Falsche Überlieferung der Varusschlacht?

Weil es seit Caesar jede Menge Niederlagen gegen die Germanen oder zumindest Probleme mit mit der Einrichtung einer Provinz gab (clades Lolliana, immensum bellum) und dies auch über die Varusschlacht hinausreichte. In deiner Darstellung wirkt das so, als sei die clades Variana ein singuläres Ereiggnis, aber das ist sie eben nicht. Sie ist durch ihre Deutlichkeit nur außergewöhnlich.
Eher könnnte man glauben, die clades Lolliana oder der immensum bellum wären vertuschte Ereignisse, so wenig, wie wir über diese wissen. Wobei mein Verdacht ist, dass der immensum bellum gar nicht so "immens" war, sondern von Velleius aufgebauscht wurde, der sowohl die Leistungen seines Feldherren Tiberius als auch seiner selbst durch das Attribut vergrößern wollte.

Über den Nachgang der Varusschlacht wissen wir ziemlich sicher, dass noch im Jahr 9 Tiberius den Rhein überschritt, weitere Male in den Jahren 10 und 11.
Germanicus kam im Zuge von Augustus' Tod 14 an die Rheingrenze und überschritt sie noch im Herbst erstmals (caesischer Wald/Marser). Es ist anzunehmen, dass er zunächst gar nicht unbedingt auf Rache aus war, sondern auf Beruhigung der Meuterer und Beschäftigung der Soldaten (Feldzug 14) und erst 15-1 (Entsetzung des belagerten Segestes) oder sogar erst 15-2 (Verwüstung des Brukterergebietes und im Verlaufe des Feldzuges und mit Begehung des Varusschlachtfeldes) von der innenpolitischen Agenda auf die außenpolitische Agenda umschwenkte: Arminius zu besiegen. Daher dann auch der Marsch an die Weser (16-2, vorher - 16-1 - die ihm von den Germanen aufgezwungene Entsetzung des belagerten Aliso).
 
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