Fachmann für historische Vorderlader gesucht

Opteryx

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Im Rahmen einer Recherche nach dem Verbleib von Sammlungsgut anhaltinischer Schlösser, außerhalb alliierter Konfizierung, suche ich einen Fachmann auf dem Gebiet historischer Vorderlader. Mir liegt eine Schaftkappe vor, die von einem wertvollen Jagdgewehr stammen dürfte. Ich würde dann ein Foto einstellen.
Grüße
 
Scheinbar liest hier kein Sammler historischer Waffen mit. Zur Erläuterung: Prinz von Anhalt will sich um die Rückführung u.a. konfiszierter mittelalterlicher Waffen bemühen. Während über Gemälde und Tafelsilber genaue Aufstellungen vorliegen, trifft das für die Waffensammlungen nicht zu. Es gibt zwar Fotos der in den Schlössern vorhandenen Bestände (Zerbst), aber leider nur in der Seitenansicht. Zur Identifikation von hier vor längerer Zeit aufgefundenen Teilen wäre jedoch eine Aufnahne von oben nötig, wo die Schaftkappen oft charakteristisch verziert waren.
Ich bin für jeden Tip dankbar.
 
Es gibt doch entsprechende Museen. Die sollten weiter helfen können. Ich weiß, kannst du dir wahrscheinlich selber denken. Aber hast du neben Waffen an das Stichwort Jagd gedacht?
 
Ich habe zwar Replikas und Originale historischer Waffen, würde mich aber nicht als Experte bezeichnen. Mein Tipp wäre in einer großen Sammlung wegen einer Expertise anzufragen. Ich fand die Historiker von der Rüstkammer in Dresden sehr freundlich und hilfreich. Aber vielleicht gibt es auch ein Jagdmuseum bei Dir um die Ecke. Die größeren Museen haben eigentlich alle wissenschaftliche Mitarbeiter, die eventuell auch zum Thema promoviert haben. Ich würde eigentlich nicht empfehlen hier ein Foto von einem Original reinzustellen.
 
Danke für die Tips. Wenn es wärmer wird, werde ich mich auf den Weg machen. Natürlich ist das Problem damit noch nicht gelöst, da keine Bestandslisten der anhaltiner Sammlungen vorliegen. Die Ausstellungsstücke wurden je nach Reihenfolge der Zerstörung ihrer Häuser umverlagert. Offenbar hat man aber einige Objekte dem alliierten Zugriff entzogen, was bei der strengen Gesetzgebung höchst gefährlich war. Zumeist hat man Waffen in geringerem Umfang vergraben, aber nie wieder hervor geholt. Wurden sie zufällig entdeckt, blieb in der SBZ nur die Möglichkeit der Verschrottung, insbesondere der Buntmetallanteile. Um ein solches Teil handelt es sich offenbar bei der Schaftkappe aus Messing.
 
Zumeist hat man Waffen in geringerem Umfang vergraben, aber nie wieder hervor geholt. Wurden sie zufällig entdeckt, blieb in der SBZ nur die Möglichkeit der Verschrottung, insbesondere der Buntmetallanteile. Um ein solches Teil handelt es sich offenbar bei der Schaftkappe aus Messing.
Was die separate Entdeckung der Schaftkappe angeht: laut Peter Kunz, einem Restaurierer historischer Feuerwaffen, wurden unter Kolbenkappen oft Dokumente versteckt, weshalb sie von Sammlern gerne demontiert werden. (Peter H. Kunz, Schiessen mit Historischen Vorderladerwaffen) {PDF})

Siehe auch: Stiftung Peter Kunz (mit Postadresse)
 
Ganz herzliches Danke, das war mir nicht bekannt. Die Demontage ist leider nach Jahrzehnten nicht mehr nachvollziehbar. Der letzte Besitzer hat die Kappe als Zusatzmetall zum Hartlöten am unteren Ende abgeschmolzen. Elektrodenmaterial war damals kaum erhältlich. Wenn wir die ehemalige Fundstelle der vergrabenen Sammelobjekte im Gelände lokalisieren könnten, wären dort sicherlich noch Reste, wie Schrauben u.ä. zu finden. Aber die Chancen sind gering, da alle Zeitzeugen verstorben sind.
 
Bei einigen Waffen war das sogar vorgesehen: Die Schaftkappen waren beweglich und dahinter war eine Höhlung für Werkzeuge. Preußische Militärwaffen hatten dadurch sogar eine Schwachstelle.

Buchstaben, Zahlen oder Punzen gibt es nicht?
Gibt es stilistische Anhaltspunkte für eine Zeitperiode?
 
Hier ist sie:
 

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Bei mir will es nicht laden, was aber an meiner Seite liegt. Ich versuche es später nochmal.

Stempel an der Schaftkappe, ob erkennbar oder nicht würden auf eine größere Manufaktur verweisen und so die Auswahl verringern. Das Akanthusblatt, wenn ich das bei dem Thumbnail richtig sehe, ist ja leider zeitlos.

Damit ist meine Weisheit zum Thema erschöpft.
 
Leider ist kein Stempel vorhanden. Er könnte natürlich im abgeschmolzenen Teil gewesen sein. Die damals gefundenen Objekte sollen unterschiedlichste Schlösser und diverse Verzierungen in Form von Intarsien enthalten haben. Mehr ist nicht bekannt. Jedenfalls hat es sich um eine Sammlung gehandelt. Theoretisch sogar um den hiesigen Theaterfundus, der angeblich durch den Bestand des Dessauer Schlosses nach dessen Zerstörung aufgestockt wurde. Allerdings sind solche Erzählungen oft nicht mit dem zeitlichen Geschehen vereinbar.
 
Das Akanthusblatt, wenn ich das bei dem Thumbnail richtig sehe, ist ja leider zeitlos.
Eigentlich schon, im SMA aber seltener. Damals war die Blättervielfalt an Dekorationen wesentlich grösser als ab dem 16. Jh. Verbreitet waren v.a. Palmen-, Eichen-, Wein- und Fantasieblätter. Abgesehen davon, das Akanthusblatt oben könnte auch eine spätere Hinzufügung sein (zumal mir der Sinn der getrennten Bauweise nicht einleuchtet, außer die Kappe musste an einen neuen Kolben angepasst werden) … soweit vom Foto überhaupt zu beurteilen.
 
Eigentlich schon, im SMA aber seltener. Damals war die Blättervielfalt an Dekorationen wesentlich grösser als ab dem 16. Jh. Verbreitet waren v.a. Palmen-, Eichen-, Wein- und Fantasieblätter. Abgesehen davon, das Akanthusblatt oben könnte auch eine spätere Hinzufügung sein (zumal mir der Sinn der getrennten Bauweise nicht einleuchtet, außer die Kappe musste an einen neuen Kolben angepasst werden) … soweit vom Foto überhaupt zu beurteilen.
Das Blatt ist nicht nachträglich angesetzt. Die Innenseite zeigt keine Naht, sondern ist glatt. Vermutlich handelte es sich um eine Jagdflinte gehobener Qualität. Ob Feuerstein- oder Perkussionsschloss, ist unbekannt. Radschloss scheidet aus.
 
In der alten Dresdener Gewehr-Galerie gibt es Änhlichkeit mit einer französichen Steinschlossflinte aus dem Anfang des 18.Jhd. Ob es so etwas in der anhaltiner Sammlung gab, wäre zu ermitteln.
 
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