle aus der Zeit mit solchen Überlegungen.
Überzählige Säuglinge wurden ausgesetzt, sogar noch nach der Christianisierung.
Das war nicht Bevölkerungspolitik, sondern Familienpolitik (Erbteilung einzuschränken). Und die Aussetzung betraf nach den Quellen in der Regel Behinderte.
In dem in einem anderen Thread erwähnten "Damals"-Heft wurde in einem Absatz bemerkt, dass die Wikinger nicht grausamer, finsterer, blutrünstiger, gemeiner, oder was auch immer waren.
Das ist nur zum Teil richtig, nämlich wenn man das konkrete Schicksal eines Überfallenen betrachtet. Aber die Zeitgenossen wussten sehr wohl zwischen politisch motivierten Kriegszügen (mit den gleichen Greueln) und den reinen Raubzügen ohne politischen Hintergrund zu unterscheiden. Hunnen und Wikinger wurden eben anders betrachtet als fränkische Heere. Diese brandschatzten und heerten, um dem Feind die wirtschaftlichen Ressourcen zur Kriegsführung zu nehmen, und sie raubten, um mit der Beute die Gefolgschaft ihrer Truppen zu sichern. Die Wikinger aber raubten völlig sinnlos, weil sie mit der Beute nichts anfingen (in der Frühzeit war das noch anders: Da gibt es Berichte, dass ein heimkehrender Wikinger sich in Südschweden mit der Beute einen Hof kaufte und bewirtschaftete). Die Horden in Nordfrankreich, die u. a. Paris belagerten waren schon von der asozialen Sorte, die nicht mehr nach Hause konnte, weil sie in der Heimat nicht mehr gelitten waren. Was die mit der Beute und dem Lösegeld (viele Zentner an Silber) machten ... man weiß es nicht, jedenfalls nichts, was irgendwo seinen Niederschlag gefunden hätte. Erst bei den "regulären" Kriegstruppen Knuts und späterer in England weiß man, was mit dem Danegeld geschah: Davon wurde der Sold für die Truppen bezahlt. Die Wikinger wurden in der Masse nicht einmal reich davon. Gegen Ende der Wikingerzeit wurden sie in Nordengland angesiedelt, und die Anführer kauften (!) sich Land, aber die einfachen Kämpfer hatten dazu das Geld nicht, so dass sie wieder abziehen mussten und versuchten, in der Normandie Fuß zu fassen.
Sie werden oft nur so beschrieben, auch da die meisten Schriften über die Wikinger von den in Latein belehrten Christen stammen, wie auch vom Bischof Ansgar.
Das ist auch so eine Mär (der besonders Regis Boyer huldigt): Die Greuelberichte der Quellen seien unglaubwürdig, weil sie von den christlichen Opfern geschrieben seien. Kein Mensch kommt auf den Gedanken, die Berichte der KZ-Insassen über das Lagerleben mit der Begründung für übertrieben zu halten, dass sie von den Opfern geschrieben seien (mal die Holocaustleugner bei Seite gelassen).