kwschaefer
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Verdun hat was den Zynismus des gedanklichen Ansatzes Falkenhayns angeht sicherlich eine neue Dimension der Kriegsführung eröffnet. Falkenhayn behauptet in seinen 1919 erschienenen Memoiren, er habe dem Kaiser bereits 1915 in einer Denkschrift das Konzept für die Offensive von Verdun dargelegt und zitiert daraus:
„Das zweifelhafte oder über unsere Kräfte gehende Mittel des Massendurchbruchs ist dazu nicht nötig. ... Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden sich Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig, ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Tut sie es nicht und fällt das Ziel in unsere Hände, dann wird die moralische Wirkung in Frankreich ungeheuer sein. ...".
Das Original dieser Denkschrift ist allerdings bis heute nicht gefunden worden.
Es ist ja bekannt, dass Falkenhayn bereits nach der verlorenen Marne-Schlacht einen militärischen Sieg in diesem Krieg nicht mehr für möglich hielt. Selbst Russland glaubte er nicht besiegen zu können und verbot deshalb ja Hindenburg und Ludendorff eine groß angelegte Umfassungsschlacht im Norden und Süden der Ostfront zur Einkesselung der russischen Armee nach dem Muster von Tannenberg, was das Verhältnis zwischen Hindenburg und Falkenhayn bis zu Falkenhayns Tod 1922 zerrüttete.
Der Soldat spielt in Falkenhayns Konzept für Verdun nur noch die Rolle einer statistischen Größe. Er rechnete, dass bei einem Verlustverhältnis von 5 Franzosen auf 2 Deutsche Frankreich in einem überschaubaren Zeitraum Verluste in einer Größenordnung erleiden würde, die eine Beendigung des Krieges notwendig machen würden. Bezeichnend ist ja schon der Deckname für die Offensive „Operation Gericht“. Eine solche Situation in Frankreich hätte nach Falkenhayns Einschätzung auch England friedensbereit gemacht. Deutschland aber würde angesichts des Verhältnisses 5:2 und der großen Bevölkerungszahl die Verluste verkraften können.
Man muss allerdings berücksichtigen, dass Falkenhayns Konzept strategischer Natur war und auf die baldige Beendigung des Krieges durch eine einzige Schlacht zielte.
Es scheiterte letztlich im taktischen Bereich. Der massierte Artillerieeinsatz brachte nicht die erhofften Erfolge, und im Sommer erkannte man, dass die deutschen Reserven schneller verbraucht sein würden, als ein Zusammenbruch Frankreichs würde erreicht werden können. Außerdem mussten die deutschen Truppen vor Verdun reduziert werden, um die kuk Monarchie zu stützen als bei der Brussilow-Offensive der Widerstand der Armee auf fast 80 km Breite zusammenbrach. Nach der Ablösung Falkenhayns durch Hindenburg und Ludendorff wurde zwar die Offensive beendet, aber die vorderen Stellungen, die nur sehr schwer zu verteidigen waren, wurden beibehalten und die Kämpfe gingen weiter; nach der französischen Gegenoffensive stand die Front Ende Dezember 1916 wieder etwa an der gleichen Stelle wie im Frühjahr. Beide Länder, Deutschland wie Frankreich hatten etwa 350.000 Tote verloren, zu ungefähr gleichen Teilen. Genaues weiß niemand.
Ein so bedenkenloser Umgang mit dem Leben der Soldaten wie ihn Falkenhayn praktiziert hat, als Element einer rein statistischen Betrachtung, das war schon eine neue Dimension.
EDIT: Thema "Falkenhayn" kopiert von http://www.geschichtsforum.de/f76/der-erste-moderne-krieg-1789-1914-a-12819/
„Das zweifelhafte oder über unsere Kräfte gehende Mittel des Massendurchbruchs ist dazu nicht nötig. ... Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden sich Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht gibt, gleichgültig, ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Tut sie es nicht und fällt das Ziel in unsere Hände, dann wird die moralische Wirkung in Frankreich ungeheuer sein. ...".
Das Original dieser Denkschrift ist allerdings bis heute nicht gefunden worden.
Es ist ja bekannt, dass Falkenhayn bereits nach der verlorenen Marne-Schlacht einen militärischen Sieg in diesem Krieg nicht mehr für möglich hielt. Selbst Russland glaubte er nicht besiegen zu können und verbot deshalb ja Hindenburg und Ludendorff eine groß angelegte Umfassungsschlacht im Norden und Süden der Ostfront zur Einkesselung der russischen Armee nach dem Muster von Tannenberg, was das Verhältnis zwischen Hindenburg und Falkenhayn bis zu Falkenhayns Tod 1922 zerrüttete.
Der Soldat spielt in Falkenhayns Konzept für Verdun nur noch die Rolle einer statistischen Größe. Er rechnete, dass bei einem Verlustverhältnis von 5 Franzosen auf 2 Deutsche Frankreich in einem überschaubaren Zeitraum Verluste in einer Größenordnung erleiden würde, die eine Beendigung des Krieges notwendig machen würden. Bezeichnend ist ja schon der Deckname für die Offensive „Operation Gericht“. Eine solche Situation in Frankreich hätte nach Falkenhayns Einschätzung auch England friedensbereit gemacht. Deutschland aber würde angesichts des Verhältnisses 5:2 und der großen Bevölkerungszahl die Verluste verkraften können.
Man muss allerdings berücksichtigen, dass Falkenhayns Konzept strategischer Natur war und auf die baldige Beendigung des Krieges durch eine einzige Schlacht zielte.
Es scheiterte letztlich im taktischen Bereich. Der massierte Artillerieeinsatz brachte nicht die erhofften Erfolge, und im Sommer erkannte man, dass die deutschen Reserven schneller verbraucht sein würden, als ein Zusammenbruch Frankreichs würde erreicht werden können. Außerdem mussten die deutschen Truppen vor Verdun reduziert werden, um die kuk Monarchie zu stützen als bei der Brussilow-Offensive der Widerstand der Armee auf fast 80 km Breite zusammenbrach. Nach der Ablösung Falkenhayns durch Hindenburg und Ludendorff wurde zwar die Offensive beendet, aber die vorderen Stellungen, die nur sehr schwer zu verteidigen waren, wurden beibehalten und die Kämpfe gingen weiter; nach der französischen Gegenoffensive stand die Front Ende Dezember 1916 wieder etwa an der gleichen Stelle wie im Frühjahr. Beide Länder, Deutschland wie Frankreich hatten etwa 350.000 Tote verloren, zu ungefähr gleichen Teilen. Genaues weiß niemand.
Ein so bedenkenloser Umgang mit dem Leben der Soldaten wie ihn Falkenhayn praktiziert hat, als Element einer rein statistischen Betrachtung, das war schon eine neue Dimension.
EDIT: Thema "Falkenhayn" kopiert von http://www.geschichtsforum.de/f76/der-erste-moderne-krieg-1789-1914-a-12819/
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